Kia Sportage Test – Rebellion aus Südkorea

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Als man den aktuellen Kia Sportage auf der IAA 2015 erstmal dem Publikum vorstellte, zog ein hörbares Raunen durch die Betrachter des neu aufgelegten SUV aus Südkorea.

Kunststück – denn mit dem Vorgängermodell hat der Neue nicht mehr viel gemeinsam. Nun gut, er ist auch ein SUV, doch er ist viel mehr davon. Und nie zuvor rollte er in einem solch europäischen Design daher.

Seit nunmehr 22 Jahren – mit zwei Jahren Pause zwischen 2002 und 2004 – wird der Kia Sportage gebaut und zeigt sich aktuell in der vierten Generation. Er teilt sich, wie bereits auch Vorgängermodelle, diverse Fertigungsparallelen mit dem Hyundai Tucson.

Für unseren Test stand uns ein Kia Sportage 2.0 CRDI 4WD mit 136 Diesel-PS in Bronzemetall Metallic zur Verfügung, aus dem unser nachfolgender Fahrbericht resultiert.

 

Exterieur – Calling Europe

Ein jungfräulicher Betrachter würde dem Kia Sportage sogleich eine adrett gefällige Erscheinung attestieren, dessen Formen auch in der Presse und bei den Kunden als rundum gelungen gelten. Wir unterschreiben das sehr gerne. Das SUV wirkt drahtig und gleichzeitig geschliffen kultivert.

Die Front ziert ein sogenannter Tigernasen-Frontgrill aus der aktuellen Designsprache von Kia, über der eine elegant konturierte Motorhaube kleidsam ruht. Die LED-Scheinwerfer mit den charakteristischen Tagfahrleuchten wirken sauber integriert und verpassen dem Kia einen ernsten, fast energischen Blick.

 

Kia Sportage
Ernsthaftigkeit im Blick – der Kia Sportage schaut grimmig drein.

 

Weit unten thronen runde Nebelleuchten in extra für diese geschaffene, schwarz hinterlegte Mulden mit Zierstegen in Alu-Optik. Diese Mulden verbreitern optisch die Front derart, dass der Kia Sportage einen breiten Hals zu haben scheint. Im Zusammenspiel mit dem ernsthaften Antlitz und den Iris stachelnden LED-Tagfahrleuchten, kann er im Rückspiegel des Vordermanns schon gut und gern für Platzmachintensionen sorgen.

Die Seitenansicht des Kia Sportage verströmt mit den kurzgehaltenen Überhängen ein gesundes Maß an Vitalität und spendiert dem SUV bereits im Stand eine gehörige Portion Agilität. Die 19-Zoll-Räder wirken keineswegs klobig, sondern harmonieren bestens mit der selbstbewussten Erscheinung des Kia.

 

Kia Sportage
Fortbewegung bereits im Stand – dynamischer Auftritt des Sportage.

 

Mit der Gestaltung der Heckansicht schien Kia ganz besonders den Europäern gerecht werden zu wollen. Denn so apodiktisch wurde kaum ein anderer Koreaner dem europäischen Markt gewidmet. Breitschultrig und athletisch wirkt das Heck – und das bei diesem ´SPIRIT´-Modell bereits ohne auffällige Endrohre, welche ab der `GT LINE`-Version Serie sind. Die LED-Heckleuchten mit den schwungvollen Lichtleitern könnten ebenso von einer der deutschen Topmarken stammen.

 

Kia Sportage
Mit beiden „Beinen“ fest im Leben – der Kia zeigt sich stämmig von hinten.

 

Einzig die tief unten im Stoßfänger integrierten Blink-, Rückfahr- und Nebelschlussleuchten – allesamt mit konventionellen Glühlampen versehen – passen so gar nicht in das Gesamtbild, sondern erinnern eher an das Heck eines Patrol aus den Neunzigern.

 

Interieur – Behaglichkeit auf Rädern

Zunächst besteigt man den Kia Sportage eher, als man einsteigt. Die Sitzposition des SUV möchte erklommen werden, so erscheint es zumindest, denn diese ist gegenüber dem Vorgänger deutlich nach oben gewandert.

 

Kia Sportage
Car Climbing – der Einstieg ist höher als erwartet.

