Es ist ein besonderes Fahrzeug, designed als Exot und für extrovertierte Charaktere der ideale Begleiter auf vier Rädern mit dem Namen Lexus LC 500.
Dass das Coupé dabei aussieht wie die Konzeptfahrzeuge anderer Hersteller, geht auf einen sehr dramatischen Moment zurück.
Im Jahr 2011 wurde dem japanischen Hersteller vorgeworfen, das Design seiner Fahrzeuge sei langweilig, was zur Folge hatte, dass die Designstrategie massiv überarbeitet wurde. Das Ergebnis stand uns nun in Form eines spacig gezeichneten V8-Coupés für einen Test zur Verfügung. Fahrbericht.
Exterieur – Futuristische Exklusivität
Schaut man sich den Lexus LC 500 an, so beschleicht einen das Gefühl, dass es dieses Auto eigentlich noch gar nicht geben dürfte. Vom 2011 präsentierten Konzeptfahrzeug fast nahtlos in die Serienfertigung — das schafft kaum ein Fahrzeug. Doch selbst im Jahr 2019 wirkt das messerscharf geschnittene Coupé wie aus einem Science Fiction Film entnommen. Zu viel Einheitsbrei lässt den Japaner so exponiert wirken wir einen Pfeilgift-Frosch inmitten einer Ameisenhorde.
Die Front offeriert dem Betrachter einen mächtigen Diabolo-Kühlergrill, den wir – dort fast schon zivil wirkend – aus dem Lexus RX kennen. Doch damit hören die Ähnlichkeiten zu anderen Modellen der Marke schon auf, der Rest scheint aus einer neuen Generation zu stammen.
Rasiermesserscharfe LED-Scheinwerfer mit vertikalen Blinkleuchten, nebst seitlichen Lufteinlässen sorgen für omnipräsente Dynamik — bereits im Stand. Die lange, gewölbte Haube tut ihr Übriges dazu und so verwundert es nicht, dass der LC in Windeseile zum Lieblings-Fotomotiv aller Car-Spotter auserkoren wird.
Die Seitenpartie zeigt ein weit nach hinten versetztes Greenhouse und kurze Überhänge an Front und Heck. Damit die Designlinie nahtlos fortgesetzt wird, greifen scharf geschnittene Außenspiegel den „Katana-Look“ auf und harmonieren im Zusammenspiel mit den riesigen 21-Zoll-Rädern.
Am Heck angekommen, wird es wohl niemanden geben, der dem Designer Müdigkeit unterstellt. Oftmals kommt es vor, dass das Heck bei der Konzeption eines Fahrzeugs vernachlässigt wird und man in alte Denkmuster verfällt. Nicht so beim Lexus LC 500. Hier spiegelt sich das Design der Frontscheinwerfer in den Heckleuchten wieder und wartet mit den gleichen, vertikal angebrachten Blinkern auf. Doch nicht genug, können die Rückleuchten ausgeschaltet auch als Spiegel fungieren, so silbrig-dreidimensional wirken diese.
Doch auch aus anderen Perspektiven betrachtet, scheint der LC satt auf der Straße zu liegen, die vierflutige Abgasanlage ist verpackt hinter trapezförmigen Blenden, während ein minimaler Dachkantenspoiler wohl auch den Abtrieb sichert. Übrigens: Der Kofferraum lässt sich entgegen vieler im Netz kursierenden Meinungen auch per Knopf öffnen.
Dieser ist formschön und fast unsichtbar in die rechte Heckleuchte integriert.
Interieur – Aus Liebe zum Design
Wer nun glaubt, dass wenigstens im Inneren auf konventionelle Lexus-Tugenden zurückgegriffen wurde, der irrt erneut. „Alles neu“ schien auch hier die Devise gewesen zu sein und so lassen wir noch vor dem Einstieg in das Luxus-Coupé den Blick ausgiebig schweifen.
Das edle Interieur unseres Testwagens trägt einen hellen Braunton, der hervorragend mit dem tiefblauen Außenlack korrespondiert.
