Die Symbiose aus Verbrennungsmotor und Elektroantrieb wird auch im in diesem Jahr leicht gelifteten Ford Mondeo Hybrid weiterhin angeboten.
Es bleibt dabei bei einem Voll-Hybrid, ohne Plug-in-Funktion, also ohne externe Lademöglichkeit, die allerdings auch kurze Strecken rein elektrisch bewältigen kann. Wie sich die Limousine im Alltag schlägt, klärt dieser Fahrbericht.

Exterieur – Gesetzte Eleganz
Einige Dinge ändern sich bei einem Facelift nicht – im Falle des Ford Mondeo Hybrid ist das überaus positiv zu sehen. Denn die Mittelklasselimousine aus Köln hat glücklicherweise nichts von seiner Eleganz verloren. Die modifizierte Front bekam einen Hauch mehr Charme, der wie eine gut wirkende Gesichtsmaske jede Alterungserscheinung kaschiert. Die schmalen Scheinwerfer lassen den Mondeo zudem mit forcierter Dynamik dreinschauen.

In der Seitenperspektive offenbart sich die Limousine gestreckt, könnte dem Betrachter durchaus suggerieren, er wäre in einer höheren Kategorie angesiedelt, als in der Mittelklasse. Die Farbgebung in Ruby Rot Metallic lässt den Kölner etwas gesetzt wirken und – erstaunlich passend dazu – verstärken die zierlichen 16-Zoll-Räder mit dem großen Reifenquerschnitt der Leichtlauf-Pneus diese gesetzte Charakteristik, welche durchaus eine gewisse Reife ausstrahlt. Die Ausstattungsliste bietet übrigens bis zu 18-Zoll-Varianten an.

Das Heck birgt keinerlei Überraschungen und tendiert mit klassischem Design fast eine Spur in Richtung bieder. Kurzum findet man im Mondeo als Limousine eine klassisch-unaufgeregte Formgebung, der man mit vereinzelten Akzenten eine Prise Verjüngung angediehen hat.

Interieur – Noch gesetzter
Im Innenraum bleibt dieser Eindruck ebenso bewahrt, wird sogar noch verstärkt. Irgendwie wirkt alles ein bisschen in die Jahre gekommen. Dabei bleibt aber Funktionalität, Übersichtlichkeit und Wertigkeit unangetastet – also keine Kritik aus pragmatischer Sicht.

Dennoch wären frischere Strukturen durchaus wünschenswert. Der kleine Zentralbildschirm mit der großen Plastikumrahmung, viele Plastikknöpfe, ein wuchtiger Automatik-Wählhebel, ein analoger Tacho, flankiert durch zwei Displays und eine zwar hell-freundliche, aber auch einfach erscheinende Materialauswahl schmälern den Gesamteindruck ein wenig.

Dafür bieten die Platzverhältnisse ein hohes Maß an Raumangebot auf beiden Sitzreihen. Die Sitze erweisen sich als sehr bequem und man findet als Fahrer sehr schnell die ideale Sitzposition und umgreift das schicke Lenkrad, welches ein wenig mehr Aufpolsterung verdient hätte.

Die A-Säule beginnt weit vorne und daraus resultiert eine sehr schrägstehende Frontscheibe, welche im Sommer für verstärkte Sonneneinstrahlung sorgt. Am Heck dasselbe Spiel – was dynamische Streckung ermöglicht, bietet auch der vollen Strahlendosis unseres Zentralgestirns viel Fläche.
Der Kofferraum zeigt eine stattliche Größe, auch wenn der Boden aufgrund des Hybrid-Akkus derbe zerklüftet wurde. Dafür gibt es eine zweiteilig umklappbare Rückenlehne mit einer etwas schmalen Durchführung des Ladeabteils, doch für den Großteil der Anforderungen im Alltag dürfte dies ausreichen. Praktisch: Unter der Armauflage im Fond findet man eine Durchlademöglichkeit.
Motor und Fahreigenschaften – Eine Vorzeige-Liaison
Ohne irgendetwas vorwegnehmen zu wollen, möchten wir gleich von Anbeginn darauf hinweisen, dass der Ford Mondeo Hybrid auch mit 187 PS und 300 Newtonmetern als angegebene Systemleistung keine Sportwagenambitionen vorweisen kann und will.

Doch dessen ungeachtet, erwies sich die Kombination aus einem nach Atkinson-Prinzip werkelnden 2.0-Liter Benzinmotor und einem Elektromotor als erstaunlich lebendig. Profitierend vom sofort verfügbaren Drehmoment des E-Antriebs reagiert der Mondeo extrem spontan auf jede Gasannahme und fühlte sich entsprechend vital an. Die Leistungsentfaltung geschah zudem sehr linear über einen weiten Drehzahlbereich.

