Er ist ein alter Hase, der Suzuki Swift, denn er rollt bereits 35 Jahre auf den Straßen dieses Planeten. Doch als Hybrid wird er erstmals in der aktuellen, der sechsten Generation angeboten.
Genauer gesagt handelt es sich um einen Mild-Hybrid, bei dem der Elektroantrieb ausschließlich als unterstützende Variante zum Einsatz kommt. Grund genug, um dem kleinen Japaner einmal genauer unter die Haube zu schauen.
Wir testeten den Suzuki Swift Hybrid mit 1.0 Boosterjet Benzinmotor in einer signalträchtigen Unilack-Farbgebung namens Fervent Red.
Exterieur – Sympathisch gewachsen
Klein war gestern. Der Suzuki Swift zeigt sich neu gekleidet und wirkt moderner denn je. Er gewann an Breite und wurde flacher, den einen Zentimeter weniger in der Länge zum Vorgänger lassen wir mal außen vor. Doch insgesamt wirkt der Suzuki Swift deutlich gewachsen. Das muss wohl auch so sein, denn irgendwie wachsen nach wie vor alle Fahrzeugklassen durch die Bank – da bildet auch der Swift keine Ausnahme.
Ein freches, sympathisches Grinsen strahlt aus den Projektionslinsen der LED-Scheinwerfer, welches von der durchgehenden Kunststoffdurchführung – von einem Nebelscheinwerfer zum anderen verlaufend – unterstrichen wird.
Seitlich betrachtet, könnte der Swift auch glatt als Zwei- beziehungsweise Dreitürer durchgehen, da die Türgriffe raffiniert in der C-Säule versteckt wurden. Dieses Versteck ist so gut, dass es während des Tests dazu kam, dass beauftragte Insassenprotagonisten versuchten, durch die Vordertür und Zurückklappen der Vordersitzlehnen auf die zweite Sitzreihe zu gelangen.
Ein kleiner Dachkantenspoiler und das kurvige Heck zeugen von einer Portion Dynamik und von schräg vorne könnte man sogar meinen, Suzuki hätte sich hier Anregungen bei MINI geholt.
Das für einen Kleinwagen breit wirkende Heck mit ebenso recht breit wirkender Spur der Hinterachse, liegt optisch sogar irgendiwe satt auf der Straße. Die Plakette mit dem Verweis auf die Hybridtechnik lässt keinen Zweifel an der Antriebstechnologie und die Nebelschlussleuchte im Formel-1-Stil rundet das Gesamtbild antagonistisch mit einer Portion Sportsgeist ab.
Interieur – Kleinwagen ganz groß
Einfach, aber mit pepp – so möchten wir den Innenraum beschreiben. Zwar sind die Materialien erwartungsgemäß dem Preissegment entsprechend, dafür aber akkurat verarbeitet. Die Sitzpolster wurden mit einem frisch wirkenden Dreistern-Muster bezogen, aufpreispfichtige Dekorleisten in Pearlwhite und chromumrandete, runde Lüftungsdüsen werten das Interieur zusätzlich deutlich auf. Der mittig platzierte Infotainment-Bildschirm fällt als klare Kommunikationszentrale ins Auge.
Erstaunlich empfanden wir das Platzangebot im Suzuki Swift, welches in keiner Weise mehr den Erinnerungen aus vergangenen Modellen des japanischen Kleinwagens entsprachen. Überraschend bequeme Sitze mit guter Polsterung und sogar deutlichem Seitenhalt überzeugten.
Lediglich die etwas kurze Beinauflage sorgte auf langen Etappen für Ermüdungserscheinungen an den Oberschenkeln. Dafür gibt es eine nahezu überschwängliche Kopffreiheit – selbst für einen unserer Redakteure mit mehr als zwei Metern Gardemaß. Überraschung gelungen.
Auf der zweiten Sitzreihe sieht das etwas anders aus, denn hier herrschen eher Kleinwagendimensionen, was allerdings nicht weiter schlimm ist, denn irgendwo muss man ja den Grenzen des Blechkleides Tribut zollen. Dennoch sitzen vor allem Kinder und kleinere Personen auch hier recht bequem und dürfen sich mit allen anderen Insassen über eine ebenso außergewöhnlich gute Rundumsicht erfreuen.
Auch Ablagen findet man im Suzuki Swift genügend. In den Türen finden große Trinkflaschen ihren Platz und in der Mittelkonsole können zwei Kaffeebecher bequem in Parkposition gehen.
Der Kofferraum bietet mit 265 Litern deutlich mehr Platz als der Vorgänger, bei dem bereits bei 211 Litern das Ende der Fahnenstange erreicht war. Die geteilt umklappbaren Rückenlehnen erlauben eine Erweiterung auf 947 Liter, wodurch der Kleine auch schon mal selbstbewusst am Baumarkt vorfahren darf.
