Pickup fahren ist durchaus eine Lebenseinstellung – einen Mitsubishi L200 Explorer sein Eigen zu nennen, ist allerdings die Eskalation dessen schlechthin.
Denn dieses Sondermodell treibt es in jeder Hinsicht auf die Spitze, vereint alle Vorzüge des herkömmlichen L200 mit vielen der maximalen Geländeeigenschaften eines L200 Off Road und bringt eine gehörige Portion Abenteuer und Camping mit ins Spiel.
Heraus kommt ein extrem vielseitiger und ungemein praktischer Pickup, mit dem man problemlos über längere Zeiträume der Zivilisation entfliehen kann und autark seine eigenen Brötchen backen – oder zumindest sein eigenes Süppchen kochen kann.
Wir haben uns diesen Traum eines jeden Expeditionsfanatikers und Safarijüngers einmal genauer angeschaut.
- Äußere Eindrücke
- Der Innenraum
- Das Equipment
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Die Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Äußere Eindrücke vom Mitsubishi L200 Explorer
Wir möchten zugeben, dass der Modellname „Explorer“ es perfekt trifft, denn mit jeder Sekunde des Betrachtens, erforscht man neue Details an, um, auf und in diesem Pickup.
Die Basis bildet unverkennbar ein klassischer L200 in einem leuchtenden Blau, der per se schon gern mal die Blicke auf sich zieht. Doch diese Explorer-Version gleicht vielmehr einem professionellen Expeditionsfahrzeug, welches offenbar direkt vom Drehset von Jurassic Park – Next Generation getürmt zu sein scheint.
Ein Auto, das schon beim Betrachten eine Mischung aus Staunen und Entsetzen auslöst, was jedoch keinesfalls negativ gemeint ist. Die Front zeigt den L200 mit dem typischen, schicken Gesicht und einem massiven Aufbau sowie einer Seilwinde im unteren Bereich, die wir bereits vom L200 Off Road kennen. Man sieht bereits aus dieser Perspektive, dass dieser L200 eine ganze Menge mit sich trägt.
Seitlich betrachtet, wird es dann erst recht opulent: Der Pick-Up ist ab der Dachoberkante sichtlich vollgepackt mit allerhand Dingen, die man auf den ersten Blick nicht immer zuordnen kann. Hinzu kommen noch spezielle Felgen, die optisch einen unverwüstlichen Eindruck machen und genau das benötigt ja ein derartiges Gefährt.
Das Heck kommt derweil einer Schrankwand gleich, diverse Schubladen lassen sich hier herausziehen und offerieren Equipment für alle Gegebenheiten, die der geneigte Camper oder Abenteurer erleben kann und will. Dazu gleich mehr.
Der Innenraum
Im Inneren bleibt es recht konventionell, hier bleibt der L200 im Großen und Ganzen serienmäßig. Erst beim zweiten Blick erkennt man einige Dinge, die man im konventionellen L200 vergeblich sucht – wie beispielsweise eine Taste für die LED-Scheinwerferleiste auf dem Dach.
Die Sitze erweisen sich auch hier als bequem und mit vier Personen kann man platztechnisch ganz entspannt reisen. Doch wenn es um das Gepäck geht, sollte man ein guter Planer sein, denn die Ladefläche ist komplett mit Ausrüstung gefüllt und der verbleibende Platz ist nicht so üppig, wie man zunächst vermuten will, sodass das Gepäck im Vorfeld gut sortiert sein sollte.
Das Equipment des Mitsubishi L200 Explorer
Kommen wir zunächst zum Hardtop-Aufbau, der aus pulverbeschichtetem Edelstahl besteht. Dreiseitig erhält man mittels nach oben aufklappender Türen Zugang zu diesem.
Am Heck ermöglicht zudem die herkömmliche Heckklappe die Komplettöffnung nach hinten. Eine spezielle Schubladentechnik von WORKS ermöglicht einen leichten Zugang zu einer Vielzahl von Komponenten, zu denen unter anderem eine kleine Kücheneinheit von PRIMUS gehört.
Mini-Gastronomie in petto
Zu dieser gehört ein zweiflammiger Gaskocher, eine klappbare Spüle inklusive einem insgesamt 24 Liter fassenden Wasserreservoir mit E-Pumpentechnik. Ein reichhaltiges PRIMUS-Konglomerat, bestehend aus Töpfen, Pfannen, Tassen, Besteck, ja sogar Gewürzstreuer und weiteren Utensilien die man in einer Küche vermuten würde, gehören ebenso dazu. Sogar eine kleine Außendusche ist vorhanden.
Weiterhin gehören eine 35 Liter fassende Kühlbox, ein ausziehbares Schubladenregal mit diversen Fächern und mehrere Stauraumschränke links und rechts im Hardtop dazu, welche zum Teil mit weiterem Equipment befüllt sind.
