Skoda Octavia RS 2.0 TDI Test – Sportlicher Dienstwagen

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Nobel ist er, der Skoda Octavia RS Combi. Nobel? Ein Skoda? Ja ganz recht! Gerade im adretten Grau des Testwagens weckt der tschechische Kombi Begehrlichkeiten.

Er hat dabei diese kühle Zurückhaltung, die man sonst nur von Produkten kennt, die einen angebissenen Apfel als Logo tragen. Doch wie fährt sich der kühle Lust-Laster? Genügen die 184 Diesel-Pferde, um die äußere Zurückgenommenheit in innere Freude umzumünzen? Wir haben unsere Fühler ausgefahren.

Design – Mister Cool

Von außen mimt der Tscheche völlig den ernsthaften und kühlen Kombi. Doch nicht irgendeinen Kombi, sondern einen durchaus sportlichen, bei dem man sich dann und wann dabei erwischt, dass man ihm hinterher sieht. Vielleicht ist es die Farbe, dieses fast schon uni wirkende Grau, das die Blicke auf sich zieht. Vielleicht ist es das straffe Blechkleid, das sich wie ein eng anliegender Anzug über seine muskulösen Partien zieht. Vielleicht ist es der ernsthafte Auftritt, der mit seinen RS-eigenen Anbauteilen durchaus Sportlichkeit ausdrückt. Ganz gleich was es ist, die Designer haben einen guten Job gemacht, der sofort den „Will-ich-haben“-Reiz auslöst.

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Unterstützung findet dieses Gefühl unter anderem durch die großen Lufteinlässe an der Front. Sie signalisieren sofort, dass hier mehr als nur eine kleine Basismaschine unter der ausgeformten Haube schlägt. Zwar sind diese Öffnungen nicht dermaßen überbordend, dass der Skoda Octavia RS als außerordentlich auffälliges Fahrzeug gilt, aber der interessierte Betrachter wird den Unterschied erkennen. Hinzu kommt ein sehr konzentrierter Blick aus den Bi-Xenon Scheinwerfern, die bei diesem Modell ein schwarzes Innenleben besitzen, das wie die Kampfbemalung eines einsatzbereiten Football-Spielers wirkt. Doch diese Farbe findet sich nicht nur in den strahlenden Leuchteinheiten, sondern auch als Stilelement am gesamten Combi verbreitet: Der Kühlergrill, die Außenspiegel, die Heckschürze – überall findet sich die elegante Farbe. Darüber hinaus bildet sie einen spannenden Kontrast zur restlichen Lackierung, besonders natürlich, wenn man einen hellen Farbton wählt.

Seitlich zeigt sich ein Bild, das für das gesamte Fahrzeug als stilbildend gelten darf: Die Geradlinigkeit. Die untere Fensterlinie wirkt ebenso wie mit dem Lineal gezogen, wie die beiden Konturlinien an den Unterseiten der Türen. Doch diese Schörkellosigkeit schafft einen zeitlosen Auftritt, sodass dieser Octavia auch nach seinem Produktlebenszyklus nicht altbacken wirken wird. Sind es nicht die Automobile, die viele Sicken, Wölbungen und sonstigen zeitgenössischen Firlefanz bieten, die nach kurzer Zeit angestaubt und unzeitgemäß wirken? Zum Glück hat der Tscheche – auch als RS – nichts damit am Hut.

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Etwas verspielter zeigt sich da die Heckpartie: Die C-Förmigen Leuchten – besonders auffällig bei Dunkelheit – bilden dabei ein nahezu klassisches Designelement. Stilbildend für die aktuellen Skoda-Modelle mit Steilheck, bietet auch der Octavia RS Combi die diagonalen Einzüge neben der Kennzeichenmulde. Doch darüber hinaus zeigt die rückwärtige Ansicht das ein oder andere sportliche Attribut. So zeugt nicht nur der Dachspoiler von seinem dynamischen Potenzial, sondern auch die bullige Heckschürze und vor allem die Auspuffanlage, die attraktive, trapezförmige Endrohr-Blenden links und rechts parat hält. Das augenscheinlich markanteste Designelement bildet aber der, in den Stoßfänger integrierte, Reflektor: Er zieht sie fast über die gesamte Breite des Fahrzeugs und hebt den RS damit von der Masse ab.