 

Einmal auf dem Sitz platziert, fällt zunächst die durchweg picksaubere Verarbeitung auf. Kein Spalt, keine Lücke, rein gar nichts, was im Sportage das Auge kränken würde. Dazu wurden hochwertig wirkende Materialien verwendet.

Der mit leichter Fahrerorientierung versehene Armaturenträger besitzt eine fast mondäne Maserung und beherbergt sämtliche Bedienelemente an den zu erwartenden Plätzen und Stellen.

 

Kia Sportage
Klare Verhältnisse – eine Cockpit ohne aufwerfende Fragen.

 

Auf den Sitzen erfährt man eine ordentliche Portion Seitenhalt und genießt die durchaus komfortable Polsterung – auch wenn das Leder des Leder-Pakets Nero als solches leicht verkannt wird. Es erinnert optisch eher an eine Ledernachbildung. Perforierte Sitzflächen ermöglichen die optionale Sitzbelüftung. Eine elektrische Höhenverstellung besitzt neben dem Fahrersitz auch der Beifahrersitz.

 

Kia Sportage
Mehr Sein als Schein – das Leder könnte mehr optische Natürlichkeit vertragen.

 

Die Platzverhältnisse im Kia Sportage sind großzügig und werden auch großgewachsenen Mitmenschen gerecht. Auch auf zweiter Reihe gibt es zumindest auf den beiden äußeren Sitzen keinerlei Grund zur Klage. Ob Kopffreiheit oder einige Handbreiten vor den Knien – es reicht auch für längere Reisen, ohne bereits nach kurzer Zeit eine dehnungsorientierte Yoga-Übung zelebrieren zu wollen. Vermisst haben wir an dieser Stelle eine längs verschiebbare Sitzeinheit der zweiten Sitzreihe.

 

Kia Sportage
Territoriale Ansprüche irrelevant – Passagiere müssen sich nicht um Platz streiten.

 

Die Anzahl an Schaltern und Tasten ist nicht gerade zurückhaltend, jedoch ermöglicht eine übersichtliche wie intuitive Verteilung derselben, eine fehlerfreie Bedienung.

Das lederbezogene Multifunktionslenkrad sieht sportlich schick aus und wäre mit einer Spur mehr Aufpolsterung aus unserer Sicht die perfekte Schnittstelle zwischen Fahrer und Straße.

 

Kia Sportage
Eyecatcher – das schicke Lenkrad könnte eine Idee dicker sein.

 

Beim Thema Laderaum kann der Kia Sportage ebenso punkten. Mindestens 491 Liter reichen bereits für die meisten Anforderungen locker aus. Wenn es mehr sein soll, lassen sich die Rücklehnen geteilt umklappen. Legt man beide Lehnen flach, nimmt der Kofferraum bis zu 1.492 Liter auf.

 

Der erhöhten Sitzposition verdankt man im Kia Sportage eine sehr gute Rundumsicht – mit einer Ausnahme. Nach Hinten ist die Sicht aufgrund der sehr breiten C-Säulen mächtig eingeschränkt. Umso größer war die Freude über die optionale Rückfahrkamera.

 

Motorisierung und Fahreigenschaften – trainierte Unangestrengtheit

Dass der Kia Sportage mit 136 PS nicht der High-Speed-Junkie der Autobahn sein kann, scheint einleuchtend. Doch die auf den ersten Blick moderate Anzahl an PS zeigt sich tatsächlich erst auf genannten Fahrbahnen der hohen Geschwindigkeiten defizitär.

 

Kia Sportage
Macht sein Ding – der Turbodiesel besitzt ordentlich Drehmoment.

 

Der Zweiliter Commonrail-Diesel CRDi legt durch die bereits ab 1.500 Touren anliegenden 373 Newtonmetern eine derartige Substanzreiche an den Tag, dass er auf Anhieb mehr Kraft suggeriert, als er tatsächlich zur Verfügung stellen kann. Damit stellt er für die meisten Lebenslagen eines SUV vollkommen ausreichend Vortrieb zur Verfügung – ja sogar mit Fahrdynamik. Übrigens sind dies gerade einmal 27 Newtonmeter weniger Drehmoment, als der große 185 PS starke Diesel-Bruder.

