Jaguar XE S Test – Die Macht der Raubkatze

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850 Jahre. Ein beträchtliches Alter, man mag schon von Nostalgie sprechen. Die Burg im schönen Brandenburger Land hat eine Geschichte zu erzählen.

In ihr wohnten einst Adel, Bischöfe und Markgrafen. Und vermutlich jedem einzelnen hätte der jüngste Spross aus dem aktuellen Jaguar-Portfolio geschmeichelt – besonders in Verbindung mit der stärksten Motorisierung.

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Erhaben – Die J-förmigen Tagfahrleuchten garantieren hohes Überholprestige

340 PS schieben die Raubkatze an. 450 Newtonmeter fallen über die Hinterachse her. Die Leistungsdaten sind formschön verpackt in noblem, britischen Gewand. Ob der stärkste aller XE unsere Erwartungen erfüllen konnte, zeigt der Fahrbericht.

 

Exterieur – Britischer Charme und sportliche Eleganz

Beim ersten Betrachten wirkt das Fahrzeug wie eine Skulptur – plastisch und unnahbar, ein Kunstwerk in Italian Racing Red. Nicht parkend, sondern lauernd – stets mit einer Portion Eleganz, die seit jeher eine Charaktereigenschaft der Marke ist. Die anmutig gestaltete Front mit dem großen Kühlergrill und den schmalen Scheinwerfern mag auf manche Menschen überheblich wirken. Das mag auch durchaus sein, aber es gibt wohl kaum jemanden, auf den der Jaguar XE S keinen Reiz ausübt.

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Verzückend – Die farblich abgesetzten Akzente des Jaguar XE S

Der Blick auf die Seitenlinie verrät im Ansatz das Potential des Jaguar XE S. Ausgestellte Radhäuser suggerieren ein muskulöses Profil, ohne dabei bullig oder gar prollig zu wirken. Abgerundet von den optional erhältlichen 19-Zoll-Leichtmetallrädern im Venom 5 Twin Spoke Design. Ein Hauch Coupé trifft auf die Essenz einer Sportlimousine – der XE S ist geboren. Dabei zieht sich die abfallende Dachlinie formschön und zeitlos bis zum Kofferraumdeckel.

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Gelassen – Unter den 19-Zoll-Rädern schlummern 350 Millimeter große Bremsscheiben

Das Heck des Fahrzeugs verrät dann endgültig die Identität – da kann auch der MI6 nicht mehr helfen. Die zweiflutige Abgasanlage ist unverkennbar, der Dachkantenspoiler eher dezent. Die Rückleuchten dominiert das LED-Band mit der signifikanten Rundung – eine Hommage an den legendären Jaguar E-Type. Die springende Raubkatze in Form eines Emblems komplettiert das Bild einer anmutigen Limousine.

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Ein bisschen F-Type – Die LED-Bänder in den Heckleuchten machen Eindruck

 

Interieur – Bloß nicht zu viel des Guten

Beim Einstieg in den Jaguar XE S erfahren die Passagiere oftmals erst um Linienführung der Limousine, denn auch die Frontscheibe ist an die Coupé-Linie angeglichen. Groß gewachsene Passagiere sollten daher beim Platznehmen auf Ihren Kopf Acht geben. Einmal niedergelassen, möchte man dieses Fahrzeug nicht mehr ohne Gegenwehr verlassen.

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Schlichte Noblesse – Das Cockpit wirkt aufgeräumt und hochwertig

Die Sitze bieten einen überragenden Spagat zwischen Seitenhalt und Komfort, dass selbst Herrscher aus vergangenen Zeiten hieran Freude hätten. Besonders aufgefallen ist und das Raumgefühl von Fahrer und Beifahrer. Durch die spitz zulaufenden Seitenverkleidungen an den Türen wähnt man sich von der Raubkatze geschützt, ohne Enge zu verspüren. Die hinteren Passagiere hingegen genießen weniger Aufmerksamkeit und weniger Ambiente. Die Musik spielt beim Jaguar XE S vorne – vor allem vorne links.