Licht und Energie
An allen drei Seiten des geöffneten Hardtops befinden sich LED-Lichtleisten, um auch bei Dunkelheit stets die Übersicht zu behalten. Die Stromversorgung übernimmt ein Konverter, der das 12-Volt-Bordnetz zusätzlich auf 230 Volt transformiert und dadurch eine Vielzahl an Verbrauchern mit Energie beliefern kann.
Damit man die Bordbatterie nicht ständig über den Motor nachladen muss, gibt es ein zusätzliches Solarpanel mit separater Batterie, das bei Tageslicht und insbesondere bei Sonnenschein das Stromnetz mittels Inverter mit bis zu 100 Watt versorgt. Falls ein Mobilfunkturm im Regenwald steht, sichert zudem ein integrierter Wifi-Hotspot den Kontakt zur Außenwelt.
Camping & Co.
Doch dem geneigten Redneck und seinen Begleitern im Mitsubishi L200 Explorer wird viel eher das weitere Camping-Sortiment des Pickups wichtig sein. Im Hardtop befinden sich ganz vorn ein Campingtisch sowie zwei Stühle verstaut – für zwei Personen ist also hier gesorgt.
Weiterhin befindet sich an der rechten Seite am Dach des Hardtops eine um 270 Grad ausklapp- und aufspannbare Markise, damit man seine Sitzgelegenheiten im Schatten oder vor Regen geschützt aufstellen kann. Der Aufbau sollte idealerweise zu zweit erfolgen, das geht schneller und man muss sich nicht über eine zu stark durchhängende Markise sorgen.
Der Dachgepäckträger ist ein stabiles Alu-Rack, welches man auch betreten kann, dafür allerdings körperlich gut fit sein sollte, denn die „Erstbesteigung“ ist kein Kinderspiel und sollte mit entsprechender Vorsicht erfolgen.
Auf besagtem Rack waren im Fall unseres Testwagens diverse Komponenten montiert. Dazu gehören eine große Kiste mit Schlafsäcken, Sandbords für ein sicheres Vorankommen auf losem Untergrund sowie ein großes Dachzelt. Dieses lässt sich nach dem Befreien aus der Regenschutzhülle einfach per dazugehörigen Kompressor aufblasen, was im Test in weniger als einer Minute erledigt war.
Am Ende muss man nur noch die Teleskop-Aluleiter anbringen – diese ist ebenfalls an der WORKS-Schublade untergebracht – und das Nachtlager ist beziehbar. Der Platz im Zelt reicht bequem für zwei Personen. Zur Not bringt man hier sogar eine dritte Person mal für eine Nacht unter.
Es heißt zwar, man kann alles komplett im Alleingang aufbauen, doch davon ist eher abzuraten. In Summe benötigt man für den kompletten und betriebsfertigen Aufbau zu zweit ungeübt eine gute halbe Stunde, die Zeit, die man mit Suchen für Anschlüsse oder Arretierungen verbringt, nicht eingerechnet. Zudem sollte man wie bereits erwähnt, körperlich dazu in der Lage sein, auch mal schnell aufs Dach zu klettern, um das Equipment entsprechend einsatzfähig zu bringen.
Motor und Fahreigenschaften – Mit Manieren auf die Safari
Der Motor ist ein guter Bekannter und wurde für dieses Sondermodell nicht modifiziert. Der 2.2-Liter-Diesel leistet unverändert 150 PS und hält den recht schweren Brocken nicht zuletzt auch dank der 400 Newtonmeter Drehmoment adäquat in Bewegung.
So macht der Mitsubishi L200 Explorer auf Asphalt & Co. eine gute Figur, zeigt durchaus Manieren und erlaubt auch ausgedehnte Touren, ohne dass die Insassen sogleich einem Lärm- oder Schaukelkoller unterliegen. Das verstärkte Fahrwerk trägt das Mehrgewicht souverän. Die Hinterachse besitzt eine Maistone Luftfederunterstützung, bestehend aus zwei Luftbälgen, mit denen das Fahrzeugniveau auch beladen beibehalten werden kann.
Lediglich die durch die Dachaufbauten spürbar stärkeren Windgeräusche bei hohen Tempi und der höhere Schwerpunkt, den man bei schnellen Lastwechseln und in flott gefahrenen Kurven bemerkt, unterscheiden hier den Abenteuer-Pickup von seinen Geschwistern.
Das hohe Drehmoment macht sich auch immer wieder abseits der befestigten Straßen positiv bemerkbar. Ab und an wünscht man sich dennoch eine andere, gern stärkere Motorisierung. Leider gibt es hier wie bei allen L200 nur eine Variante. Man stelle sich diesen Brocken mit einem Diesel-V6 oder gar V8 Benziner vor. Beides gibt es aber bei Mitsubishi aktuell nicht im Regal.
Die ausgeprägte Geländetauglichkeit haben wir bereits mit dem klassischen L200 und dem fürs Off optimierten L200 Off Road getestet. Bei diesem Modell muss man in der Wildnis zusätzlich die höheren Aufbauten berücksichtigen, die bei starkem Unterholz und Baumwuchs durchaus die Möglichkeiten eingrenzen.