In dieses Spiel wirft das manuelle Sechsganggetriebe gleich mit den ersten, sehr kurz übersetzten Gängen, einen zusätzlichen Trumpf auf den Tisch. Dabei findet man alle Gänge exakt und gänzlich ohne etwaig erforderliche Rührtechniken. Die Schaltwege könnten zugegeben etwas kürzer ausfallen, aber passen doch recht gut zur Antriebscharakteristik des SUV.

 

Kia Sportage
3 x kurz, 3 x lang – die Übersetzung der 6 Gänge in aufsteigender Richtung.

 

Sehr angenehm ist zudem das stets zurückhaltende, nie aufdringlich werdende Laufgeräusch des kraftvollen Motors. Das koreanische, in der Slowakei gebaute SUV kennt weder Anfahrschwäche, noch findet das miniaturisierte Turboloch den Weg als Vermerk in die Antriebscharakteristik.

Im Fahrverhalten zeigt sich der Kia Sportage überwiegend neutral, erreicht bei forscher Gangart jedoch schnell Grenzbereiche, wo er je nach Situation sowohl unter- als mitunter auch übersteuernd gewisse Star-Allüren an den Tag legt. Doch das ESP regelt sehr früh und hält das Gefährt dadurch sicher auf den Wegen.

 

Kia Sportage
An der Leine – dank ESP bleibt der Kia Sportage brav.

 

Die Lenkung ist für ein SUV direkt und nicht zu weich ausgelegt. Die Wankneigung in schnell gefahrenen Kurven ist zwar spürbar, aber von abenteuerlichen Dimensionen weit entfernt. Aufgefallen ist uns die Bedienung des manuellen Handbremshebels, welcher sich ohne physischen Widerstand fast bis Anschlag ziehen lässt.

Die Federung des Kia Sportage zeigt sich straff und kernig und weist damit offensichtlich auf die Bedeutung des Namens SPORTage hin. Wer nun strikte Komfortabstriche befürchtet, darf sich entspannen: In diesem SUV reist es sich trotz dessen bequem und mit ausreichend Komfortreserven.

 

Kia Sportage
Adventure Time – auch abseits der Straße bleibt das SUV in der Spur.

 

Das Allradsystem verteilt per Lamellenkupplung die Kraft zwischen Vorder- und Hinterachse. Diese kann bei Bedarf per Tastendruck auch gesperrt werden. Dadurch darf man dem Sportage auch mal leichtes Offorad-Terrain zumuten.

Das Bremssystem lässt sich sehr gut dosieren und bewies eine eindrucksvolle Performance. Als i-Tüpfelchen zeigte sich dann auch nach mehrfacher maximaler Beanspruchung keinerlei Fading – absolut vorbildlich.

Im Sprint benötigt der Kia Sportage zehneinhalb Sekunden laut Hersteller, was wir auch mit plusminus zwei oder drei Zehntel schafften. Beim Top Speed von 184 km/h konnte unser Testkandidat zumindest laut Tachoanzeige noch einen drauflegen und schaffte knapp 195 km/h. Dabei spurtet das SUV am besten in den kurz übersetzten ersten Gängen bis ungefähr 80 km/h.

Danach dreht sich das Blatt durch die höheren, länger übersetzten Gänge, wodurch der Motor einfach mehr zu tun hat. Daher gestaltet sich der Geschwindigkeitszuwachs ab spätestens 150 km/h deutlich langwieriger – vom Gefühl her mit jedem Zehner mehr fast exponentiell ansteigend.

 

Kia Sportage
Chill mal – der Sportage ist kein Leistungssportler, aber ein sportiver Allrounder.

 

Der aktuelle Sportage besitzt offensichtlich eine aufwändige Geräuschdämmung, aufgrund dessen der Geräuschpegel im Innenraum auf sehr niedrigem Niveau bleibt. Auch bei höheren Geschwindigkeiten bleibt der Großteil an Fahrtwindgetöse draußen.

