Cadillac ATS Coupe Test – Mit der Ecke nach Europa

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Schlecht sieht es nicht aus, das kantige Cadillac ATS Coupé. Doch richtig anonym bleibt man mit dem zweitürigen Amerikaner nicht, da er mit seinem markentypischen Äußeren durchaus auffällt.

Was steckt aber in ihm? Ein typischer Amerikaner, mit einem schluckfreudigen V8 unter der Haube und einem Fahrwerk, das nur für gemächliche Highway-Ausritte taugt? Wir haben es in Erfahrung gebracht.

 

Design – Selbstbewusste Nüchternheit

Stolz wirkt der Amerikaner: Mit seinem großen Kühlergrill und dem neuen Logo in ihm, kommt das Coupé selbstbewusst daher. Nicht von ungefähr, schließlich zählt die Marke mit dem französisch anmutenden Namen zu den Luxus-Vertretern westlich des Atlantiks.

Unterstützung findet der charakterstarke Eindruck durch die kantige Formensprache, die aber für die Marke Cadillac mittlerweile zum Markenzeichen geworden ist.

 

 

Die Amerikaner versuchen sich mit dem ATS Coupé in Europa etwas neu zu positionieren und wollen die Premium-Konkurrenz aus deutschen Landen angreifen. Rein optisch gelingt diese Attacke unserer Meinung nach, auch wenn der Cadillac eher Individualisten ansprechen wird.

Die breite Frontpartie mit ihren geschwungenen Scheinwerfern, deren Tagfahrlicht sich bis in den unteren Bereich der Frontschürze zieht, setzt eindrucksvolle Akzente, die den Amerikaner von der arrivierten Kollegschaft wohltuend absetzt. Hinzu gesellt sich die bereits angesprochene Kantigkeit, die sofort das Gefühl erweckt, dass der Cadillac ATS aus Stein gehauen wurde und eine dementsprechende Qualität bietet.

 

 

Das zeigt sich natürlich auch an der Seitenlinie mit ihrer geradlinigen Ausrichtung. Kleine Fensterflächen, straffe Linien und die spät auslaufende Dachlinie geben dieser Ansicht einen durchaus dynamischen Touch?

Das Coupé besticht dabei aber mit einer Klarheit, die man sich gerne öfter im hiesigen Straßenbild gefallen lassen könnte. Besonders, da die sachte auslaufende Dachlinie, einem bayerischen Konkurrenten ähnelnd, das Heck knackig kurz macht. Sehr gelungen, wie wir finden.

 

Doch gerade an der rückwärtigen Ansicht könnten sich die Geister scheiden. Der Kofferraumdeckel mit seiner kleinen Stufe, die Bügelfalte in der Fahrzeugmitte und die etwas groß geratenen Endtöpfe schaffen einen Look, der etwas polarisiert. Zumal unter der vorderen Haube nur ein Vierzylinder schlummert und kein standesgemäßer V8, wie man es sonst erwarten würde.

Etwas mehr Zurückhaltung hätte dieser Ansicht also gut gestanden. Darüber hinaus schaffte der massige Kofferraumdeckel das Gefühl, als würde sich hinter ihm ein geradezu überdimensionaler Kofferraum verbergen, 295 Liter Volumen entsprechen aber nicht einmal der Kompaktklasse. Aber Schwamm drüber; seit wann sollen Coupés praktisch sein? Sie sollen das Herz ansprechen. Ob der ATS das auch im Interieur kann?

 

Interieur – Von allem etwas

Grundsätzlich unterscheidet sich das Cockpit nicht vom Viertürer, dennoch gefällt es auf den ersten Blick. Zur Wahl stehen vier Ausstattungslinien – Elegance, Luxury, Performance und Premium – die an der grundsätzlichen Qualität nichts ändern. Einzig der Charakter ändert sich mit der Ausstattung von eher gediegen zu sportlich. Unser Testwagen fiel mit Carbonleisten und Bedienelementen aus echtem Alu eher dynamisch aus, wenn auch der Materialmix hier und dort etwas verwunderte.

