Reichlich zwei Jahre liegen zwischen unserem letzten Test des Land Rover Discovery und dem aktuellen Modell. Viel ist zwischenzeitlich passiert – auch beim britischen Automobilhersteller.
Die Fertigung des Urvaters für den Geländeeinsatz auf vier Rädern – der Land Rover Defender – wurde mittlerweile eingestellt. Da kaum eine andere Marke so stark mit dem Einsatz auf widerspenstigen Strecken verknüpft ist, war die Spannung in unserer Redaktion entsprechend hoch, als das modernisierte Modell des Discovery auf den Hof rollte.
Nach wie vor wird der Allradbolide von seinen Besitzern und Fans liebevoll „Disco“ bezeichnet. Nach nunmehr fast 30 Jahren etablierte sich der Land Rover Discovery zu einem bewährten Fahrzeug, mit dem die Waage genau zwischen Hardcore-Offroad – dem Defender – und dem High-End-Offroader – dem Range Rover – besetzt wurde.
In Zeiten des in den Neunzigern etablierenden SUV-Booms, näherte sich der Discovery stetig dem Range Rover, indem er nach und nach eine Vielzahl an Assistenzsystemen und anderen elektronischen Helferlein erhielt. Dadurch wurde nicht nur der Preis, sondern auch der technologische und komforttechnische Anspruch deutlich Richtung Premium verschoben.
Wir testeten den Land Rover Discovery in der Ausführung Td6 HSE. Unsere Ergebnisse lesen Sie nachfolgend in unserem Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Offroad und Gelände
- Assistenz und Sicherheit
- Ausstattung und Komfort
- Varianten und Preise
- Garantieleistungen und Service
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Schau mir in die (Range-) Augen, Kleines!
In seiner nunmehr fünften Generation hat der Land Rover Discovery seine bislang teilweise burschikos markante Erscheinung weiter zugunsten ergonomischer Eleganz abgelegt. Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass sein äußeres Erscheinungsbild – insbesondere des Frontbereichs – so deutlich wie nie zuvor, dem eines Range Rovers ähnelt.
Das aktuelle Modell hat bis zu 480 Kilo weniger auf den Rippen als sein Vorgänger. Das scheint auch optisch sichtbar zu werden.
Die Scheinwerfer und der Frontgrill im nunmehr stark abgerundeten Bug erinnert an eine Mischung aus dem Range Rover Evoque und dem Range Rover Sport. Diese neugewonnene Eleganz schadet aber keineswegs dem „Entdecker“ – im Gegenteil.
In Summe mit den deutlich schräger verlaufenden C-Säulen, dem insgesamt etwas flacher ausgefallenen Greenhouse und den dynamisch wirkenden, im Gegensatz zum Vorgänger superflachen Heckleuchten, verpassten die britischen Designer dem Discovery MK5 ein emanzipatorisch zeitgemäßes Gewand.
Der unorthodoxe Knick in der Heckklappe mit der darin integrierten asymmetrischen Heckscheibe wich einem harmonischen Abschluss mit einem erheblich markanteren Unterfahrschutz.
All diese Modifikationen bewirken nun auch optisch einen weiteren Schritt Richtung Premium, wo sich neben dem klassischen Range Rover auch dessen „Sport“- und „Evoque“-Version sowie der neu hinzugekommene Velar tummeln. Dadurch könnte zunächst der Eindruck entstehen, dass Land Rover sich nach und nach vom ursprünglichen Anspruch der vollumfassenden Geländetauglichkeit verabschieden könnte. Doch darauf wollen wir später näher eingehen.
Interieur – britisch noble Architektur mit Überreichweite
Auch der Innenraum rückt optisch näher an die größeren – pardon, höher eingestuften – Geschwister heran. Das letzte Quäntchen an burschikosem Pragmatismus wich im aktuellen Modell vollends einem modern gestylten Kleid, bei dem neben dem Einsatz hochwertiger Materialien und tadelloser Verarbeitung das Hauptaugenmerk auch auf Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit gelegt wurde.
Zieht man eine der Türen zu, werden unweigerlich Analogien zu einem Tresor wach. So massiv und sicher wirken die Verschläge neben ihrer optischen Erscheinung auch durch das satte Geräusch beim Schließen.