Nur wenn der Drehzahlmesser sich dem roten Grenzbereich nähert, macht sich der Vierzylinder akustisch deutlich bemerkbar. Aber aufgrund seiner Charakteristik der Kraftentfaltung, wird man sich sehr selten in diesen Drehzahlbereichen aufhalten. Es ist einfach nicht notwendig.

In der Verbrauchsdisziplin fabriziert der Kia Sportage auch das, was alle anderen Testkandidaten durch die Reihe taten: Er übersteigt den vom Hersteller angegebenen Durchschnittsverbrauch deutlich.

Im Drittelmix sollen 5,7 Liter auf 100 Kilometer genügen. Das ist aus unserer Sicht in keiner Weise realistisch. Selbst im extrem zurückhaltenden Fahrmodus und bei einem an Nötigung grenzenden Behindern anderer Verkehrsteilnehmer, waren nicht weniger als sechs Liter zu erreichen.

 

Kia Sportage
Im innerstädtischen Bereich nimmt der Kia deutlich mehr als 8 Liter.

 

Bei normaler Fahrweise und einem Streckenmix von 30 Prozent Stadt, 40 Prozent Bahn und 30 Prozent Überland, kamen wir mit 8,1 Liter auf 100 Kilometer zurecht. Dabei verzichteten wir auf die sogenannte „digitale Fahrweise“- also entweder Vollgas oder Vollbremsung – gänzlich, sondern ordneten uns dem herrschenden Verkehr unter und fuhren auf der Bahn möglichst nicht über 140 km/h.

Ein Start/Stopp-System gibt es im Kia Sportage in dieser Motorisierung nicht. Wir haben sie ehrlich gesagt auch nicht vermisst.

 

Assistenz und Sicherheit

Das Thema Sicherheit steht bei Kia ganz oben. Aus diesem Grund darf sich der Sportage-Fahrer über allerlei Assistenten und eine hohe passive Sicherheit erfreuen.

Fangen wir mit dem Totwinkelassistenten an, welcher frühzeitig und sehr zuverlässig warnt.

 

Links neben dem Fahrer sitzen diverse Steuerungen für die Assistenten.

 

Ebenso erfüllen der Querverkehrwarner und der Spurhalteassistent ihre Aufgaben jeweils zuverlässig. Letzterer verfügt zusätzlich zur akustischen Warnung eine Gegenlenkfunktion, welche recht stark ausfällt und diese Stärke des Lenkeingriffs dazu nicht justierbar ist. Sensible Menschen könnte dies stören, wodurch der Assistent ziemlich schnell deaktiviert werden dürfte und dies dann dauerhaft bleibt. Platz für Optimierung ist an der Stelle vorhanden.

 

Steile Bergabfahrt? Kein Problem, dank Bergabfahrhilfe.

 

Die Verkehrszeichenerkennung erkennt ausschließlich Geschwindigkeitsbegrenzungen und deren Aufhebungsschilder. Ortseingangs- und Ausgangsschilder für das generelle Tempo 50 Limit werden beispielsweise ignoriert.

Die Parksensoren vorn und hinten erleichtern das Rangieren ungemein, weil sich die jeweiligen Karosserieendungen nur erahnen lassen. Nach hinten verbessert dies die Rückfahrkamera signifikant.

Vorsicht ist geboten beim vorwärts Einparken, da sich die Parksensoren nicht automatisch aktivieren, sondern erst, wenn man den Rückwärtsgang eingelegt hat. Es ist daher erforderlich, die Parksensoren vorn entsprechend per Tastendruck manuell zu aktivieren.

 

Kia Sportage
Es werde Sicht! – Dank Rückfahrkamera klappt das rückwärtige Rangieren problemlos.

 

Wer ganz auf Nummer sichergehen will, aktiviert den Smart Parking Assist, welcher den Ein- und Ausparkvorgang bis auf Schalten, Gasgeben und Bremsen, automatisch übernimmt.

Der aktive Tempomat wird bei jeder Kupplungsbetätigung sofort deaktiviert. Dadurch bleibt die Nutzung eine eher eingeschränkte Angelegenheit wie beispielsweise auf freien Autobahnen. Eine Kombination mit einer Automatik oder dem Doppelkupplungsgetriebe ist in jedem Fall sinnvoller.

