1991 erblickte der erste Seat Toledo das Licht der Welt. Die für damalige Verhältnisse recht geradlinige Kompakt-Limousine wurde über drei Generationen bis Mitte 2009 gebaut. Aufgrund der Ähnlichkeit zum Seat Altea wurde die Produktion vorerst eingestellt.
Seit 2012 rollt die vierte Generation des Toledo über die Straßen und hat sich im Vergleich zu seinen Vorgängern kräftig aufgehübscht. Ob der Spanier in unserem Alltagstest eine gute Figur gemacht hat, zeigt der Fahrbericht.
Exterieur – Moderne Kompakt-Limousine
Toledo – so heißt die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Mittelspanien. Entgegen der altertümlich wirkenden Gegend, zeigt sich Seat´s neue Kompakt-Limousine von ihrer ganz modernen Seite.
Die Linienführung kommt durchgängig zeitgemäß daher, die Abmessungen lassen den Toledo dabei recht schmal wirken, was ihn auf den ersten Blick auch in der Stadt zu einem leicht zu handhabenden Begleiter macht, der auch enge Parkhäuser nicht scheut.

Ebenfalls trägt der neue Seat Toledo das typische Markengesicht. Die Ecken und Kanten dominieren nahezu das gesamte Fahrzeug, Rundungen findet man nur, wenn man wirklich sucht und auch nur dort, wo es wirklich sein muss.
Wie auch der Leon kommt der Seat Toledo auf Wunsch mit Voll-LED-Scheinwerfern. Diese fügen sich recht sportlich in die Designlinie ein und betonen abermals den modernen Touch der kompakten Limousine.

Von der Seite betrachtet, wirkt der kompakte Spanier wohl proportioniert. Viel Schnick-Schnack kann der Kunde nicht erwarten, dafür eine ausgeprägt solide Linie, die in puncto Stilsicherheit keine Kompromisse eingeht.
Für den „runden Auftritt“ sorgen zudem die an unserem Testwagen angebrachten 17-Zoll-Leichtmetallräder im Fünf-Speichen-Design.

Die Heckansicht zieren Rückleuchten in LED-Technik, der Modellschriftzug verläuft in großen Lettern quer über die Heckklappe. Auch das kenn wir bereits von anderen Modellen. Im Falle des Toledo ist eine Ähnlichkeit zum kleinen Bruder, dem Exeo, jedoch nicht von der Hand zu weisen.

Ach ja, für eine „große“ Überraschung sorgt der Kofferraum: Einmal geöffnet, offeriert er neben einer riesigen Klappe auch ein mit 550 Litern üppiges Gepäckvolumen, welches auch für den Familienausflug vollkommen ausreichen sollte.
Für noch praktischer veranlagte Kunden bietet Seat optional eine abnehmbare Anhängerkupplung an.
Interieur – Aufgeräumt und intuitiv
Im Inneren des Seat Toledo geht es weitestgehend nüchtern zu. Das klingt im ersten Moment wenig spannend, erweist sich im Test aber als durchaus praktisch. Die Bedienung erfolgt überaus intuitiv, das Cockpit ähnelt dem des kleinen Ibiza.

Zwischen Tacho und Drehzahlmesser befindet sich ein monochromes Multifunktionsdisplay, welches stets über diverse Fahrzeugparameter informiert oder auch die Navigation abbildet.
Letztere wird über den 6,5 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole aktiviert, direkt darunter befindet sich die Bedieneinheit der Klimaanlage. Im Anschluss gibt es eine Etage tiefer noch sechs Tasten für unter anderem die Sitzheizung, die beheizte Heckscheibe und die Deaktivierung der Start-Stopp-Automatik.

Musikliebhaber der Neuzeit können über den darunter liegenden Slot wahlweise via AUX-Kabel oder USB-Stick Musik an den Spanier schicken.
Die Sitzmittelbahnen unseres Testwagens sind dank der FR-Line serienmäßig mit Alcantara bezogen. Auch hier sorgen rote Nähte für eine Prise Sportlichkeit, welche durch die straffe Polsterung und den recht guten Seitenhalt unterstrichen wird.

