In unserem aktuellen Erstkontakt geht es um das stärkste Fahrzeug aus dem traditionsreichen britischen Hause Rolls-Royce: den Rolls-Royce Wraith Black Badge.
In der Tat als schwarzes Abzeichen des Wraith, zeigt sich das Sondermodell Black Badge ganz und gar als zum Automobil transferierte dunkle Macht und zieht sofort mit Vehemenz die Blicke seiner Betrachter auf sich.
Was vor 80 Jahren mit dem Ur-Wraith begann, steht heute für ein komfortables Coupé mit viel Leistung, so viel, wie nie zuvor beim britischen Automobilhersteller. Das neue Coupé mit dem alten Namen rollte erstmals vor fünf Jahren auf die Asphaltadern dieser Welt, den Black Badge gibt es seit zwei Jahren – höchste Zeit also für einen ersten Test.
Aussehen und Design
Into Darkness, könnte man auch als Überschrift für die Beschreibung dieses massiven wie eleganten Coupés wählen, denn es macht seiner Modellbezeichnung mit jedem kleinen Detail alle Ehre. Wie auch die Cabrioletversion Dawn – wir berichteten über das Cabriolet hier – erhält die Black Badge Version als Erkennungsmerkmale einige unverkennbare Insignien.
Neben der Lackfarbe in Diamond Black wären weitere Dinge, wie das invertierte Rolls-Royce-Emblem, welches hier das Doppel-R in silberner Farbe auf schwarzem Grund darstellt, oder die „liegende Acht“ – auch als Zeichen für die Unendlichkeit gedeutet, als eindeutige Zugehörigkeitszeichen für das Modell Black Badge zu benennen.
Selbst die Spirit of Ecstasy scheint auf die dunkle Seite der Macht gewechselt zu sein und thront über dem ebenso schwarz gehaltenen Kühlergrill des Rolls-Royce Wraith Black Badge. Ein weiteres Highlight stellen die riesigen 21-Zoll-Felgen aus Carbon Alloy Composite dar, die ebenso dem Black Badge vorbehalten bleiben. Am Heck stehen allein die schwarzen Endrohre als Erkennungsmerkmal für den Black Badge.
Im Innenraum empfängt uns eine auffällige wie charmante Farbgebung in Tailored Purple und ein wie immer erstklassig verarbeitetes Ensemble an exzellenten Materialien wie Leder, Aluminium und Carbon, welches exklusiv in einem nur für den Black Badge verarbeiteten Muster kreiert wurde. Darüber breitet sich ein prachtvoller Sternenhimmel aus, dessen Anblick selbst bei Tageslicht – und sicherlich auch durch das im Großteil als dunkel gehaltenen Interieur – die Insassen zu entzücken vermag.
Die 7.000 Euro Aufpreis für dieses Sternenensemble dürften beim Gesamtpreis des Coupés als verschwindend gering erscheinen und daher empfehlen wir dieses Extra allein schon aufgrund dessen Wirkung, die sich wie Balsam auf die Gemüter der Insassen legt.
Motor und Fahreigenschaften
Beim Blick auf den mit sechs Klarlackschichten versehenen Armaturenbereich, welcher per Hand auf Hochglanz poliert wurde, zeigt sich der Rolls-Royce Wraith Black Badge ganz markenkonform und traditionelle Werte vermittelnd. Dabei bleibt die Erstarkung des schwarzen Ritters bis auf die liegende Acht in der Analoguhr vorerst unerkannt. Ein anfangs recht groß erscheinendes Lenkrad erweist sich später beim Fahren dann als absolut passend für dieses Über-Coupé.
Lässt man den Blick weiter über die Armaturen schweifen, werden nur echte Kenner registrieren, dass die liegende Acht für einen Black Badge steht und damit neben den 632 PS hier 70 Newtonmeter mehr als im herkömmlichen Wraith zur Verfügung stehen. Nunmehr 870 Newtonmeter verlassen die Kurbelwelle des V12-Biturbobenziner mit 6,6 Litern Hubraum.
Dies reicht aus, um die immerhin 2,4 Tonnen in nur 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zu katapultieren. Der Geschwindigkeitsrausch wird bei 250 km/h elektronisch beendet, obwohl mit Sicherheit bedeutend mehr möglich wäre. Was von Anbeginn auffällt, ist die überraschende Tatsache, dass der Rolls-Royce Wraith Black Badge beim Spiel mit dem Gaspedal tatsächlich seine Krawatte lupft und das potente Fauchen des Zwölfzylinders auch an die Ohren der Insassen lässt. Die 8-Stufen-Automatik schaltet dabei stets sehr sanft und bei Bedarf auch zügig.
Das heißt, wenn man möchte, kann man mittels Sporengabe die ansonsten gewohnt himmlische Ruhe in einem Rolls-Royce gezielt unterbrechen. Und das macht Spaß! Kein anderes Auto dieser Marke bringt seine Kraft derart auch akustisch zum Ausdruck. Das gefällt und unterstreicht die omnipräsente Leistung dieses Coupé.