Die Hauptscheinwerfer bestehen aus Bi-Xenon Strahler und einem adaptiven Kurvenlicht sowie einem Fernlichtassistenten, welcher seinen Dienst übrigens sehr zuverlässig ausführt. Die Lichtausbeute der Xenonscheinwerfer ist einfach grandios. Auch hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die optimal genutzte Xenontechnologie heute noch so manchen LED-Scheinwerfer in den Schatten stellen kann – im wahrsten Sinne des Wortes.

Vor allem das Fernlicht nimmt jeder dunklen Straße den Schrecken. Der Kia Sportage besitzt ein Leuchtfeuer, welches fast einem Leuchtturm gleichkommt.

 

Kia Sportage
Sonnensimulation – allein das Abblendlicht überzeugte vollends.

 

Kia Sportage
Das Xenon-Fernlicht setzte noch einen drauf und schnitt einen Lichttunnel in die Nacht.

 

Ein weiterer wichtiger Sicherheitsassistent ist der autonome Notbremsassistent AEB. Dieser überwacht den Fahrbereich mittels Radar und warnt bei Fahrzeugen und Fußgängern entsprechend aufmerksamkeitsstark. Wird dies ignoriert, leitet das System selbständig eine Notbremsung ein.

Während unseres Tests haben wir versucht eine Warnmeldung zu provozieren, indem wir eine enge Straße durchfuhren, an dessen rechtem Rand Fahrzeuge parkten. Bei vielen anderen Testfahrzeugen reichte dies aus. Anders beim Kia, der dies nicht als Gefahr deklarierte und sich nicht aus der Ruhe bringen lies.

Für den Fall der Fälle sorgen dann Rückhaltesysteme wie sechs Airbags für maximale Sicherheit der Insassen. Auch passiv schützt das SUV souverän: Im Euro NCAP-Crashtest erreichte der Kia Sportage im Jahr 2015 hervorragende 5 Sterne.

 

Ausstattung und Komfort – Kurort Sportage

Der getestete Kia Sportage besaß eine nicht unbeträchtliche Ausstattung, ganz zur Freude der Testfahrer unserer Redaktion. Sehr angenehm in der kalten Jahreszeit erwies sich die blitzschnelle Lenkradheizung und die dreistufigen Sitzheizungen vorn und hinten. Diese waren auch nötig, da die konventionelle Heizung des SUV überdurchschnittlich lange benötigt, bevor sie den Innenraum mit angewärmter Luft versorgt.

 

Kia Sportage
Viele Tasten und Knöpfe und dennoch klar strukturiert. Man findet alles sofort.

 

Die Gegenspieler in Form von Sitzbelüftung und Zweistufen Klimaautomatik absolvierten ihre Aufgabe perfekt. Zumal die Sitzbelüftung mit akustisch sehr zurückhaltenden Gebläsemotoren ausgestattet wurde, wodurch sich die Geräuschkulisse angenehm zurückhält.

Der 8-Zoll-Touchscreen als zentrale Bedien- und Informationseinheit könnte eine etwas höhere Auflösung vertragen. Die Darstellung erweist sich in der aktuellen Auflösung etwas aufgeweicht, fast comicartig. Die Menüführung gestaltet sich hingegen als einfach und selbsterklärend. Einige Male beobachteten wir beim Start, dass der Bildschirm einfach schwarz blieb. Erst ein Tastendruck auf eine der Bereiche erweckte ihn dann zum Leben.

 

Das digitale Radio DAB+ erlaubte den Radioempfang in CD-Qualität. Ein ähnliches Mysterium war hier, dass ab und zu nach dem Start des Fahrzeugs der zuvor eingestellte DAB-Sender durch einen FM-Sender ersetzt wurde – ohne aber diesen auch zu spielen. Die Lautsprecher blieben stumm. Erst ein Druck auf die Radioteste erweckte den eingestellten Sender zum Leben. Hier scheinen Softwareproblemchen noch ihr Unwesen zu treiben.

Der Anschluss von mobilen Geräten erweist sich als absolut problemlos und gelingt sowohl mit Apple-Technik als auch Android-Geräten binnen Sekunden. Die Bluetooth-Freisprecheinrichtung lässt dem Benutzer die Wahl aus fünf verschiedenen Klingeltönen, die in etwa der Qualität entsprechen, welche Nokia Handys in den Neunzigern als polyphone Klingeltöne vermarkteten. Zusammengefasst muss man sagen – sie klingen furchtbar.