Besagte Kontrastnähte kommen darüber hinaus auch am Lenkrad und der Schaltkulisse zur Geltung und lockern den ansonsten schlichten, schwarzen Innenraum gekonnt auf. Auf Wunsch warten sogar die Fußmatten mit der knalligen Verzierung auf.
Darüber hinaus sorgt die schnell agierende Sitzheizung an kalten Tagen dafür, dass sich Fahrer und Beifahrer stets wohlfühlen.

Der Sitzkomfort ist auf den hinteren Plätzen durchaus angenehm – sofern die Passagiere nicht größer als 1,80 Meter sind. Dann kann es in der zweiten Reihe durchaus eng werden, mit 5 Personen sogar zu eng. Der Seitenhalt ist ebenfalls eingeschränkt, dafür zeigen die Insassen im Seat Toledo aber auch nach längeren Strecken kaum Ermüdungserscheinungen.
Technik & Assistenz – Konnektivität GROß geschrieben
Der Seat Toledo erwies sich in unserem Test als kleines Konnektivitäts-Wunder, bietet er auf Wunsch eine ganze Bandbreite an Verbindungsmöglichkeit, welche man in dieser Klasse doch oft vermisst.
Full Link – so heißt Seat´s Antwort auf den Verbindungs-Hype rund um die totale Vernetzung. Diese beinhaltet neben Android Auto und Apple CarPlay auch MirrorLink

Zudem gibt es eigens eine Ausstattungslinie namens „Connect“, welche bereits serienmäßig mit dem Media System Plus samt Full Link ausgestattet ist. Und wer in der heutigen Zeit noch immer kein Besitzer eines Smartphones sein sollte: Im Ausstattungsumfang des „Connect“ ist gleich ein Samsung Galaxy A3 inklusive.

Mit rund 690 Euro liefert das Navigationssystem ordentlich ab und stellt sich als echtes Schnäppchen heraus, wenngleich diese Aufgabe über ein via Full Link gekoppeltes Smartphone erledigt werden kann. Generell zeigt sich die (Auf-) Preispolitik bei Seat recht moderat: Full Link kostet gerade einmal 190 Euro, und für 210 Euro mehr spielt das Radio digital. Schlüssellos entriegeln und starten kann man für 350 Euro und den Durchblick behält man stets dank Rückfahrkamera für 270 Euro und nach vorne dank Voll-LED-Technik für 1.190 Euro. Zugegeben, letztere sind im Verhältnis recht kostspielig, dafür glänzen sie jedoch mit einer vernünftigen Ausleuchtung und sind zudem wartungsfrei.

Die besagten Voll-LED-Scheinwerfer konnten in der Praxis wie bereits erwähnt weitestgehend überzeugen. Die Lichtverteilung der Dioden streut vor allem in der Breite, die Leuchtweite könnte etwas höher ausfallen. Darüber hinaus erscheint der Lichtteppich teilweise recht fleckig, was vor allem daran liegt, dass die Scheinwerfer bereits seit einigen Jahren im Einsatz sind und zu denen der ersten Generation LED-Scheinwerfern gehören.

Dennoch verschaffen sie ihm ein Alleinstellungsmerkmal. Sein Konzernbruder, der VW Jetta, kommt weder für Geld noch für gute Worte mit den lichtemittierenden Dioden in der Front und muss sich mit optionalem Bi-Xenon-Licht zufrieden geben.