Hier siegt nicht Design & Style gegen Nutzungskonzept und Praktikabilität, sondern muss sich klar unterordnen. Dass ein Innenraum dadurch nicht stumpf und lieblos aussehen muss, das beweist der Land Rover Discovery selbstsicher – und das in jedem Winkel des Interieurs.
Eine Überfrachtung mit Bedienelementen gibt es nicht. Nur das in Größe der Erscheinung eines Discovery entsprechende Lenkrad besitzt nicht gerade wenig Knöpfe. Es schmeichelt den Händen mit feinem Lederbezug, erscheint allerdings etwas filigran in der Stärke des Lenkradkranzes. Dem massiv wirkenden Pralltopf würde dagegen eher etwas optische Zurückhaltung guttun, jedoch lässt er uneingeschränkt den Blick auf die klassischen Rundinstrumente zu.
Interessant ist auch die stetige Entdeckung weiterer Staufächer, an denen es im Disco nicht zu mangeln scheint. Viele befinden sich hinter Abdeckungen, durch die das gecleant wirkende Interieur ruhig und nahtlos erscheint.
Zwei großflächige Glasdächer lassen auf Wunsch eine Lichtdurchflutung zu, als wäre man fast mit einem Evoque offen unterwegs. Das Raumgefühl ist gewaltig. Vor allem beim Blick nach hinten stellen sich unweigerlich Assoziationen zu einem Reisebus ein. Die Heckscheibe erscheint in fast astronomischer Entfernung.
Neben diesem Raumgefühl herrschen überall im Land Rover Discovery in der Tat majestätische Platzverhältnisse. Auf den anschmiegsamen, überaus bequemen Sitzen platzgenommen, erinnern diese fast an Wohnmobiliar und könnten durchaus auch aus einer exklusiven Lounge stammen.
Geschuldet wird dies unweigerlich durch das im Testfahrzeug zur Ausstattung gehörende – ansonsten optional erhältliche – edle und wunderbar helle weiche Windsor Leder in der Innenraumfarbkombination Espresso/Nimbus.
Dieser Lounge-Charakter wird vermittelt, ohne den gewünschten Halt für einen fahrspezifischen Verankerung vermissen zu müssen. Schließlich gestatten die 16-fach verstellbaren Vordersitze inklusive Memoryfunktion jede Nuance des persönlichen Habitus zu finden. Eigentlich viel zu schade, um damit ins Gelände fahren zu wollen.
Der Laderaum offenbart sich ganz den Erwartungen entsprechend in kolossalen Ausmaßen. Der fünfsitzige Testwagen offerierte bereits im „Normalzustand“ 1.231 Liter Ladevolumen, was mit Sicherheit dem Gros an den alltäglichen Anforderungen gerecht werden sollte. Wird es dann beim großzügigen Einkauf im Baumarkt doch mal zu knapp, erweitern die geteilt umklappbaren Rückenlehnen den Laderaum auf riesige 2.500 Liter.
Dank des Luftfahrwerks lässt sich die die Beladehöhe durch Regulierung per Tasten bequem vom Heck aus variieren. Man kann den Disco auch als Siebensitzer konfigurieren, wobei der Laderaum immer noch 258 Liter beträgt.
Die Rundumsicht im Land Rover Discovery besitzt aufgrund der hohen Sitzposition und der überaus großzügigen Verglasung fast schon View-Point-Charakter. Einzige – aber signifikante – Einschränkung erfährt man beim Blick nach hinten, durch die überdimensional großgeratenen Kopfstützen der zweiten Sitzreihe. Diese stören sogar beim Blick in den Innenspiegel die Sicht nach hinten.
Motorisierung und Fahreigenschaften – Duo Harmonie
Nachdem man den Fahrersitz bestiegen und die Tresor- Verzeihung – Fahrertür geschlossen hat, fällt als erster Punkt die plötzlich einsetzende Ruhe auf. Fast hermetisch werden sämtliche Außengeräusche abgeriegelt. Ein Druck auf den Start/Stopp-Knopf lässt den 3.0-Liter-Turbodiesel erwachen, von dessen Arbeit so wenig zu vernehmen ist, dass man erst einmal durch den nun automatisch ausfahrenden Wahlknopf für das 8-Stufen-Automatikgetriebe abgelenkt wird.
