Sie gehören fast überall zum alltäglichen Straßenbild, fallen dabei allerdings am wenigsten auf: Hochdachkombis. Der VW Caddy ist einer davon.
Auffällig ist dieser als Alltrack auf andere Weise: Er beherrscht doch das eine oder andere Abgrenzungskriterium – das größte ist der optionale Allradantrieb. Damit soll er auch den steinigen Weg bewältigen können. Wir haben dies überprüft.
Zum Test fuhren wir einen VW Caddy Alltrack TDI in auffälligem Viperngrün-Metallic mit 122 PS.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Klassisch VW, klassisch HDK
Als Hochdachkombi fällt zunächst die großzügige Verglasung des entsprechend großen Fahrgastraums auf und lassen den Wolfsburger auf den ersten Blick entsprechend kategorisieren. Als Alltrack kommen noch ein mit Chrom modifizierter Frontgrill, Planken aus Kunststoff ringsum und eine Privacy-Verglasung ab der B-Säule hinzu.
Das markentypische LED-Tagfahrlicht sichert mustergültig neben der Sichtbarkeit auch die Erkennbarkeit der Familienzugehörigkeit zum Wolfsburger Konzern. Ein Design-Unterfahrschutz dient eher optischen Zwecken, als einem burschikosen Verwendungszweck. Bei dieser Bezeichnung würde man auch kaum etwas anderes vermuten. Oder doch?
In jedem Fall sorgen ebendiese optischen Aufwertungen für Aufmerksamkeit, was nicht nur cooler als ein herkömmlicher Caddy wirkt, sondern auch individuelle Bedürfnisse befriedigen kann. Die 17-Zoll-Räder sehen toll aus, stehen aber im Widerspruch zu einem „Alltrack“-Einsatz – dem Einsatz auf „allen Wegen“, wo diese Designhighlights am Hochdachkombi wohl am ehesten Schaden nehmen könnten.
Interieur – All in for Alltrack
Auch innen zeigt der VW Caddy Alltrack einige Aspekte, die ihm ein Alleinstellungsmerkmal verleihen. So besitzt dieser Hochdachkombi neben Dekor im Carbon-Design mit der abenteuerlichen Bezeichnung „Carbon Square Dark“ und silberfarbene Luftdüsenumrahmungen eigens für dieses Modell kreierte Stoffbezüge mit der Bezeichnung „7Summits“ – deren namentliche Bedeutung uns allerdings nirgends offenbart wurde.
Der Armaturenbereich lässt sich als geordnet und zweckmäßig beschreiben, besitzt auch ein klein wenig Nutzwagencharakter, vor allem wegen der klassischen Zündschlüssel-ins-Schloss-Notwendigkeit. In Zeiten von Keyless und Co. ist dies fast schon ein Relikt aus vergangenen Zeiten.
Erfreulich ist, dass es überall genügend Ablagen und Stauraum gibt, was dem Einsatz eines Hochdachkombis voll und ganz gerecht wird. Die klassischen Cockpit-Armaturen mit analogen Instrumenten und einem zentral angeordneten monochromen Display wirken auf den ersten Blick vielleicht pragmatisch, jedoch vermeiden diese Überraschungen oder unnötiges Suchen vertrauter Informationen.
Der entscheidende Joker eines Hochdachkombis kommt natürlich auch im VW Caddy Alltrack zum Zuge: Das Platzangebot. Auf den fünf Sitzplätzen herrschen Platzverhältnisse wie in einem wohlproportionierten Kompaktwagen der Golfklasse und der Laderaum erinnert eher an Hochregallager, denn bereits in Standardkonfiguration – also mit fünf Sitzplätzen – stehen 750 Liter Laderaumvolumen zur Verfügung. Werden die Rücksitze der Reihe zwei umgeklappt, wächst das Angebot auf über 3.000 Liter.
Den Alltrack gibt es übrigens auch als Siebensitzer. Die beiden zusätzlichen Sitze schlummern in dem Fall im Laderaumboden und werden bei Bedarf manuell aufgestellt. Der Aufpreis für die beiden zusätzlichen Plätze beträgt 672 Euro. Die Heckklappe ist – wie übrigens bei allen Hochdachkombis – riesig und bedarf beim Öffnen entsprechend Platz nach hinten und oben. Das sollte man vor dem Be- und Entladen berücksichtigen, sofern man dies in einer Garage oder in einem Parkhaus durchführen möchte.
Geärgert haben wir uns über die hinteren Fußmatten, die keine Fixatoren besaßen und daher immer – insbesondere beim Ein- und Aussteigen – herumrutschten, was bereits nach kurzer Zeit nervte.
Motor & Fahreigenschaften – Ready 4 Motion
Mit dem gefahrenen 2.0-Liter TDI, der 122 PS leistet und 300 Newtonmeter bereits ab 1.500 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung stellt, ist der VW Caddy Alltrack bereits richtig gut motorisiert und für den Alltag bestens gerüstet. In Verbindung mit dem gut abgestuften 6-Gang-Schaltgetriebe und dem Allradantrieb 4Motion meisterte der Hochdachkombi alle Fahrsituationen im Test mit Bravour.