Die Premium Soundanlage mit acht Lautsprechern von JBL sorgte bei herkömmlichen Radioempfang für ein eher durchschnittliches, zurückhaltendes Klangerlebnis. Zumal wir gerade bei dem Einsatz von derartigen Lautsprechern einfach mehr erwartet hatten.

 

Zu viel erwartet – das Soundsystem war nur Mittelmaß.

 

Das Klangbild erwies sich als etwas dünn in der Mitte, der Bass war nur bei basslastiger Musik bemerkbar und die Höhen wirkten schwammig. Erst beim Abspielen von Musikdateien in MP3 verbesserte sich das Klangverhalten etwas. Sicherlich auch durch die dem Soundsystem innewohnende Clari-fi Technologie, welche die Klangoptimierung ebensolcher Musikdateien übernimmt.

Eine Sprachsteuerung kann der Kia Sportage leider nicht vorweisen.

Das integrierte Navigationssystem von TomTom arbeitet zügig in der Routenberechnung und führt zuverlässig ans Ziel. Die akustische Zielführung ist mit zwei Fingertipps ausgeschaltet. Doch nach einem erneuten Start des Fahrzeugs aktiviert sich die Navigationsstimme wieder automatisch. Warum?

Das schlüssellose Zugangssystem ist sehr angenehm, jedoch würden wir uns auch Sensoren zum Ver- und Entriegeln in den hinteren Türgriffen wünschen. Ebenso wäre eine solche Taste an der Heckklappe wünschenswert.

 

Kia Sportage
Nur an den Vordertüren – die Tasten für den schlüssellosen Zugang.

 

Die vollautomatische Heckklappe verblüffte uns zugegeben. So benötigt man nichts weiter, als den Schlüssel in der Tasche, nähert sich dem Heckbereich und lauscht dem dreifachen Piepen plus Blinksignalen – und siehe da, die Heckklappe öffnet sich nach drei Sekunden von allein.

Der Idealfall – wenn man keine Hand frei hat. Dass es überall Vor- und Nachteile gibt, sollte einleuchten. Man könnte an dieser Stelle behaupten, dass man dieses automatische Öffnen nicht gebrauchen kann, wenn man sich zufällig hinter dem Auto befindet. Doch wer das dreifache Piepen als akustische Vorwarnung ignoriert und sich nicht einen Meter entfernt, der muss einfach mit der sich öffnenden Heckklappe leben. Übrigens kann diese Automatik im Menü dauerhaft deaktiviert werden.

 

Verschlusssache – die elektrische Heckklappe sorgte für positive Überraschungen.

 

Was allerdings sehr zu begrüßen ist, ist die Tatsache, dass das Fahrzeug bereits während des Schließvorganges – oder auch davor, mit offener Heckklappe – verriegeln lässt. Das heißt, man kann bei geöffneter Heckklappe zuerst Verriegeln, dann Utensilien aus dem Laderaum entnehmen, die Klappe schließen lassen und sich danach sofort entfernen. Man muss nicht warten bis die Klappe verschlossen ist, um das Auto zu verriegeln.

Aufgefallen ist die elektrische Spiegelverstellung in der Fahrertür, welche unbeleuchtet bleibt und die Tasten zusätzlich sehr eng beieinanderliegen. Eine Einstellung bei Dunkelheit ist somit fast unmöglich.

 

Suchspiel – im Dunkeln versagt die haptische Orientierung bei den unbeleuchteten Spiegelbedienungen.

 

 

Varianten und Preise des Kia Sportage

Es hätte uns nicht gewundert, wenn es insgesamt sieben verschiedene Ausstattungsvarianten vom Kia Sportage gegeben hätte, es sind aber „nur“ sechs. Denn die Zahl „7“ ist eine nicht unbedeutende Aussage bei Kia. Schließlich gewährt Kia auf alle Modelle eine 7-Jahre-Kia-Herstellergarantie. Wenn ein Navi im Kia integriert ist, sind die Kartenupdates ebenfalls für sieben Jahre sicher. Definitiv ein USP – ein Unique Selling Point. Oder einfacher gesagt: Damit hat Kia definitiv ein Wettbewerbsvorteil.

