Auf dem diesjährigen Genfer Automobilsalon feierte der neue Honda Civic seine Premiere.
Während die optischen Änderungen drastisch ausfielen und wohl dem ein oder anderen Fan des „Raumschiff-Looks“ missfallen werden, haben wir dies zum Anlass genommen, das aktuelle Modell noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Wahl fiel auf den Honda Civic Sport mit 1,6-Liter-Diesel und 120 PS. Ob der „Alte“ wirklich in die Jahre gekommen ist oder sich nach wie vor als modernes Fortbewegungsmittel erweist, klärt der Fahrbericht.
Exterieur – Futuristische Erscheinung
Eines vorab: Der Honda Civic in seiner neunten Generation polarisiert – immer und überall. Die Designer haben den kompakten Japaner mit vielen Maßnahmen zu einer Art Spaceshuttle mutieren lassen.
Die geduckte Front mit den scharf geschnittenen Scheinwerfern erweckt einen dynamischen Eindruck, lässt das Fahrzeug keilförmig dastehen. Allzu sportliche Allüren strahlt er dabei jedoch nicht aus.
Die rote Lackfarbe harmoniert derweil gut mit den vielen dunklen Applikationen, die schwarzen 17-Zoll-Felgen runden diesen Eindruck gekonnt ab.
Die konstant ansteigende A-Säule unterstreicht von der Seite betrachtet die bereits angesprochene, geduckte Haltung.
Eine Besonderheit sind die hinteren Türgriffe, welche sich in den hinteren Fensterrahmen befinden und wohl dem ein oder anderen Passagier nicht auf Anhieb auffallen werden.
Das Heck des Honda Civic Sport strotzt dagegen nur so vor designtechnischen Experimenten unter der Prämisse „Zukunft in Bewegung“. Die von einem schmalen Heckspoiler geteilte Heckscheibe fällt demnach ebenso ins Auge wie die markant ausgestellten Rückleuchten mit signifikanter „C-Lichtgrafik“.
Insgesamt erweist sich die Sport-Variante des Civic als wohl dosierter Kompromiss zwischen der Serienversion und dem Type R. Wem das Rot nicht wirklich zusagt, der kann unserer Meinung nach getrost auf eine weiße Lackierung zurückgreifen. Dunkle Farbtöne hingegen lassen die vielen schwarzen Applikationen – einschließlich Felgen – nicht angemessen zur Geltung kommen.
Interieur – Die eigene Kommandozentrale
Sich einmal so fühlen, wie ein Astronaut – davon träumen sicher einige. Ein Stück weit kann dieser Traum mit dem Honda Civic Sport in Erfüllung gehen. Zwar ist man nicht unbedingt glücklicher Besitzer eines Spaceshuttles, doch sorgen Tachografik und Displayaufteilung gewissermaßen für eine Optik, die man sonst eigentlich nur aus maßlos überstylten Videospielen kennt.
Blau unterlegt strahlen einen also die Instrumente an, während man selbst von bequemen Polstern regelrecht „umarmt“ wird. Insgesamt gestaltet sich das gesamte Cockpit stark fahrerorientiert, was dem fahraktiven Kunden durchaus zusagen dürfte.
Dazu muss man sagen, dass in puncto Verarbeitungsqualität hier und da nachgebessert wurde. Zwar befinden wir uns noch immer nicht auf Premium-Niveau, Grund zum Klagen gibt es dennoch nicht. Allenfalls die Materialauswahl könnte man an der ein oder anderen Stelle kritisieren, insgesamt bietet der Innenraum des Honda Civic aber ein recht rundes Bild.
Sehr positiv aufgefallen ist uns das dick aufgepolsterte und damit sehr griffige Lenkrad. Einmal mit den Händen umschlossen, möchte man das Volant nicht mehr so schnell loslassen. Muss man per se auch nicht, denn über die recht ergonomisch angebrachten Tasten kann man nahezu alles wichtige über Selbiges steuern.
Das nunmehr sieben Zoll große, mittig platzierte Display reagiert ungemein schnell auf Berührungen. Die Bedienung erwies sich in unserem Test nur am Anfang ein wenig kompliziert, im weiteren Verlauf kamen die Redakteure nach kurzer Eingewöhnungszeit alle gut zurecht.
Technik & Assistenz – Versteckte Helferlein
Insgesamt erweist der sich der Honda Civic Sport als absolut zeitgemäß in Bezug auf seine Sicherheits- und Assistenzsysteme. Bereits in der Serienversion rollt das Fahrzeug mit Front- und Seitenairbags vorn, sowie Kopfairbags vorne wie hinten an. ABS, ESP und ISOFIX-Halterungen gehören ebenfalls zum Standardequipment.
