Mit dem Renault Zoe Facelift haben die Franzosen ihren kleinen Stromer optisch und technisch aufgerüstet und schicken ihn mit mehr Reichweite und sinnvollen Features zurück ins Rennen.
Dabei ist der Zoe schon über neun (!) Jahren auf dem Markt und damit streng genommen alles andere als frisch. Umso überraschender, dass man ihm sein Alter so gar nicht ansieht.
Für unseren ersten Test fuhren wir den Renault Zoe R135 Z.E. 50 in einem unschuldigen Quarz-Weiß. Fahrbericht.
Exterieur & Interieur
Auf den ersten Blick fallen nur Kennern die optischen Änderungen auf. So wartet die Front mit einem überarbeiteten Kühlergrill auf, während die neuen – und nun endlich mit LEDs bestückten – Scheinwerfer eine feine, filigrane Lichtsignatur tragen. Ein Blick auf die Seite zeigt einen modern wirkenden Kleinwagen, der mit kurzen Überhängen vorn und hinten aufwartet und eine nach hinten leicht abfallende Dachlinie offeriert.
Am Heck gibt’s ebenfalls neue Leuchten und Rundungen en masse. Das ist nicht wirklich neu; schon das Vorfacelift konnte mit diesen Rundungen punkten.
Damit auch Novizen die hinteren Türgriffe finden, hat es sich Renault nicht nehmen lassen und die hinteren Türgriffe – die sich nahe der C-Säule befinden – mit einem künstlichen Fingerabdruck versehen.
Spannend ist zudem die Gestaltung der Heckleuchten. Renault nennt dies „Edge Light Design“ und tatsächlich wirken die kleinen Leuchten mit ihrer schicken LED-Signatur angenehm abgerundet und ein wenig dreidimensional.
Im Innenraum wurde etwas mehr renoviert, was man schon auf den ersten Blick erkennt. Da wäre zum Beispiel das neue Infotainment, das über einen 9,3 Zoll großen Touchscreen verfügt und welches wir unter anderem aus dem Renault Arkana kennen. Auch im Renault Zoe Facelift wirkt dieses weitaus harmonischer, als man meinen möchte. Die Plastikwüste des Vorfacelifts wurde ad acta gelegt und Mittelkonsole wie auch Instrumententafel erhielten einen schicken Stoffbezug, der zudem aus recycelten Materialien hergestellt wurde.
Sehr gut finden wir den Umstand, dass man beim Renault Zoe die Klimaeinheit separat belässt; diese wird über konventionelle Drehregler bedient. Letzteren haben wir für die Lautstärke vermisst, diese wird über Touchfelder auf dem Zentralbildschirm bedient. Ein Trost: Dank der markentypischen Fernbedienung hinterm Lenkrad kann man eine ablenkungsfreie Bedienung während der Fahrt realisieren.
Das Lenkrad liegt derweil prima in den Händen und wirkt auch größentechnisch angenehm dimensioniert. Die Vordersitze zeigen sich mit integrierten Kopfstützen und erwiesen sich im ersten Test als relativ bequem. Dass der Seitenhalt hier nicht so ausgeprägt ist, kann man dem Franzosen getrost verzeihen, da sportliche Behandlungen wohl eher die Ausnahme, denn die Regel sind.
Im Fond sitzt man ebenfalls recht bequem, platztechnisch dürfen hier aber keine Wunder erwartet werden. Legt man hier einen viertürigen Kleinwagen zugrunde, so gehen die Platzverhältnisse allerdings vollkommen in Ordnung.
Der Kofferraum offeriert weiterhin ein Volumen von 338 Litern und kann bis auf 1.225 Liter erweitert werden. Leider bleibt der Ladeboden dabei nicht eben. Einen vorderen Kofferraum – auch „Frunk“ genannt – gibt es im Zoe nicht. Praktisch: Es gibt einen doppelten Ladeboden mit Fächern für die Ladekabel – so wird das Volumen nicht noch weiter beschnitten.
Motor & Fahreigenschaften
Das Renault Zoe Facelift fuhr als Testwagen mit der großen 52 kWh fassenden Batterie und 135 PS starkem Elektromotor vor. Damit trägt er den stärksten Motor im Bug und die größte Batterie im Unterboden. Derart ausgerüstet, ergibt sich eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h (elektronisch begrenzt) sowie eine kombinierte WLTP-Reichweite von 383 Kilometern. Sehr optimistische 387 Kilometer zeigte unser Testwagen bei 99-prozentiger Ladung an.
Auf den ersten Metern stromert kleine Zoe putzmunter los und wir spüren bereits jetzt den Punch, den der E-Motor bereitstellt. Immerhin 245 Newtonmeter stehen hier ab der ersten Umdrehung bereit. Das Fahrwerk schluckt die meisten Unebenheiten recht souverän, nur selten wird der ein oder andere schlecht eingesetzte Gullydeckel an die Insassen kommuniziert. Auch fällt auf, dass der Zoe nach wie vor sehr wendig ist. Eine Eigenschaft, die besonders in der Stadt von Vorteil ist.
Ab auf die Landstraße, heißt die Devise und auch hier bleibt der elektrische Franzose völlig unaufgeregt. Einmal auf Tempo 80 gebracht, kommt kaum ein Kritikpunkt auf, den wir vermerken konnten.