Zunächst fallen uns die großzügig geschnittenen und sehr stark konturierten Sitze auf, die — einmal in die richtige Position gebracht — erstaunlich bequem sind. Besonders markant sind hier die dicken Seitenwangen, die optisch und haptisch für besten Seitenhalt garantieren.
Die Türinnenverkleidungen gleichen in diesem luxuriösen Coupé eher einem Kunstwerk als einer zweckmäßigen Applikation. Geschwungenen Linien, verziert mit einer Aluminiumleiste, unter welcher sich die Ambientebeleuchtung befindet sowie ein frei schwebender Türgriff – das sind die Ingredienzien für eine formvollendete Verkleidung einer Tür. Nicht unerwähnt möchten wir den spannenden Material-Mix aus Nappa- und Wildleder lassen.
Ebenfalls spannend sind die Haltegriffe an Tür und Mittelkonsole, welche über ein Alu-Inlet verfügen. Ton-in-Ton fällt in der gleichen Farbe auch das mit Alcantara bezogene Dach aus.
Die Rücksitze fallen für ein Coupé dieser Größe erwartungsgemäß schmal aus und eignen sich für erwachsene Personen höchstens für kurze Strecken. Der Messenger Bag oder der Kaschmirschal findet dort indes eine standesgemäße Behausung.
Das Cockpit des Lexus LC 500 trägt Gene des legendären LFA und bietet dem Fahrer zunächst eine klassische Ansicht mit zentral platziertem Drehzahlmesser. Wird die Ansicht jedoch geändert und werden weitere Informationen gewünscht, rotiert der digital wirkende Drehzahlmesser zur Seite und ändert so das gesamte Cockpit-Layout.
Die Infotainment-Zentrale besteht im Luxus-Japaner aus einem üppig dimensioniertem Zentralbildschirm samt markentypischer Bedienung über ein Touchfeld. Interessant: LC-Fahrer kommen in den Genuss eines persönlichen Getränkehalters – normalerweise tauchen diese stets im Doppelpack auf.
Wie bereits angesprochen, ist es durchaus sinnvoll, kleinere Gegenstände auf der Rückbank zu platzieren, denn der Kofferraum bietet lediglich ein Stauvolumen von 197 Litern.
Motor & Fahreigenschaften – V8 für Genießer
Angetrieben wird der Lexus LC 500 von einem freiatmenden 5,0-Liter-V8 mit 477 Pferdestärken. Das maximale Drehmoment von 540 Newtonmetern liegt ab 4.800 Umdrehungen pro Minute an. Der Standardsprint von Null auf 100 km/h ist bereits in 4,7 Sekunden erledigt, maximal sind 270 Stundenkilometer möglich.
Diese Werte sind schon auf dem Papier beeindruckend, wenngleich auch durchaus stärkere Coupés im Luxussegment unterwegs sind. Doch unterschätzen sollte man den Japaner in keinem Fall, was unsere erste Ausfahrt eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Nach einem Druck auf die Starttaste erwacht das Fünfliter-Aggregat zum Leben und säuselt herrlich sonor vor sich hin. Kein Aufbrüllen, kein Standgas-Brabbeln, der LC gibt sich hier sehr zurückhaltend, ist aber ab der ersten Umdrehung als V8 erkennbar.
Die ersten Meter durch die Tiefgarage nimmt das Coupé erstaunlich gelassen und auch die Ausmaße führten bei unseren Fahrern zu keinerlei Verrenkungen in engen Kehren. In der City schaltet und waltet die neue 10-Gang-Automatik butterweich und gelassen, sodass Fahrer und Insassen hiervon eigentlich kaum etwas mitbekommen, geschweige denn erahnen können, in welchem Gang man gerade unterwegs ist. Generell lädt der Lexus LC 500 im innerstädtischen Bereich eher zum flanieren ein, so elegant zeigt sich hier sein Fahrverhalten.