Sehr empfehlens- und preiswert gestaltet sich das sogenannte Fahrassistenz-Paket, welches mit gerade einmal 750 Euro berechnet wird.
Ein Spurhalte- und Spurwechselassistent ist hierbei ebenso enthalten wie eine Verkehrszeichenerkennung und Ausparkassistent – auch bekannt als Querverkehrswarner. Die Überwachung vor dem Fahrzeug übernimmt derweil ein Frontkollisionswarnsystem.
Abgerundet wird das üppige Paket durch einen Fernlichtassistenten mit dem viel versprechenden Namen „High Beam Support System“.
Alle im Paket enthaltenen Systeme verrichteten ihre Arbeit souverän und ohne sich Tadel seitens der Redaktion einzufangen. Insbesondere der Ausparkassistent erweist sich in der Praxis als sehr nützlich, da die Sicht im Civic nach hinten aufgrund der vielen designtechnischen Zerklüftungen stark eingeschränkt ist.
Das optionale Navigationssystem im Honda Civic Sport ist dagegen ein wenig gewöhnungsbedürftig. Der Fahrer sollte vor Fahrtantritt sein Ziel genau kennen. Ist nur die Postleitzahl bekannt, so wird keine Liste von Straßen offeriert. Hier muss Honda definitiv noch nachbessern. Dafür ist die Zielführung sehr angenehm, die grafische Darstellung übersichtlich, wenn auch ein wenig in die Jahre gekommen.
Die bereits angesprochene Verkehrszeichenerkennung erlaubte sich in unserem Test ebenfalls kaum Schwächen und zeigte – mit einer Trefferquote von über 90% – zeitnah die aktuell gültige Höchstgeschwindigkeit an.
Auch für Entertainment an Bord des kompakten Japaners ist gesorgt.
Honda Connect – so heißt das On-board Entertainment im Japaner und bietet neben besagtem Navigationssystem auch einen Internetzugang, eine Bluetooth-Schnittstelle sowie ein vollwertiges DAB+ Radio. In unserem Test erwies sich vor allem das Telefonieren über die Bluetooth-Freisprecheinrichtung als einwandfrei. Sowohl wir als auch der Gesprächspartner waren klar und deutlich zu verstehen, die Lautstärke blieb stets konstant.
Über das sogenannte Honda App Center kann der Kunde sich zudem diverse Apps herunterladen. So gibt es beispielsweise eine Applikation namens „aha“, welche sehr simpel Zugriff auf aktuelle Nachrichten, Podcasts, Hörbücher oder auch Musik gewährt. Auch ist es möglich, entsprechende Social Media Kanäle zu koppeln und deren Updates regelmäßig zu checken.
Wie bereits beim Honda CR-V möchten wir auch im Civic das ausgesprochen neutrale Soundsystem loben. Es kommt nicht häufig vor, dass der Klang aus Standard-Boxen einen derart ausgewogenen Charakter hat. Sämtliche Redakteure konnten diesen Eindruck bestätigen, einer von Ihnen schrieb sogar: „Klingt wie Bose, nur Gottseidank mit weniger Bass.“ Insbesondere in Kombination mit dem Digitalradio kann die Musik hier qualitativ hochwertig in vollen Zügen genossen werden.
Im Übrigen ist für den Honda Civic auf Wunsch eine Standheizung mit Fernbedienung erhältlich, die mit 1.790 Euro zu Buche schlägt.
Ein schlüsselloser Zugang und Motorstart ist ebenfalls erhältlich, bleibt jedoch – genau wie die LED-Scheinwerfer – exklusiv der „Executive“ Ausstattungslinie vorbehalten.
Motorisierung & Fahreigenschaften – Gewohnt genügsam
Den Antrieb in unserem Honda Civic Sport übernimmt ein 1,6 Liter starker Selbstzünder mit respektablen 120 PS. Ausgerüstet mit Frontantrieb und mit der Macht von 300 Newtonmetern nagelt der Civic die ersten Meter vor sich hin.
Das ändert sich jedoch umgehend, wenn der Honda einmal seine Betriebstemperatur erreicht hat. Dann macht sich im Inneren eine herrliche Stille bemerkbar, die man als sehr angenehm bezeichnen kann. Dazu passt übrigens auch die sehr leichtgängige, aber äußerst präzise Schaltung – die wir in Kombination mit dem Diesel an dieser Stelle ganz klar empfehlen – und das minimal straffere, aber dennoch komfortable Fahrwerk.
Insbesondere lange Strecken meistert der Japaner ohne Murren, gibt sich dabei stets genügsam und rollt am liebsten im sechsten Gang mit rund 140 Sachen vor sich hin. Ab circa 175 km/h dominieren dann Windgeräusche die Klangkulisse, der Motor hält sich akustisch jedoch zurück.
