Der hier getestete Lexus NX 450h gehört zur zweiten Generation des bildhübschen Crossover-SUVs aus Japan.
Erstmalig wird er als Plug-in Hybrid angeboten und kann somit größere Strecken rein elektrisch zurücklegen.
Wir fuhren dieses Modell, welches seit Ende letztes Jahres auf den deutschen Markt rollte, in einem eher anthrazit erscheinenden Titaniumsilber und mit einem braun/schwarzen Interieur. Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Verbrauch, Aufladen, Reichweite
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Der Preisvergleich
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Sofort als Lexus erkennbar
Bereits auf den ersten Blick ist der neue NX eindeutig als Lexus zu erkennen, denn die Marken-DNA verströmt er quasi aus jeder Pore und stellt offenkundig seine markanten Sicken und Kanten zur Schau. Insbesondere die Front mit dem markentypischen Diabolo-Kühlergrill geizt nicht mit der typisch reizvollen Optik, die auch immer ein bisschen an die Schärfe japanischer Kunstschwerter erinnern möchte. Abgerundet wird die Frontansicht von neu gezeichneten Scheinwerfern mit scharf geschnittener Lichtsignatur.
Wer die Seitenansicht des Lexus betrachtet, kann ein maskulin auftretendes SUV bestaunen, dass mit ansteigender Gürtellinie eine leicht geduckte Haltung einnimmt. Die hoch abschließenden Türen schüren als hohe Gürtellinie die Dynamik, während die breite C-Säule den massiven Charakter des Autos unterstreicht. Die 20-Zoll-Räder gehören zum Luxury-Paket und füllen die Radhäuser gut aus.
Am Heck kommt dann eine neue „Lichtshow“ zur Geltung, die mit ihrer durchgängigen Lichtleiste ein wenig an den UX erinnert. Der Markenname wird aus Trendgründen mittig zur Schau gestellt und ein angedeuteter Diffusor soll die sportliche Kompetenz des Japaners abschließend unterstreichen.
Interieur – Kein Aha, aber innovativ und strukturiert
Im Innenraum fällt zunächst der riesige 14-Zoll-Bildschirm ins Auge – der Größte, den Lexus jemals verbaut hat. Über diesen lassen sich nahezu alle Funktionen steuern – und das nach kurzer Eingewöhnung erstaunlich intuitiv.
Typisch Lexus – und damit etwas weniger intuitiv – ist das Cockpit beziehungsweise dessen Konfiguration zu betrachten. Hier sollte man sich vorab ein wenig mehr Zeit nehmen, um die Umfänge der Bedienung sicher verinnerlichen zu können.
Alternativ kann man sich allerdings auch über das riesige Head-up Display alle Infos anzeigen lassen. Der Clou: die Tasten am Lenkrad sind zwar konventionell, aber berührungssensitiv und werden interaktiv bei Berührung im HUD angezeigt, sodass man sofort weiß, welche Taste man soeben berührt, ohne dabei den Blick von der Straße nehmen zu müssen. Das ist innovativ und fördert die Sicherheit ungemein – Bravo! Diese berührungsempfindlichen Bedienelemente plus HUD gehören zum Luxury-Paket, zu dem wir noch genauer kommen werden.
Ansonsten wurde die Mittelkonsole ziemlich breit angelegt, wodurch Fahrer und Beifahrer räumlich stark voneinander getrennt werden. Die vorderen Sitze sind überaus bequem und auch langstreckentauglich. Vermisst haben wir hier aber eine verstellbare Oberschenkelauflage, welche etwas knapp bemessen ist – zumal wir von einem Premium-SUV sprechen.
Auf der zweiten Sitzreihe geht es ebenfalls recht geräumig zu, nur sehr große Passagiere stoßen hier im Kopf- und Kniebereich an ihre Grenzen.
Insgesamt möchten wir dennoch festhalten, dass dieser Lexus im Vergleich zu den bisher getesteten Modellen kein wirkliches Aha-Gefühl auslösen konnte. Die Materialauswahl ist nicht durchgängig in Richtung Premium einzugliedern, sondern solide im Mittelfeld angesiedelt. Man hat sich hier klar auf das Blickfeld konzentriert. Unterhalb des Blickfelds werden sichtlich günstigere Materialien eingesetzt. Die Verarbeitung hingegen wird überall dem Premium-Anspruch auf jeden Fall gerecht.
