Mit 1.600 PS, extremer Leichtbauweise und ausgeklügelter Aerodynamik soll der Koenigsegg Jesko als erstes Hypercar die 300-mph-Grenze durchbrechen.
Nichts geringeres als die Top-Position als Ziel
Rekorde können die Schweden um Christian von Koenigsegg, das haben sie in der Vergangenheit bereits bewiesen. Der Vorgänger des neuen Jesko, der Koenigsegg Agera RS ist das aktuell schnellste Serienauto und hält zudem den Rekord von Null auf 400 km/h und zurück auf Null in nur 36,44 Sekunden.
Mit dem neuen Ziel für den Koenigsegg Jesko, die 300 Meilen pro Stunde zu knacken – das wären unglaubliche 480 km/h, oder acht Kilometer in der Minute, 133 Meter pro Sekunde – steht die neue Herausforderung fest. Dieser Rekord soll vor allem schnell aufgestellt werden, bevor die Konkurrenz von Bugatti oder Hennessey den Skandinaviern zuvorkommen.
Die Quelle der Kraft
Auch im Koenigsegg Jesko liefert ein 5.0-Liter-V8 die exorbitanten Leistungswerte. Doch der Motor wurde deutlich überarbeitet und speckte dabei fünf Kilo Eigengewicht ab. Die klassische Crossplane-Kurbelwelle mit 90 Grad Hubzapfenwinkel weicht einer 180-Grad-Flatplane, die konstruktionsbedingt den besseren Massenausgleich mitbringt und bis zu 8.500 Touren verträgt.
Die Leistung von 1.600 PS erreicht das Triebwerk mit Ethanol Kraftstoff, der im Volksmund auch Biosprit genannt wird. Die Mischung aus 85 Prozent Bioethanol und 15 Prozent herkömmlichen Ottokraftstoff wird E85 genannt. Bei der Verwendung von handelsüblichen Super mit 95 Oktan, liefert der V8-Bi-Turbo 1.280 PS.
Das maximale Drehmoment gibt Koenigsegg für den Jesko mit 1.500 Newtonmetern an, die bei 5.100 Touren erreicht werden. Darüber hinaus stehen zwischen 2.700 und gut 6.100 Touren permanent 1.000 Newtonmeter zur Verfügung.
Der Turbo für die Turbos
Als Besonderheit am Antrieb des Koenigsegg Jesko dürfte die Vorkomprimierung der Ansaugluft gelten. Hier bekommen die beiden Abgasturbolader quasi vorkomprimierte Luft auf ihre Schaufeln geblasen. Für diesen Zweck presst ein Elektrokompressor Luft in einen 20-Liter-Tank aus Carbon, aus dem sie dann bei Bedarf mit bis zu 20 Bar in die Turbos geleitet wird. Das Ansprechverhalten der Lader soll dadurch extrem verkürzt werden.
Die Wege der Kraft
Die Übertragung der gewaltigen Kräfte übernimmt ein von Koenigsegg in Eigenregie entwickeltes 9-Stufen-Multikupplungsgetriebe, die Light Speed Gearbox. Dieses Getriebe ermöglicht bis zu 27 verschiedene Gänge, die man dank sechs Kupplungen jederzeit einzeln anwählen kann, ohne auf Synchronisation warten zu müssen.
Das klingt komplizierter, als es sich bedienen lässt. Ein kurzer Zug am Schltpaddle schaltet jeweils einen Gang nach oben oder unten – je nachdem welches Paddle man betätigt. Hält man das Paddle, wechselt das Getriebe automatisch in die Fahrstufe, die am besten für die aktuelle Leistungsbereitstellung passt.
Evolution überall
Der 1.400 Kilogramm leichte Koenigsegg Jesko adaptiert die Aerodynamik des Agera RS, wobei sie eine evolutionäre Weiterentwicklung erfuhr. Die Luftleistung und Verteilung ermöglicht Anpressdrücke von bis zu 1,4 Tonnen bei der anvisierten Höchstgeschwindigkeit. Bei 275 km/h produzieren die Spoiler, Schweller und Diffusoren bereits eine Tonne Anpressdruck. Das entspricht 30 Prozent mehr Abtrieb, als es das bisherige Flaggschif des Hauses, der One:1 erreichte.
Das Triplex-Dämpfersystem aus dem Agera RS wird im Jesko zusätzlich auch an der Vorderachse verwendet und eine Vierradlenkung berücksichtigt neben der Radgeschwindigkeit und dem Lenkwinkel auch die Motordrehzahl sowie die Beschleunigung.
Ebenfalls der technologischen Evolution verdankt man im Koenigsegg ein Allerlei an modernen Annehmlichkeiten, wie einem Infotainmentsystem inklusive Apple Car Play, induktiver Ladestation für Mobilgeräte, eine Klimaautomatik sowie ein Lenkradbildschirm, der die wichtigsten Parameter jederzeit zur Verfügung stellt.
Preise und Anzahl
Insgesamt 125 Stück haben die Skandinavier von dem Hypercar geplant. Pro Jahr sollen – je nach Bedarf – zwischen 40 und 50 Exemplare gebaut werden. Preislich gibt es noch keine offiziellen Bestätigungen, doch unter vorgehaltener Hand spricht man von bis zu 3,6 Millionen Euro pro Auto.
Ehrenwerte Art, Danke zu sagen
Der Extremsportler auf Rädern erhielt seinen Namen vom Vater Jesko des Firmenchefs Christian von Koenigsegg. Jesko unterstützte seinen Sohn von Anfang an bei Gründung und Aufbau seiner Hypercar-Firma.
Als Dankeschön widmete der Chef dem neusten Modell den Vaternamen und hielt dies bis zur Premiere auf dem Genfer Autosalon geheim. Der 80-jährige Vater wurde sogar durch eine falsche Pressemeldung getäuscht, um das Geheimnis bis zur Premiere aufrecht zu erhalten. Ein äußerst charmanter und sympathischer Zug, wie wir meinen.
Text / Fotos: NewCarz
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.