Er ist der Nachfolger des Seat Fura, die Produktion läuft seit Mitte 1984 und seit jeher wird er bei Kaufüberlegungen von Kleinwagen mit in Betracht gezogen.
Designtechnisch hat die aktuelle Version nur wenig mit den ersten Modellen gemeinsam. Geblieben sind jedoch die für heutige Verhältnisse kompakten Ausmaße des Kleinwagens.
Die Speerspitze ist dabei die Cupra-Version mit 192 PS. Wer effizienter vorankommen möchte, dabei jedoch nicht auf ein sportliches Äußeres verzichten möchte, der ist mit dem sogenannten FR Styling gut bedient. FR steht für Formula Racing und sorgt mit einigen Designänderungen dafür, dass der kleine Spanier mit sportlicherem Antritt auftrumpft.
Wir haben den Seat Ibiza FR mit dem 1,0 Liter großen Dreizylinder getestet und zeigen, wie sich das Polo-Pendant im Alltag schlägt.
Exterieur – Individuell konfigurierbar
In puncto Design spielt der Seat Ibiza ganz vorne mit. Durch sogenannte Color Packs lässt sich das Exterieur durch gezielte Akzente den persönlichen Präferenzen anpassen. Bei unserem Testwagen kam die Kombination aus der Lackfarbe Moonstone Silber und roten Exterieurdetails zum Einsatz. So sind Kühlergrillrahmen und Außenspiegel rot abgesetzt, die glanzgedrehten Felgen im 17-Zoll-Format erhalten eine Zweifarblackierung.

Die Front des Seat Ibiza FR zeigt sich von ihrer sportlichen Seite. Die eckigen Scheinwerfer folgen einer kantigen Designlinie, der kleine Kühlergrill wirkt angemessen dimensioniert. Den unteren Bereich der Frontschürze ziert eine Spoilerlippe umgeben von schwarzen Kunststoffelementen im Wabendesign.

Das Tagfahrlicht in LED-Technik sorgt zudem für einen hohen Wiedererkennungswert.
Bei der Seitenansicht fällt vor allem der diagonal abfallende „Knick“ im Blech auf. Vom Scheinwerfer kommend, erstreckt er sich bis zum Ende der hinteren Tür. Parallel hierzu verläuft weiter oberhalb eine ähnliche Maßnahme auf, welche von den Rückleuchten ausgehend bis zur B-Säule wandert. Was unruhig klingt, wirkt jedoch recht dynamisch und hebt den kompakten Spanier gekonnt von anderen Modellen in seiner Klasse ab. Entsprechende Kontraste bieten neben Felgen und Spiegelgehäuse auch die in Schwarz gehaltenen Türrahmen.
Zugegeben, die Felgen des Testwagens sind natürlich Geschmackssache. Bedenkt man jedoch die angesprochene Zielgruppe, welche überwiegend von jüngeren Menschen verkörpert wird, so wirken entsprechend viele Farbkontraste durchaus ansprechend.

Das Heck des Spaniers fällt im Vergleich zum Rest des Kleinwagens eher klassisch rund aus.
Ein Ibiza-Schriftzug prangt unter dem Seat-Logo, welches gleichzeitig zum Öffnen der Heckklappe dient. Moderne Heckleuchten in LED-Technik schaffen einen angenehmen Kontrast und die groß geratene Heckscheibe sorgt zum einen für gute Sicht nach hinten und zum anderen für mehr Lichteinfall bei den Fondpassagieren.

Das Doppelendrohr und ein kleines FR-Emblem verraten in letzter Instanz, dass bei ebendiesem Modell kein Leistungsmangel zu verzeichnen ist.
Interieur – Bunt, aber nicht verspielt
Im Innenraum des Seat Ibiza FR setzt sich das bereits angesprochene Farbenspiel dann fort. Die manuell verstellbaren Lüftungsdüsen, der Einsatz im Lenkrad, sowie abgesetzte Kontrastnähte an Lenkrad, Schaltkulisse und auf den Sitzen sind – dank des Design Paketes Interieur – in Rot gehalten. Auf Wunsch kommen ebenfalls rote Sicherheitsgurte zum Einsatz anstelle der herkömmlichen schwarzen Pendants.
Die Platzverhältnisse sind auf den vorderen Plätzen für Menschen mit einer Größe von weniger als 1,90 Meter ausreichend, darüber hinaus wird es in Bezug auf die Kopffreiheit etwas enger. Der Seitenhalt der serienmäßigen Sportsitze ist beachtenswert, ebenso die Langstreckentauglichkeit. In der zweiten Reihe sollten nicht mehr als zwei Personen Platz nehmen, sofern die zurückzulegende Strecke voraussichtlich länger wird.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man sich die 60 Euro für die dritte Kopfstütze eigentlich sparen kann. Auch der Seitenhalt ist auf der Rückbank nicht mit dem der vorderen Sitze zu vergleichen. Dennoch können vier Personen im Seat Ibiza FR für Kleinwagenverhältnisse angenehm reisen.
Mit einem Kofferraumvolumen von 292 Litern würde es ohnehin eng werden mit dem fünften Gepäckstück. Umgeklappt stehen maximal 938 Liter zur Verfügung.