Die sechs Versionen des Kia Sportage teilen sich wie folgt auf.

  • ATTRACT – das Einsteigermodell ab 19.990 Euro
  • EDITION 7 – bereits unter anderem mit Bluetooth Freisprecheinrichtung; ab 21.590 Euro
  • VISION – serienmäßig mit Navi, 17-Zoll-Räder, Sitzheizung, Rückfahrkamera u.v.m. ab 25.190 Euro
  • SPIRIT – zusätzlich zum Beispiel 19-Zoll-Räder, JBL-Sound, 8-Zoll-Screen, Bremsassistent, beheiztes Lenkrad; ab 29.090 Euro
  • GT-LINE – Ledersitze, Doppelendrohr-Abgasanlage, Sportlenkrad, Parksensoren vorn; ab 34.390 Euro
  • PLATINUM EDITION – Vollausstattung. Außer Standheizung, Kia Protection Plus, einigen Sonderfarben, Türgriffe in Wagenfarbe mit Satinchrom und der Anhängerkupplung ist alles drin, was die Ausstattungsliste hergibt; ab 42.390 Euro

Als Antrieb kann man zwischen zwei Benzinmotoren und vier Selbstzündern wählen, was jedoch teilweise von der Ausstattungsversion abhängig ist.

Benzinmotoren:

  • 1.6 GDI mit 132 PS – ausschließlich mit 2WD und Schaltgetriebe
  • 1.6 T-GDI mit 177 PS – ausschließlich als 4WD, wahlweise mit Schaltgetriebe oder 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe

Dieselmotoren

  • 1.7 CRDi mit 115 PS – ausschließlich mit 2WD und Schaltgetriebe
  • 1.7 CRDi mit 141 PS – ausschließlich mit 4WD und 7-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe
  • 2.0 CRDi mit 136 PS – wahlweise mit 2WD oder 4WD sowie Schaltgetriebe oder Automatik
  • 2.0 CRDi mit 185 PS – ausschließlich mit 4WD, wahlweise mit Schaltgetriebe oder Automatik

Im Basismodell steht allein der 1.6 GDI Benzinmotor mit 132 PS zur Verfügung. Der Saugmotor treibt im ATTRACT ausschließlich die Vorderachse an und lässt sich nur manuell schalten. Echtes SUV-Feeling kommt hierbei wahrscheinlich nur spartanisch auf. Doch der Einstiegspreis ist konkurrenzlos. Nirgendwo sonst bekommt man ein SUV dieser Größe und dieser Garantieleistungen zu solch einem Preis.

 

Kia Sportage
Scan – vor jedem Start gibt es den Auto-Checkup.

 

Das Topmodell PLATINUM EDITION hingegen lässt so gut wie keine Wünsche offen. Sogar das Panoramadach ist inklusive. Die Motorisierung ist allerding ebenso eingeschränkt – wenn auch auf den stärksten Diesel im Sortiment. Macht man noch die fehlenden drei Kreuze auf der Ausstattungsliste, werden 45.795 Euro fällig. Ein stolzer Preis für einen Kia.

Doch es ist ein Kia wie keiner zuvor. Im Vergleich mit der Konkurrenz tendiert dieser Kia Sportage in vielen Aspekten auf Augenhöhe mit den Platzhirschen. Der selbstbewusste Preis ist daher durchaus gerechtfertigt.

 

Was sagen die Kunden?

Wenn man das Echo in den Netzwerken querliest, scheint der Kia Sportage der vierten Generation endgültig den Respekt selbst hartnäckiger Ablehner von Fernost-Fahrzeugen erarbeitet zu haben. Mittlerweile wird er in einer Liga mit X3, Q3, Tiguan und einigen anderen genannt, womit es sich durchaus um die sogenannten Platzhirsche handelt.

Extrem gelobt wird die 7-Jahre-Garantie bei Kia, wodurch sich eine „Mogelpackung“ von vornherein ausschließen lässt. Das Design des Sportage wird durchweg gelobt. Ebenso erntet das Interieur und die Verarbeitung jede Menge positive Resonanz.