Beim Verbrauch stieg der Durchschnitt aufgrund des höheren Gewichts und des größeren Luftwiderstands gegenüber dem klassischen L200 um drei Zehntel auf nun neun Liter pro 100 Kilometer. Die Sparrunde wurde mit 6,5 Litern ebenfalls mit einem leicht erhöhten Wert absolviert.
Ausstattung, Komfort, Technik
Ausstattungstechnisch spielt das umgerüstete Modell seine Stärken vollends aus und ist für eine Expedition in die Wüste oder auch gerne mal für einen ausgedehnten Roadtrip quer durch die Pampa bestens geeignet.
Unbedingt erwähnenswert ist die Lichtanlage des L200 Explorer. Neben den bereits serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfern ist hier eine Lichtleiste angebracht worden, die alle bisher getesteten Scheinwerfer gnadenlos und im wahrsten Sinne des Wortes in den Schatten stellt. Dieses Band aus Hochleistungs-LEDs leuchtet den Bereich vor dem Fahrzeug auf rund einen Kilometer Länge komplett aus.
Ansonsten hat Mitsubishi den Explorer mit allem bestückt, was man auch in den Topvarianten des konventionellen L200 finden kann. Allerdings wäre hier mitunter weniger mehr. Denn auf kratzempfindliches Kunststoffdekor in Klavierlackschwarz hätten wir lieber verzichtet, weil man mit Sicherheit nach dem ersten Outdoor-Einsatz keine Freude mehr an den viel zu schnell in Mitleidenschaft gezogenen Flächen hat.
Was kostet der Mitsubishi L200 Explorer?
Das spezielle Fahrwerk, die umfassenden Umbauten sowie das enorme Konglomerat an Equipment haben natürlich ihren Preis. Gemessen an dem Einstiegspreis von rund 36.000 Euro für den klassischen L200, sind die hier aufgerufenen rund 90.000 Euro wahrlich keine Kleinigkeit. Der gesamte Umbau unseres Testfahrzeugs schlägt mit gut 39.000 Euro zu Buche.
Dafür erhält man allerdings ein allumfassendes Paket auf Rädern, mit dem man auch vollkommen autark auf Expedition, ja sogar auf Weltreise gehen kann.
Fazit – Abenteuer und Freiheit mit Allrad & Co.
Der Mitsubishi L200 Explorer zeigte sich in unserem Test als perfektes Fahrzeug für den Freizeit- und Entdeckereinsatz. Ein umfassender Umbau, der zwar nur für eine ganz schmale Klientel gedacht ist, allerdings für diese umso spannender sein dürfte. Denn dadurch wird der Pickup zum idealen Begleiter für das ultimative Abenteuer auf Rädern – ungebunden und frei von vielen Abhängigkeiten.
Wer allerdings einen komfortorientierten Urlaub auf Rädern bevorzugt, ist hier nicht richtig und beispielsweise in einem Grand California von Volkswagen besser aufgehoben. Wer jedoch die unverfälschte Art von Freiheit und Abenteuer genießen möchte, kommt mit diesem Fahrzeug voll auf seine Kosten.
Doch auch, wer es nicht ganz auf die Spitze treiben möchte und nur an einzelnen Komponenten interessiert sein sollte, hat mit dem variierbaren Equipment alle Möglichkeiten. So ist beispielsweise die superhelle LED-Lichtleiste separat erhältlich, genau wie das Offroad-Fahrwerk oder die Seilwinde.
Am Ende des Tages muss jeder Abenteuerlustige für sich entscheiden, wie umfangreich sein Pickup modifiziert werden soll. Als Explorer besitzt der L200 in jedem Fall das Full-Size-Paket und man vermisst im Grunde nichts – zumindest als echter Outdoor-Fan.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- umfangreiches Equipment
- einzeln buchbare Ausstattungsoptionen
- hervorragende Offroadfähigkeiten
Contra:
In dieser Ausführung keine direkten Wettbewerber
Technische Daten: Mitsubishi L200 Explorer
- Farbe: Impuls Blau Metallic
- Länge x Breite x Höhe ohne Aufbauten (m): 5,31 x 1,88 (2,17 mit Außenspiegeln) x 1,83
- Radstand (mm): 3.000
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: –
- Leistung: 110 kW (150 PS) bei 3.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 400 bei 1.750 bis 2.250 rpm
- Hubraum: 2.268 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Automatik
- Antriebsart: Allrad Super Select 4WD-II mit Hinterachs-Sperrdifferenzial
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 7,9 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 9,0 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 206 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 13,5 Sekunden
- Wendekreis (m): 11,8
- Ladefläche LxBxH ohne Hardtop (cm): 150x146x50
- Bodenfreiheit (mm): 250
- Wattiefe (mm): 500
- Leergewicht (kg): 2.450
- Zuladung (kg): n.b.
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/3.100
- max. Stützlast (kg): 125
- max. Dachlast (kg): n.b.
- Tankinhalt (l): 75
- AdBlue Tank (l): 21
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: ca. 90.000 Euro (Umbaukosten: ca. 39.000 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.