Zurück auf dem Fahrersitz fällt auf, dass der kleine Spanier mit erstaunlich wenig Knöpfen und Tasten auskommt. Durch die klar strukturierte Mittelkonsole ist die Bedienung weitestgehend intuitiv. Die Klimaanlage erhält einen separaten Platz direkt unter dem 6,5 Zoll großen Touchscreen, welcher von vier Tasten plus einem Drehregler pro Seite umgeben ist. Der Rest wird über das Media System Plus gesteuert.
Technik & Assistenz – Konnektivität groß geschrieben
Seine Zielgruppe stets vor Augen, kann der neue Seat Ibiza FR auf Wunsch mit dem sogenannten Full Link ausgestattet werden. Wer an dieser Stelle 170 Euro investiert, erhält neben Android Auto und Apple CarPlay auch das bekannte MirrorLink. Mit letzterem kann der Bildschirm des eigenen Smartphones auf dem Touchscreen des Fahrzeugs gespiegelt werden.

In Zusammenarbeit mit MirrorLink offeriert die Seat ConnectApp maximale Vernetzung im kompakten Spanier. So kann mit kurzen Fingergesten auf dem On-Bord-Touchscreen beispielsweise Kontaktadressen oder eingespeicherte Telefonnummern aufrufen. Der Startbildschirm der App lässt sich zudem individualisieren, um dem Nutzer beispielsweise bevorstehende Termine oder die aktuelle Wettervorhersage anzuzeigen. Die sogenannten Smart Tipps sind lernfähig und stellen sich auf die Präferenzen der Nutzer ein – bevorzugte Ziele oder Telefonkontakte werden zuerst aufgerufen.

Darüber hinaus möchten wir das Seat Soundsystem loben, welches den Aufpreis von 180 Euro in jedem Fall wert ist. Hier arbeiten sechs Lautsprecher und eine 10-Liter-Bassbox, welche im Gepäckraum untergebracht ist. Es ist wahrlich selten, dass eine Musikanlage im Kleinwagensegment derart nüchtern und verzerrungsfrei Audiodateien wiedergibt. Wenngleich auch die Bässe im hohen Lautstärkebereich irgendwann an ihre Grenzen stoßen, so lässt sich auch über längere Zeit jedes Genre von Musik genießen.

Die im Testwagen verbauten Bi-Xenon-Scheinwerfer sorgen trotz verhältnismäßig niedriger Anbauhöhe für eine homogene und vor allem breite Ausleuchtung der Fahrbahn, was einen erheblichen Beitrag zur Sicherheit leistet. Insbesondere auf unbeleuchteten Landstraßen wird plötzlich auftauchendes Wild früher erkannt, sodass rechtzeitig reagiert werden kann.

Das Fernlicht überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie. Die gleichmäßig hohe Lichtausbeute in gleicher Farbtemperatur ist dem Auge überaus zuträglich.
Motor & Antrieb – 110 PS schieben an
Den Seat Ibiza FR befeuert ein 999 Kubikzentimeter großer Dreizylinder mit 110 PS und einem maximal verfügbaren Drehmoment von 200 Newtonmetern. Das klingt im ersten Moment nicht sonderlich spektakulär. Jedoch sollte man hierbei das Leergewicht von gerade einmal 1,1 Tonnen bedenken, sodass die Leistung adhoc in einem ganz anderen Licht erscheint.
Geschaltet wird serienmäßig über ein manuelles Sechsgang-Getriebe. Optional übernimmt ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Fahrstufen die Schaltarbeit. Ungeachtet der Wahl des Getriebes fällt die 100 km/h-Marke in unter zehn Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 197 km/h.

Wer sich für die manuelle Schaltbox entscheidet, wird mit einem Minderverbrauch von 0,1 pro 100 Kilometer belohnt. Rund 4,3 Liter Super verbraucht der Seat Ibiza FR nach ECE-Norm. Ebenfalls gering sind die Emissionswerte des kleinen Spaniers: Mit 99 Gramm CO2 pro Kilometer erfüllt das Fahrzeug sogar die sehr strenge Euro 6 Plus Norm.
Fahreindrücke – Oftmals unterschätzt
Nun ja, auf den ersten Blick wirkt der kleine Spanier nun wirklich nicht wie ein waschechter Matador mit ordentlich Feuer in den Adern. Und das möchte er auch gar nicht sein. Dennoch sollte man das Potential der geschärften FR-Version nicht unterschätzen, was jedoch in unserem Test vor allem auf deutschen Autobahnen oftmals der Fall war.