Diese kleine Show besitzt mittlerweile jedes hochbeinige Pendant aus dem Hause Land Rover. Das sieht erhaben und edel aus und man hat sich bereits nach den ersten Minuten daran gewöhnt. Auch wenn es einem derartig geländeaffinen Fahrzeug sicherlich besser gestanden hätte, einen konventionellen Schaltknauf zu beherbergen. Dies weiß man wohl auch beim Hersteller und stellt daher dem besonders für harte Geländeeinsätze konstruierten Land Rover Discovery SVX – ab 2018 erhältlich – genau diese Art Wahlhebel zur Verfügung.
Doch zurück zum Antrieb. Der V6 Selbstzünder muss ein Fahrzeuggewicht von 2,3 Tonnen bewältigen und macht dies mit einer scheinbaren Leichtigkeit, die uns verblüffen lies. Anfängliche Zweifel über eine eventuelle Knappheit an Leistung waren bereits auf den ersten Metern devastatorisch eliminiert.
Anabolische 600 Newtonmeter liegen bereits ab 1.750 Touren an und schieben den Offroader mit deutlicher Vehemenz voran. Die 258 PS wirken im Zusammenspiel mit der schnell und exakt arbeitenden 8-Stufen-Automatik derart temperamentvoll, dass man ziemlich schnell das Eigengewicht vergessen möchte. Diese beiden harmonieren hervorragend miteinander. Zugegeben, es gibt aktuell Dieselmotoren in dieser Größe mit noch mehr Agilität, doch der Drang nach mehr stellt sich im Discovery nicht wirklich ein.
Das Eigengewicht ruft sich dann aber beim Versuch einer forcierten Kurvenfahrt in Erinnerung, bei der die Karosserie mit Anstrengungen den einsetzenden Fliehkräften strotzt. Doch auch trotz leichten, aber spürbaren Wank- und Nickbewegungen der Karosserie, kommt zu keinem Zeitpunkt der Faktor Unsicherheit mit ins Spiel. Man hat immer den Eindruck der vollen Kontrolle.
Einzige Ausnahme bilden Fahrten mit hohen Geschwindigkeiten bei starkem böigen Wind. Hier spürt man spätestens ab 160 km/h deutlich die nicht zu vernachlässigende Angriffsfläche der Karosserie. Doch da derartige Windverhältnisse glücklicherweise nicht in der Tagesordnung mitteleuropäischer Wettergegebenheiten verankert sind, beschränken sich diese leichten Defizite auf ein absolutes Minimum.
Es ist ansonsten schon erstaunlich, mit welcher Dynamik dieser Koloss durch Kurven und Kehren galoppiert. Und dies mit einer Unangestrengtheit, welche an einen gut motorisierten PKW erinnert. Dennoch ist das Fahrgefühl in einem Land Rover Discovery deutlich erhabener. Fast throngleich residiert man über der Straße und fühlt sich fast wie in einer fahrenden Festung. Die grandiose Dämmung des Briten und die weich abgestimmte Luftfederung unterstützen diesen Eindruck signifikant.
Den Sprint von null auf 100 km/h erledigt Big Disco in etwas mehr als acht Sekunden, was für ein derart dimensioniertes Fahrzeug nicht schlecht ist. Es fühlt sich sogar schneller an, wenn die 2,3 Tonnen mit beiden Händen die kinetische Energie anzuhäufen scheinen. Ebenso vehement agieren die Bremszangen des Land Rover Discovery und vernichten besagte Energien bei Bedarf in wenigen Wimperschlägen. Dabei taucht die Front merklich ein und scheint sich in den vor ihm liegenden Teerstreifen verbeißen zu wollen.
Im Grenzbereich meldet sich das ESP fast mit militärischer Forschheit und nimmt dem Fahrer vorübergehend sämtliche Zügel aus der Hand. In dieser Entmündigungssekunde weiß man zunächst gar nicht so richtig, was los ist, bevor ebenso schnell alle „Geister“ wieder zur Verfügung stehen. Überrascht dies den ungeübten Fahrer, könnte das für Irritationen sorgen. Ein Discovery – so könnte man meinen – mag Grenzbereiche gar nicht.
Der Luftwiderstand wendet bei 209 km/h gemeinsam mit dem Eigengewicht den Kampfbericht zu seinen Gunsten. Der Tacho berichtet dabei von optimistischen 220 km/h. Doch all dies sind nicht die Hauptschauplätze für den Disco, denn die liegen in der hervorragenden Gratwanderung zwischen On- und Offroad-Einsätzen.
