Nissan Townstar EV Test – Der Name ist Programm

Nissan Townstar EV
Durch Klicken auf diese Fläche laden Sie Inhalte von wirkaufendeinauto.de und akzeptieren damit in deren Datenschutzerklärung.

Tags

Nachdem der Townstar als Dieselvariante im Januar 2022 sein Debüt feierte, folgte der Nissan Townstar EV als vollelektrische Version des Hochdachkombis rund sieben Monate später.

Wir wollten nach unserem Test der Verbrennerversion auch die batterieelektrische Art dieses Hochdachkombis ausprobieren. Zu diesem Zweck stand uns dieser in der bestmöglichen Ausstattung „Tekna“ zur Verfügung. Das Grey Metallic des Testwagens ist eine Sonderfarbe, die für 700 Euro in der Optionsliste steht.


Das Wichtigste im Überblick

  • Komfortabel ausgestatteter Hochdachkombi mit viel Platz und ausgewogenem Fahrverhalten.
  • Leistung und Reichweite sind gering und präferieren das Auto eher zum Kurzstreckenbetrieb.
  • Gegenüber dem Benziner ist der Aufpreis zum vollelektrischen Modell schmerzlich höher.



Exterieur – Pkw-Flair für Hochdachkombi

Die Außenansicht des Nissan Townstar EV gleicht bis auf wenige Details dem der Variante mit Verbrenner als Antrieb. Trotz der gleichen Bauart zum Renault Kangoo bleibt der Townstar dank einer modifizierten Front eigenständig.

Das LED-Tagfahrlicht und der leichte Touch in Richtung V-Motion-Frontgrill wecken Pkw-Allüren und lassen den Japaner frisch und modern aussehen, während die Seitenansicht dank Leichtmetallrädern und Privacy-Verglasung nicht weniger modernes Personenkraftwagen-Flair mimt.

Zero Emission
…und verrät mit diesem Schild auf der großen Heckklappe seine EV-Zugehörigkeit.

Serienmäßig besitzt der Townstar gegenüber der Lieferwagen-Variante stets zwei Schiebetüren. Lediglich am Heck gibt es mit dem „Zero Emission“-Badge und dem fehlenden Endrohr unter dem Fahrzeug die sichtbaren Unterschiede zum Verbrenner; der Rest bleibt gleich.

Zum Seitenanfang

Interieur – Nutzfaktor trifft Komfort

Der Innenraum bietet dank „Tekna“-Ausstattung höhenverstellbare Vordersitze und Bezüge aus einem Stoff-Lederimitat mit blauen Kontrastnähten. Die Verwandtschaft mit dem Renault Kangoo wird insbesondere beim Blick auf die Instrumententafel ersichtlich, die praktisch eins zu eins vom Franzosen übernommen wurde. Auch das volldigitale Cockpit zeigt hier unverblümt seine Herkunft. Optisch und haptisch zeigen die eingesetzten Materialien wenig von einem Nutzfahrzeug und passen mehr zu einem waschechten Personenkraftwagen.

Als Hochdachkombi bietet der Nissan Townstar EV viel Glasflächen ringsum, was die Rundumsicht gegenüber der Lieferwagenversion signifikant verbessert. Die zweite Sitzreihe ermöglicht zudem eine erweiterte Verstellmöglichkeit der Vordersitze, wodurch auch größere Personen eine vernünftige Sitzposition finden können.

Das Platzangebot ist insgesamt sehr üppig und auf der zweiten Sitzreihe existieren opulente Kopffreiheit und je nach Sitzeinstellung auch genügend Beinfreiheit. Die Schiebetüren sind leichtgängig und benötigen wenig Kraftaufwand zum Öffnen und Schließen. Viele Staufächer und Ablagen überall sorgen zusätzlich für einen hohen Nutzwert.

Werden alle fünf Sitzplätze genutzt, verschlingt der Kofferraum bereits üppige 819 Liter. Nach dem Vorklappen der zweiteilig klappbaren Rückenlehnen der zweiten Sitzreihe entsteht ein Frachtraum von 1.730 Litern, der allerdings eine Abstufung im Laderaumboden vorweist.

Zum Seitenanfang

Antrieb und Fahreigenschaften – Sternchen in der Stadt…

…und fremdelnd auf der Autobahn – so könnte der Nissan Townstar EV recht schnell beschrieben sein. Warum? Weil sowohl sein Antrieb als auch seine Reichweite für den Einsatz in urbanen und suburbanen Gefilden prädestiniert zu sein scheint. Doch der Reihe nach.