Motor & Fahreigenschaften – Kerniger Cityflitzer
Unser Testwagen verfügte über einen 1.0-Liter-Turbobenziner SHVS mit 111 PS und kernig-rauem Dreizylinderklang. Das Kürzel SHVS steht dabei für Smart Hybrid Vehicle by Suzuki. Dieses Mildhybrid-System in Form des zusätzlichen Startergenerators, der mittels Riemenantrieb den Verbrenner beim Anfahren und Beschleunigen unterstützt, aber auch startet sowie überschüssige Energie rekuperativ wieder einsammelt und in einer Lithium-Ionen-Batterie speichert, machen das System effizient.
Die Rekuperation – also die Energierückgewinnung – spürt man im Schubbetrieb des Suzuki Swift Hybrid übrigens sehr deutlich.
Der Antrieb wirkt insgesamt lebhaft quirlig und meistert die alltäglichen Anforderungen dank 170 Newtonmeter maximales Drehmoment mit Leichtigkeit, ja genügt sogar dezenten Fahrspaßambitionen. Das geringe Gewicht von unter einer Tonne – gut 100 Kilo weniger als der Vorgänger – wirkt hier sicherlich ebenso zuträglich.
Drehfreudig und kernig zeigt sich der Dreizylinder und geht dabei dank der elektrischen Unterstützung jederzeit agil zur Sache. Besonders auf Landstraßen erwies sich der Suzuki Swift Hybrid als recht vehement, wenn es beispielsweise um Überholvorgänge ging. Als Spitze erreicht der Kleinwagen 195 km/h, die wir mit etwas Anlauf auch im Test erreichten. Auch Kurven mag der Kleine sehr gern, trotz der eher komfortbetonten Auslegung des Fahrwerks und einer Lenkung, die nicht gern zu ihrem Ausgangspunkt – dem Geradeauslauf – zurückfinden möchte.
Im Stadtverkehr zeigten sich die Vorteile des Mildhybrid-Systems am deutlichsten. Insbesondere beim Beschleunigen unterstützt der Startergenerator den Verbrenner spürbar und soll in der Theorie so den Spritverbrauch senken. Im Drittelmix waren es dennoch knapp sechs Liter Super pro 100 Kilometer, was gut eineinhalb Liter über der Werksangabe lag. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass man bei sehr defensiver Fahrweise auch die Werksangabe erreichen kann, allerdings entspricht dies dann nicht dem Drittelmix.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Ausstattungstechnisch hat sich im aktuellen Suzuki Swift gegenüber seinen Vorgängern so einiges getan. Vor allem Assistenzsysteme gibt es nun – teilweise optional – in einer gut sortierten Auswahl. Vom Spurhalteassistenten über eine auch bei Dunkelheit gut sichtbaren Rückfahrkamera, einer Müdigkeitserkennung, einer Berganfahrhilfe bis zu einem adaptiven Tempomaten, der im Praxistest mit flüssigen, dem Verkehrsfluss entsprechenden Reaktionen überzeugen konnte. Auch ein radargestützter Bremsassistent ist an Bord, der recht oft vor möglichen Kollisionen warnte, wo aus unserer Sicht keinesfalls Gefahr bestand.
Das Infotainmentsystem kannten wir bereits aus dem Suzuki Vitara und fanden auch hier die viergeteilte Übersicht vorteilhaft. Die Bedienung erfordert einer kurzen Eingewöhnung, gelingt danach aber problemlos.
Der Klang des Soundsystems genügt grundsätzlichen Bedürfnissen und der allgemeinen Beschallung. Die Suche nach Radiosendern verlief etwas langsam, dafür erhielt man bei Nutzung vom digitalen Radio DAB+ und externen Musikquellen einen etwas besseren Klang aus den Lautsprechern.
Über das farbige Multiinfodisplay im Cockpit kann man neben den herkömmlichen Bordcomputerfunktionen auch den Kraftfluss des Hybridsystems in Echtzeit anzeigen lassen. Sogar die momentan anstehende Drehmoment- und Leistungsintensität wird dargestellt. Den Bogen überspannt man dann mit einer G-Force-Anzeige, die in dieser Leistungsklasse eher fehlplatziert und vollkommen unnötig erscheint.
Die Klimaautomatik arbeitet zuverlässig, dabei allerdings auch nicht unbedingt geräuscharm – das Lüftergeräusch war im Test omnipräsent vernehmbar.
Extrem schnell und intensiv erwärmten die vorderen Sitzheizungen – es gibt nur eine Intensitätsstufe: ein oder ausgeschalten – Hosenboden und Rücken. Eine etwas gleichmäßigere Wärmeverteilung wäre hier wünschenswert gewesen, doch besser überhaupt eine Sitzheizung als gar keine.
Besonders hervorzuheben ist die Leistung der LED-Scheinwerfer, die insbesondere mit dem Abblendlicht eine überaus großzügige wie auch helle Ausleuchtung realisieren konnten. Das Fernlicht könnte dem Namen etwas gerechter werden, denn es leuchtete zwar weiter als das Abblendlicht, blieb dabei allerdings in der Breite fast unverändert.