Doch keine Sorge, all das geschieht grundsätzlich mit einer absolut gentlemenkonformen Contenance. Kein pubertäres Gehabe oder potentes Krawallgetöse sind diesem eleganten Coupé eigen, wir nennen es vielmehr stilsichere Performance im Designerdress.
Der Sportmodus heißt im Rolls-Royce Wraith Black Badge „Low“ und wird mittels Knopf am Schaltwahlhebel, der sich traditionell an der Lenksäule befindet, aktiviert. Die daraufhin deutlich geschärften Kennfelder lassen den Antrieb nochmals erheblich temperamentfreudiger erscheinen, die Lenkung wirkt direkter und die Dämpfer straffen sich – ein nochmals deutlich gesteigerter Vorwärtsdrang wird jetzt im Wraith intensiv spürbar.
Im Fahrverhalten zeigt sich das Coupé mit jeder Ader der Tradition verpflichtet und wurde trotz der schier unbegrenzt erscheinenden Leistung sehr auf Komfort getrimmt. Übrigens, im Komfortmodus zeigte sich der Rolls-Royce Wraith Black Badge sogar etwas komfortabler im Abroll- und im Federungsverhalten als ein Bentley Bentayga. Ist man hingegen „Low“ unterwegs, spannt das Coupé die Sehnen, was viele Wank- und Schwenkbewegungen kompensiert und den Boliden spürbar gestrafft um die Kurven ziehen lässt.
Von Sportwagenfeeling ist dies zwar noch ein ganzes Stück entfernt, doch sportive Eindrücke schieben sich dadurch – natürlich auch dank der nahezu endlos zur Verfügung stehenden Leistung – massiv in den Vordergrund. Zwar merkt man dem großen Wraith sein Gewicht deutlich an, doch die Motorleistung lässt dieses jederzeit einfach so verpuffen.
Dennoch spürt man es beim eiligen Durchqueren von Kurven und Kehren und muss durch diese physikalisch gesetzten Grenzen auch etwas Zurückhaltung üben. An dieser Stelle werden durchaus Sehnsüchte an die überaus vorteilhafte Vierradlenkung des Rolls-Royce Phantom wach.
Doch Contenance ist etwas, das jedem Rolls-Royce-Fahrer innewohnt, selbst energisch-impulsive Kurvenjäger werden am Steuer eines Rolls-Royce lammfromm, ohne sich dabei in irgendeiner Art eingeschränkt zu fühlen.
Hier geht es grundsätzlich geruhsamer zu, wenngleich man jederzeit auch so manche „Fetzen fliegen“ lassen kann. Dies macht man aber in einem Rolls-Royce grundsätzlich mit dem entsprechenden Anstand und genießt die omnipräsente, aufregende Unaufgeregtheit.
Verbrauchswerte, falls sie bei einem solchen Auto die geneigte Klientel überhaupt interessieren, zeigten in unserem recht kurzen Test keine Besonderheiten. Selbstverständlich können wir aus genannter Kürze unseres Erstkontaktes auch keine verbindlichen und repräsentativen Daten ermitteln.
Dennoch seien die 14,3 Liter Durchschnittsverbrauch benannt und wenn man bedenkt, dass wir uns überwiegend „normal“ verhalten haben, mit wenigen Kick-Downs und einem während der Fotosessions durchweg laufenden Motor, ist dieser Wert absolut passabel. Zumal er erstaunlich exakt an der Werksangabe liegt.
Ausstattung, Technik, Komfort
Da es sich hier um ein großes Coupé handelt, in denen für vier Personen fast verschwenderische Platzverhältnisse herrschen, muss man beim Thema Übersichtlichkeit einige Einschränkungen hinnehmen. Doch es wäre kein Rolls-Royce, wenn man diesen Einschränkungen nicht in gebührender Weise Einhalt gebieten würde. Und so darf man sich beim Parkvorgang dem kameragestützten Rundumblick widmen und das fast 5,30 Meter lange Gefährt exakt manövrieren.
Besonders erwähnenswert ist die geteilte Kameraperspektive an der Front, die sogenannte Side-View-Camera. Mit dieser kann man trotz der endlos langen Motorhaube genügend Einblick in die zu befahrende Einmündung erhalten – ein riesiges Sicherheitsplus.
Die flach gehaltenen Voll-LED-Scheinwerfer mit Kurven- und Abbiegelicht konnten wir während des am Tage durchgeführten Erstkontakts nicht ausprobieren. Das Tagfahrlicht, welches sich als eine Umrahmung der Hauptscheinwerfer zeigt, verleiht dem Wraith einen unverkennbaren Charakter mit Wiedererkennungswert.