Auch wenn das gut austarierte, sehr neutral abgestimmte Fahrwerk sowie dieses doch zackige Ansprechverhalten eine vorbildliche Kombination aus Komfort und Agilität absicherte, wurde man nie gänzlich den Eindruck los, ein großes, schweres Auto zu bewegen. Der überdurchschnittlich große Wenderadius trug diesem Eindruck übrigens ebenso bei.
Diese Gelassenheit überträgt sich entsprechend sehr schnell auf den Fahrer und man gleitet viel lieber gemächlich dahin, als sich einer unbändigen Kurvenhatz hinzugeben, die im Mondeo auch nur bedingt Spaß generiert. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 187 km/h prädestiniert sich diese Limousine so oder so eher zum entspannten Reisen.

In gut neun Sekunden spurtet der Hybrid auf Tempo 100 und die Dämmung des Innenraums ist in der Tat ausgezeichnet gelungen – selbst wenn der Benzinmotor gefordert wird, gab es im Test keine Lautstärken zu vernehmen, welche als die Hörnerven drangsalierend eingestuft werden müssten. Das stufenlose CVT-Getriebe simuliert die Fahrstufen, was hier aber aufgrund der guten akustischen Abschirmung nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Bemerkenswert: Der Voll-Hybrid nutzt fast die gesamte Bremsenergie, um den Akku wieder aufzuladen. In der Realität funktioniert das derart reibungslos, dass der Akkustand sehr selten weniger als die Hälfte betrug. Außerdem erfolgte das Zusammenspiel in Form von Zu- und Abschaltung des Verbrenners dermaßen unspektakulär, dass man oftmals gar nicht mitbekommt, dass man rein elektrisch unterwegs ist oder eben mithilfe des Benzinmotors das Tempo hält.

Noch bemerkenswerter: Selbst da es sich um keinen Plug-In-Hybriden handelt und die Akkukapazität entsprechend deutlich geringer ausfällt, beherrscht der Ford Mondeo Hybrid das rein elektrische Fahren überraschend gut und oft. Ein Drittel der Gesamtstrecke legte die Limousine im elektrischen Modus zurück, was uns ziemlich ins Staunen versetzte.
Grandios fanden wir auch im Test, dass ein Verlassen des Parkplatzes im Kaltstart und mit etwas Zurückhaltung gegenüber dem Gaspedal im reinelektrischen Modus problemlos möglich war, sofern man die Klimatisierung zu diesem Zweck ausschaltete. Ohne Deaktivierung der elektrischen Zusatzverbraucher schaltet sich der Ottomotor nach wenigen Sekunden zu Heiz- oder Kühlzwecken hinzu – und nur deshalb, wie auch der Energiemonitor in Echtzeit verrät.

Dies beherrschen mitunter nicht einmal Plug-In-Derivate mit EV-Taste, wenn der Akku einen zu geringen Füllstand aufweist. Übrigens beherrscht dieser Hybrid die rein elektrische Unterstützung bis zu 135 km/h.
Der uneingeschränkt reisetauglichen Limousine merkt man auch den Kraftstofftank mit verringertem Fassungsvermögen nicht an. Anstelle von 60 Liter fasst dieser zugunsten des Platzbedarfs der Hybrid-Batterie nur 49 Liter. Das macht aber nichts, denn der Verbrauch in Dittelmix in unserem Test pendelte sich bei 5,6 Litern auf 100 Kilometer Fahrstrecke ein. Dies entsprach übrigens exakt den nach WLTP-Verfahren ermittelten Werten des Herstellers.

Extreme Zurückhaltung beim Umgang mit dem Gaspedal belohnt der Ford Mondeo Hybrid mit 4,9 Litern und absolut ungezügelte Zeitgenossen überschreiten auch problemlos und deutlich die Zehnermarke. Aber so fährt man nicht mit einem Hybrid-Mondeo. Wer es sportlich mag, ist mit einem Focus RS oder Fiesta ST deutlich besser bedient.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Unser Testwagen besaß ein ansehnliches Paket an Ausstattungsmerkmalen, welche in Summe eine vielfältige Anhebung der Komfort- und Sicherheitsfaktoren sicherstellte. Fangen wir beim Sync3 Infotainmentsystem an. Hier klappt alles wie am Schnürchen, vom Navigieren über die alles verstehende Sprachsteuerung bis hin zur Vernetzung mit mobilen Geräten, gelingt alles ohne Probleme.

Die Bedienung ist außerdem selbsterklärend, wenn die Menüstruktur mitunter vielleicht etwas umständlich erschien, sofern man die Ford-typische Architektur nicht kennt. Doch das ändert sich schnell durch Ausprobieren. Für das bestmögliche ECO-Fahrverhalten unterstützt ein sogenannter „Ford SmartGauge“ inklusive „EcoGuide“ den Fahrer, der beispielsweise effizientes Bremsverhalten trainieren kann.

Das Soundsystem von Sony präsentierte sich mittels simulierten Surround-Sounds und einem Dreiband-Equalizer mit einem warmen Klangfeld, welches insbesondere den generell betonten Mitten zu verdanken war. Ein riesiger Lautstärke-Drehregler erinnerte eher an eine HiFi-Anlage im Wohnzimmer, lässt aber auch hier absolute Feinjustage der Lautstärke zu.

