Der Skoda Octavia Combi RS iV ist die dritte RS-Variante im Bunde der vierten Octavia-Generation und zugleich die erste mit einem Plug-in-Hybridantrieb.
Um einen Vergleich zu seinen Geschwistern, dem Octavia RS TDI 4×4 und dem Octavia RS TSI zu ermöglichen, fuhren wir auch diese Version ausgiebig Probe für diesen Test.
Unser Erprobungsfahrzeug zeigte sich in einem unschuldig wirkenden weißen Blechkleid mit der Bezeichnung Moon-Weiß Perleffekt. Fahrbericht.
- Das Exterieur
- Der Innenraum
- Motor und Fahreigenschaften
- Verbrauch, Aufladen, Reichweite
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Der Preisvergleich
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Optisch klarer Fall von RS
Im Gesamtbild zeigt sich der Octavia Combi RS auch als iV mit den ganz typischen RS-Merkmalen von einer sportlichen Seite. Dabei bleibt für den unbedarften Betrachter die hybride Antriebsart fast verborgen, nur wenige Indizien geben hierüber Aufschluss.
Eines davon ist die zusätzliche Tankklappe vorne links, unter der sich der Anschluss für den externen Ladevorgang verbirgt. Des Weiteren gibt’s am Heck noch ein kleines „iV“-Symbol, welches Fachkundigen und Skoda-Kennern ebenfalls die Antriebsart verrät.
Die Fahrzeugfront kommt weiterhin hübsch und markant daher – wesentliche Unterschiede zu den Verbrenner-RS gibt es nicht. Auch von der Seite betrachtet, muss sich niemand mit besonderen und abweichenden Design-Spielereien anfreunden, alles bleibt hier typisch RS.
Am Heck gilt das gleiche Credo – selbst die Endrohrblenden sind analog zu seinen RS-Geschwistern angelegt. Allerdings wird hier nur eine der Blenden als Abgasendung genutzt – die rechte Blende bleibt an dieser Variante eine Attrappe.
Das introvertiert wirkende Moon-Weiß Perleffekt ist am RS keine echte Offenbarung, aber dennoch leicht bekömmlich. Sportbegeisterte RS-Maniacs werfen sicher gern einen Blick auf die interessante und facettenreiche Farbpalette von Skoda.
Interieur – Aha-Effekt auf den zweiten Blick
Auch im Innenraum gibt es zunächst keine nennenswerten Unterschiede zu den anderen RS-Derivaten. Die Platzverhältnisse sind vorne wie hinten üppig und subjektiv gibt es keinerlei Einbußen in puncto Raumgefühl.
Erst beim Durchforsten des Infotainments fällt das zusätzliche Menü für die die Hybridmodi ins Auge und auch der Tacho zeigt nun zusätzliche Informationen an, die sich auf die zum Teil elektrische Antriebsart beziehen.
Allerdings kostet die Hybrid-Batterie Laderaum: Hier stehen zwar immer noch gute 490 bis maximal 1.550 Liter zur Verfügung. Ein Unterschied, der im direkten Vergleich zum reinen Verbrenner mit seinen 640 beziehungsweise 1.700 Litern deutlich ausfällt. Dennoch sollte das Gebotene grundsätzlich für die meisten Gegebenheiten ausreichen, aber damit geht dem Octavia als iV der USP als Lademeister verloren.
Motor und Fahreigenschaften – Ein etwas anderer RS
In der Hybridvariante des RS arbeiten ein 1.4-Liter-Vierzylinder und ein 85 kW starker E-Motor zusammen, was in Summe eine Systemleistung von 245 PS verspricht, die zumindest bei geladenem Akku zur Verfügung steht.
Dieser Antrieb ist uns nicht gänzlich unbekannt, wir hatten bereits das Vergnügen mit dem Cupra Leon ST e-hybrid, der die gleiche Antriebseinheit trägt. Und noch etwas haben die beiden gemeinsam: Ist der Akku voll, geht hier durchaus die Post ab, der E-Boost befeuert den Tschechen solide und beschleunigt die über 1,7 Tonnen mit Vehemenz.
Gesellt sich der Verbrenner mit zum E-Push, scheint das Zusammenspiel harmonisch und durchaus voller Tatendrang bis deutlich über 200 km/h. Die Kehrseite der Medaille wird erst erkennbar, wenn die Akkus komplett entleert sind. Denn dann kämpft der 150-PS-Benziner alleine mit der nicht geringen Masse, was man ihm dann auch anmerkt und was sich auch im Verbrauch niederschlägt. Dazu später mehr.
Hinzu kommt, dass die Antriebstechnik auch nicht brandaktuell ist, denn den 1.4-Liter Benzinmotor hat bereits vor längerer Zeit der 1.5-Liter-TSI mit Zylinderabschaltung abgelöst und auch das 6-Gang-DSG wurde schon längst vom Pendant mit sieben Stufen ersetzt. Dass es hier kein typisches DSG-Ruckeln gibt, liegt vor allem daran, dass bereits ein wenig Akkukapazität ausreicht, um den Octavia elektrisch anfahren zu lassen beziehungsweise sofort den E-Support ins Spiel zu bringen – das ist cool und kaschiert diese Eigenart des alten DSG wirklich sehr gut.
