Mit dem Ford Ranger Raptor wird nun das bestehende Portfolio des beliebten Pick-Ups um eine brachialere Facette ergänzt.
Mit Ecken und Kanten und einer Rüstung, die unheimlich stark an den F-150 Raptor erinnert, soll das Fahrzeug eine Nische besetzen, die bis dato in Europa im Grunde nur durch Import-Fahrzeuge abgedeckt werden konnte. Fahrbericht.
Design – Hommage an den F-150 Raptor
Wir haben es bereits erwähnt: Der Ford Ranger Raptor erinnert optisch arg an seinen großen Bruder aus den Staaten — den Ford F-150 Raptor. Wer nun denkt, dass dies nur eine Ausstattungslinie sei, der irrt. Zwar ist der Raptor in den Prospekten des Herstellers so deklariert, doch im Grunde wurde das Fahrzeug gewissermaßen umgerüstet.

Die Front trägt nun in dicken Lettern den Markennamen, während ein mächtiger — und echter — Unterfahrschutz auch Skeptikern den Schrecken vor etwaigen Hindernissen nimmt. Vor urbanen Hürden, wie Bordsteinen oder ähnlichem sowieso. Die geänderte Frontpartie lässt den Ranger grimmiger wirken und erinnert ein wenig an Monstertrucks aus vergangenen Tagen.

Seitlich betrachtet, offeriert der Ford Ranger Raptor eine konventionelle Pick-Up-Silhouette mit großer Kabine und beinahe kompakt wirkender Ladefläche. Der enorme Abstand zwischen Reifen und Karosserie ist jedoch signifikant und fällt selbst Laien sofort auf. Kein Wunder, beträgt die Bodenfreiheit beim Raptor immerhin über 28 Zentimeter. Die grobstolligen Reifen, welche speziell für den Raptor entwickelt wurden, tun ihr Übriges dazu.

Am Heck angekommen, teilt sich der „Ranger“-Schriftzug seinen Platz nun mit dem gegenüberliegenden „Raptor“-Schriftzug. Schenkt man der geänderten Heckschürze keine große Beachtung, so fällt der Unterschied zu einem der zivileren Derivate hier am geringsten aus.

Im Innenraum erinnert derweil nichts an ein Arbeitstier mit martialischem Charakter. Ein bisschen Kunstleder, ein bisschen Softtouch und untenrum Plastik – klingt nicht hochwertig, ist aber für die avisierten Einsatzzwecke bestens geeignet, da robust und leicht zu reinigen.

Die zentrale Touchscreen ist einwandfrei integriert und auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar. Das Lenkrad liegt gut in der Hand und verfügt über eine rote Nullstellenmarkierung, die nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im Gelände von großem Nutzen sein kann. Die bequemen Sitze tragen mit Stolz den stilisierten „Raptor“-Schriftzug und warten zudem mit einer Heizung auf. Hinten dürfte es sich zu zweit auch entspannt reisen lassen, Platz gibt es in der üppig dimensionierten Kabine des Ranger mehr als genug.
Motor & Fahreigenschaften – Sanft im Gelände, satt auf der Straße
Im Vergleich zu dem Vorfacelift des Ford Ranger, wird die aktualisierte Version von einem 213 PS starken Vierzylinder-Diesel angetrieben, dessen Hubraum von 3,2 auf Liter gesunken ist. Das maximale Drehmoment beträgt stattliche 500 Newtonmeter, welches auf einem schmalen Grat zwischen 1.750 und 2.000 Umdrehungen bereitsteht. Die Kraftübertragung wurde einer auf die Drehmomentkurve angepassten 10-Gang-Automatik anvertraut, die ihren Job in jederlei Hinsicht anstandslos meisterte. Die Höchstgeschwindigkeit des Ford Ranger Raptor liegt bei 170 km/h.

Auf der Straße wurden unsere Erwartungen schon nach kurzer Zeit ins Gegenteil verkehrt. Statt eines holprig dahinrüttelnden Ur-Tiers, überraschte uns der Raptor mit Manieren, die man von einem derart burschikosen Pick-Up ganz und gar nicht erwarten würde. Soft und unaufgeregt legt das Fahrzeug Kilometer für Kilometer zurück, ohne dabei dem Fahrer das Gefühl zu geben, ein Nutzfahrzeug zu bewegen.

Selbst in zügig durchfahrenen Kurven im 2WD-Modus treten kaum Wankbewegungen auf, was uns ebenfalls überraschte. Dennoch sollte man bei reinem Heckantrieb auf nassen Straßen Vorsicht walten lassen oder schlicht in den 4H-Modus wechseln.

Abseits befestigter Wege respektive in tiefen Wäldern oder anderen widrigen Gefilden darf sich der Ford Ranger Raptor dann so richtig austoben. Hier ist er in seinem Element und zeigt jedem Soft-Offroader echte Geländegängigkeit. Dank einer Wattiefe von bis zu 85 Zentimetern und beachtlichen 32,5 Grad Böschungswinkel hat der Pick-Up leichtes Spiel – selbst bei Wasserdurchfahrten.

Hinzu kommt eine Differenzialsperre bis zu 100 Prozent, ein verstärkter Leiterrahmen samt Ford Performance Chassis und Fox-Dämpfer, die selbst tiefste Schlaglöcher bestmöglich abfedern.

