Range Rover Sport SDV6 Test – Der Lifestyle-König

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Der neue Range Rover Sport ist kein unauffälliger Zeitgenosse – selbst im „Scotia“-grauen Farbton unseres Testwagens. Doch der Range glänzt mit Gediegenheit, Eleganz und einer gewissen Sportlichkeit.

Ein SUV von großem Kaliber, das gleichzeitig mit Sportlichkeit fröhnt? Wie das funktioniert, welche Maßnahmen beim Modellwechsel ergriffen wurden, um seinem Namen gerecht zu werden und wie er sich im Alltag schlägt, haben wir getestet.

Design – The Empire strikes back

Er hat Ecken und Kanten, wie kaum ein anderer. Sein Greenhouse nimmt einen verhältnismäßig kleinen Anteil vom Design ein, dessen Gestaltung mit Hammer und Meißel entworfen zu sein scheint – jedoch mit einem sehr feinen Meißel und mit sensiblen Hammerschlägen, wie sich nach genauerer Beobachtung herausstellt.

Das bullige Design deutet von allen Seiten in Richtung Range Rover: Der hohe Bug wird von konzentriert dreinblickenden Scheinwerfern dominiert, denen ein prägnantes Tagfahrlicht innewohnt. Dieses Designelement dient als erster Indikator für den Bruch mit den strengen Kanten und Bügelfalten der Vorgängergenerationen. Der aktuelle Range Rover Sport kommt zwar gewohnt glattflächig und geradlinig daher, doch die Tendenz zu weicheren Gesichtszügen und Formen ist klar zu erkennen. Ein sanfter Schwung an den Außenrändern der Frontscheinwerfern, elliptische Tagfahrlicht-Elemente an deren Innenseite und abgerundete Kanten soweit das Auge blickt: Der Range versucht das Beste aus beiden Welten zu verbinden.

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Den Sport verkörpern ein oberer Kühlergrill mit groben Maschen, die generell horizontale Ausrichtung der Linienführung und der mittig hochgezogene, untere Stoßfänger, der wie eine böse hochgezogene Lippe wirkt. Seitlich ergänzen die ausgestellten Radhäuser mit ihren 21-Zoll Leichtmetallrädern, die gerade und leicht abfallende Dachlinie sowie die abermals horizontal orientierte Linienführung den dynamischen Look. Erst der Wechsel aus konvexen und konkaven Einzügen an der Seitenansicht modelliert den Range Rover richtig aus. Hinzu kommt die Betonung seiner stattlichen Abmessungen mit dem langen Pinselstrich auf Höhe der Türgriffe, der sich von den Klarglasrückleuchten bis in die vorderen Blinker zieht.

Am Heck erwarten den Betrachter ein selbstbewusster Dachspoiler, eine große Kofferraumklappe und eine kleine Heckscheibe mit einem oben angeschlagenen Scheibenwischer, der die Optik wohltuend clean lässt. Hinzu gesellen sich zwei präsente Endrohren, ein solider Unterfahrschutz, sowie technoid wirkende Rückleuchten, die besonders bei Nacht wirken, als würden sie den rückwärtigen Verkehr mit dem kühlen Blick eines Roboters beobachten.

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Interieur – Der Gentlemen-Club

Genug zum Äußeren: Tür auf und zugestiegen. Doch das gestaltet sich nicht so einfach wie gedacht, da die Sessel in einer luftigen Höhe auf die Passagiere warten. Trittbretter würden die Angelegenheit sicherlich vereinfachen; der klaren Linienführung aber vermutlich schaden. Mit einem Schwung wuchten wir uns auf den Fahrersitz und finden auch hier die kühle Eleganz des Exterieurs wieder. Weiches Leder findet sich nicht nur am Gestühl, sondern auch großflächig verarbeitet am Armaturenbrett wieder. Es dient immer wieder als Handschmeichler und findet somit die Verbindung zu den weichen, hochwertigen Kunststoffen.