Ansonsten verhält sich der Octavia als RS iV ziemlich brav, federt trotz Sportfahrwerk ziemlich kommod und wer das DCC mit an Bord hat, erreicht auch eine angenehme Spreizung der Fahrcharakteristik. Dass die Sportlichkeit insgesamt klar hinter der des TSI bleibt, wollen wir dennoch anmerken. Denn ebendieser reagiert auch ohne E-Unterstützung bissiger und verhält sich über alle Testszenarien addiert trockener und williger, was nicht allein am stärkeren Antrieb, sondern auch an seinem deutlich geringeren Gewicht liegt.
Der ebenfalls knapp 100 Kilogramm leichtere RS TDI ist derweil die bessere Wahl für Vielfahrer, denn dank drehmomentstarker Zwischenspurts und der unschlagbaren Effizienz auf Langstrecken macht er sich als Allrounder die Pole Position klar. Hier kann der iV nur traurig hinterherfahren.
Summa summarum heißt das: Wer mit dem iV ökonomisch und ökologisch unterwegs sein will, muss regelmäßig extern elektrisch nachladen – im Grunde so, wie bei allen PHEVs.
Maximal sind 225 km/h drin und der Sprint von null auf 100 km/h dauert 7,2 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit, die man rein elektrisch bewältigen kann, liegt bei 130 km/h, was im Praxistest auch bestätigt werden konnte.
Verbrauch, Aufladen, Reichweite
Der Verbrauch ist wie bereits angemerkt, stark abhängig vom Ladezustand des Akkus. Mit leerer Batterie sollte man im urbanen und suburbanen Bereich gut und gerne knapp neun Liter pro 100 Kilometer einplanen.
Langstrecke auf überwiegend Landstraße und Autobahn mit etwas weniger als Richtgeschwindigkeit, werden mit 6,5 Liter pro 100 Kilometer absolviert. Bei permanent sportiver Fahrweise können es auch mal 13 Liter und mehr werden, wenn man mit dem RS iV umgeht, wie mit einem Diesel auf freier Autobahn.
Mit geladener Batterie konnte dank des großen EV-Anteils dann der Verbrauch auf 2,9 Liter auf die ersten 100 Kilometer gesenkt werden. Die Sparrunde mit leerer Batterie durchfuhren wir mit einem Schnitt von 3,8 Litern.
Das Aufladen des 12,8 kWh Hybridakkus, dessen Nettokapazität 10,4 kWh beträgt, dauert an einer AC-Ladesäule dank des 3,6-kW-Onboard-Loaders 4:15 Stunden – exakt so lang, wie es das System beim Start des Ladevorganges errechnete. Nach genau zwei Stunden waren 50 Prozent des Ladezustands wiederhergestellt.
Weiterhin kann der Akku auch während der Fahrt durch den Benzinmotor aufgeladen werden. Das funktioniert allerdings langsam und benötigt zusätzlich Kraftstoff. Auch das „Einfrieren“ des aktuellen Ladezustandes ist möglich, um ihn für einen späteren Zeitpunkt nutzen zu können.
Die von Skoda angegebene elektrische Reichweite von 61 Kilometern nach WLTP-Messverfahren erreichten wir nicht annähernd. Nach 40 Kilometern elektrischem Fahren war im Test endgültig Schluss. Und wenn wir ehrlich sind, wäre dieses Ende mit typischer RS-Fahrmanier sehr wahrscheinlich bereits nach nicht einmal 20 Kilometern erreicht.
Vielleicht lag es auch an den niedrigen Temperaturen während der Testphase, die meist knapp unter dem Gefrierpunkt lagen, doch insgesamt sind die Verbrauchsangaben des Herstellers nicht mit denen bei reellen Bedingungen vergleichbar. Das ist allerdings in vielen – wenn nicht sogar den meisten – Fällen der PHEV-Fahrzeuge der Fall. Der Tank wurde übrigens aufgrund des unterzubringenden Akkus verkleinert und fasst hier noch 39 Liter.
Geht man von einer einmaligen Ladung vor dem Start aus und fährt danach ohne Tank- und Ladestopp, kommt man mit dem Skoda Octavia Combi RS iV gute 500 Kilometer weit. Im Vergleich dazu fährt der RS TDI bei gleichem Fahrverhalten deutlich über 800 Kilometer weit.
Ausstattung, Komfort, Technik
In diesem Kapitel gibt es keine relevanten Unterschiede zu den bereits getesteten Octavia RS-Modellen. Sehr gute LED-Scheinwerfer, die auf Augenhöhe mit dem IQ.Light von Volkswagen spielen, machen jede Nachtfahrt zum sicheren Unterfangen.
Eine tolle Lenkradheizung, die unsere Testfahrer nach kurzer Zeit nicht mehr missen wollten und eine Sitzheizung, welche sehr wenig Zeit benötigt, um auf Temperatur zu kommen, machen Fahrten bei winterlichen Verhältnissen sehr angenehm.