Gewöhnungsbedürftig fanden wir die neuen, elektrischen Türgriffe, die laut Lexus zwar für höchsten Komfort sorgen sollen, in der Praxis allerdings anfangs für Verwirrungen sorgten. Denn innen werden die kleinen Hebel entweder zweimal gezogen oder einmal gedrückt, um die Tür zu öffnen. Die meisten Erstkontaktpersonen zogen zunächst an den dafür etwas unergonomisch geformten Hebelchen. Dass man stattdessen nur einmal Druck ausüben muss, ist am Ende allerdings schnell verinnerlicht und dann ist der Öffnungsvorgang so erledigt, wie Lexus es sagt: höchst komfortabel.
Der Kofferraum fasst von 545 Litern bis maximal 1.436 Liter – das sollte für das Gros an alltäglichen Herausforderungen locker ausreichen.
Motor und Fahreigenschaften – Harmonisch bis laut
Der NX 450h ist der stärkste aller NX-Modelle und besitzt eine Antriebskombination bestehend aus einem 2,5 Liter großen Reihenvierzylinder und zwei Elektromotoren.
Die Systemleistung von 309 PS suggeriert bereits auf dem Papier gewisse sportliche Ambitionen. In der Praxis erwies sich der Antrieb als entsprechend kräftig und wirkte dabei eher ausgeglichen und entspannt. Immerhin beschleunigt das Antriebstrio das rund zwei Tonnen schwere Gefährt in nur 6,3 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Munter geht es weiter bis maximal 200 km/h – hier wird elektronisch begrenzt.
Womit man sich bei beherztem Abruf der vorhandenen Leistung allerdings so gar nicht anfreunden wollte, war die damit einhergehende Geräuschkulisse. Das stufenlose Automatikgetriebe zitiert nämlich in solchen Fällen den Verbrenner mit Vehemenz hinzu, der das Ganze mit hohen Drehzahlen und nahezu jaulender Akustik moderiert. Das konnten die bisherigen Lexus-Modelle deutlich besser.
Geht man es dagegen ruhig an, bleibt der NX akustisch so zurückhaltend, wie es die Erwartungshaltung vorhersagen möchte. Fahrtechnisch zeigt sich der NX als ein überaus kommoder Begleiter, der mit einem vernünftigen Fahrwerk aufwartet, das man durchaus in die Premium-Riege einsortieren kann. Lediglich kurze Stöße und Absätze überrumpelten das Fahrwerk durch ihre Unvorhersehbarkeit und konnten von den Insassen mitunter gut vernommen werden.
Auf der Langstrecke blieb der Lexus seinem gelassenen Wesen treu und konnte bei entsprechender Behandlung selten seine Contenance verlieren. Im Grenzbereich bleibt der NX zunächst neutral, neigt dann relativ schnell zum Untersteuern und wird frühzeitig vom ESP reglementiert. Hier ist spürbar, dass der elektrische Allradantrieb eben kein vollwertiger Allradantrieb und das Gewicht des SUVs nicht verhandelbar ist.
Das stört Lexus-Kunden allerdings definitiv nicht, denn diese sind sich vollumfänglich bewusst, dass sie mit dem Lexus NX 450h keinen Sportwagen in ihre Garage zitieren. Für diese gelten unter anderem folgende Vorteile:
Die Lenkung blieb stets direkt und vermittelte ausreichend Feedback an den Fahrer. Der Übergang zwischen Bremsen und Rekuperieren geschieht erstklassig und auch in allen anderen Belangen des Zusammenspiels zwischen Verbrennungsmotor und E-Antrieben zeigt sich die mehrere Dekaden umfassende Erfahrung in puncto Hybridtechnik des Toyota-Konzerns.
Verbrauch, Aufladen, Reichweite
Der Verbrauch des Lexus NX 450h+ ist verständlicherweise vom Ladezustand des Akkus abhängig und auch dieser PHEV legt eindeutig an den Tag, dass sein volles Einsparungspotenzial nur ausgespielt wird, wenn der Akku regelmäßig extern nachgeladen wird. Dennoch ist er auch mit leerem Akku effizienter als die meisten anderen PHEV. Grund hierfür ist der bemerkenswerte Mittelweg aus Vollhybrid und Plug-in Hybrid, den man bei Lexus und Toyota offensichtlich perfektioniert hat.