Erst abseits urbaner Gefilde schalten wir in Sport+-Modus und die Drehzahl schnellt adhoc in die Höhe. Das Getriebe hat nun ein, zwei, drei oder auch vier Gänge heruntergeschaltet und wartet auf den nächsten Gasbefehl, den wir gerne geben. Stürmisch, aber nicht barsch beschleunigt das Coupé mit amtlicher Vehemenz, dass wir alle Cruiser-Attitüden erst einmal zurücknehmen und auf die kommenden Kurven warten.
Beherzt eingelenkt und wieder aufs Gas. Dank Hinterachslenkung wirkt der Japaner kompakter als er eigentlich ist und es erfordert schon etwas Können und eine Portion Wagemut, bis das Heck sich zum Schlenkern animieren lässt. Dank typischer Saugmotor-Charakteristik ist das Fahrzeug schnell wieder eingefangen, die lineare Kraftentfaltung bereitet einen Höllenspaß, der nur noch von dem auf einmal sehr kernig klingenden Achtzylinder übertrumpft wird.
Letzterer beherrscht eine ganze Bandbreite an Klängen: vom unterschwelligen Grummeln über Teillast-Grollen bis hin zum Vollgas-Brüllen ist nahezu alles an Bord, was Freunde gepflegter Achtender-Kultur erwarten. Gelegentliches Zwischengas-Sprotzeln kann man dem LC 500 ebenfalls hin und wieder abverlangen, besonders dann, wenn man die Schaltarbeit via Paddels selbst übernimmt. Doch bei zehn Gängen erweist sich dies oftmals als ziemlich diffizil, sodass man die Arbeit gern wieder an den Automaten abgibt.
Auf der Autobahn stürmt das Luxus-Coupé erneut voran und erreicht laut Tacho immerhin satte 274 Stundenkilometer. Es keimt in uns der Eindruck, als wenn dieses Aggregat mit seinen 477 PS noch lange nicht all seine Reserven ausgereizt hat und selbst mit dem ein oder anderen Pferdchen mehr noch immer gut zurechtkommen würde.
Besonders positiv aufgefallen ist uns zudem die Hinterachslenkung des Lexus LC 500, welche die Agilität des Sport-Coupés erheblich steigert. Darüber hinaus ist die Lenkung überaus leichtgängig und vermittelt gutes Feedback, könnte jedoch bei sportlicher Fahrweise ein wenig direkter sein. Gleiches gilt für das ausgesprochen komfortable Fahrwerk, welches in den Sportmodi unserer Ansicht nach etwas härter sein dürfte.
Dem entgegen stehen die absolut standfesten Bremsen, die wohl allen Anforderungen gerecht werden dürften und während unserer Testfahrten mit guter Dosierbarkeit und Standfestigkeit glänzen konnten.
Der Verbrauch richtet sich erwartungsgemäß stark nach der persönlichen Fahrweise und lag im Test zwischen 9,4 und 15,3 Litern. Als gutes Mittel notierten wir 11,7 Liter pro 100 Kilometer, was in Anbetracht der gebotenen Leistung und des fünf Liter großen Saugmotors als amtlicher Wert gelten darf.
Technik & Assistenz – Aus den Vollen geschöpft
Der Lexus LC 500 verfügt bereits serienmäßig über eine mehr als umfangreiche Ausstattung, die nur noch durch kleine Optionen in Form von drei Paketen, 21-Zoll-Rädern und verschiedenen Lackierungen ergänzt werden kann.
Zunächst widmen wir uns in diesem Kapitel dem Mark Levinson Surround Soundsystem, welches mit 13 Lautsprechern aufwartet und ein sauberes, voluminöses Klangbild bietet. Gekonnt meistert das System nahezu jedes Genre und zeigt sich auch bei hoher Lautstärke verzerrungsfrei. Dabei zeugen vor allem die Höhen von erstaunlicher Klarheit, was besonders eine audiophile Klientel begeistern dürfte.