Motorraum Nissan Townstar EV
Die 245 Newtonmeter des E-Motors sind ohne Verzögerung verfügbar, was den Vortrieb aus dem Stand solide wirken lässt.

Angetrieben wird der Townstar EV durch einen E-Motor, der maximal 122 PS und dauerhaft 69 PS leistet. Die Kraft wird stufenlos über ein Reduktionsgetriebe an die Vorderachse weitergeleitet. Das Drehmoment von immerhin 245 Newtonmetern sorgt bereits beim Anfahren für einen soliden Vortrieb.

Dieser bleibt bis ungefähr 70 km/h nachdrücklich und passt daher perfekt zu einem innerstädtischen Einsatz, wo der Townstar stets ebendiesen agilen Eindruck liefern kann. Darüber wird es zunehmend zäher und alles über Landstraßentempo erfordert stets einen längeren Anlauf. Maximal sind 132 km/h drin, die aber nur bei optimalen Bedingungen erreicht werden. Die kleinste Steigung auf der Autobahn lässt die Geschwindigkeit schnell deutlich unter 120 km/h sinken.

Unterboden Nissan Townstar EV
Anders als beim Benziner ist der Unterboden des EV fast vollständig aerodynamisch verkleidet.

Der als Standardsprint mittlerweile verrufene Versuch, das Auto aus dem Stand auf Tempo 100 zu bringen, benötigt in diesem Fall 12,6 Sekunden. Das Fahrverhalten bleibt derweil recht angenehm, weil ein niedriger Schwerpunkt etwaige Karosseriebewegungen bei Lastwechseln minimal hält. Auch die Geräuschkulisse ist komfortabel, weil angenehm niedrig – E-Antrieb sei es gedankt. Die Lenkung ist leichtgängig und liefert ausreichend Rückmeldung. Die Bremsanlage machte eine gute Figur, die nur bei voller Beladung und mehrfach hintereinander erfolgter Gefahrenbremsung einen leichten Hang zum Fading offenbarte.

Nissan Townstar EV schräg hinten links
Gegenüber dem Benziner ist der EV mit maximal 132 km/h deutlich langsamer.

Dass es sich um ein Hochdachkombi mit Wurzeln im Nutzfahrzeugsektor handelt, wird insbesondere im unbeladenen Zustand durch das Poltern über kurze Abschläge wie Querfugen oder schlecht eingefasste Gullydeckel ersichtlich. Ansonsten federt der Japaner aber sehr kommod und macht auch voll beladen eine recht gute Figur.

Zum Seitenanfang

Verbrauch, Aufladen, Reichweite mit dem Nissan Townstar EV

Beim Verbrauch zog der Japaner einen kleinen Joker und unterbot mit 18,2 kWh auf 100 Kilometern als im Drittelmix ermittelten Durchschnittswert sogar die Werksangabe von 19,2 kWh. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass wir während des Tests mit Außentemperaturen von durchschnittlich 19 Grad optimale Bedingungen hatten. Auf der Sparrunde fiel der Verbrauch am Ende sogar auf 11,7 kWh.

Rein rechnerisch würde eine volle Ladung der kleinen, nur 45 kWh großen Batterie somit für über 380 Kilometer reichen. Doch in der Praxis läuft es bekanntlich meist anders als errechnet. Wir schafften im besten Fall mit einer Ladung 281 Kilometer – allerdings ohne Autobahnanteil. Die Werksangabe beträgt 285 Kilometer und gar 408 Kilometer beim ausschließlichen Einsatz in der Stadt. Letztgenanntes zu erreichen, halten wir unter reellen Gegebenheiten für nahezu ausgeschlossen.

Bezogen wir für das Drittelmix-Ergebnis die Autobahn mit ein, fiel die Reichweite auf 238 Kilometer. Vollgas auf der Autobahn lässt die Reichweite schnell auf 180 Kilometer und weniger sinken.

Beim Studieren der technischen Daten waren wir zunächst erstaunt, dass der Nissan Townstar EV serienmäßig über gar keine Schnellladefunktion verfügt, was wir bei batterieelektrischen Fahrzeugen kaum verstehen können. Stattdessen gibt es einen Typ-2-Anschluss, über den das Aufladen an einer AC-Ladesäule dreiphasig mit maximal 22 kW rund zwei Stunden dauern soll.