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Detailverliebt – Überall in und am Fahrzeug verrät die Raubkatze ihre Herkunft

Die Haptik im Innenraum liegt auf gewohnt hohem Jaguar-Niveau. Vergleiche mit deutschen Konkurrenten können durchaus angestellt werden, der XE S schneidet hier nicht schlecht ab. Der üppige Einsatz von Leder mit kontrastierenden Steppnähten sorgt zudem auch optisch für Verzückung.

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Designadaption – Die illuminierte Zierleiste stammt von der Lichtsignatur am Heck

Sehr spannend ist, dass die Lichtsignatur am Heck des Fahrzeugs im Innenraum wieder aufgegriffen wird. Eine horizontale Zierleiste in der Mittelkonsole spart sowohl den Startknopf, als auch den Lautstärkeregler aus, sodass die Designlinie innen gekonnt adaptiert wird.

 

Infotainment – Kein Grund zum Knurren

Auch wenn es nicht die Kernkompetenzen der Raubkatze sind, so muss sie sich in Puncto Infotainment nicht vor anderen Herstellern verstecken. Der acht Zoll Touchscreen unterteilt das Hauptmenü in vier gleichgroße Unterpunkte, welche dann mittels Berührung ausgewählt werden können. In der Praxis erweist sich dieses System als durchaus effektiv, da nach kurzer Eingewöhnungszeit die Bedienung ohne Blick auf den Monitor vonstatten geht.

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Vier gewinnt – Die Menüsteuerung geht dank Touchscreen leicht vonstatten

Die Smartphone-Anbindung via Bluetooth funktionierte ebenfalls reibungslos. Darüber hinaus sorgen sogenannte InControl Apps für eine weitergehende Vernetzung zwischen Fahrzeug und Smartphone. Unter Zuhilfenahme dieser Apps kann der Kunde über das Fahrzeug beispielsweise freie Parkplätze in überfüllten Innenstädten aufspüren oder aber ein Hotelzimmer buchen.

Dank InControl Remote können verschiedene Fahrzeugfunktionen und -stati „aus der Ferne“ gesteuert beziehungsweise abgefragt werden. So kann der Kunde beispielsweise den Innenraum vorheizen und den Kraftstoffstand kontrollieren.

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Findet den Weg – Das Navigationssystem weist keine Schwächen auf

Die Navigationsfunktion leistete sich in unserem Test keinerlei Schwächen, dank aktiver Stauumfahrung werden hin und wieder Umleitungen vorgeschlagen, die man durchaus annehmen kann.

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Weiß zu überzeugen – Das Meridian-Soundsystem mit 380 Watt

Das 380 Watt starke Soundsystem aus dem Hause Meridian bereitet besonders auf langen Strecken ein hohes Maß an akustischer Freude. Vor allem die präzisen Mitten zeichnen das System aus, was bei einer Soundanlage in dieser Klasse doch recht selten ist und Respekt verdient.

Die 360-Grad-Kamera sorgt dafür, dass auch die engsten Burggassen schadenfrei passiert werden können. Auch die kleinsten Parklücken stellen kein Hindernis dar.

Interessant ist die Tatsache, dass die Kameras auch während der Fahrt eingeschaltet werden können.

 

Fahreindrücke – Die Macht der Raubkatze

Der pulsierende Startknopf, der Herzschlag einer Raubkatze, die dringliche Aufforderung zur Reanimation – nicht reden, einfach drücken.

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Herzschlag – Ein Druck auf den pulsierenden Startknopf reicht und die Raubkatze erwacht

Mit einem unverkennbaren Brüllen erwachen die sechs Zylinder und melden sich zum Dienst. So prägnant, dass sich selbst das Burgfräulein vor Verzückung ein Grinsen nicht verkneifen können dürfte. Wir wählen mit dem Drehregler die Stufe D. Bei vorsichtigem Gasfuß lässt sich das Fahrzeug erstaunlich sanft bewegen. Wie auf Samtpfoten sind kurze und lange Distanzen völlig stressfrei zu absolvieren.