Die 10-Gang-Automatik verfügt indes über eine adaptive Schaltstrategie und passt sich so dem Fahrstil und dem gewählten Fahrmodus an. Hiervon gibt es übrigens sechs an der Zahl. Neben den Straßen-Programmen „Normal“ und „Sport“ stehen im Rahmen des Terrain Management Systems die Modi „Gras/Schotter/Schnee“, „Schlamm/Sand“, „Fels“ und „Baja“ zur Verfügung. Letzterer ist übrigens eine Hommage an die Rallye Baja 1000, eine der härtesten Auto- und Motorradrennen der Welt. Hiermit können hohe Geschwindigkeiten auf widrigem Terrain absolviert werden, während die Traktionskontrolle ausgeschaltet bleibt.

Übrigens: Wer möchte, kann über die Magnesium-Schaltpaddel die zehn Gänge sortieren.

Der Verbrauch ist mit 8,9 Liter Diesel nach dem WLTP Messverfahren angegeben. Auf unserer kurzen Onroad-Runde konnten wir rund 10,4 Liter auf der Uhr festhalten, im Gelände sollte man ruhig zwölf Liter einkalkulieren.

Die Anhängelast ist beim Ford Ranger Raptor auf 2,5 Tonnen begrenzt, jedoch eher aus Vorsicht, denn eigentlich zieht das Fahrzeug auch locker 3,5 Tonnen, wie seine zivileren Geschwister zeigen.

Möchte man dennoch etwas kritisieren, dann ist es die bloße Motorleistung. Der gutmütig agierende Vierzylinder-Diesel wuchtet zwar stattliche 500 Newtonmeter auf die Kurbelwelle und gibt immerhin bis zu 213 Pferdchen frei, allerdings würden dem Raptor ein paar Zylinder und auch ein Plus an Hubraum gut stehen.

Wenngleich ein V8 das Spaßmaß deutlich anheben würde, so könnte auch ein Sechszylinder für noch mehr Freude am Erlebnis sorgen — insbesondere, da der 3,2-Liter-Fünfzylinder kurzfristig aus dem Programm fällt. Ob Ford hier in Zukunft noch etwas in diese Richtung anbieten wird, ist unklar, dürfte aber die Konkurrenz zu Mercedes X-Klasse oder VW Amarok V6 TDI maßgeblich anfeuern.
Technik & Assistenz – Sinnvolles Upgrade
Der Ford Ranger Raptor bietet bereits ab Werk eine Vollausstattung, die kaum ein Kreuz auf der Optionsliste ausgelassen hat. Ausnahmen sind hier beispielsweise die Lackierung und eine Standheizung.

Dafür verfügt der Ranger ab der Ausstattungslinie Limited endlich über vernünftige Scheinwerfer. Im Vorfacelift noch kritisiert, verfügt das Update nun über Xenon-Scheinwerfer, die für eine deutliche bessere Ausleuchtung garantieren dürften. Wir werden dies alsbald in einem umfangreichen Fahrbericht thematisieren.

Darüber hinaus verfügt der Ranger Raptor über eine Auffahrwarnung, einen Spurhalteassistent und eine Verkehrszeichenerkennung. Nachteil des Raptor: ein adaptiver Tempomat ist nur für die Varianten Limited und Wildtrak erhältlich.

Dafür gibt es eine souverän agierende Bergabfahrhilfe und dem Komfort zuträgliche elektrisch verstellbare Ledersitze mit Wildledereinsätzen, die beheizt werden können. Geöffnet und gestartet wird das Fahrzeug indes mittels Keyless System.

Konnektivität wird auch bei Ford mittlerweile groß geschrieben und so gibt es neben dem Navigationssystem samt Ford Sync 3 auch einen W-LAN Hotspot für bis zu zehn mobile Endgeräte. Abgerundet wird die Ausstattung des Pick-Up durch ein Multifunktionsdisplay mit mannigfaltigen Anzeigen.

Alle Ford Ranger sind im Übrigen als LKW homologiert, was sich in der Versicherungseinstufung entsprechend bemerkbar macht.
Fazit – Der auf den Felsen tanzt
Der Ford Ranger Raptor zeigte sich in unserem ersten Test als nahezu unverwüstlicher Allrounder ohne große Allüren und ohne den Umstand, auf Komfort im Alltag verzichten zu müssen. Seine aggressive Optik und sein robustes Wesen prädestinieren den Raptor als idealen Pick-Up für Individualisten und Querdenker, ungeachtet des eigentlichen Einsatzzweckes.

Mit einem Grundpreis von 66.770 Euro richtet sich das brachiale Lifestyle-Nutzfahrzeug dennoch an eine Klientel, die gern bereit ist, mehr Geld für ein deutliches Plus an Individualität auszugeben. Im Gegenzug erhält der Kunde dafür ein Fahrzeug, das dem noch immer anhaltenden SUV-Boom antizyklisch entgegenprescht.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Länge x Breite x Höhe (m): 5,54 x 2,03 x 1,87
Motor: Vierzylinder-Dieselmotor mit Bi-Turboaufladung
Leistung: 156 kW (213 PS)
Hubraum: 1.996 ccm
Max. Drehmoment: 500 Nm
Getriebe: Zehngang-Automatikgetriebe
Antrieb: Allradantrieb
Durchschnittsverbrauch (WLTP): 8,9 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,4 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 233 g/km
Abgasnorm: Euro 6c
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: nicht angegeben
Leergewicht: 2.585 kg
Anhängelast (gebremst): 2.500 kg
Kraftstofftank: ca. 80 Liter
Neupreis des Testwagens inklusive Sonderausstattung: ca. 67.366 Euro (Ford Ranger ab 33.118 Euro)

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.