Toyota Aygo Test – Mister X

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Der dritte im Bunde, das sich aus dem neuen Peugeot 108 und dem Citroen C1 bislang als Duo behauptete, betritt die Bühne und macht dabei einen erwachsenen Eindruck – zumindest rein äußerlich.

Seine Front wirkt sehr ernst und verkniffen, was für ein sportliches Erscheinen sorgt. Doch sind die Fahreindrücke ähnlich sportlich? Wir haben den Japaner ausführlich getestet und sind überrascht. Ob positiv oder negativ lesen sie in den folgenden Zeilen.

Design – Schwarzes Maskara

Ganz schön grimmig kommt der neue Toyota Aygo daher – so kennt man ihn gar nicht. Schaute der beliebte Vorgänger noch recht freundlich aus seinen nahezu dreieckigen Scheinwerfern, so wirkt das neue Exemplar nahezu angriffslustig. Besonders, wenn man einen hellen Farbton wählt, beispielsweise das strahlende Weiß unseres Testwagens, kommt die schwarze Kriegsbemalung in Form des neuen „Kreuz-Designs“ an der Front besonders zur Geltung. Wir meinen: Gut so! Immerhin unterscheiden sich die Brüder – 108, C1 und Aygo – nun deutlicher voneinander und glänzen mit ihrer Marken-DNA.

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Die Front wirkt markant und bietet somit einen hohen Wiedererkennungswert. Doch darüber hinaus zieht sie auch die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer auf sich, die sich interessiert geben. Kein Neid, keine abfälligen Handgesten, sondern Lob wird uns für unser attraktives Auto ausgesprochen. Besonders die weiblichen Schaulustigen sind spendabel mit ihrem Lächeln, weshalb der Aygo bei uns positiv in Erinnerung bleiben wird.

Wenn man ihn aber so recht betrachtet, wirkt er jedoch ziemlich männlich: Der scharfe Blick mit seinen Projektionsscheinwerfern mit dem dunklen Gehäuse, das schwarze X, die recht bullig wirkende Front – allerlei Indizien sprechen dafür. Die Seitenlinie zeichnet sich durch einen erst leichten, dann aber umso schärferen Anstieg des unteren Fensterrahmens an, der seinem Auftritt eine ordentliche Portion Dynamik gibt. Auffällig auch, dass das Räderwerk fast an den äußeren „Ecken“ des Fahrzeugs angebracht zu sein scheint, was für ein gutes Raumangebot und ein sattes Fahrverhalten sprechen würde. Schön auch, dass Toyota selbst seinem aktuell kleinsten Spross auf dem europäischen Markt stabile Bügel-Türgriffe mit auf den Weg gibt – eine Entscheidung für die Sicherheit, die wir sehr begrüßen.

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Am Heck gibt sich der Aygo typisch asiatisch: Besonders die spacigen Rückleuchten in Klarglasoptik tragen zu diesem Eindruck bei. Und auch aus diesem Blickwinkel fällt das neue „Kreuz-Design“ auf, da die Einzüge am Stoßfänger prägnant ausmodelliert wurden und dieses Element angenehm auffangen. Aufgefangen hat man bei den drei Geschwistern von Peugeot, Citroen und Toyota auch die Heckklappe aus Glas, wie es schon bei den Vorgängern der Fall war. Zwar fällt dieser Umstand nicht sofort auf, da der untere Teil matt lackiert ist und in das weiß-schwarze Farbschema passt, doch allzu schwungvoll mag man die Klappe nicht zuwerfen. Aber Schwamm drüber, denn insgesamt ist der neue Aygo eine frische Erscheinung, die das hart umkämpfte Kleinstwagen-Segment bereichert.

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Innenraum – Reduziert oder eingespart?

Entert man das Interieur fühlt man sich auf Anhieb wohl, da es sehr ruhig und aufgeräumt wirkt. Das liegt unter anderem auch daran, dass man bei diesem Modell den Raum in der Mittelkonsole anstatt mit Luftausströmern für das große Infotainment-System freiräumte. Es ist zunächst etwas ungewohnt nicht aus der Fahrzeugmitte mit kühlender oder wärmender Luft versorgt zu werden, sondern ausschließlich durch die seitlichen – auf der Fahrerseite durch das Lenkrad verdeckte – Lüftungsdüse angeströmt zu werden. Unserer Meinung nach nicht der Weisheit letzter Schluss.