Dafür ist der Fernlichtassistent reaktionsfreudig, übersieht aber mitunter mal einen entfernt Vorausfahrenden, dem er dann per Fernlicht eine Augenlaserkorrektur – pardon Augen-LED-Korrektur – aufzwängen möchte.
Varianten und Preise des Suzuki Swift Hybrid
Die Mild-Hybrid-Variante des japanischen Kleinwagens erhält man nur in der Ausstattungslinie „Comfort+“, bei der sich bereits Ausstattungsmerkmale wie LED-Scheinwerfer, Keyless-Zugangssystem, Sitzheizung, Navi, Bluetooth und vieles mehr an Bord befinden. Der Preis beginnt bei 19.520 Euro.
Empfehlenswert ist die aufpreisfreie Konfiguration des Assistenzpakets, welches den adaptiven Tempomaten und die radarunterstützte Kollisionsbremse beinhaltet.
Als Motorisierung steht beim Hybridmodell ausschließlich der 1.0-Liter Boosterjet SHVS Turbobenziner zur Verfügung. Zusätzlich warten einige Sonderfarben und eine große Auswahl an Zubehör mit Kästchen für das Kreuz auf der Optionsliste, mit denen in Summe der Preis auf über 22.000 Euro ansteigen kann.
Die Basis des Suzuki Swift erhält man bereits ab 13.790 Euro mit einem aus dem Vorgänger bekannten 1.2-Liter Vierzylinder Benzinsaugmotor mit 90 PS. Für 3.530 Euro Aufpreis gibt es dieses Modell auch als Allradversion. Den Hybrid gibt es ausschließlich mit Frontantrieb.
Fazit – Spürbarer Reifeprozess
Der Suzuki Swift Hybrid ist in seiner aktuellen Generation erwachsener denn je. Mit einer schicken, aber immer noch jungen, ansprechenden und dennoch zurückhaltenden Optik und einem vernünftigen Antrieb, bietet der Japaner die ideale Basis für Fans, Fahranfänger und Wiedereinsteiger.
Sein recht hoher Einstiegspreis – er kostet immerhin rund 6.000 Euro mehr als das Basismodell – wird durch die üppige Ausstattung und den modernen Antrieb fast relativiert und verleiht ihm sogar das Prädikat „Allrounder“, da er in allen Testszenarien eine gute Figur machte.
Modellübergreifend bietet die Swift-Palette für jeden speziellen Wunsch das richtige Modell. Für bergige Regionen kann der Kunde auf den Swift Allgrip zurückgreifen, während sportliche Fahrer Gefallen am Swift Sport finden dürften.
Und unser getesteter Hybrid? Er ist der ideale Begleiter in und außerhalb urbaner Gefilde und profitiert hier von der Antriebskombination sowohl bei der Leistungsentfaltung als auch beim Verbrauch.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Suzuki Swift Hybrid 1.0 Boosterjet
Farbe: Fervent Red
Länge x Breite x Höhe (m): 3,84 x 1,74 x 1,48
Radstand in mm: 2.450
Verbrennungsantrieb: Dreizylinder Benzinmotor mit Turbolader
Elektroantrieb: integrierter Startergenerator ISG (als Mild-Hybrid; elektrisch unterstützend)
Batterie: Lithium-Ionen 12 Volt
Leistung: 82 kW (111 PS) bei 5.500 rpm
Hubraum: 998 ccm
Max. Drehmoment: 170 Nm bei 2.000 bis 3.500 rpm
Getriebe: manuelle 5-Gang-Schaltung
Antrieb: Front
Verbrauch kombiniert (NEFZ-Norm): 4,3 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,8 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 98 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,6 sec
Leergewicht: 845 kg
Laderaumvolumen: 265 Liter (947 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Kraftstofftank: 38 Liter
Kraftstoffart: Superbenzin 95 Oktan (E5, E10)
Neupreis des Testwagens: ca. 21.000 Euro
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Hallo.
Hat die hier verbaute Hybridbatterie wirklich nur 12V?
Ansich haben die kleinen billigen Hybriden doch mindestens eine 48V Batterie.
Interessant ist im übrigen doch die Energie des Akkus. Warum fehlen diese Angaben hier?
Ansonsten Daumen hoch, toller Artikel.
Hallo, vielen Dank für Ihre Interesse an unseren Artikeln und vielen Dank für Ihr positives Feedback. Wir freuen uns darüber sehr!
Zu Ihrer Frage:
Die Daten zur Batterie beziehen sich auf Herstellerangaben. Diese fehlen übrigens bezüglich der Kapazität des Akkus, was auch viele andere Hersteller im Falle eines Mild-Hybrid nicht angeben. Da ein solcher Mild-Hybrid nicht rein elektrisch bewegt werden kann, ist die Akkukapazität nicht so wichtig und wird daher wohl auch nicht kommuniziert.
Wir hoffen, dass wir Ihnen damit weiterhelfen konnten.
Viel Spaß bei der Lektüre auf unserer Seite wünscht das NewCarz-Team