Ein spannendes Kapitel stellte das Thema Verbrauch dar. Wir erwarteten bei einem solchen Eigengewicht einen kleinen Schluckspecht – wurden jedoch eines Besseren belehrt. Mit einem Drittelmix von 9,4 Litern auf 100 Kilometern lagen wir im Test zwar zwei Liter über der Herstellerangabe, doch in Anbetracht der Leistungsentfaltung geht dieser Verbrauch absolut in Ordnung.
Im Geländeeinsatz klettert der Verbrauch natürlich deutlich in den zweistelligen Bereich, doch das war zu erwarten und betrifft jedes Fahrzeug im entsprechenden Einsatz. Apropos Gelände…
Offroad und Gelände – wo ich hingehöre
Ein Land Rover wäre keiner, wenn er nicht auch für den Einsatz im Gelände konzipiert wäre. Ehrensache sozusagen. Und hier spielt er seine absoluten Stärken fast spielerisch aus.
Das zum Einsatz abseits befestigter Asphaltadern verfügbare Repertoire des aktuellen Discovery beinhaltet eine schnell agierende dynamische Luftfederung sowie eine Auswahl an Fahrprogrammen, welche neben einer automatischen Einstellung je nach erkanntem Untergrund auch die Wahl aus fünf verschiedenen Fahrprogrammen ermöglichen. Alle Einstellungen und Fahrzustände lassen sich über das All Terrain Infozentrum – abgebildet über den Touchscreen des Navigationssystems – anzeigen und überwachen.
Das A und O für den Geländeeinsatz ist natürlich ein Allradsystem, das beim Briten permanent arbeitet und im Testwagen durch ein zweistufiges Verteilergetriebe mit Mitteldifferenzial ergänzt wird. Dazu ermöglicht ein aktives Sperrdifferenzial an der Hinterachse die Kraftverteilung auf beide Hinterräder, sobald dies erforderlich wird.
Die Einstellung des gewünschten Fahrmodus erfolgt über einen in der Mittelkonsole platzierten Drehknopf. Die Fahrmodi erstrecken sich über folgende Fahransprüche:
- Komfort: Dieser Fahrmodus wurde eher für den Onroadeinsatz konzipiert und entkoppelt die Insassen durch entsprechende Fahrwerkseinstellungen so weit wie möglich von jedweder Fahrbahnbeschaffenheit für einen maximalen Fahrkomfort.
- Sand: Speziell für diesen losen Untergrund übernimmt die Anfahrhilfe die Traktionskontrolle und ermöglicht ein Anfahren und Vorankommen ohne sich bereits im Stand einzuwühlen.
- Gras, Schotter, Schnee: Sämtliche Unterstützungen wie ABS, ASR und die Kraftverteilung passen sich den benannten Bedingungen an und ermöglichen auch hier die optimalste Traktion.
- Felsen: Sogar das Felsenklettern beherrscht der Land Rover Discovery, bei dem unter anderem eine Getriebeuntersetzung für die notwendige Geschwindigkeit und Traktion.
- Schlamm, Spurrillen: Maximale Bodenfreiheit und gesperrte Differenziale für bestmögliches Vorankommen in diesem schwierigen Terrain.
Zusätzlich ermöglichen sowohl Bergan- und Bergabfahrhilfe für ein sicheres Passieren von Steigungen und Gefälle – ebenso mit entsprechender Getriebeuntersetzung.
Bei all diesen Manövern steht das System jederzeit mit entsprechenden Tipps und Hinweisen – via All Terrain Infozentrum – hilfreich zur Seite. Wem diese Einstellungen zu umständlich sind, lässt die All-Terrain Progress Control – kurz ATPC – aktiv und dank Terrain Response 2 überwacht das Fahrzeug alle Fahrbedingungen und reagiert entsprechend durch die notwendigen Einstellungen. Die Exaktheit der jeweiligen Auswahl des notwendigen Fahrprogramms dieser Automatik war in unserem Test beeindruckend genau und schnell.
Eine besondere Eigenschaft, die wir nicht versäumen wollen hervorzuheben, ist die enorme Watfähigkeit des Land Rover Discovery, mit dem man bis zu 90 Zentimeter tiefe Gewässer durchqueren kann. Dabei sollte allerdings die jeweilige Fließgeschwindigkeit des zu durchquerenden Gewässers berücksichtigt werden.