Übrigens gehört der Allradantrieb für den hier getesteten Diesel zur einzig möglichen Ausstatungsoption. Gegen Aufpreis kann man ihn auch im größeren Bruder, den 2.0 TDI mit 150 PS ordern. Alle anderen Motorisierungen müssen sich mit dem Frontantrieb begnügen. Man sollte sich also nicht von der Bezeichnung „Alltrack“ in die Irre führen lassen.
Besitzt man dann aber Allrad, wie im Fall des Testwagens, ist im Praxistest das 4Motion-Prinzip dann auch alles andere, als irreführend. Selbst auf regennasser Wiese kletterte der Wolfsburger dank schnell reagierender Haldex-Kupplung, die beim geringsten Verlust von Traktion die Hinterachse hinzuzitiert, artig einen Hang hinauf, als gäbe es Traktionsverlust nicht im Vokabular des VW Caddy Alltrack. Auch steinige Wege meistert der Hochdachkombi problemlos und nasses Kopfsteinpflaster fühlt sich auf „allen Vieren“ deutlich weniger rutschig an, als nur mit einer angetriebenen Achse.
Zugegeben: Zu einem echten Offroader fehlt ihm dann doch noch ein ganzes Stück. Aber insbesondere beim Einsatz im seichten Off sowie bei widrigen Straßenverhältnissen, macht sich der Allradantrieb klar bemerkbar und erweist sich zum echten Vorteil gegenüber herkömmlichen Fronttrieblern. Wer des Öfteren auf entsprechendem Terrain unterwegs ist, sollte durchaus eine 4Motion-Version in Betracht ziehen oder zumindest vergleichsweise zum Fronttriebler probefahren.
Das Fahrverhalten des Caddy ähnelt stark dem eines normalen PKWs. Dass man mit einem Nutzfahrzeug unterwegs ist, vergisst man innerhalb der ersten Sekunden. Die Unkompliziertheit und das gutmütige Fahrverhalten lassen den Wolfsburger sehr schnell zum treuen Begleiter aufsteigen. Dank lastabhängiger Dämpfer an der Hinterachse bleibt diese Charakteristik auch im beladenen Zustand größtenteils erhalten. Nur vollkommen unbeladen stakst der Hochdachkombi mitunter deutlich spürbar über Querfugen und kurze Absätze.
Den obligatorischen Sprint von null bis 100 km/h absolviert der VW Caddy Alltrack in 11,5 Sekunden. Subjektiv scheint dies kürzer abzulaufen, weil der Diesel bereits bei niedrigen Drehzahlen stramme 300 Newtonmeter liefert. Das Maximum ist bei 178 km/h erreicht. Damit schwimmt er im alltäglichen Verkehr bestens mit und besitzt sogar die eine oder andere Reserve für Überholmanöver.
Die Fahrgeräusche bleiben zudem fast immer auf moderatem Niveau. Als Selbstzünder von außen noch klar als solcher vernehmbar, sperrt man dessen akustisches Verbrennungsbeiwerk mittels guter Dämmung wirksam aus. Nur ein leichtes Brummen vernimmt man von vorne. Windgeräusche nehmen erst über 140 km/h deutlich zu, bis 160 Stundenkilometer bleibt dies aber noch erträglich. Wer überwiegend moderat, bis ungefähr Richtgeschwindigkeit unterwegs ist, wird sich an einer zu starken Geräuschentwicklung kaum stören können.
Der im Test ermittelte Verbrauch des VW Caddy Alltrack betrug im Drittelmix 6,9 Liter. Die 35 Kilometer lange Sparrunde absolvierten wir mit 5,4 Litern und bei Volllast stiegt der Verbrauch auf acht Liter. Wiederholt man dies mit voller Zuladung, werden es knapp neun Liter auf 100 Kilometer.
Ausstattung, Komfort und Sicherheit
Das optionale Navigationssystem „Discover Media“ mit seinem recht kleinen, aber dafür sehr scharf abbildenden 6.2-Zoll-Touchscreen inklusive Annäherungssensor, sichert das Infotainment im VW Caddy Alltrack bestens ab.
Neben herkömmlichem Radio und sogar DAB+ finden externe Geräte via Bluetooth, Aux-In-, SD-Card-Slots und USB-Schnittstellen ihren Weg zur Vernetzung. Auch ein CD-Laufwerk ist dabei und spielt von MP3 bis zu WAV alle üblichen Formate. Auch Apple CarPlay und Android Auto beinhaltet das Repertoire und lässt Mobilgeräte aller Art bestens mit dem System vernetzen.
Neben dem auffallend hellen LED-Tagfahrlicht im aktuellen Konzerndesign besitzt der VW Caddy ein Alleinstellungsmerkmal in der Riege der Hochdachkombis. Er ist nämlich der einzige im Bunde, der mit Xenonlicht angeboten wird.
