Maserati Gran Turismo S von Mansory Test – Einzig, nicht artig

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Mansory, einer der ganz Großen im Bereich des Luxus-Tunings. Was dieser Veredler in die Hand nimmt, übertrifft seine Ausgangsbasis um ein Vielfaches.

So auch beim Mansory „Bolide“ in Rosso Mondiale, der auf die nicht eben schwächliche Basis des Maserati Gran Turismo zurückgreift und damit für ordentlich Musik sorgt.

Unauffällig ist er nicht, der „Bolide“. Zwar kann man das von der Basis auch nur eingeschränkt behaupten, doch wenn man mit diesem automobilen Aufschrei durch die Stadt fährt, sind einem die Blicke anderer sicher, wie der Tod und die Steuer. Doch die schaulustige Meute teilt sich in zwei Lager auf: Die einen zücken sofort das Foto-Handy und sind verliebt in den extrovertierten Auftritt, während die anderen nur den Kopf schütteln und spätestens beim Ertönen der Auspuffanlage den Vogel zeigen.

 

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Design – Gemacht, um zu polarisieren

Als Fluchtwagen, taugt dieses Automobil so gut, wie ein … hören wir auf mit Vergleichen! Es gibt nichts Vergleichbares. Aber um zurück zum Thema zu kommen: Man bleibt nicht ungesehen – und genau darin liegt der Reiz. Das knallige Rot ist allgegenwärtig und ist sogar an den Felgen wiederzufinden. Unterbrochen wird es lediglich durch dunkle Flächen, die erst bei genauerer Betrachtung als Carbon, oder als CFK, wie der Fachmann sagen würde, auszumachen sind. Die feinen Karos des vielschichtigen und enorm leichten Werkstoffs sind ein subtiler Kontrast zum Ausgangsprodukt und veredeln den „Boliden“ vollends.

Es sind nicht nur kleine Elemente, wie die Außenspiegel-Kappen oder der Rahmen des Kühlergrills. Dieser Werkstoff, der exklusiv von Mansory gefertigt wird, ist wie Mascara bei einer schönen Frau: Er unterstreicht die natürliche Schönheit und trägt nicht zu dick auf. Er ist präsent, aber nicht auf den ersten Blick.

Ähnlich ist es beispielsweise mit der Motorhaube: Was aus der Distanz wie dunkler Lack wirkt, ist eine Vollcarbon-Haube, die größtenteils rot lackiert wurde. Das sieht man besonders, wenn man die Haube öffnet und das Werk von unten bestaunt. Dabei ist die Perfektion dieses Konstrukts beeindruckend. Sind aus der Vergangenheit noch Klagen über schlechte Passungen oder das Verziehen eines großen Fahrzeugteils in Erinnerung, kann man hier getrost Klagen abweisen. Die Spaltmaße verlaufen wie beim Original, die konvexen und konkaven Flächen sitzen, wie ein Maßanzug von Brioni.

 

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An der Front erwartet den Betrachter aber noch mehr: Die diskret eingepasste Lufthutze in der Fahrzeugmitte, das Aufmerksamkeit erregende vertikal eingebaute Tagfahrlicht und das Carbon-Spoilerschwert unterstreichen abermals die Extravaganz. Seitlich kommen Alufelgen im 20-Zoll-Format vorne, sowie in 21-Zoll hinten zum Einsatz.

Nicht nur ihre schiere Größe, sondern auch die Reifen mit dem niedrigen Querschnitt und vor allem die Bi-Color-Lackierung fallen auf. Unterstrichen wird das Ganze von Seitenschwellern aus Carbon, die ihrem Namen gerecht werden. Erst durch sie schwillt der untere Türbereich förmlich an und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Das Heck: Eine der schönsten Ansichten des GT. Ein Carbon-Diffusor, dem man abnimmt, dass er die heranströmende Luft sinnvoll kanalisiert sowie eine Auspuffanlage mit Carbon-Endstücken geben der Rückansicht Charakter und Sportlichkeit, gepaart mit Qualität. Die Verarbeitung des Tuningkleids ist derart formvollendet, dass sie auch direkt vom Werk kommen könnte und man sich fragt, warum ein Maserati nicht serienmäßig so ausgeliefert wird. Über den Look des ausladenden Heckspoilers darf man streiten. Fakt ist aber, dass auch er ein Kunstwerk aus CFK darstellt und den Boliden bei hohen Geschwindigkeiten wie eine Dampfwalze auf den Boden presst. Außerdem gibt es auch eine kleinere Variante in Form einer Spoilerlippe, die mit ihrer Linienführung dezenter ausfällt.