Möchte man des Öfteren unbekannte Gewässertiefen durchfahren – beispielsweise beim Aussetzen von Booten – empfiehlt sich ein Kreuz des optional erhältlichen Wade Sense Systems, welches die aktuelle Wattiefe zentimetergenau bestimmt.
Auf unsere Testfahrten auf diversen leichten bis mittelschweren Geländestrecken konnten wir den Land Rover Discovery nicht ansatzweise an seine Grenzen bringen. Seine zuverlässige elektronische Unterstützung mögen manchen Offroad-Enthusiasten die Stirn in Falten legen, da man sich hier lieber auf mechanisch-manuelle Einstellungen verlassen möchte, doch diese elektronische Fahrwerks- und Antriebssteuerung erwies sich im Praxistest außerordentlich schnell, präzise und in jedem Fall extrem hilfreich.
Lediglich der große Wendekreis und das für den Geländeeinsatz nicht vorgesehene Sommerreifenprofil der 21-Zoll-Räder schränken den Offroadradius des Discovery ein.
Ob sie einem dauerhaften Geländeeinsatz standhalten würde, sei dahingestellt. Für den fahraktiven Fahrspaß ab und an, stellt der Discovery jedoch die gesamte SUV-Riege auf dem Markt in den Schatten. Dem Briten können in anspruchsvollen Gefilden keine der durchaus auch keinesfalls nicht schlecht gewappneten Fahrzeuge folgen – mit Ausnahme der hauseigenen Geschwister mit entsprechender Ausstattung.
Assistenz, Technik, Sicherheit
Neben dem Heer an Assistenzen für den Einsatz im Gelände, gibt es natürlich auch alles, was aktuell für eine sichere Befahrung von befestigten Wegen verfügbar ist.
Analog dem Spurverlassenswarner – der übrigens das Lenkrad im entsprechendem Fall mit Good Vibrations erzittern lässt – arbeitet eine konventionelle Geschwindigkeitsregelung im Discovery. Das Adaptive Cruise Control – ACC – mit Stauassistent und intelligentem Notfall-Bremsassistenten kann optional geordert werden und blieb unserem Testfahrzeug fern.
Ein Toter-Winkel-Warnsystem mit dem angenehm zeitig aktiven Annäherungssensor und einem Kollisionswarnsystem bei Rückwärtsfahrten bleibt die Gefahr der Kaltverformung des opulenten Außenkleids auf ein Minimum beschränkt.
Außerdem warnt die Verkehrszeichenerkennung neben Geschwindigkeitsbegrenzungen auch vor Überholverboten und ein Aufmerksamkeitsassistent erkennt, wenn die Konzentration des Fahrers nachlässt und warnt entsprechend.
Ein mehrfarbiges Headup-Display projiziert alle wichtigen Informationen direkt auf die Frontscheibe in das Sichtfeld des Fahrers. Eigenartigerweise hatte die Anzeige einen durchgehenden Rotstich – vor allem bei weiß anzuzeigenden Elementen.
Parken und Rangieren – und natürlich auch Geländefahrten – verlieren ihre Schrecken durch das jederzeit aktivierbare Surround Kamerasystem mit 360° Rundumsicht sowie der Auswahl der einzelnen Kameraperspektiven. Die Heckkamera besitzt zudem eine eigene Waschdüse, um die Sicht auch beim Einsatz unter schmuddeligen Bedingungen gewährleisten zu können.
Parksensoren vorn und hinten warnen zusätzlich beim Annähern an Hindernisse. Ein optionaler Parkassistent – im Testfahrzeug nicht vorhanden – ist auch bestellbar und übernimmt auf Wunsch das Befüllen der entsprechend passenden Parklücke automatisch und sicher.
Obendrein besaß der Testwagen einen Anhängerassistenten, mit dem das Rangieren mit Anhänger deutlich erleichtert wird. Zudem überwacht ein Trailer Stability Assist alle Bewegungen des Anhängers permanent und greift bei gefährlichen Aufschwingungen per gezielten Bremseingriff pro Rad ein. Die elektrisch ausklappbare Anhängerkupplung verschwindet bei Nichtgebrauch per Tastendruck vollständig unter dem Heckstoßfänger.