Es handelt sich dabei um Bi-Xenon-Scheinwerfer mit zwar „nur“ 25-Watt-Brenner, doch auch damit sticht er die Ausleuchtung sowie Helligkeit und Reichweite seiner Konkurrenten wie Peugeot Rifter oder Opel Combo mit Leichtigkeit aus. Der Aufpreis für den homogenen, sehr weitreichenden Lichtteppich beträgt ungefähr 715 Euro. In diesem Lichtpaket erhält der Kunde dann auch gleich dunkel getönte Heckleuchten.
Sicherheitstechnisch kommen diverse, aktuelle Assistenzsysteme im VW Caddy Alltrack zum Tragen. Während serienmäßig eine Multikollisionsbremse das Fahrzeug nach einem Unfall selbständig bis zum Stillstand bringt, erweitern das aufpreispflichtige Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ inklusive City-Notbremsassistenten und Abstandstempomat das Sicherheitssystem des Wolfsburgers beträchtlich. Diese Erweiterung besaß unser Testwagen leider nicht.
Für das Parken stehen neben Sensoren und einer Rückfahrkamera auch ein Parkassistent zur Verfügung, der die Lenkarbeit beim Einparken übernimmt. Falls der Fahrer mal müde wird, schlägt der Müdigkeitsassistent eine Pause vor.
Varianten und Preise des VW Caddy Alltrack
Als Alltrack bietet Volkswagen den Caddy aktuell mit vier Motorisierungen an – alles Dieselmotoren mit BlueMotion-Technologie.
- Der Einstieg in die Welt der Alltracks bildet der 2.0 TDI mit 75 PS und 5-Gang-Schaltgetriebe für 27.619 Euro. Das sind ungefähr 6.500 Euro mehr, als für den Basis-Caddy fällig werden.
- Eine Stufe darüber liegt der 2.0 TDI mit 102 PS und 5-Gang-Handschaltung für mindestens 29.797 Euro.
- Der 2.0 TDI mit 122 PS und 6-Gang-Handschaltung kostet mindestens 33.671 Euro, besitzt aber stets den Allradantrieb 4Motion.
- Die Topmotorisierung als 2.0 TDI mit 150 PS kann wahlweise mit 4Motion oder Frontantrieb erworben werden. Letzterer kostet ab 33.070 Euro. Das Topmodell ist das einzige, was auch optional mit einem 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe angeboten wird. Der Aufpreis dafür liegt bei gut 2.000 Euro. Allrad kostet hier nochmals 3.000 Euro extra.
Fazit – Die goldene Mitte
Auch als Alltrack bleibt der Caddy ein gutmütiger Hochdachkombi mit allem, was „Mann und Frau“ plus „Familie“ heutzutage benötigt. Dabei grenzt sich der Wolfsburger als Alltrack optisch und technisch spürbar von den anderen Modellen ab. Dank möglichem Allradantrieb 4Motion ist er zudem auch für unbefestigte Wege gerüstet, rustikal und beharrlich sowie mit jeder Menge Platz und der typischen VW-Abstimmung, die den Caddy nahezu narrensicher macht.
Der von uns getestete VW Caddy Alltrack erwies sich mit dem 120-PS-Diesel ausstattungstechnisch und preislich als die goldene Mitte. Die Summe an Ausstattungen, gepaart mit dem nimmermüden und sparsamen Diesel sowie dem verlässlichen Allrad präferieren diesen Hochdachkombi für alle Familien, die über die Einzelkinderziehung hinauswachsen wollen und für den aktiven Freizeitsportler- sowie Hobbyenthusiast, die für ihr Equipment auch entsprechend Platz benötigen.
Wer dann auch noch in bergigem Umfeld oder etwas abseits wohnt oder auch mal abseits befestigter Wege vorankommen muss, ist mit dieser Variante bestens bedient. Urbane Einsatzgebiete oder schneearme Flachlandregionen können durchaus auch mit weniger Leistung und nur dem Frontantrieb ihre Anforderungen abdecken und dabei einiges an Geld sparen.
Text / Fotos: NewCarz
Technische Daten: VW Caddy Alltrack 4Motion 2.0 TDI
Farbe: Viperngrün-Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,43 x 1,79 x 1,89
Radstand in mm: 2.682
Antrieb: R4 Commonrail-Turbodiesel
Leistung: 90 kW (122 PS) bei 2.900 bis 4.500 rpm
Hubraum: 1.968 ccm
Max. Drehmoment: 300 Nm von 1.500 – 2.800 rpm
Getriebe: 6-Gang-Handschaltung
Antrieb: Allrad 4Motion
Verbrauch kombiniert (WLTP-Norm): 6,4 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,9 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 169 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
Höchstgeschwindigkeit: 178 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,5 sec
Kofferraum: 750 bis 3.020 Liter (als Fünfsitzer)
Leergewicht: 1.783 kg
Maximale Bodenfreiheit: 159 mm
Wendekreis: 11,1 m
Anhängelast ungebremst/gebremst maximal in kg: 750/1.500
Maximale Stützlast: 75 kg
Dachlast: 100 kg
Kraftstofftank: 55 Liter
AdBlue-Tank: 9 Liter
Kraftstoffart: Diesel
Neupreis des Testwagens: ca. 40.859,84 Euro (Einstiegspreis Alltrack ab 27.619 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.