Wirklich praktisch sind darüber hinaus einige Kleinigkeiten, welche der Seat Toledo dem Kunden bietet. So erweist sich der Heckscheibenwischer in der Praxis als ausgesprochen nützlich, die Lichtautomatik sowie der Regensensor arbeiten äußerst souverän und auch das Soundsystem im kompakten Spanier kann sich durchaus hören lassen.
Motorisierung & Fahreigenschaften – Ready for everyday
Den Antrieb unseres Testwagens übernahm ein 1,4 Liter starker Vierzylinder mit Turboaufladung und 125 PS. Sein maximales Drehmoment von 200 Newtonmetern leitet er klassisch an die Vorderachse und schafft in der Spitze immerhin 208 km/h.

Für den Alltag sind seine 125 Pferdestärken vollkommen ausreichend. Auch außerplanmäßige Überholmanöver gelingen nach einer kurzen Gedenksekunde des DSG und bis zu einer Geschwindigkeit von 150 km/h recht problemlos.
Ist der Seat Toledo voll beladen, vermisst man jedoch die Mehr-Newtonmeter des Dieselpendants. Zwar kann der Fahrer hier über höhere Drehzahlen einiges kompensieren, jedoch stark zu Ungunsten des Kraftstoffkonsums.

Lässt man es hingegen eher ruhig angehen, dann kommt in puncto Verbrauch der recht hoch ausgelegte siebte Gang des Doppelkupplungsgetriebes ins Spiel. Die Drehzahl hält sich zwischen moderaten 2.000 und 3.000 Umdrehungen, der Lautstärkepegel ist für ein Fahrzeug dieser Klasse sehr bemerkenswert.
Durchschnittlich genehmigte sich der Spanier knapp sechs Liter pro 100 Kilometer. Ein respektabler Wert, wenn man bedenkt, dass wir das Fahrzeug nicht geschont und hohe Geschwindigkeitsbereiche nicht gemieden haben.

Vermisst haben wir hingegen die kleine, aber ganz bestimmt nicht unbedeutende Sport-Taste, welcher wir bereits aus dem Seat Ibiza kannten. Hier straffen sich die Federn spürbar, was insbesondere in zügig gefahrenen Autobahnkurven Wankbewegungen deutlich reduzierte. Im Umkehrschluss mussten wir im Toledo hier ein paar Abstriche machen und die gemütliche Fahrt der Kurvenhatz vorziehen.
Fazit – Viel Auto zum fairen Preis
Insgesamt erweist sich der Seat Toledo als berechenbares Alltagsfahrzeug, welches vor allem durch seine konstante Homogenität und sein hohes Maß an Konnektivität überzeugt. Erwarten darf man vom kommoden Spanier darüber hinaus eine Scheibe moderne Coolness, welche sich vor allem in seiner nüchternen und ehrlichen Art widerspiegelt.

Mit knapp 30.000 Euro ist unser Testwagen zwar kein Schnäppchen erster Klasse, dafür aber nahezu voll ausgestattet und muss sich weder optisch und schon gar nicht technisch vor der Konkurrenz verstecken. Einzig der Motor könnte etwas mehr Pepp vertragen – oder wenigstens eine Sport-Taste. Alles in allem ist der Seat jedoch ein sehr angenehmer Begleiter, der sich auf längeren Strecken ebenso wohlfühlt, wie in einer völlig überfüllten Großstadt. Ein Kompromiss – made in Spain – der eigentlich gar keiner ist. Auf jeden Fall ist der Seat Toledo für den hektischen Alltag stets gerüstet.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 7D Mark II
Konkurrenz: Skoda Rapid, VW Jetta, Peugeot 408
Technische Daten: Seat Toledo 1.4 TSI Start&Stop DSG
Länge x Breite x Höhe (m): 4,48 x 1,71 x 1,46
Motor: Vierzylinder-Reihen-Motor mit Turbo-Aufladung
Leistung: 92 kW (125 PS)
Hubraum: 1.395 ccm
Max. Drehmoment: 200 Nm
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 4,8 L/100 km
CO2-Emissionen: 114 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,0 Sekunden
Leergewicht: 1.226 kg
Kofferraumvolumen: ca. 550 – 1.490 l
Kraftstofftank: ca. 55 Liter
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