Das Navigationssystem benötigte im Test überdurchschnittlich lange, um nach dem Start seine Verfügbarkeit zu erreichen und auch für die Neuberechnung von Routen, wenn man die vorgeschriebene Route verlässt. Ansonsten zeigte sich die Bedienung leicht umständlich und nicht immer intuitiv – was übrigens für das gesamte System gilt, dass vor allem während der Fahrt durch umständliche, teilweise verwinkelte Menüs und kleinen Flächen für Buttonfelder nur eingeschränkt bedienbar ist. Selbst die Zieleingabe gestaltet sich während der Fahrt als schwierig und generiert ein hohes Maß an Ablenkung.
Dafür verdienen die Kartendarstellung auf dem 12,3-Zoll Touchscreen und die gut verständliche akustische Zielführung – übrigens ausschließlich mit männlicher Stimme – ein großes Lob. Auch Verkehrsbeeinträchtigungen wurden während der Testfahrten frühzeitig gemeldet und entsprechende Alternativen für die Streckenplanung angeboten.
Beim Thema Beleuchtung kann der Land Rover Discovery einmal von seiner karosseriebedingten hohen Einbauhöhe der Scheinwerfer und zum anderen von der hervorragenden Lichtausbeute der LED-Hauptscheinwerfer profitieren. Sowohl Ausleuchtung als auch Reichweite des emittierten Lichts lassen keinerlei Kritik zu und tauchen nächtliche Strecken in eine angenehme, tagähnliche Helligkeit. Kurvenlicht wird immer, Fernlicht optional automatisiert – wenn auch nicht mit Matrixtechnologie & Co. wie es der Wettbewerb nochmals besser kann.
Ebenso beweist ein 5-Sterne-Ergebnis beim Euro-NCAP Crashtest des Briten seine hohe passive Sicherheit.
Ausstattung und Komfort – offen für Offenbarungen
Die Zeiten, in denen die Regel galt, dass Geländewagen keinen Platz für Komfort haben brauchen/müssen, scheinen völlig obsolet, wenn man sich den aktuellen Land Rover Discovery näher anschaut.
Bereits beim Einstieg stellt man sich die Frage „Wieso ist der denn so flach?“ Schließlich handelt es sich um ein geländeaffines Fahrzeug, da geht man doch davon aus, dass der Einstieg eher einer Ersteigung ähnelt.
Nicht aber wenn eine adaptive Luftfederung an Bord ist und den Disco bereits beim Abstellen des Motors um 15 Millimeter automatisch absenkt und beim Öffnen einer Tür diese Absenkung um weitere 40 Millimeter fortsetzt. Das Ganze geschieht zudem so schnell, dass man die Tür noch nicht ganz geöffnet hat und die Absenkung bereits Geschichte ist.
Nur im manuell eingestellten Geländemodus bleibt der Land Rover „oben“ und man benötigt zum Ein- und Ausstieg fast eine Leiter.
Die Panoramadachverglasung besteht gleich aus zwei Einheiten, welche mit elektrischen Rollos komplett abgedeckt werden können. Ungefähr 500 Euro mehr kostet es, wenn man das vordere Glasdach zusätzlich Öffnen und Schließen möchte.
Das Platznehmen im Briten resultiert in einem wahrlichen Sitzerlebnis. Auf 16 Wegen lassen sie sich elektrisch verstellen, sodass jeder seine perfekte Sitzkonfiguration finden sollte. Dazu schmeichelt das superweiche Windsor–Leder dem Sitz- und Stützapparat, den man per Sitzheizung – optional auch auf den beiden äußeren Sitzen hinten – mehrstufig temperieren kann. Da nimmt man die aufgrund der Stärke des Bezuges mehrere Minuten dauernde Erwärmung gerne in Kauf.
Eine bereits erwähnte Komforteigenschaft ist die hervorragende Laufruhe des Land Rover Discovery. Weder Antrieb, noch Fahrtwind oder Abrollgeräusche beherrschen den Innenraum. Diese fast schon unheimliche Stille wird nur durch das klanglich sehr gute Meridian Premium-Surround-Soundsystem durchdrungen. Das aus 14 Lautsprechern und Subwoofer bestehende System lässt bei Bedarf bis zu 825 Watt an die Magnetspulen der Membranen.