Das Infotainment – ja, auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen – ist derweil noch immer die Schwachstelle vom aktuellen Octavia: Die Bedienung ist zwar geringfügig besser, als die im aktuellen Golf, dennoch bedauern wir den Verzicht auf viele physische Tasten. Aber immerhin gibt’s hier überhaupt noch welche, beim Golf war man da radikaler.
Das Kessy – so der Name des schlüssellosen Zugangssystems – besitzt auch Sensoren an den hinteren Türen – sehr gut! Ein vollwertiges Head-up Display sorgt für einen steten Informationsfluss direkt im Sichtfeld des Fahrers.
Das Canton Soundsystem kann zwar nicht mit den Premium-Lösungen anderer Hersteller mithalten, kostet aber auch nur ein Bruchteil dessen. Die knapp 600 Euro sind aus Sicht der Redaktion gut investiert, um jede Fahrt adäquat mit akustischen Vorlieben zu verfeinern.
Varianten und Preise des Skoda Octavia Combi RS iV
Als Plug-in Hybrid ist der Skoda Octavia Combi RS iV mit 44.060 Euro anschaffungstechnisch der kostenintensivste RS der drei Geschwister. Immerhin 3.630 Euro mehr als der RS TSI aufruft und 2.530 Euro mehr als der RS TDI kostet. Nimmt man den TDI dann als Allrad – er ist übrigens der einzige RS, den man mit 4×4 erhält – trennen die beiden sogar nur noch 430 Euro.
Fazit – Eher optisch als fahrtechnisch ein RS
Der Skoda Octavia Combi RS iV möchte gern die eierlegende Wollmilchsau aus dem Hause Skoda sein. Teilelektrisch, förderfähig, bequem, sportlich und mit ordentlich Stauraum. Das möchte er. Doch hier müssen am Ende einige Abstriche gemacht werden.
Um es kurz zu machen: Der RS iV nimmt immer noch viel Gepäck auf, fährt sich immer noch einfach und ist trotz Sportfahrwerk komfortabel genug, um Langstrecken ohne Probleme für die Insassen zu bewältigen. Allerdings ist er aus unserer Sicht nur dann ein richtiger RS, wenn die Akkus geladen sind. Und das Schicksal teilt er sich mit dem Cupra Leon ST e-Hybrid, der am Ende durch sein besser abgestimmtes Fahrwerk noch sportlicher wirkt.
Seine beiden RS-Geschwister bieten mehr Stauraum, der TSI wirkt dazu deutlich agiler, der TDI ist bärenstark im Zwischenspurt und dabei enorm effizient, was der RS iV nur bei regelmäßigem Nachladen vorweisen kann. Er ist eben ein PHEV und den sollte man artgerecht bewegen – wenn der Akku leer ist, geht es an die Ladesäule.
Wer die Förderung im Auge hat und den RS iV als Dienstwagen oder privat auf überschaubaren und überwiegend planbaren Strecken laufen lässt, macht hier sicher nichts verkehrt. Auch wer Sparsamkeit mit Sportlichkeit verknüpfen möchte, ist mit dem RS iV sicher nicht auf dem Holzweg, sofern er den Hybrid als solchen behandelt.
Wer hingegen noch mehr sparen will, sollte den klassischen Octavia Combi als iV in Betracht ziehen. Und wer mit E-Mobilität aus verschiedenen Gründen nicht so viel am Hut hat und/oder das RS auch wörtlich nehmen will, sollte definitiv einen Blick auf den TSI und den TDI werfen, von denen letztgenannter sogar mit Allradantrieb angeboten wird.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- sportliche Optik innen wie außen
- harmonisch arbeitender Hybridantrieb
- mit geladenem Akku gute Fahrleistungen
Contra:
Kia Proceed GT, Volvo V60 Polestar Engineered, Cupra Leon ST e-Hybrid, VW Golf Variant e-hybrid
Technische Daten: Skoda Octavia Combi RS iV
- Farbe: Moon-Weiß Perleffekt Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,70 x 1,83 (2,00 mit Außenspiegeln) x 147
- Radstand (mm): 2.681
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF + E-Motor
- Hybridart: Plug-in Hybrid
- Systemleistung: 180 kW (245 PS) bei 5.000 bis 6.000 rpm
- Gesamtdrehmoment (Nm): 400 bei 1.550 bis 3.500 rpm
- Hubraum: 1.395 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 1,2 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,5 l/100 km (mit leerem Akku)
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 27 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 130 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 7,3
- max. Bodenfreiheit (mm): 143
- Wendekreis (m): 10,4
- Hybrid-Akku: Lithium-Ionen
- Hybrid-Akkukapazität brutto/netto (kWh): 12,8/10,4
- Ladeanschluss: Typ 2 einphasig; max 3,6 kW
- Ladezeiten AC Schuko/AC 3,7 kW/AC (min): 300/220
- max. Reichweite elektrisch Werksangabe/gemessen (km): 61/40
- Kofferraumvolumen (l): 490 bis 1.555
- Leergewicht (kg): 1.707
- Zuladung (kg): 456
- Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/1.500
- max. Stützlast (kg): 80
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 39
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 53.800,58 Euro (Basispreis iV: 40.060 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.