Drängelnde Limousinen, ungeduldige Geländewagen oder gar aus der Ferne per Lichthupe lamentierende Sportwagen sind das Resultat einer Fahrt auf der linken Spur einer zweispurigen Autobahn. Doch das ist eigentlich nicht dramatisch.
Denn: Ist der Ibiza einmal in Fahrt, dann lässt er sich so schnell nicht die Butter vom Brot nehmen. Szenarien in Geschwindigkeitsbereichen bis zu 190 Km/h sind für den Kleinen keine Hürde. Natürlich nicht blitzschnell, aber durchaus adäquat und angenehm homogen beschleunigt er auch im sechsten Gang artgerecht und stets untermalt vom kernigen Dreizylinder-Sound.
Die adaptive Fahrwerksregelung besteht beim Ibiza aus einer Sporttaste, bei deren Druck der Kleinwagen spürbar härter wird. Auf holprigen Pisten sollte diese Taste jedoch zugunsten des Komforts ungedrückt bleiben.

Dazu kommt der zeitgemäße Verbrauch. Auch bei zügiger Fahrweise und Geschwindigkeiten jenseits der 140 Km/h-Marke bleibt der Seat Ibiza FR brav unterhalb der Sieben-Liter-Grenze. Bei kommoder Fahrweise sind fünfeinhalb bis sechs Liter Super realistisch.
Ist man mit dem Fahrzeug auf Landstraßen unterwegs und lässt es ruhig angehen, so sind Verbräuche zwischen vier und fünf Litern keine Seltenheit.

Das eigentliche Revier des Kleinwagens ist jedoch nicht die Autobahn. Pudelwohl fühlen sich Fahrer und Fahrzeug erst im dichten Innenstadtverkehr. Engste Parklücken, schmale Gassen oder auch felgenfeindliche Bordsteine in viel zu mickrig dimensionierten Parkhäusern meistert der Seat Ibiza FR im Handumdrehen. Durch seinen kleinen Wendekreis und die überschaubare Länge wird der Spanier im Stadtverkehr regelrecht zum Spaßbringer erster Klasse. Übrigens auch im Urlaub auf Ibiza ein empfehlenswerter Mietwagen.
Außerdem wird bei Parkmanövern aller Art die ausgesprochen gute Rundumsicht deutlich. Trotz breiter C-Säule ist die Sicht nach hinten recht ausgeprägt. Wer auf Nummer sicher gehen will, der kann Parksensoren für vorne und hinten, auf Wunsch auch zusätzlich eine Rückfahrkamera ordern.
Fazit – Kleiner Spanier für junge Leute
Am Ende ziehen wir ein Resümee und sind uns innerhalb der Redaktion einig: Der Seat Ibiza FR ist ein Kleinwagen für junge Leute mit einem Hang zum Individualismus. So umfangreich konfigurierbar wie der kleine Spanier ist kaum ein anderes Fahrzeug in seiner Klasse.
Da die Leistungsentfaltung des 110 PS starken Dreizylinder stets homogen vonstatten geht, eignet sich das Fahrzeug auch für eine junge Zielgruppe mit wenig Fahrerfahrung.

Zwar ist der Seat Ibiza FR kein Preiswunder, jedoch ist im Grundpreis von 18.740 Euro bereits eine üppige Serienausstattung enthalten. Tempomat, Sportsitze, Müdigkeitserkennung und elektrisch anklappbare Außenspiegel sind nur einige der Highlights.
Darüber hinaus zeigt sich die Aufpreisliste sehr human: Full Link kostet 170 Euro, DCC gibt es für 310 Euro. Und die hervorragend ausleuchtenden Bi-Xenons sind für glatte 500 Euro zu haben.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 7D Mark II
Technische Daten: Seat Ibiza FR 1.0 EcoTSI Start&Stop
Länge x Breite x Höhe (m): 4,08 x 1,69 x 1,44
Motor: Dreizylinder-Turbo-Motor
Leistung: 81 KW (110 PS)
Hubraum: 999 ccm
Max. Drehmoment: 200 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 4,3 L/100 km
CO2-Emissionen: 99 g/km
Abgasnorm: Euro 6 (Plus)
Höchstgeschwindigkeit: 197 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,2 Sekunden
Leergewicht: 1.109 kg
Kofferraumvolumen: 292 – 938 l
Kraftstofftank: ca. 45 Liter

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
4 thoughts on “Seat Ibiza FR Test – Junger Individualist”