 

 

Die Türablagen sind beispielsweise gänzlich mit weichem, unterschäumten Kunststoff ausgeschlagen, während an anderen sichtbaren Stellen Hartplastik verbaut wurde. Auch die Ziernähte des mehr oder weniger echt wirkenden Leders auf dem Armaturenbrett saßen teilweise etwas willkürlich. Doch ansonsten ließ sich alles angenehm berühren, was für den Anspruch Cadillacs steht, in der deutschen Premium-Landschaft positioniert zu sein.

Dazu passen auch Sitze, die bequem sind und einen angenehmen Langstreckenkomfort bieten. Die Einstellmöglichkeiten sind zahlreich, wenngleich die Höheneinstellung für Großgewachsene fast etwas zu gering ausfällt. In Verbindung mit dem Glasschiebedach kommt man mit dem Dachhimmel durchaus das ein oder andere Mal auf Tuchfüllung. Ansonsten geht auch der Seitenhalt in Ordnung, wenn man den Amerikaner eher als Cruiser, denn als Kurven-Performer betrachtet. Die Bequemlichkeit steht also klar im Fokus.

 

 

Das Navigationssystem namens „CUE“ steht dem allerdings etwas entgegen. Es überfordert die Passagiere zunächst mit einer gewöhnungsbedürftigen Bedienung sowie einer umständlichen Menüführung. Allein das Verstellen der Laufstärke erfordert das Studium der Betriebsanleitung.

Zum Justieren bedarf es Wischgesten über den metallischen „Volume“-Regler, anstatt dass ein sonst üblicher Drehknopf zum Einsatz kommt. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran, doch intuitiv oder sonderlich praktisch ist dieses Detail nicht.

Ebenso fällt das Fehlen von großen, alltagstauglichen Ablagen auf. Neben den Türablagen und einem versteckten Fach, dessen Öffnung und vor allem dessen Existenz ebenfalls nur die Bedienungsanleitung klärt, da es sich hinter dem Bedienfeld der Klima- und Radiosteuerung verbirgt, sind nicht viele Ablagen vorhanden.

Wohl aber haben die Amerikaner an einige Assistenzsysteme gedacht. Aufpreispflichtig lassen sich unter anderem ein Spurhalteassistent, ein Abstands-Tempomat oder sogar ein sehr brauchbares Head-Up Display ausstatten. Letzteres könnte dem US-Car-Fan jedoch aus der Corvette bekannt vorkommen, doch dies tut weder der Optik, noch der Funktionalität einen Abbruch.

 

 

Wundern sollte man sich indes auch nicht, dass der Fond für Erwachsene eigentlich nicht zu betreten ist. Besonders, da zuerst die Anschnallgurte der Vordersitze umständlich ausgehackt werden müssen, um das hintere Abteil zu entern. Um sich dieses Manöver zu ersparen, sollte man dort eher die Erweiterung des nicht eben großen Kofferraums sehen und Jacken oder kleinere Taschen parken.

 

Fahreindrücke – Quer sieht man mehr

Ja, für Europa sind die V8-Zeiten vorerst ausgeträumt – zumindest, was das ATS Coupé ohne Namenszusatz „V“ anbelangt. Hier treibt ein aufgeladener Vierzylinder die Hinterräder an und stellt sich dabei gar nicht mal schlecht an, wenn man das zügige Vorankommen betrachtet.

Die Traktion ist erstaunlich brauchbar und der Vortrieb darf als durchaus zügig beschrieben werden. Wer dennoch mehr Traktion benötigt, um beispielsweise in den Ski-Urlaub zu fahren, kann gegen Aufpreis einen Allradantrieb ordern. Für die allermeisten Alltagsaufgaben ist man mit dem Hecktriebler aber bestens bedient, zumal er leichter ist.