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Der überdurchschnittliche Bremsenverschleiß, der auch dem Vorgängermodell anhaftete, ist immer wieder Anlass zur Kritik. Zumal Bremsteile als Verschleißteile nicht unter die rühmliche Kia-Garantie fallen.

Interessant ist, dass alteingesessene Kia-Fahrer die mit dem neuen Modell gestiegene Preispolitik nicht immer als akzeptabel empfinden. Neukunden und Interessenten sehen dagegen die Preise für die gebotene Leistung eher als gerechtfertigt.

Als Topempfehlung für den Antrieb stehen die beiden Dieselvarianten hoch im Kurs. Bereits der kleinere Diesel kann durch seine Drehmomentkurve in fast allen Situationen überzeugen – was wir durch unsere im Test gewonnenen Erfahrungen uneingeschränkt teilen können.

Diese Zusammenfassung bezieht sich ausschließlich auf den aktuellen Kia Sportage der vierten Generation und ist wie immer als nicht repräsentative Stimmungsanalyse in deutschsprachigen Netzwerken zu verstehen. Nur Mehrfachbenennungen werden aufgeführt. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Fazit – Mission possible

Wenn man genau hinhört, könnte man womöglich die Sektkorken in der Chefetage von Kia knallen hören. Mit dem Kia Sportage ist dem koreanischen Hersteller zweifellos ein Husarenstück gelungen. So viel Akzeptanz, Respekt und Sympathiebekundungen erhielt vermutlich noch kein anderes Auto mit koreanischen Wurzeln in europäischen Gefilden.

Es ist das Gesamtresultat, welches das SUV in die vorderen Reihen seiner Klasse torpediert. Dabei zeigt der Kia Sportage auch unmissverständlich, wofür das „S“ in SUV steht. Seine offensive Sportlichkeit verknüpft sich mit einer erstaunlich hohen Komfortnote. Dabei sieht er auch noch richtig gut aus und überzeugt auch bei allen Sicherheitsaspekten souverän.

 

Kia Sportage
Spielt vorne mit – der neue Kia Sportage.

 

Die letzten Zweifler dürften in Anbetracht der mit einer siebenjährigen Herstellergarantie überaus splendid ausfallenden Sicherheitsleistung von Kia und den im Vergleich zum Wettbewerb doch noch moderaten Preisen die Waffen streichen.

So gesehen steht dem Sportage Tür und Tor offen, wenngleich es einige Kleinigkeiten gibt, welche sicherlich noch verbesserungswürdig sind. Doch dies ist zweifellos für jedes neue Modell eines jeden Herstellers der Fall. Nobody is perfect.

Der Kia Sportage ist mehr SUV als viele seiner Konkurrenten. Das allein dürfte seine Fangemeinde aus diesem Genre stetig wachsen lassen. Wir schließen das Testkapitel mit einem sehr guten Gefühl. Kia ist alles andere als auf einem Holzweg.

 

Text / Fotos: NewCarz

 

 

Konkurrenz:
Hyundai Tucson, VW Tiguan, Renault Kadjar, Seat Ateca, Skoda Kodiaq, BMW X3, Audi Q5, Nissan Qashqai

 

 

Technische Daten: Kia Sportage 136 CRDI 4WD

Länge x Breite x Höhe (m): 4,48 x 1,86 x 1,65

Motor: Vierzylinder Commonrail-Turbodiesel

Leistung: 100 kW (136 PS) bei 2.750 – 4.000 rpm

Hubraum: 1.995 ccm

Max. Drehmoment: 373 Nm bei 1.500 – 2.500 rpm

Getriebe: manuelles 6-Gang Schaltgetriebe

Antrieb: Allrad

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 5,7 L/100 km

Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,2 L/100 km

CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 154 g/km

Abgasnorm: Euro 6

Höchstgeschwindigkeit: 184 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,5 Sekunden

Leergewicht: 1.662 kg

Laderaumvolumen: 491 Liter (1.492 Liter bei umgeklappten Sitzen)

Kraftstofftank: 62 Liter

Neupreis des Testwagens: 39.000 Euro (laut Konfigurator)

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