 

Interieur – Einsteigen und staunen

Sich im Innenraum nieder zu lassen, ist wie das Betreten eines Prinzgemachs: Luxus, Extravaganz und erlesenste Materialien, soweit man sieht – ein Traum aus Rot und Schwarz. Man möchte alle Elemente am liebsten gleichzeitig berühren, während man dem Duft des edlen Leders erliegt. Hinzu kommen geschmackvoll gesetzte CFK-Teile, die Mansory für Desio-Design gekonnt aus den Serienteilen schuf.

So sind es nicht nur die Zierleisten in den Türen oder am Armaturenbrett, der Rahmen um das wahrlich nicht mehr zeitgemäße Navigationssystem oder die großen Schaltwippen, sondern das Lenkrad selbst, das den Fahrer in freudige Verzückung versetzt. In neues Leder gehüllt, oben und unten abgeflacht, mit dicken Nähten versehen und zur Krönung mit einem attraktiven CFK-Anteil bestückt, liegt es satt in der Hand und lässt den Piloten mit dem Fahrzeug verwachsen.

 

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Am liebsten möchte man tatsächlich mit dem Italiener verwachsen: Die Sitze mit ihrer prachtvollen Rauten-Steppung, der Alcantara-Dachhimmel, die Platzverhältnisse in der ersten Reihe – hier passt alles zusammen. Einzig der Seitenhalt des Seriengestühls lässt etwas zu wünschen übrig. Doch schließlich sitzt man in einem GT, der nicht durch den Schraubzwingen-Halt von Schalensitze stören will, sondern mit möglichst großem Komfort auf der langen Reise – also der„Gran Turismo“ – zu gefallen vermag.

Hinten sitzt es sich sogar für mittelgroße Europäer passabel, wenn auch der Zustieg etwas beschwerlich ausfällt. Daran ändern auch die zuvorkommend elektrisch nach vorn fahrenden Vordersitze nichts. Letztendlich dürften die hinteren beiden Plätze vorwiegend als Lagerplatz für Transportgut dienen, was angesichts des formidablen Lederqualität und –Gestaltung ein Jammer wäre.

Doch es hilft nichts: Da der Kofferraum nur kleines Gepäck aufnimmt, muss man sich anderweitig behelfen. Andererseits würde das Ladeabteil genug Raum für exklusive kleinere Carbon-Teile lassen, wie etwa iPad-Cover oder andere noble Accessoires.

Fahreindrücke – Laut, Lauter, „Bolide“

Zündung und Action! Doch was am Exterieur in Gestalt der schönen Auspuffanlage für Vorfreude sorgte, gibt nun Grund zum Zweifeln. Ein V8 aus Italien muss klar vernehmbar sein, zur Not auch im Nachbarort. Doch der Mansory ist zunächst anders. Im Laufe der Testfahrt finden wir einen unauffällig installierten Schalter im Cockpit und aktivieren ihn flugs.

Was sich durch das Betätigen dieses Schalters ergibt, ist orgiastisch! Pardon, aber es gibt keinen anderen Ausdruck, der diesem Klang auch nur ansatzweise nahe kommen würde. Man ist permanent auf der Suche nach einem Tunnel oder einer Eisenbahnbrücke, um nach alter TV-Manier mehrere Gänge herunterzuschalten und der Geräuschkulisse freien Lauf zu lassen.

Zwar erntet man hierfür größtenteils skeptische Blicke –  wir untertreiben hier bewusst – doch das zählt nicht, da man in seinem eigenen Mikrokosmos schwebt. Klick, klick an der Carbonwippe: Schon ist der Gangwechsel mit zwei starken Kopfnickern vollzogen und der V8 spuckt schmutzigsten Heavy Metal aus seinen Endrohren.

 

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Doch ein Auto besteht nicht nur aus Sound – leider! Es sind viele Details, die ein gutes Automobil ausmachen, erst recht einen Sportwagen wie diesen. Es ist beispielsweise die Schaltung, die zuerst verstanden werden will, bevor man die Kommandos erntet, die man befiehlt. So dreht der GT im normalen Modus nur bis 4.000 Touren, selbst, wenn man wieder einen Gang herunterschalten möchte.

Ein Ausdrehen der Gänge macht nur der Sportmodus möglich, der sich wiederum nur im Stand aktivieren lässt. Möchte man es aber ruhig angehen, verursachen die Schaltpausen des Automatik- Modus ein starkes Kopfnicken bei den Passagieren. Aber eine italienische Dame hat eben ihre Ecken und Kanten.

Ähnliches gilt für den Fahrkomfort. Die Seriendämpfer harmonieren bestens mit den Tieferlegungsfedern, die den Maserati um 35 Millimeter näher an den Boden bringen. Besonders die Optik profitiert davon, vor allem, da die großen Räder mit dem kleinen Querschnitt seltsam verloren in den bauchigen Radkästen stünden.