Ansonsten erwartet die Insassen ein reduzierter Look: Eine zentrale Infotainment-Unit, die davon getrennte Klima-Steuerung und der aus dem Jaguar F-Type bekannte Automatikwahlhebel gliedern die Mittelkonsole auf. Was auffällt ist die unterschiedliche Bedienbarkeit. Die Klimasteuerung glänzt noch mit einer klaren Steuerbarkeit, das Infotainment indes gibt dann und wann Rätsel auf. Zwar ist die Bedienung durch Stationstasten an der linken und rechten Seite klar gegliedert, dennoch lässt das System zu viele Untermenüs zu und verwirrt etwas. Hinzu kommt, dass die Empfindlichkeit des Bildschirms etwas sensibler sein könnt, da man seine Eingaben schon mit Bestimmtheit eingeben muss.

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Auf der anderen Seite glänzt wiederum das Multifunktionslenkrad mit seiner überschaubaren Anzahl an Tasten: Sie sind leicht lesbar beschriftet, gut positioniert und bestens bedienbar. Hinzu kommen schöne Instrumente, die mit ihrer klaren Ablesbarkeit und Gestaltung an das edle Äußere anknüpfen – hier schaut man gern zwei Mal auf die gefahrene Geschwindigkeit.

Doch verlassen wir das Design und die Bedienung und konzentrieren uns auf die Platzverhältnisse sowie das Gestühl. Letzteres darf als enorm bequem und äußerst komfortabel bezeichnet werden. Der Seitenhalt gehört zwar nicht zu den Stärken der Sessel, dafür aber der Langstreckenkomfort. Selbst lange Reisen verlieren durch diesen Charakter und die gute Einstellbarkeit ihren Schrecken. Von Kitzbühel nach Sylt, kein Problem. Selten saß man in einem SUV, selbst in einem so großen, so gut: Die Sitzposition kann mit der in einer großen Limousine verglichen werden. In anderen Geländewagen kommt es schon mal vor, dass man mit stark angewinkelten Beinen auf den Sitzen hockt und sich an ein Nutzfahrzeug erinnert fühlt – nicht so im Range Rover Sport. Ähnlich sieht es auf der Rücksitzbank aus: Großgewachsene müssen die Beine etwas anwinkeln, besonders wenn die Vordersitze weit zurückgefahren werden. Nehmen vorn aber Durchschnittsmenschen Platz, entsteht dahinter ein gut nutzbarer Fond.

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Wenden wir uns dem Kofferraum zu, der seinen Namen wahrlich verdient: Ein großes, gut nutzbares Volumen wartet auf das Gepäck seiner Passagiere. Nicht nur die obligatorischen Golfbags – die oftmals nur das knappe Lademaß vertuschen sollen – passen hinein, sondern auch das komplette Reit-Zeug der Tochter. Dabei ist das Gepäckabteil aber so edel ausgebaut, dass man ihm schmutziges Gut nicht zumuten möchte. Aber man könnte, wenn man denn wollte.

Fahreindrücke – It´s good to be BACK

Schmutzig darf auch das Terrain sein, in welches man sich mit dem Range wagen kann. Er ist ein vollwertiger Geländewagen, was in dieser Klasse der großen SUV selten anzutreffen ist. Allenfalls ein aktueller Mercedes-Benz der ML-Baureihe dürfte ähnlich geländegängig sein. Ein Volkswagen Touareg mag diese Disziplin zwar mindestens ebenso gut erfüllen, fällt – zumindest optisch – aber eine Nummer kleiner aus. Doch zurück zum Thema: Gerne darf der Untergrund auch von der groben Sorte sein. Flußdurchfahrten, starke Verschränkungspassagen, steile Hänge oder üppige Steigungen fallen genau ins Repertoire des britischen SUV.

Man könnte sich durch diese Eigenschaften fast dazu hinreißen lassen, den Range als ausschließlichen Geländewagen zu sehen, der im Straßenverkehr kaum eine Berechtigung hat und eher bockig harte Fahreigenschaften bietet – besonders mit dem Namenszusatz „Sport“. Das Gegenteil ist der Fall: Der graue Testwagen schafft es auf eine unvergleichliche Art sein Potential fernab befestigter Wege mit dem sanften Komfort einer Reiselimousine zu verbinden.