Mit leerem Akku kamen wir auf einen Durchschnitt von absolut akzeptablen 6,4 Litern auf 100 Kilometer. Ist der Akku vollständig geladen, fährt man die ersten 100 Kilometer mit nur 2,2 Litern. Die obligatorische Sparrunde absolvierte das SUV mit leerem Akku mit einem Minimalverbrauch von erstklassigen 3,7 Litern und bei für dieses Auto nahezu als unpassend zu bezeichnender Vollgasbehandlung flossen maximal 11,8 Liter alle 100 Kilometer durch die vier Brennräume des Benziners.
Da in unserem Testfahrzeug kein Typ-2-Ladekabel dabei war, konnten wir leider nicht den Ladevorgang und die damit einhergehenden Ladezeiten testen. Lexus gibt hier 150 Minuten an einer AC-Wallbox an, an welcher der 18,1-kWh-Akku dank dem 6,6-kW-Onboard-Loader einphasig seine Energie bezieht.
Um die elektrische Reichweite dennoch testen zu können, bedienten wir uns der Möglichkeit, den Akku über den Verbrennungsmotor während der Fahrt aufzuladen. Dabei stieg der Verbrauch auf knapp zweistellige Werte und der Akku wurde relativ zügig befüllt. Leider stoppt der Ladevorgang bereits vor Erreichen der 100-Prozent-Marke. Da die Anzeige nur in Balken erfolgt und von acht nur sieben Balken aufleuchteten, gehen wir von einer maximal möglichen Onboard-Aufladung von knapp 90 Prozent aus, bevor das System einen vollständig geladenen Akku vermeldet (dies aber nicht der Fall ist).
Mit dieser Ladung suggerierte der Lexus uns 47 Kilometer rein elektrisch fahren zu können. Am Ende waren es echte 46 Kilometer bei normaler Fahrweise – ohne Zurückhaltung, aber auch ohne sportive Einlagen. Geht man von einer externen 100-Prozent-Ladung aus, dürften die Reichweiten deutlich über der 50-Kilometer-Marke liegen. Die Herstellerangaben von 76 Kilometern beziehungsweise sogar 98 Kilometer innerstädtisch, möchten wir allerdings anzweifeln.
Ferner kann man den aktuellen Ladezustand des Lexus NX 450h+ auch „einfrieren“ und zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die maximale Höchstgeschwindigkeit rein elektrisch wird mit 135 km/h angegeben, die das SUV auch im Test erreichte.
Ausstattung, Komfort, Technik
Der NX glänzte in diesem Kapitel mit exzellenten sogenannten Quad-LED-Scheinwerfern, deren Helligkeit und die adaptive Ausblendfunktion anderer Verkehrsteilnehmer uns ganz besonders begeistern konnte. Reichweite und Homogenität liegen derweil im oberen Drittel und das Abbiegelicht ist hier eine wirkungsvolle Hilfe.
Diese Scheinwerfer gehören zum Luxury-Paket, welches für stolze 9.400 Euro eine ganze Heerschar an Annehmlichkeiten beinhaltet. Dazu gehören neben den bereits in diesem Fahrbericht genannten auch eine hochauflösende 360-Grad-Kamera, ein Querverkehrwarner vorne, ein Keyless-System, ein Spurwechselassistent und eine proaktive Klimaautomatik, zu der auch ein Lexus Climate Concierge gehört, der in Eigenregie je nach Außentemperatur auch die Lenkrad- und Sitzheizung oder die Sitzkühlung aktiviert.
Weiterhin gehören zu diesem „Wunschlos-Glücklich-Paket“ Sitzheizungen hinten, Verkehrswarnleuchten in den Fondtüren, ein digitaler Innenspiegel, mehrfarbiges Ambientelicht, eine 4-fache Lendenwirbelstütze für den Fahrer, Walnussholz offenporig als Dekor, LED-Blinker vorne und eine Scheinwerferreinigungsanlage.
Die vollklimatisierten Ledersitze mit Sitzmemory sind ebenfalls Bestandteil dieses Pakets; die Klimatisierung arbeitet in beiden Richtungen schnell und effektiv.
Das Infotainment ist permanent online und beinhaltet die Schnittstellen Android Auto und Apple CarPlay – beides funktioniert kabellos und einwandfrei. Apropos kabellos: Die induktive Ladestation arbeitete im Test größtenteils zuverlässig, unterbrach nur selten den Ladevorgang.