Angekommen auf der Autobahn, zieht das Renault Zoe Facelift zügig in Richtung Topspeed und bleibt dabei verhältnismäßig leise. Die Dämmung scheint optimiert worden zu sein, was wir sehr begrüßen. Dass das Fahrzeug durchaus mehr könnte, wird an der Vehemenz deutlich, mit der der Franzose in den Begrenzer düst. Aber: man hat sich bewusst für ebendiese Begrenzung entschieden – nicht zuletzt, um die Reichweite nicht allzu stark zu reduzieren. Die Lenkung bleibt derweil auch jenseits der 100 km/h relativ leichtgängig, während die Bremsen mit dem Zoe keine Probleme haben.
Ebenfalls erwähnenswert ist der sogenannte B-Modus. Hierbei handelt es sich um eine zusätzliche Fahrstufe, welche die Rekuperation verstärkt und insbesondere beim Heranfahren an Ortseingänge, Ampeln, Kreuzungen und Co. die Bremsenergie in elektrischen Strom umwandelt und dem Akku zuführt. In der Praxis gewöhnt man sich an dieses Feature schnell; wir haben es nur auf der Autobahn deaktiviert.
Der Verbrauch des Renault Zoe Facelift belief sich im Test auf durchschnittlich 19,4 kWh pro 100 gefahrener Kilometer. Da der Test bei relativ niedrigen Temperaturen um die zehn Grad stattfand, musste auch die Heizung bemüht werden. Lässt man es auf der Autobahn so richtig krachen und kratzt die 140 km/h an, stehen am Ende rund 27 kWh auf der Uhr. Im innerstädtischen Betrieb sinkt der Stromverbrauch auf bescheidene 14,8 kWh.
Geladen wird der Zoe über einen Anschluss, der hinterm Rhombus an der Front verborgen ist. Optional kann für 1.100 Euro auch ein CCS-Ladeanschluss konfiguriert werden, was wir zwar teuer, aber sehr sinnvoll finden. Denn dann lädt der Zoe mit bis zu 50 kW Gleichstrom, was eine deutliche Zeitersparnis einbringt. Beispiel: In 30 Minuten kann Strom für 150 Kilometer nachgeladen werden. Belässt man es bei Wechselstrom, so werden bei 22 kW knapp 45 Minuten, bei 11 kW gut sechseinhalb Stunden benötigt. An der Haushaltssteckdose dauert einmal Vollladen derweil fast 30 Stunden.
Technik & Assistenz im Renault Zoe Facelift
In Sachen Ausstattung verfügte unser Renault Zoe über eine ganze Bandbreite an Assistenz- und Komfort-Features, von denen wir die wichtigsten nachfolgend näher beleuchten.
In puncto Assistenz kommt unter anderem ein Totwinkel-Warner, ein Spurhalte-Warner und -Assistent sowie eine Rückfahrkamera und ein einfacher Tempomat zum Einsatz. All diese Systeme arbeiteten während unseres Erstkontakts einwandfrei und ohne Auffälligkeiten.
Besondere Aufmerksamkeit widmen wir an dieser Stelle den LED-Scheinwerfern. Das Vorgängermodell war noch mit Halogen-Leuchtmitteln bestückt, was für ein E-Auto alles andere als förderlich ist. Dies ist nun Geschichte und der überarbeitete Zoe rollt mit Voll-LED-Scheinwerfern vom Band. Wir konnten die Scheinwerfer testen und haben sie für sehr gut befunden – in Anbetracht der Fahrzeugklasse. Reichweite, Helligkeit und Homogenität geben keinen Grund zum Klagen. Die einzige Kritik lassen wir hier bei der Innen- und Kennzeichenbeleuchtung, bei der man weiterhin auf konventionelle Glühlampen setzt.
Spannend ist auch das Infotainment Easy-Link samt Navigationssystem. Neben der wenig umständlichen Bedienung, gibt es hier eine wirklich coole 3D-Ansicht, bei der Häuser, Sehenswürdigkeiten und andere Gebäude semi-transparent dargestellt werden. Der Aufpreis von 400 Euro ist derweil überschaubar. Das Soundsystem gehört derweil keiner bekannten Marke an, konnte bei den meisten Songs aber vernünftig aufspielen.
Zusätzlich verfügte unser Testwagen über einen optionalen Park-Assistenten für 600 Euro Aufpreis. Wer Parken hasst, darf hier gern ein Kreuz setzen, alle anderen kommen sicherlich auch mit Parksensoren vorne und hinten plus Rückfahrkamera – alles Bestandteile der Intens-Ausstattung – aus.
Prima finden wir zudem den schlüssellosen Zugang sowie das automatische Anklappen der Außenspiegel beim Verriegeln.
Fazit zum Renault Zoe Facelift
Der Renault Zoe zeigte sich im Test als aufgefrischter Klein-Stromer, der mit solider Reichweite auch im ex-urbanen Umfeld gut zurechtkommt. Optisch heimst er viele Sympathiepunkte ein und wer bis dato einen Renault gefahren ist, wird mit dem Zoe höchstwahrscheinlich auf Anhieb zurechtkommen.
Sinnvoll sind auf jeden Fall die höheren Ausstattungslinien sowie der optionale CCS-Ladeanschluss. Mit einem Gesamtpreis von rund 39.000 Euro (vor Prämienabzug) ist das Renault Zoe Facelift zwar kein Schnäppchen erster Klasse, wohl aber ein loyaler Begleiter, der im Alltag nirgendwo wirklich anecken dürfte.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.