Doch genau hier liegt die Krux: Die Tieferlegung ermöglicht eine geringe Seitenneigung bei gleichzeitig alltagstauglichem Restkomfort; doch der niedrige Querschnitt verdirbt die Gesamtabstimmung. Der Wagen läuft jeder noch so kleinen Unebenheit oder Spurrille nach und gibt die Topographie der Straße überdeutlich weiter. Kleinere Räder und Reifen mit einem höheren Querschnitt würden dem abhelfen und zusätzlich den hoch angesiedelten Grenzbereich leichter beherrschbar machen.

 

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Es zeigt sich bei unserem Testwagen ein heutzutage gewohntes Bild: Durch die enorme Breite der Reifen klebt das Fahrzeug lange auf der Straße und gibt sich eher dem Untersteuern hin. Erst mit roher Gewalt und aberwitzigem Gas-Einsatz kommt dann das Heck mit einem starken Schwenk. An sich ist dies nicht überraschend für einen Hecktriebler, doch der Grat zwischen Unter- und Übersteuern ist sehr schmal. Mehr Querschnitt würde jedoch ein stärkeres „Walken“ des Reifen bewirken und das Übersteuern leichter beherrschbar machen. Aber was tut man nicht alles für einen nachdrücklich dramatischen Eindruck.

Man gibt dem italienischen Pracht-Aggregat zum Beispiel die Sporen. Sind alle Regelsysteme zumindest auf „Sport“ gestellt, ermöglicht der rauchig-sahnige Achtzylindermotor eine Beschleunigung von unter fünf Sekunden auf die obligatorischen 100 Stundenkilometer. Der Vortrieb endet erst bei theoretischen 304 km/h, die aber nur auf ebenen und vor allem leeren Streckenabschnitten verwirklicht werden sollten.

Doch insgesamt wirkt die lineare Leistungsentfaltung recht unspektakulär. Durch den besseren Anzug in hohen Drehzahlbereichen und der daraus resultierenden dramatischen Soundkulisse kommt man sich permanent schneller vor, als man tatsächlich ist. Mit Schuld am zwar sportlichen, aber nicht exorbitant dynamischen Vortrieb ist sicherlich das hohe Gewicht der Ausgangsbasis. Zwar schaffte es Mansory mit den Carbon-Teilen die Pfunde zu reduzieren – sodass die Serienbremsanlage bleiben durfte – doch leicht ist der „Bolide“ nicht.

 

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Fazit – Erst wo Licht ist, kann Schatten entstehen

Der „Bolide“ ist ein Highlight, das in homöopathischen Dosen auch ein solches bleibt. Es ist die Extravaganz, der enorm hohe Qualitätsstandard der Anbauteile und die Summe aller angesprochenen Sinne, die den Reiz an diesem Wagen ausmachen. Objektiv und rationell betrachtet, ist das Endprodukt ein schnelles Coupé – nicht mehr, nicht weniger. Doch ein solches Produkt darf man nicht mit dem kühlen Verstand angehen, sondern muss es mit dem Herzen, mit dem Bauchgefühl sehen.

Abstriche in Form eines mäßigen Federungskomforts nimmt man den gerne in Kauf, da man mit anderen Wohltaten belohnt wird, wie etwa der umwerfenden Optik – die man aufpreisfrei auch ohne Heckspoiler genießen kann. Letztendlich ist selbst der infernalische Klang diametral, also des Guten zu viel, weshalb es sich insgesamt empfiehlt den Maserati als Zweit- oder Drittfahrzeug im Fuhrpark zu haben. Das Beste aber ist, dass er auch in grau zu haben ist.

 

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Nichtsdestotrotz ist eine gewisse Bonität beim Kunden natürlich vorausgesetzt. Aber Mansory ist nicht gerade dafür bekannt im Low-Budget-Bereich angesiedelt zu sein. Wer sich aber trotz kleiner monetären Mittel den Luxus leisten will, sollte sich einmal im Online-Shop von Desio-Design umsehen. Dort sind allerhand Verfeinerungen für alltägliche Gebrauchsgegenstände zu erwerben, die aus Carbon, Echtholzfurnier, oder nach speziellen Wünschen gefertigt werden können. Selbst, wenn es ein iPad-Cover mit einem eingearbeiteten Dreizack ist.

 

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography / Text: Adam Meyer

Fahrzeugschein: Maserati Gran Turismo S by Mansory

Motor: V8-Ottomotor

Hubraum: 4.691 ccm

Leistung: 361KW/ 490PS

Getriebe: Sequentiell mit Automatikmodus

Antrieb: Heck

Höchstgeschwindigkeit: 304 km/h

Neupreis netto: 189.742€

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