Der Klang kann sich erwartungsgemäß hören lassen. Sauber und dezent bahnen sich die Höhen und Mitten den Weg zum zu verwöhnenden Gehör, untermalt von einem ebenso dezenten, fast schon britisch zurückhaltenden Bass. Letzterer könnte eine Spur dominanter auftreten. Ansonsten gibt es nichts zu meckern und der Klang schmeichelt dem Gehör in höchstem Maße.
Höchstens über die unlogische, ja teilweise umständliche Bedienung des Systems könnte man Beschwerde einlegen. Dazu kommt ein langsamer Tuner, der sich beim Senderwechsel mehr Zeit lässt, als Miss Sophy’s Butler beim Nachschenken im „Dinner for one“.
Außerdem aufgefallen ist, dass beim Abspielen von auf USB-Sticks gespeicherter Musik, es in der ersten Minute immer wieder zu Aussetzern kommt. Dies beruht offensichtlich auf das in diesem Zeitraum noch laufende Einlesen des Speichermediums.
Konnektivität ist im Disco ansonsten kein Problem. Alle gängigen Anschlüsse sind verfügbar – an USB-Anschlüssen wimmelt es sogar, obgleich die meisten davon nur zum Aufladen entsprechend kompatibler Geräte dienen. Die Bluetoothverbindung zum Smartphone steht innerhalb von Sekunden und ermöglicht neben den Telefonfunktionen auch das Streamen von Musik via Bluetooth.
Eine konfigurierbare Ambientebeleuchtung trifft den jeweiligen Wunschfarbton und taucht das Interieur bei Dunkelheit in eine heimelige Stimmung. In Summe vermag der Land Rover Discovery eine ausgesprochene Wohlfühlatmosphäre zu generieren. Bereits im ersten Augenblick werden sämtliche Sinne angesprochen und mit positivem Feedback nahezu überschwemmt.
Varianten und Preise des Land Rover Discovery
Zunächst gibt es den Discovery einmal in seiner klassischen Variante – wie von uns getestet – und zum anderen als Discovery Sport. Letzterer stammt nicht vom Discovery, sondern vom Freelander ab und besitzt die Technik aus dem Range Rover Evoque. Wir widmen uns hier ausschließlich der erstgenannten Variante.
Für den Disco stehen insgesamt fünf Motoren zur Auswahl. Darunter finden sich drei Diesel und zwei Benziner.
Den Einstieg bildet ein 2.0-Liter Dieselmotor Td4 mit 180 PS und 430 Nm. Eine Stufe höher stellt auch ein 2.0-Liter Diesel Sd4 dar, allerdings mit Bi-Turboaufladung, durch die 240 PS und 500 Nm zur Verfügung stehen. Den Topdiesel bildet der 3.0-Liter-V6 Sd6, den wir hier getestet haben.
Als Benzinmotoren hat man die Wahl zwischen dem 2.0-Liter Turbo Si4 mit 300 PS und 400 Nm und dem 3.0-Liter-V6, dem Si6 mit 340 PS und 450 Nm maximalem Drehmoment.
Dazu stellt Land Rover insgesamt vier Ausstattungslinien zur Verfügung.
- Discovery S: Das Basismodell; serienmäßig zum Beispiel mit 19-Zoll-Rädern, Klimaanlage, 10-Zoll-Touchscreen ab 58.900 Euro, als Einstieg in die Welt der Discoverymodelle.
- Discovery SE: Navigation Pro, 250 Watt Soundsystem statt 125 Watt, Regensensor und vieles mehr serienmäßig in dieser Variante für mindestens 62.300 Euro.
- Discovery HSE: Die zweitbeste Variante; LED-Scheinwerfer, 20-Zoll-Räder, Ledersitze, Rückfahrkamera und das kleine Meridian-Soundsystem sind einige der serienmäßigen Highlights, für die mindestens 72.100 Euro fällig werden.
- Discovery HSE Luxury: Topmodell mit großem Meridian-Soundsystem, Fernlichtassistenten, Windsor-Ledersitzen, Panoramaglasschiebedach und Ambiente-Innenlicht – um nur einige zu nennen; ab 79.500 Euro.
Konfiguriert man den großen Benziner, der gleichzeitig als Topmotorisierung steht, in Kombination mit dem HSE Luxury Paket und setzt alle Häkchen auf der umfangreichen Ausstattungsliste – ohne Zubehör – werden am Ende über 138.000 Euro fällig.