Inneraum – Slimfit mit Dehnbund

Im Interieur herrscht vor allem eines vor: die dunkle Farbgebung. Das hat vor allem zwei Ausprägungen zur Folge: Zum einen wirkt der Innenraum dadurch durchaus sportlich, zum anderen schafft dies Farbgebung aber eine gewisse Enge, die gar nicht vorhanden ist. Der Octavia wirkt im ersten Moment kleiner und enger, als er es objektiv ist. Die Platzverhältnisse sind, wie man es von seinen zivileren Brüdern kennt mehr als ausreichend und über dem Klassenstandard – immerhin muss der Octavia zur Kompaktklasse gezählt werden, auch wenn er dieses Format lange abgelegt haben mag.

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Doch zurück zum Thema: Dem Platzangebot. Vorn wie hinten sitzt es sich sehr angenehm. In jede Himmelsrichtung kann man sich angenehm ausbreiten, ohne große Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Zwar gibt es Fahrzeuge, die etwas mehr Beinfreiheit oder mehr Innenbreite bieten, aber diese lassen sich auch wesentlich teurer bezahlen und rangieren auch die ein oder andere Fahrzeugklasse über diesem Tschechen. Kein Grund zur Klage also: Selbst große Passagiere reisen ein beiden Sitzreihen kommod. Besonderen Grund zur Freude bietet aber der Kofferraum, da er ein überdurchschnittliches Basisvolumen bereitstellt. 610 Liter sind eine wahre Kampfansage, bei der  selbst die meisten höherklassigen Fahrzeuge die Segel streichen müssen. So wird der RS Combi, mitunter auch durch viele praktische Details, wie Taschenhaken oder eine Taschenlampe im Kofferraum, zu einem wahren Transporter mit D-Zug-Qualitäten – doch dazu an anderer Stelle mehr.

Was zeichnet die RS-Variante im Innenraum aus, welche Besonderheiten bietet sie über die dunkle Farbgebung hinaus? Zugegebenermaßen sind es nicht wenige feine Details, die aber Wirkung zeigen. Dazu zählen vor allem die vorderen beiden Sitze: Sie bieten nicht nur eine wertige und sportliche Optik mit ihren integrierten Kopfstützen, sondern stellen auch einen packenden Seitenhalt bereit. Der angedeutete Schalensitz-Look lässt eventuell vermuten, dass die Sessel unbequem daherkommen, doch der Schein trügt, da man in ihnen hervorragend reisen kann. Sie geben an den richtigen Stellen in einem guten Maß nach, ohne aber weich zu wirken und lassen damit Langstrecken zum Vergnügen werden. Doch ansonsten halten sich sportliche Elemente im Interieur vornehm zurück. Carbon-Look-Zierleisten an den Türen und um die Schaltkulisse herum, ein Lenkrad mit perforiertem Leder und einem RS-Logo sowie andere Skalierungen für die einwandfrei ablesbaren Instrumente, bilden die auffälligsten Änderungen.

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Änderungen an der Funktionalität und der Bedienung bedeute dies aber glücklicherweise nicht, wie schon unser Test des kleinen Bruders, dem Skoda Octavia 1.6 TDI Combi zeigte. Hier wie dort lassen sich die Elemente nahezu blind bedienen und gefallen mit ihrer klaren Struktur. Alles sitzt am rechten Fleck – gut so für ein Auto, das man theoretisch auch auf der Rennstrecke bewegen könnte.

Fahreindrücke – Schein und Sein

Ein Skoda auf der Piste? Noch dazu als Combi? Warum nicht? Schließlich verfügt dieser Tscheche über gutes Rüstzeug für den dynamischen Einsatz. Natürlich ist er nicht als Ring-Tool konzipiert worden, sondern als Kompromiss aus Alltagstauglichkeit und der schnellen Kurvenhatz am Wochenende, aber dieser Kompromiss darf als geglückt bezeichnet werden.

Vorbei die Zeiten, in denen ein sportliches Modell knochentrocken über Straße bockte und als Suchgerät für die kleinste Unebenheit dienen konnte. Dieser Skoda bietet einen angenehmen Federungskomfort im Alltag, lässt es zu, dass man als Familienvater seine Schützlinge kommod in ihren Maxi-Cosis von A nach B bringen kann und dass sich selbst die liebe Schwiegermutter nicht über etwaige Rütteleien beschweren muss. Andererseits ist der RS aber auch keine weiches Sofa, sondern lässt gefühlvoll zu, dass der Fahrer weiß, was unter ihm geschieht. Die Rückmeldung ist gut, die Seitenneigung gering und dabei gleichzeitig ein hohes Maß an Schluckfreudigkeit gegeben – Applaus Skoda.