Der CCS-Schnellladeanschluss kostet 1.000 Euro extra und war im Testwagen zum Glück dabei. Dieser erlaubt das Aufladen an einer DC-Schnellladesäule mit laut Nissan bis zu 80 kW. Im Test erreichten wir maximal 78 kW – also waren nahe dran – und benötigten für das Aufladen von zehn auf 80 Prozent exakt 33 Minuten.

CCS-Anschluss
Eine mehrfarbige LED zeigt neben dem Ladeanschluss mittels Pulsieren den aktiven Ladevorgang.

Die restlichen 20 Prozent dauerten allerdings fast nochmal so lange, nämlich 31 Minuten. Macht für ein komplettes Aufladen 64 Minuten. Das ginge wahrscheinlich noch schneller, doch der Ladestrom fällt ab ungefähr 60 Prozent Batteriefüllstand rapide und ab 80 Prozent alsbald in einstellige Werte. Wir empfehlen daher, bei 80 Prozent den Stecker zu ziehen und die eingesparte Zeit lieber für den nächsten Ladezyklus zu nutzen.

Zum Seitenanfang

Ausstattung, Komfort, Technik

„Tekna“ war und ist bei Nissan die Bezeichnung für die höchste Ausstattungsstufe und unserem Protagonisten war diese eigen. Zu seinem Repertoir gehörten unter anderem das „NissanConnect“ Infotainment mit 8-Zoll-Bildschirm inklusive Navi, DAB+, Android Auto und Apple CarPlay sowie eine 360-Grad-Rückfahrkamera, ein Einparkassistent, ein Totwinkelassistent, vier elektrische Fensterheber und ein automaisch abblendender Innenspiegel.

Das LED-Abblendlicht lieferte einen guten Lichtkegel mit wenig Fleckenbildung und angenehmer Helligkeit. Das Halogen-Fernlicht stand mit seinem quittengelben Lichtteppich farblich zwar anachronistisch dem LED-Licht entgegen, entpuppte sich aber in puncto Reichweite genügend wirkungsvoll.

Eine induktive Ladestation lieferte unterbrechungsfrei Strom an die dafür geeigneten Smartphones und die Klimaautomatik hatte die Temperaturen gut im Griff. Keyless mit automatischem Ver- und Entriegeln beim Annähern und Entfernen kennt man ebenfalls von Renault – dies wurde hier ebenfalls übernommen.

Zum Seitenanfang

Varianten und Preise des Nissan Townstar EV

Die batterieelektrische Variante des japanischen Hochdachkombis wird in vier Varianten angeboten. Jede davon besitzt Vorderradantrieb, den 122 PS-Elektromotor und die 45 kWh-Batterie.

  • Basis – Als aktuelles Modell geht es in der Basisausstattung ab 39.900 Euro los; LED-Abblendlicht, Parksensoren am Heck, eine manuelle Klimaanlage und ein 11 kW Onboard-Charger sind hier mit dabei.
  • Acenta – Mindestens 42.520 Euro kostet diese Variante, die neben einer Wärmepumpe und einer Klimaautomatik auch DAB+, Totwinkelwarner, Bluetooth, Android Auto & Apple CarPlay sowie einen 22 kW Onboard-Charger beinhaltet.
  • N-Connecta – In dieser Varianten finden sich on top das NissanConnect-Infotainment, drahtloses Android Auto & Apple CarPlay, eine Rückfahrkamera und Sitzheizungen vorne für ab 45.460 Euro.
  • Tekna – Die Topausstattung startet hier bei 45.820 Euro und erweitert die Serienaussstattung um 16-Zoll-Räder, eine 360-Grad-Kamera, einen Einparkassistenten, die induktive Ladestation und eine Dachreling inklusive Dachträger.

Nissan Townstar EV Seite rechts
Kein Schnäppchen – Als EV ist der Townstar signifikant teurer als die Variante mit Verbrenner.

Zum Vergleich: Der Townstar startet als Benziner in der „Acenta“-Ausführung bei 26.800 Euro.

Zum Seitenanfang

Fazit – Emissionsfreie Vielseitigkeit mit viel Platz, aber…

…mit einer eher überschaubaren Reichweite, was ihn für den Einsatz in Ballungsgebieten, Städten und deren direkten Umfeld prädestiniert. Ein Stadtsternchen oder Townstar eben – der Name ist hier tatsächlich das Programm. So lässt sich unser Resümee in aller Kürze zusammenfassen. Der Nissan Townstar EV konnte entsprechend im urbanen Einsatz vollends überzeugen, da hier die zu absolvierenden Strecken stets überschaubar bleiben und die Ladeinfrastruktur es ermöglicht, bei nahezu jedem Stopp in der Nähe nachzuladen.