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Trotz des ungewöhnlich großen Felgenformats von 21 Zoll schafft es der Engländer negative Straßeneinflüsse von den Insassen fern zu halten. Lange Wellen, kurze Anregungen oder Frostaufbrüche lassen ihn völlig kalt. Einzig hervorlugende Kanaldeckel sind zu verspüren; oder besser gesagt: Zu erahnen.

Zu diesem über alle Zweifel erhabenen Komfort gesellt sich eine Lenkung, die ebenfalls diesem Anspruch gerecht wird. Hohe Rückstellkräfte muss man an anderer Stelle suchen, da die Steuerung des SUV sehr leichtgängig ausfällt. Das mag auf den ersten gefahrenen Metern vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig sein, steht aber im absoluten Einklang mit dem sanften Gesamtcharakter des SUV. Letztendlich tut diese Auslegung der guten Präzision und Zielgenauigkeit keinen Abbruch, sodass man auch schnelle Kurven gut anpeilen und durcheilen kann. Jedoch muss fairerweise gesagt werden, dass das schnelle Kurvenräubern nicht unbedingt zur Paradedisziplin dieses Autos gehört. Die Karosserie neigt sich nur Seite, die Haftung der großen Walzen reißt etwas ab und der Range Rover schiebt über die Vorderräder, womit er sanft das Entern des Grenzbereichs anzeigt. Dies ist nicht weiter dramatisch, da dieses Verhalten gut kalkulierbar ist und die Auslegung des Geländewagens unterstreicht.

Details des Range Rover Sport

Zum insgesamt sämigen Charakter passt auch der drehmomentstarke Sechszylinder-Turbodiesel unter der großflächigen Motorhaube. Satte 292 PS generiert das Aggregat und presst die Passagiere bei Bedarf zwar nachdrücklich aber nicht unangenehm in die Sitze. Zwar stehen dieser Leistung immerhin gut 2,1 Tonnen Leergewicht gegenüber, doch nach so viel Masse fühlt sich der Brite nicht an. Mitunter ein Verdienst der Schlankheitskur, der sich das SUV in der Vergangenheit unterziehen musste. Unter uns: Die Diät tat ihm sehr gut, sodass der SDV6 leichtes Spiel hat. Gerade einmal 7,2 Sekunden vergehen für den Sprint auf 100 km/h. Natürlich dürfte der Achtzylinder-Diesel noch über etwas mehr Nachdruck verfügen, doch unser Testwagen – der mittlere Diesel – reicht mehr als aus. Zumal bei diesem Aggregat der Verbrauch erfreulich niedrig ausfällt: Im Schnitt erreichten wir etwa 8,8 Liter auf 100 Kilometer, was für das Ausmaß und die Leistung ein Wort ist.

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Fazit – Mehr davon

Zwar verspricht der Range Rover mit einer zusätzlichen Plakette am Heck den „Sport“, doch die Umsetzung dieser Disziplin steht nicht im Vordergrund. Wir schätzen diese Auslegung sehr, da heute immer mehr Autos, seien es Familienvans oder Luxuslimousinen, dazu tendieren sehr straff ausgelegt zu sein. Der Range Rover verschreibt sich indes dem Komfort, wie es fast kein Zweiter kann. Er ist der ideale Langstreckengleiter und verwöhnt, wie man es erwartet, mit viel Luxus. Sein spezieller Reiz liegt dabei in seinem reizvollen Äußeren, das zwar präsent daherkommt, sich aber dennoch in vornehmer Zurückhaltung übt. Ein wahrer Brite also.

Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography

 

Technische Daten: Range Rover SDV6

Motor: V6-Zylinder

Hubraum: 2.993ccm

Leistung: 215KW / 292PS

Drehmoment: 600Nm

Getriebe: 8-Gang Automatik

Antrieb: Allradantrieb

Leergewicht: 2.115 Kg

L/B/H: 4.850/2.073/1.780mm

Radstand: 2.923mm

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 7,2s

Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h (225 km/h optional)

ECE-Verbrauch: 7,5L/100km

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