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Dafür entschädigt anderseits das überaus ausgereifte Infotainment. Es verfügt über einen großen Touchscreen, der mit einer schönen Gestaltung, einer guten Berührungsempfindlichkeit und ordentlich großen eingeblendeten Tasten aufwartet. Die Bedienung gelingt auf Anhieb und darf als intuitiv beschrieben werden, sobald man durchschaut hat, wie man in das Hauptmenü gelangt. Dafür reicht ein kurzer Druck auf den unteren Drehknopf und schon erscheint das Ausgangsmenü. Sobald man diesen Kniff kennt, fällt die Bedienung nahezu blind aus, da die Menüs sehr logisch aufgebaut sind und das System schnell arbeitet. Auch die Koppelung eines Smartphones funktioniert tadellos über das USB-Kabel oder über die Bluetooth-Anbindung. So lassen sich beispielsweise Musikstücke des Mobiltelefons oder aber Apps, wie etwa die Navigation, während der Fahrt nutzen – überaus praktisch für die Generation Y, die sich als sehr technikaffin kennzeichnet.

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Das passt auch zum übrigen Look dieses Toyota-Innenraums: Die Blenden am Cockpit sind zwar aus Kunststoff, doch wirken sie mit ihrer leicht metallischen Note technisch-kühl, was dem Interieur seine Attraktivität verleiht. Dazu trägt auch das Kombi-Instrument bei, das vom großen Tachometer beherrscht wird. Sein Format nimmt nahezu das Ausmaß einer kleinen Pizza an und fördert damit auch seine glasklare Ablesbarkeit. Der Innenliegende Bordcomputer überzeugt ebenso mit seiner klaren Darstellung, weniger aber mit seiner Bedienung. Man muss ungelenk durch das Lenkrad greifen um schließlich zwei auf dem Tachometer angebrachte Knöpfe zu steuern, die das Scrollen durch das Menü ermöglichen – allein aus verkehrstechnischer Hinsicht keine gute Lösung, von der Praktikabilität ganz zu schweigen. Besonders, da das Multifunktionslenkrad eine Blind-Taste bereithält über die die Umsetzung logischer und praktischer zu gestalten wäre. Aber das ist nur ein kleines Haar in einer ansonsten schmackhaften Suppe.

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Kommen wir zum Platzangebot: Nun, der Aygo ist ein Kleinstwagen – nicht mehr, nicht weniger. In der ersten Reihe finden auch große Erwachsene ein angenehmes Raumangebot vor, das selbst vor Langstrecken nicht zurückschrecken muss. In Sitzreihe Nummer zwei geht es schon wesentlich enger zu, vor allem, wenn die vorderen Sitze weit zurückgeschoben wurden. Sind die vorderen Passagiere jedoch klein oder aber gnädig, kann man kurze bis mittlere Strecken gut dort verbringen. Womit wir beim Thema Sitze wären: Die Rückbank ist nicht sonderlich stark ausgeformt, ist aber gut gepolstert und gilt nicht als Folterbank. Die Vordersitze glänzen vorwiegend mit ihrem sportiven Look, der eine Integration der Kopfstützen beinhaltet. Sie geben einen brauchbaren Halt und gefallen mit ihren griffigen Bezug, fallen jedoch unter einem Gesichtspunkt auf: Im Lendenwirbel-Bereich fehlt es deutlich an Unterstützung – vor allem auf Langstrecken. Vielleicht mag das am recht großen Maß des Autors dieser Zeilen liegen, aber die Sitze verursachen auf Dauer einen Rundrücken.

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Das bekommt man auch, wenn man den Kofferraum des kleinen Japaners betrachtet. Natürlich erwartet man keine Wunder von einem Fahrzeug dieser Kategorie, doch in der Realität wirkt das Basisvolumen ernüchternd. Jedoch lassen sich die beiden Rücksitzlehnen leicht umklappen, sodass ein brauchbarer Raum entsteht. Und seien wir mal ehrlich: Wer fährt schon mit vier Personen im Aygo in den Urlaub? Zu zweit reicht das maximale Volumen gut für das Urlaubsgepäck aus.