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Hinzu gesellt sich eine Lenkung, die für den Sportfahrer zwar etwas straffer und schwergängiger daher kommen dürfte, aber für die Allgemeinheit eine gute Mitte bietet. So zirkelt man zielsicher durch jegliche Kurvenradien, ohne aber die Oberarme eines Kugelstoßers mitbringen zu müssen, was die Dame des Hauses freuen dürfte. Dabei ist dem Skoda eine Taubheit um die Mittellage fremd, ohne aber zappelig zu wirken – die Ingenieure haben gute Arbeit geleistet.

Das zeigt sich auch daran, dass das Fahrzeug mit der gebotenen Leistung weit entfernt davon ist, was man landläufig Überlastung nennen würde. Der 2.0 TDI, als weit verbreitetes Konzern-Aggregat auch in vielen Volkswagen, Seat und Audi zu finden, bemüht sich zwar sportlich zu wirken, aber so richtig mag der Funke nicht überspringen. Zwar dreht der Diesel durchaus willig bis in hohe Drehzahlen, doch vom RS-Kürzel hätte man mehr erwartet. Ein schlagartiger Punch bleibt zugunsten einer recht homogenen Leistungsentfaltung aus. Zwar sind die 8,3 Sekunden auf Landstraßentempo ein dynamischer Wert, doch einen Aha-Moment erzeugen sie nicht. Auch die mit 230km/h angegebene Höchstgeschwindigkeit braucht etwas Anlauf: Bis etwa 200 Stundenkilometer legt der Skoda Octavia RS passabel an Geschwindigkeit zu, darüber hinaus wird der Vortrieb aber spürbar zäher.

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Möglicherweise würde die Handschaltung besser zum sportlichen Charakter des Tschechen passen, aber das sei dahingestellt, da uns zum Test nur die DSG-Variante zur Verfügung stand. Das Getriebe, wie man es von den Doppelkupplungsgetrieben aus dem Konzernbaukasten gewohnt ist, sortiert durchaus schnell die Gänge, doch lässt es sich beim Kickdown eine kleine Gedenksekunde, bevor man dann sachte in den Sitz gedrückt wird. Für den automobilen Alltag, in dem man viel mitschwimmen muss und möglichst entspannt vorankommen möchte, ist dieses Getriebe sicherlich eine angenehme Lösung. Doch der sportliche Fahrer wird vergnügt zur Handschaltung greifen.

Fazit – Sparen hin oder her

Der RS ist ein rundum gelungenes Auto: Platz, Design und Qualität stimmen – zweifellos. Er ist gefällig, stylisch, bietet vier Erwachsenen selbst mit großem Gepäck reichlich Platz und verwöhnt mit einer guten Ausstattung und Bedienbarkeit.

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Einzig die Sportlichkeit geht im mit dem Dieselmotor in Verbindung mit dem 6-Gang-DSG etwas ab. Es ist weder das Fahrwerk, noch die Lenkung, die hier auffallen, sondern der etwas verhaltene Vortrieb. Unsere Empfehlung geht dafür in Richtung des 2.0 Turbo-Benziners mit Handschaltung, der für mehr Fahrspaß sorgen dürfte. Auch, wenn dieser Antrieb nicht mit 6,5-7 Litern Durchschnittverbrauch auskommen wird, wie es unser Testwagen schaffte, glänzt der Benziner mit der größeren Sportlichkeit und dem geringeren Einstiegspreis. Jetzt darf der dynamische Familienvater oder Außendienstler also wieder unruhig schlafen und von diesem attraktiven Kombi zum verträglichen Preis träumen.

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography

Fahrzeugschein: Skoda Octavia RS 2.0TDI

Motor: 4-Zylinder-Diesel

Hubraum: 1.986 ccm

Leistung: 135 KW / 184 PS U/min

Drehmoment: 380 Nm bei 1.750 U/min

Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe

Antrieb: Front

Leergewicht: 1.502 Kg

L/B/H: 4.685/1.814/1.452mm

Radstand: 2.686mm

Kofferraumvolumen: 610L Basisvolumen

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 8,3s

Höchstgeschwindigkeit:  228km/h

ECE-Verbrauch: 5,0 L/100km

Preis: Ab 33.090€

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