Ein automatischer Einparkassistent ist für alle sinnvoll, die ungern rangieren und das lieber teilautomatisiert – Bremsen muss man selbst – vom System durchführen lassen. Kostenpunkt hierfür: 1.000 Euro. Das Soundsystem spielte mit wohligem Klang, obwohl es sich nicht um die optional erhältliche Mark Levinson handelte. Einziger Kritikpunkt: In empfangsschwachen Gebieten hatte das DAB+ enorme Aussetzer – der Empfang ist hier nur als mittelprächtig zu beschreiben.
Varianten und Preise des Lexus NX 450h+
Als 450h+ fuhren wir den größten NX; neben ihm gibt es noch den 350h als Vollhybrid mit 224 PS ab 45.700 Euro mit Frontantrieb beziehungsweise ab 47.050 Euro mit Allradantrieb AWD.
Als 450h+ ist der NX ein Plug-in Hybrid und startet ab 59.950 Euro, besitzt immer Allradantrieb und ist in den beiden Versionen Basis und Business erhältlich. Voll ausgestattet kostet dieses Modell rund 72.000 Euro und lässt sich dann immer noch mit einer Vielzahl von Zubehör ausstatten.
Fazit – Effizentes PHEV-SUV mit Premiumanspruch
Der Lexus NX 450h erwies sich im Test als komfortorientiertes PHEV-SUV, das optisch viel hermacht und auch technisch auf dem neusten Stand ist. In Sachen Fahrleistung müssen Abstriche nur bei sportlicher Behandlung gemacht werden, während die Effizienz selbst bei leerem Akku als vorbildlich zu bezeichnen ist. Das Zusammenspiel der Hybridsysteme grenzt hier nahezu an Perfektion.
Mit einem Testwagenpreis von über 71.000 Euro lassen sich die Japaner ihren Premium-Anspruch allerdings auch gut bezahlen. Ab circa 60.000 Euro wechselt der NX den Besitzer, was durchaus selbstbewusst eingepreist ist.
Wer folglich auf der Suche nach einem PHEV ist, der serienmäßig mit genügend Platz, viel Ausstattung und topmodernen Assistenztechnologien sowie einem schicken Exoten-Status ausgerüstet ist, sollte sich den Japaner auf jeden Fall einmal näher anschauen.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- extrovertierte Optik
- erstklassiges Hybridsystem
- umfangreiche Ausstattung
- viele topmoderne Assistenzsysteme
Contra:
Opel Grandland Hybrid 4, Peugeot 3008 Hybrid 4, Audi Q5 TFSI e quattro, BMW X3 xDrive 30e, Mercedes-Benz GLC 300 e
Technische Daten: Lexus NX 450h+ E Four PHEV Luxury
- Farbe: Titaniumsilber Metallic
- Fahrzeugklasse: Mittelklasse SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,66 x 1,87 x 1,66
- Radstand (mm): 2.690
- Antrieb: Vierzylinder-Ottomotor mit OPF plus 2 E-Motoren
- Hybridart: PHEV
- Systemleistung: 227 kW (309 PS)
- max. Drehmoment Verbrenner/E-Motor vorne/E-Motor hinten (Nm): 227/270/121
- Hubraum: 2.487 ccm
- Getriebe: stufenlose Automatik CVT
- Antriebsart: e-Allrad (E-Motor an Hinterachse)
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 0,8 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,4 l/100 km (mit leerem Akku)
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 20 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 135 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,3
- Hybrid-Akku: Lithium-Ionen
- Akku-Kapazität brutto (kWh): 18,1
- Ladeanschluss: Typ 2 max. 6,6 kW
- Ladezeiten AC einphasig (Werksangabe): 150 min
- elektrische Reichweite Werksangabe/gemessen (km): 76/46 (90% Akkufüllung)
- Wendekreis (m): 12,4
- max. Bodenfreiheit (mm): 185
- Kofferraumvolumen (l): 545 bis 1.436
- Leergewicht (kg): 1.990
- Zuladung (kg): 550
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.500
- max. Stützlast (kg): k.A.
- max. Dachlast (kg): k.A.
- Tankinhalt (l): 55
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 71.650 Euro (Basispreis: 59.950 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.