Neben einem Berganfahr- und Abfahrassistenten wäre in jedem Fall der zuverlässige Totwinkelassistent und der Spurhalteassistent zu erwähnen. Beide blieben während des Tests gerne dauerhaft aktiviert. Der adaptive Tempomat ließ den Mondeo stets sanft im fließenden Verkehr mitschwimmen und dies auch bis zum Stillstand. Geht es dann weiter, braucht es nur einen Tipps auf das Gaspedal.

Eine unserer vorbehaltlosen Empfehlungen heimsten die LED-Scheinwerfer ein. Die Ausleuchtung formidabel, die Reichweite enorm, die Helligkeit beeindruckend – dieses Ausstattungsmerkmal sollte zu einem Pflichtkreuzchen auf der Bestellliste deklariert werden. Ein zugehöriger Fernlichtassistent bewies in den getätigten Nachtfahrten höchste Aufmerksamkeit und schnelles Reaktionsvermögen, wodurch es zu keinen Fehlinterpretationen kam.

Viel Komfort in den kalten Monaten versprechen die dreistufigen Sitzheizungen, die in der höchsten Stufe enormes Wärmepotenzial offerieren und damit selbst tiefsten Temperaturen den Schrecken nehmen. Schade fanden wir, dass das Lenkrad hier nicht beheizt werden kann. Alle Modelle, außer dem Hybrid, können optional mit dieser ausgestattet werden. Warum nicht auch das Hybridmodell?

Schlüsselloser Zugang wird im Falle des Mondeos dank Sensoren an allen vorhandenen Türgriffen auf maximalem Komfortniveau sichergestellt. Ein Parkassistent übernimmt auf Wunsch die Parklückensuche und den Einparkvorgang und eine Rückfahrkamera garantiert dem Fahrer einen Logenplatz, um sich das Ganze bequem vom Fahrersitz anschauen zu können.
Varianten und Preise für den Ford Mondeo Hybrid
Die Kölner Limousine mit den beiden Herzen wird aktuell als Limousine ausschließlich im Ausstattungslevel „Titanium“ angeboten. Die anderen vier Ausstattungen werden nur als Kombiversion „Turnier“ angeboten. Als Limousine beginnt der hybride Einstieg bei 41.000 Euro. Der Kombi startet als Hybrid bei 38.200 Euro.

Fazit – Doppelherz im Klassiker
Der Ford Mondeo Hybrid erwies sich als prädestinierter Begleiter für alle, die gegen ein entschleunigtes und dennoch kraftvolles Vorankommen nichts einzuwenden haben und gerne auch so auf Reisen gehen. Ebenso geeignet sehen wir die Limousine mit symbiotischem Antrieb für all jene, die bis dato noch den Umstieg auf ein – modernes – Hybridfahrzeug gescheut haben.
Einfach in der Handhabung und absolut ohne Umgewöhnungsanforderung konnte er im Test allerspätestens auf den zweiten Blick überzeugen. Warum? Neben dem eventuellen Vermissen eines trendig-stylischen Designs, was zumindest die jüngere Klientel noch Zweifel hegen lässt, hätten wir zu Beginn nicht erwartet, dass wir am Ende des Tests so viele Kilometer tatsächlich elektrisch zurückgelegt hätten. Und das ohne externes Nachladen – quasi ohne Dosenfutter.

Durch das überaus effiziente Energiemanagement und den daraus resultierenden hohen Anteil an elektrischer Streckenbewältigung, sprechen wir dem Mondeo Hybrid eine klare Empfehlung aus. Für rund 40.000 Euro erhält der Kunde eine solide und sehr komfortbetonte Limousine, die nicht himmelhoch technisiert, dafür aber herrlich übersichtlich und leicht zu handhaben vorfährt und sich wie ein normales, benzingetriebenes Fahrzeug führen lässt – mit den Verbrauchswerten eines modernen Diesels.
Selbst unser Testwagen überstieg die 45.000 Euro nicht. Ein Vollhybrid, der die Nachladeoption nicht benötigt und aus Sicht der Redaktion nicht allein aus politisch-ökologischen Gründen auf verbreitet positive Resonanz stoßen dürfte.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Ford Mondeo Titanium Hybrid
- Farbe: Ruby Rot Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,87 x 1,85 (2,12 inklusive Außenspiegel) x 1,48
- Radstand (mm): 2.850
- Antrieb: Vollhybrid – Vierzylinder Ottomotor ohne Aufladung plus E-Motor
- Systemleistung: 138 kW (187 PS) bei 6.000 rpm
- Hubraum: 1.999 ccm
- Max. Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 rpm
- Getriebe: stufenlose Automatik CVT
- Antrieb: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,6 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,6 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 127 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-Temp
- Höchstgeschwindigkeit: 187 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,1 Sekunden
- Leergewicht: 1.696 kg
- Wendekreis: 11,5 m
- Kofferraumvolumen: 383 Liter
- Zuladung: 554 kg
- Dachlast: 75 kg
- Kraftstofftank: 50 Liter
- Hybrid-Akku: 1,4 kWh
- Neupreis des Testwagens: 44.095 Euro (Einstiegspreis Hybridversion Limousine ab 41.000 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.