Nissan Townstar EV schräg vorne rechts
Wer viel Platz benötigt und überwiegend innerorts emissionsfrei mobil sein will, ist mit dem Townstar EV gut bedient.

Wer dagegen viel unterwegs ist und lange Strecken inklusive Autobahn & Co. abspult, muss akribisch seine Route planen und regelmäßig in relativ kurzen Abständen einen Ladestopp einlegen. Diese Zielgruppe sollte sich eher den Townstar mit Benziner anschauen oder beim unbeirrbaren Wunsch nach emissionslosem Fahren einen Blick auf den bauartbezogen zwar abweichenden, aber im Test sehr guten Nissan Ariya werfen.

Das Platzangebot ist dem eines Hochdachkombis absolut würdig und die Fahrleistungen für den besagten Einsatzort mehr als ausreichend. Die Ausstattung kann sich insbesondere in der Topausstattung sehen lassen und erinnert Fahrer und Insassen eher an einen gut ausgestatteten Pkw als an ein Nutzfahrzeug.

Nissan Townstar EV vorne
Dafür muss der Käufer aber auch bereit sein, einen nicht unerheblichen Aufpreis zur Benzinervariante zu bezahlen.

Der Preis ist allerdings recht stattlich und gegenüber der Alternative als Benziner muss der Käufer ausstattungsbereinigt fast 16.000 Euro mehr aufwenden. Ein Fakt, der nicht nur Vielfahrer zum Griff nach dem Benziner animieren könnte und was die Zulassungszahlen in Deutschland auch verdeutlichen: Im Vergangenen Jahr waren von 2.579 neu zugelassenen Nissan Townstar lediglich 20 Fahrzeuge die EV-Variante.

Text & Fotos: NewCarz

Zum Seitenanfang

Pro & Contra

Pro:

  • geräumiger Innenraum mit vielen Ablagen und Staufächern
  • ausreichende Fahrleistungen
  • geringes Fahrgeräusch und gutmütiges Fahrverhalten
  • in höheren Ausstattungen umfangreich ausgestattet

Contra:

  • geringe Reichweite
  • Schnellladefunktion nur gegen Aufpreis
  • im Vergleich zum Benziner sehr hoher Preis

Zum Seitenanfang

Konkurrenz: Renault Kangoo E-Tech, Peugeot e-Rifter, Citroën ë-Berlingo, Opel Combo Electric

Technische Daten: Nissan Townstar EV Kombi L1 Tekna

  • Farbe: Grey Metallic
  • Fahrzeugklasse: Hochdach-Kombi
  • Länge x Breite x Höhe (m): 4,49 x 1,86 (2,16 mit Außenspiegeln) x 1,84
  • Radstand (mm): 2.716
  • Antrieb: Stromerregte Synchronmaschine (E-Motor)
  • Hybridart: –
  • max. Leistung: 90 kW (122 PS)
  • Dauerleistung: 51 kW (69 PS)
  • max. Drehmoment (Nm): 245
  • Akku Kapazität netto (kWh): 45
  • Ladezeit von 10 bis 80 % DC mit max. 80 kW Werksangabe/gemessen (min): 37/33
  • Ladezeit von 10 bis 100 % AC mit max. 22 kW Werksangabe (min): 90
  • Reichweite Werksangabe/NewCarz (km): 285/238
  • Getriebe: stufenloses Reduktionsgetriebe
  • Antriebsart: Vorderachse
  • Durchschnittsverbrauch (WLTP): 19,2 kWh/100 km
  • Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 18,2 kWh/100 km
  • CO2-Emissionen (Werksangabe): 0 g/km
  • Abgasnorm: Elektroauto
  • Höchstgeschwindigkeit: 132 km/h (elektronisch begrenzt)
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 12,6
  • Wendekreis (m): 11,8
  • Kofferraumvolumen (l): 819 bis 1.730
  • Leergewicht (kg): 1.872
  • Zuladung (kg): 498
  • max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.500
  • max. Stützlast (kg): 75
  • max. Dachlast (kg): 80
  • Kraftstoffart: elektrische Energie
  • Neupreis des Testwagens: 47.520 Euro (Basispreis: 39.990 Euro)

 

Zum Seitenanfang

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich akzeptiere die Datenschutzhinweise