Im Rahmen des Lexus Safety System+, mit welchem jedes LC-Modell ausgestattet wird, gibt es neben einem Pre-Crash Safety System, auch eine adaptive Geschwindigkeitsregelung, eine im Test prima funktionierende Verkehrszeichenerkennung sowie einen Spurhalte- und Spurwechselassistent.
Auch das optionale Head-Up-Display konnte mit einer hohen Informationsdichte und einer flächenmäßig opulenten Darstellung aufwarten. In puncto Schärfe gibt es hier ebenfalls keinen Grund für Kritik.
Die Voll-LED-Scheinwerfer des Lexus LC 500 konnten eine sehr angenehme Ausleuchtung vorweisen. Ein breiter und heller Lichtkegel fräst eine Schneise in die Nacht und auch Fahrten bei hoher Geschwindigkeit in der Nacht gestalten sich als durchaus angenehm.
Hinzu kommt ein blitzschnell reagierender Fernlichtassistent, der mit einer Trefferquote von fast einhundert Prozent zu den besten seiner Art gehört.
Die Bedienung des Infotainments per Touchpad ist derweil so eine Sache für sich. Grundsätzlich ist diese aus Sicht vieler Redakteure das größte Manko am Fahrzeug und gleichzeitig auch die größte Herausforderung. Für nahezu jede Funktion — sei es das Aktivieren der Sitzheizung oder der Wechsel eines Radiosenders — sind mehrere Einzelschritte nötig, was den Blick während der Fahrt zwangsläufig von der Straße abwendet. Wir empfehlen allen LC-Fahrern, sich für das diffizile Infotainment Zeit zu nehmen. Nach etwa 30 Minuten sollten die meisten Funktionen und der Weg dorthin dann erlernt sein.
Fazit – Gran Turismo der Zukunft?
Normalerweise formulieren wir den Titel eines Kapitels nicht als Frage, doch beim Lexus LC 500 sieht dies anders aus. Er ist bereits jetzt ein Klassiker der Postmoderne und wird auch noch in vielen Jahrzehnten als stilistisches Element einer vergangenen Epoche gelten.
Mainstream hat dieses Fahrzeug nie gehört, jede seiner Poren strotzt vor Individualität und offeriert seinem künftigen Besitzer wohl für eine lange Zeit neue Blickwinkel. In jedem Fall überdauernde Exklusivität, die sich auch nicht in wenigen Monaten durch ein etwaiges Facelift in Wohlgefallen auflöst.
Um bei den Fakten zu bleiben, bietet der Lexus LC 500 für rund 100.000 Euro einen nahezu voll ausgestatteten, topmodernen Gran Turismo, der in puncto Stilsicherheit keine Konkurrenz zu befürchten hat. Der Fünfliter-V8 ist ein Genuss ohne Reue, die Materialauswahl über jeden Zweifel erhaben und selbst die Verarbeitungsqualität ist so exakt wie wir sie so nur aus deutschen oder britischen Sportwagenschmieden kennen.
Wer auf der Suche nach einem expressionistischen und gleichzeitig unaufdringlichen GT ist und sich mit der messerscharfen Optik des LC anfreunden kann, der sollte sich dieses Fahrzeug genauer anschauen. Vor allem sollte sich Zeit für die vielen liebevollen Details genommen werden, die aus unserer Sicht eine Vervollkommnung eines ohnehin schon legendären Gran Turismo verkörpern.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Lexus LC 500
Länge x Breite x Höhe (m): 4,77 x 1,92 x 1,35
Motor: Achtzylinder-V-Motor
Leistung: 351 kW (477 PS)
Hubraum: 4.969 ccm
Max. Drehmoment: 540 Nm
Getriebe: 10-Gang-Automatikgetriebe
Antrieb: Heckantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 11,5 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 11,7 L/100 km
CO2-Emissionen: 267 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,7 Sekunden
Leergewicht: 1.970 kg
Kofferraumvolumen: 197 l
Kraftstofftank: ca. 82 Liter
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.