Fahrbericht: Peugeot 108 – Der französische Konkurrent

Fahreindrücke – Spaß ohne große Abstriche

Mehr als nur ausreichend zeigen sich dafür aber die Fahreindrücke des Toyota Aygo des Modelljahrs 2014. Für einen Motor mit nur drei Zylindern und gerade einmal knapp 1.000ccm Hubraum, wirkt der Japaner recht aufgeweckt, besonders da sein Sound anmacht. Er wirkt rauchig und knurrig, aber nicht lästig-dröhnend, wie man es von manchem Vierzylinder kennt.

Zwar verspricht die Beschleunigung auf den Standardsprint von 100 km/h mit über 14 Sekunden nicht gerade rekordverdächtige Werte, doch subjektiv wirkt die Maschine spritzig. Der Vortrieb soll 160km/h vorbei sein, doch der Testwagen lotete die Skala des Tachometers fast zur Gänze aus, was durchaus respektabel für die vertretenen 69 Pferde ist. Zwar kann der Aygo diese Tempo bei der kleinsten Steigung nicht mehr halten, doch für die fixe Autobahnausfahrt ist er schließlich auch nicht gemacht – umso beachtlicher ist dieses Potenzial.

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Dabei fühlt man sich mit dem Japaner bei solchen Geschwindigkeiten nicht unsicher, zumal der Motor nicht übermäßig laut wird. Mitverantwortlich dafür ist das Fahrwerk, das die Ingenieure sauber abstimmten. Bei niedrigen Geschwindigkeiten noch stramm und sportiv, gefällt es bei mittleren und hohen Geschwindigkeiten mit einer überzeugenden Schluckfreudigkeit, die einen stabilen Geradeauslauf und ein damit einhergehendes sicheres Fahrverhalten bewirkt. In schnellen Kurven lässt der Aygo zwar etwas Seitenneigung zu, doch diese wird nie gefährlich. Ganz im Gegenteil: Lenkt man fix ein, lenkt das Heck agilitätsfördernd mit bevor das ESP sanft zur Ordnung ruft.

Jedoch passt die Lenkung nicht recht zu diesem insgesamt angenehm dynamischen Auftritt. Sie gibt sich sehr leichtgängig und etwas teigig um die Mittellage. Das erhöht zwar den Komfort im Alltag und den bereits genannten Geradeauslauf bei hohen Tempi, doch bremst es die bislang gelobte Agilität etwas. Besonders, da der Aygo als City-Flitzer konzipiert wurde und auch auf zackigen Landstraßen sein Zuhause finden könnte, aber das scheinen die französischen Wurzeln zu sein.

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Fazit – Ein vollwertiges Auto

Ein Kleinwagen: Nur eine Sparbüchse? Keineswegs, schaut man sich den neuen Toyota Aygo an. Er ist recht spritzig, bietet ein tolles Fahrwerk, das sich jeder Aufgabe gut gerüstet sieht und gefällt mit einem guten Platzangebot für zwei Personen. Dabei zeigt er sich agil und verschwindet flugs in der kleinsten Parklücke in der Stadt, während man seiner Lieblingsmusik aus dem überzeugenden Infotainment lauscht.

Abstriche muss man beim Basisvolumen des Kofferraums hinnehmen, sowie bei der etwas müden Lenkung. Auch der Testverbrauch von rund 6,0 Litern auf 100km dürfte etwas geringer ausfallen, dürfte aber auf das Konto der fehlenden Start-Stopp-Automatik gerechnet werden.

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Nichtsdestotrotz sind die Zeiten, in denen ein Kleinstwagen nur ein müdes Gähnen erlangen konnte vorbei, wenn er vom Schlage des neuen Aygo ist. Er ist attraktiv, gut ausgestattet und komfortabel – was will man also mehr?

Text / Bilder: Adam Meyer

Impressionen aus Amsterdam: Der neue Citroen C1 (Fotos: Mikhail Bievetskiy Photography)

Impressionen aus Paris: Der neue Peugeot 108 (Fotos: Mikhail Bievetskiy Photography)

Technische Daten: Toyota Aygo

Motor: 3-Zylinder-Benziner

Hubraum: 998 ccm

Leistung: 51KW / 69PS U/min

Drehmoment: 95Nm bei 4.300U/min

Getriebe: 5-Gang-Handschaltung

Antrieb: Front

Leergewicht: 985Kg

L/B/H: 3.455/1.615/1.460mm

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 14,2 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit:  160 km/h

ECE-Verbrauch: 4,1L/100km

Preis: Ab 9.950 Euro

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