Und in der Stadt? Hier polarisiert der Honda Civic nach wie vor – sein futuristisches Design zieht immer wieder die Blicke auf sich. Zwar bleiben die Smartphones in der Regel in den Taschen, dennoch können sich viele dem spacigen Charme des Japaners nicht entziehen. Dank seiner präzisen Lenkung sind auch enge Parkhäuser weitestgehend unproblematisch.
Spannend wird es erst, wenn der Blick nach hinten benötigt wird, denn der ist im Civic stark beeinträchtigt. der Heckspoiler sitzt wie ein Brett vor der Scheibe und lässt Hindernisse nur erahnen. An dieser Stelle empfehlen wir allen potentiellen Civic-Fahrern die optionale Rückfahrkamera. Hiermit ist Einparken ein Kinderspiel.
Auch eine weitere Ausstattung möchten wir Interessenten ans Herz legen. Zwar sieht das LED-Tagfahrlichtband super chic aus und passt auch prima zum kantigen Stil des Japaners, die Halogen-Scheinwerfer lassen jedoch stark zu wünschen übrig. Für gelegentliche Fahrten bei Dunkelheit noch akzeptabel, erweisen sich die Leuchten bei nächtlicher (und zügiger) Autobahnfahrt als wenig überzeugend.
Der blassgelbe Lichtkegel ist schlicht zu schmal, auch an Leuchtweite mangelt es, was nicht zuletzt der recht niedrigen Anbauhöhe geschuldet ist.
Daher empfehlen wir die optional erhältlichen LED-Scheinwerfer. Diese sind zwar nur für das Abblendlicht und auch nur in der höchsten Ausstattungslinie „Executive“ erhältlich, tragen aber unseres Erachtens erheblich zur Sicherheit bei.
Dafür funktionierte der optionale Fernlichtassistent in unserem Test völlig problemfrei und blendete stets früh genug ab.
Sein Verbrauch wird von Honda mit 3,7 Litern angegeben – und das ist kein Fabelwert. Lässt man es im Japaner eher ruhig angehen und nimmt den Beinamen der Ausstattungsvariante nicht zu wörtlich, lassen sich problemlos Werte um die vier Liter realisieren. In unserem Test ergab sich ein durchschnittlicher Konsum von rund 4,4 Litern. Das kann sich unseres Erachtens sehen lassen und bestätigt den Gesamteindruck eines ausgeglichenen Fahrzeugs.
Übrigens: Wer knausern möchte, kann zusätzlich den grünen „ECON“-Button aktivieren. Dann steht beim Fahren die Effizienz an oberster Stelle und der Verbrauch geht um weitere 0,2 – 0,7 Liter nach unten – so unser Praxistest.
Fazit – Der Gelassene
Auch wenn bereits das neue Modell in den Startlöchern steht, so machte der aktuelle Honda Civic Sport in unserem Test noch immer eine durchweg gute Figur. Größere Schwachstellen konnten wir ebenso wenig ausmachen, wie grobe Verarbeitungsmängel. Einzig die unzureichende Lichtausbeute der Halogen-Scheinwerfer sowie die arg eingeschränkte Sicht nach hinten sind aus unserer Sicht wesentliche Kritikpunkte.
Aufgrund des enormen Preisvorteils dieses Modells empfehlen wir all denen, die auf der Suche nach einem exzentrischen Kompaktsportler sind, einen Blick auf den Honda Civic Sport.
Bleibt nun noch die Frage nach der Zielgruppe. Der Honda Civic polarisiert, keine Frage. Aber die Tatsache, dass dieses Fahrzeug nun mal nicht „Everybody´s Darling“ ist, macht ihn so interessant. Insbesondere für Leute, die viel Wert auf einen modernen Look legen, ohne dabei Abstriche in puncto Komfort machen zu müssen. Dem Exzentriker steht dieses Auto also ebenso gut wie dem Biedermann mit den zwei Gesichtern. Und falls es dem enthusiastischen Interessenten an Leistung mangeln sollte, kein Problem, es gibt ja noch den Honda Civic Type R.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Honda Civic Sport 1.6 i-DTEC
Länge x Breite x Höhe (m): 4,37 x 1,77 x 1,47
Motor: Reihen-Vierzylinder-Dieselmotor
Leistung: 88 kW (120 PS)
Hubraum: 1.597 ccm
Max. Drehmoment: 300 Nm
Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 3,7 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 4,4 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 98 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 207 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,5 Sekunden
Leergewicht: 1.378 kg
Laderaumvolumen: 477 Liter (1.378 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Kraftstofftank: ca. 50 Liter
Neupreis: ab 26.390 Euro (Grundversion ab 16.990 Euro)
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
Der Civic war schon immer häßlich und nimmt bei jedem Modellwechsel an Hässlichkeit zu.
Das aus keiner Ansicht hat er Attraktivität zu bieten.