Garantieleistungen und Service
Der Land Rover Discovery erhält als Neuwagen eine 3-Jahre-Garantie bis maximal 100.000 Kilometer, je nachdem was zuerst eintritt. Diese Garantie kann man entweder um ein Jahr oder zwei Jahre auf dann insgesamt fünf Jahre kostenpflichtig verlängern.
Weiterhin gibt es eine 3-jährige Lackgarantie und eine 6-jährige Garantie gegen Durchrostung – beides ohne Kilometerbegrenzung.
Wie immer gibt es auch hier einiges an Kleingedrucktes zu beachten und der Inspetkions- und Wartungsplan ist das A und O für einen Garantieanspruch.
Im Vergleich mit dem Wettbewerb ist das Garantieangebot von Land Rover zwar überdurchschnittlich, da man als Basis drei anstelle zwei Jahre erhält, doch mit den Platzhirschen kommen auch die Briten nicht mit.
Dafür punktet man beim Service, denn Land Rover hat ein sehr gut ausgebautes und weltweit gespanntes Servicenetz. Zudem können über die Experience-Angebote Dinge wie diverse Offroad-Fahrertrainings gebucht werden. Ein solches gibt es sogar für 11- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche. „Früh übt sich“, scheint hier der gelebte Slogan bei Land Rover zu lauten.
Fazit – Entdecker für Anspruchsvolle
Der Discovery könnte ohne Probleme auch Allrounder heißen. Er kann Offroad, er kann Langstrecke, Reise, Lastesel, Musikzentrum oder Personentransport. Alles kein Problem für den britischen Allradboliden, der dazu einen respektablen Sicherheitslevel vorweisen kann – aktiv und passiv.
In seiner fünften Generation wirkt er zudem so dynamisch, wie nie zuvor. Das optische Upgrade sorgt für eine immense Auffrischung, die dem Offroader eine gehörige Portion Exklusivität verleiht.
Einige Dinge, wie die umständliche Bedienung der Infotainmentsysteme ließen uns zwar die Nase rümpfen, doch das umfassende Komfortpaket und das fast überschwänglich anmutende Platzangebot machten dies fast vollständig wett.
Spätestens dann, wenn Land Rover noch etwas in die Optimierung des Bedienkonzepts für das Infotainment- und Multimediasystem investiert, erhält der Brite durchgehend Bestnoten.
So bleibt am Schluss nur zu sagen: Eine hübschere und dazu hocheffiziente Kombination aus Offroad und Onroad gibt es zurzeit kaum woanders zu finden. Ein Discovery ist nicht so schnell wie seine SUV Pendants aus Deutschland, doch das soll er auch gar nicht sein. Denn seine Gratwanderung tendiert eindeutig mehr zum Offroadeinsatz. Ein Autobahnjunkie will er niemals sein, auch wenn er da niemals als Hindernis auftauchen wird.
Auch der aktuelle Land Rover Discovery in fünfter Generation ist und bleibt eine Ikone – auch ohne dem Sandbeige der Camel-Trophy-Zeiten.
Text/Bilder: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Land Rover Discovery Td6 HSE
Farbe: Kaikoura Stone Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,97 x 2,07 (2,22 mit Außenspiegeln) x 1,89
Radstand in mm: 2.923
Motor: V6 Commonrail-Turbodiesel mit Start-Stopp-Automatik
Leistung: 190 kW (258 PS) bei 3.750 rpm
Hubraum: 2.993 ccm
Max. Drehmoment: 600 Nm bei 1.750 – 2.250 rpm
Getriebe: 8-Stufen-Automatik
Antrieb: Allrad
Fahrwerk: Luftfederung variabel
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 7,2 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 9,4 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 189 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 209 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,1 Sekunden
Leergewicht: 2.298 kg
Laderaumvolumen: 1.231 – 2.500 Liter (als Fünfsitzer inkl. Laderaum unter Laderaumboden)
Bodenfreiheit maximal (mm): 283
Wattiefe maximal (mm): 900
Böschungswinkel (v. u. h. in °): 34/30
Rampenwinkel (in °): 27,5
Wendekreis (inkl. Karosserieüberhang): 12,7 m
Anhängelast in kg: 3.500 (gebremst; ungebremst 750)
Kraftstofftank: 85 Liter
Neupreis des Testwagens: 85.945,00 Euro
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
4 thoughts on “Land Rover Discovery Test – Special Forces in Designerkluft”