Als absolutes Highlight stellt sich die Bespoke Soundanlage heraus. Nach unserem Hörtest können wir bestätigen, dass dieses System eines der besten akustischen Genüsse in einem Automobil ermöglicht. Man vermag bei klassischen Musikstücken förmlich mit den Ohren zu „sehen“, wie Saiten der Streichinstrumente vibrieren, vernimmt den Nachhall eines Beckens mit der Exaktheit einer abfallenden Amplitude am Oszillographen und erfreut sich an der Natürlichkeit von Gesangsstimmen, die ihresgleichen sucht.
Mit einer staubtrockenen Präzision, die dennoch voller Natürlichkeit und vehementer Dynamik an die Hörnerven der Insassen gelangt, stellt sie selbst Platzhirsche wie Naim, Burmester und Bowers & Wilkins in den Schatten. In Anbetracht dieser herausragenden Leistung erscheint der Aufpreis von 7.000 Euro für dieses Klangerlebnis nahezu lächerlich.
Versionen und Preise des Rolls-Royce Wraith Black Badge
Wie bereits erwähnt, ist der Black Badge ein unlimitiertes Sondermodell. Wer nun denkt, dass man das Coupé nur in Schwarz ordern kann, liegt allerdings falsch. Es gibt diverse Farbkombinationen für dieses Modell, nur die Erkennungsmerkmale wie die liegende Acht, der schwarze Frontgrill, die schwarze Emily oder die Endrohre in Schwarz bleiben.
Der Preis für die schwarze Schönheit beläuft sich auf gut 345.000 Euro und somit liegt der Preis ungefähr 65.000 Euro höher als für den herkömmlichen Wraith. Netto, versteht sich. Als Motorisierung gibt es ihn ausschließlich mit dem V12-Biturbo.
Fazit – Black Badge, ich bin dein Fahrer!
Ob Darth Vader diesen Rolls-Royce Wraith Black Badge zum favorisierten Fortbewegungsmittel auserkoren hätte? Wir wissen es nicht. Fakt ist aber, dass mit diesem Black Badge das „Schwarzfahren“ eine neue, erheblich exklusivere Bedeutung erfährt. Nicht nur die Leistung dieses Coupé ist dabei entscheidend, sondern vielmehr sein durchaus mysteriös-dunkler und zugleich charmanter Charakter.
So viel Individualismus gepaart mit markentypischer Tradition und einem neuen, fast jugendlich erscheinendem Esprit macht den Black Badge insbesondere für jüngere Zielgruppen interessant. Denn ein typisches Coupé für den gesetzten Herrn ist der Rolls-Royce Wraith Black Badge keinesfalls. Wenn auch ebensolche Klientel diese Art von Coupé durchaus lieben können und sollen.
Dieses Coupé ist so komfortabel und luxuriös wie kein anderes und eines der stärksten obendrein. Zudem spielt es mit einem Soundsystem auf, was seinesgleichen sucht. Wer es noch sportlicher mag, kann zumindest den Union Jack weiterhin hochhalten. Denn als einziger Konkurrent käme hierbei ein Bentley Continental GT oder Supersport in Frage.
Der stärkste Rolls-Royce ist schwarz – und das passt zu 100 Prozent. Er trennt somit die Spreu vom Weizen und zeigt eindrucksvoll, was ein Luxus-Coupé mit sportivem Charakter ausmacht. Sondermodelle in Schwarz sind zudem immer wieder in exklusiven Segmenten zu finden und eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind erfolgreich.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
An dieser Stelle möchten wir uns bei der Thomas Exclusive Cars GmbH in Radebeul/Dresden bedanken, die uns freundlicherweise den Rolls-Royce Wraith Black Badge zur Verfügung stellten. Ebenso danken möchten wir für die freundliche sowie professionelle Beratung und Betreuung.
Einmalig in Deutschland ist übrigens der Standort von Rolls-Royce Motor Cars Dresden, an dem das Umfeld ausschließlich aus weiteren exklusiven Marken wie Bentley, Ferrari, Aston Martin, Maserati und Harley Davidson besteht.
Bentley Continental GT Speed, Bentley Continental Supersport
Technische Daten: Rolls-Royce Wraith Black Badge
Farbe: Acid Yellow Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 5,29 x 1,95 x 1,51
Radstand in mm: 3.112
Motor: V12-Biturbo-Benzinmotor
Leistung: 465 kW (632 PS) bei 5.600 rpm
Hubraum: 6,592 ccm
Max. Drehmoment: 870 Nm bei 1.700 – 4.500 rpm
Getriebe: 8-Gang-Automatik (ZF)
Antrieb: Heck
Verbrauch kombiniert (NEFZ-Norm): 14,2 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 14,6 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 324 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,5 Sekunden
Leergewicht: 2.440 kg
Laderaumvolumen: 470 Liter
Kraftstofftank: 83 Liter
Neupreis des Testwagens: 390.000 Euro (Listenpreis zzgl. MwSt.)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.