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Angenehm – Im Normalbetrieb vollzieht der XE S die Schaltvorgänge unmerklich

Doch wehe dem, der den Drehregler auf Stufe S schaltet und wehe dem, der darüber hinaus noch in den Dynamic Modus wechselt. Spätestens dann ist fahrerisches Können unabdingbar. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und die zwangsbeatmete Kompressor-Katze stürmt wie von der Tarantel gestochen los, untermalt von wahlweise sonorem Knurren, frechem Brabbeln oder hellem Schreien, dabei aber stets begleitet vom dezenten Pfeifen des Kompressors.

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Soundkulisse – Die beiden Endrohre beherrschen ein breites Spektrum an Klängen

Der akustische Hochgenuss bleibt erhalten, doch der Vortrieb endet nicht. Nach 5,1 Sekunden fällt die 100 km/h-Marke. Bis zu den abgeregelten 250 km/h marschiert der Jaguar XE S, ohne auch nur im Ansatz einen Hauch von Ermüdung zu zeigen. Würde die Elektronik die Katze nicht in die Schranken weisen, so wären vermutlich noch einige Stundenkilometer mehr möglich.

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S wie Scharf – Der V6 hängt bissig am Gas, der Kompressor beatmet

Auch bei Höchstgeschwindigkeit bleibt der XE S stets gelassen. Diese Souveränität, die das Fahrzeug dem Fahrer vermittelt, ist über jeden Zweifel erhaben. Trotz Heckantrieb kommt nie das Gefühl von Unsicherheit auf.

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Immer auf Angriff – Der Jaguar parkt nicht, sondern lauert

Bei so viel Leistung dürfen die Bremsen natürlich nicht geringgeschätzt werden. Die an der Vorderachse mit 350 mm und an der Hinterachse mit 325 mm großen Scheiben bestückte Bremse weist einen klar definierten Druckpunkt auf und verzögert den Jaguar XE S wahlweise sanft oder brachial.

 

Fazit – Der Individualist unter den Sportlimousinen

Der Jaguar XE S polarisiert – ohne Zweifel. Die britische Sportlimousine ist nichts für den 0815-Autofahrer. Viel mehr wird hier eine Zielgruppe angesprochen, die sich abseits des Mainstream sieht. Diejenigen, die es zu schätzen wissen, ein emotionales Auto zu besitzen. Eins mit Charakter, mit Ecken und Kanten. Ein Fahrzeug, dem man kleine Fehler verzeiht oder – noch besser – es eben für genau diese liebt.

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Britischer Gentleman – Der Jaguar XE S macht beinahe überall eine gute Figur

Mit einem Grundpreis von 55.100 Euro ist die Raubkatze zwar kein Schnäppchen, in Anbetracht der Leistung ist der Preis unserer Ansicht nach jedoch gerechtfertigt.

Jeder, der die oben genannten Kriterien erfüllt, wird mit dem Jaguar XE S seine helle Freude haben. Er ist kein Außenseiter, weil er zu einem gemacht wurde, sondern, weil er einer sein möchte.

Text / Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 7D Mark II

Konkurrenz: Audi S4, BMW 340i, Mercedes-Benz C450 AMG

Technische Daten: Jaguar XE S

Länge x Breite x Höhe (m): 4,67 x 1,85 x 1,42

Motor: V6-Ottomotor mit Twin-Vortex-Kompressoraufladung

Leistung: 250 KW (340 PS)

Hubraum: 2.995 ccm

Max. Drehmoment: 450 Nm

Getriebe: ZF 8-Stufen-Automatikgetriebe

Antrieb: Heck

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 8,1 L/100 km

CO2-Emissionen: 194 g/km

Abgasnorm: Euro 6

Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,1 Sekunden

Leergewicht: 1.665 kg

Kraftstofftank: ca. 63 Liter

Bereifung: 255/35 R19

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