 

 

Darüber hinaus zeigt sich mit diesem Antrieb eine gewisse Leichtfüßigkeit und Sportlichkeit, die man dem mauen Klang und dem unrunden Leerlauf des Turbo-Motors nicht zugetraut hätte. Forscher Gaseinsatz und gezieltes Lenken locken das Heck aus seiner Reserve und bringen es leicht beherrschbar zum Auskeilen, bevor das ESP spät, aber sanft und jederzeit sicher eingreift. So macht es richtig Spaß, das Coupé mit einem geschulten Gasfuß um Biegungen zu werfen.

Bei all der Trauer um einen etwaigen V8 darf man aber auch nicht verschleiern, dass der Vierzylinder kein Antrieb ist, der mit Traurigkeit aufwartet. Immerhin 270 Pferdestärken und 400 Newtonmeter Drehmoment bietet das Coupé – genug, um in 6,2 Sekunden auf 100 Stundenkilometer zu sprinten und es erst bei 240km/h bewenden zu lassen.

 

 

Dabei ist dem kantigen Amerikaner Schwammigkeit fremd: Das Fahrwerk zeichnet sich dadurch aus, dass es sportlich straff ausgelegt ist und wenig Seitenneigung aufkommen lässt. Man kann also durchaus zügig um Kurven wetzen, ohne jedoch Angst haben zu müssen, jede noch so kleine Nachlässigkeit im Straßenbau zu spüren.

Die Feder-Dämpfer-Abstimmung gelang und spricht sensibel auf jegliche Untergründe an. Mit ein Verdienst des Verstell-Fahrwerks, das auch einen sanften und komfortablen Modus parat hält. So lassen sich auch die Lenkung, Gasannahme und das Getriebe beeinflussen.

Das ist auch nötig, betrachtet man die von uns getestete Sechsstufen-Wandlerautomatik. Im Alltag schaltet sie noch weich und zumeist passend. Doch wehe, man senkt den rechten Fuß zu Boden: Schaltvorgänge werden dann nur noch sehr verzögert angenommen. Hat man seinen Beschleunigungswunsch aber vollendet, beispielsweise beim Überholen eines Traktors auf der Landstraße, kann man ewig warten, bis der Automat wieder hochschaltet.

Der zuletzt benötigte Gang wird einfach gehalten und das Zweiliter-Aggregat heult auf. Erst nach dem kurzen Zupfen der Lenkradwippe, die ein Hochschalten bewirkt, verfällt die Automatik wieder in den normalen Modus. So kann man also das Selbstschalten – besonders in Situationen – in denen schnelle Reaktionen wichtig sind, nur empfehlen, da die Schaltwippen griffgünstig liegen. Außerdem kann man so die lethargischen Schaltvorgänge besser timen und ist stets selbst Herr der Lage.

 

Fazit – Eine Empfehlung mit Einschränkungen

Cadillac tut sich schwer in Europa. Im vergangenen Jahr wurden von allen Modellen insgesamt gerade einmal 150 Fahrzeuge in Deutschland verkauft – eine Erfolgsstory sieht anders aus. Vielleicht spricht man mit dem Downsizing, das der Cadillac ATS bietet, die entsprechende Kundschaft an. Doch was wirklich für den europäischen Markt fehlt, ist ein starker Diesel.

An sich fehlt es dem Amerikaner an nicht viel, allerhöchstens etwas Feinschliff, wie etwa am Getriebe. Schließlich wissen die Spritzigkeit oder das tolle Fahrwerk und nicht zuletzt die attraktive, ungewöhnliche Optik zu gefallen.

Technische Daten: Cadillac ATS Coupé

Länge x Breite x Höhe (m): 4,663 x 1,842 x 1,392

Motor: Reihen-Vierzylinder Turbo-Motor

Leistung:  203 KW (276PS) bei 5.500 U/min

Hubraum: 1.998 ccm

Max. Drehmoment:  400 bei 3.000 – 4.600 U/min

Getriebe: 6-Stufen-Wandlerautomatik

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):   8,3 L/100 km

CO2-Emissionen: 193 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,2

Leergewicht: 1602 kg

Preis: ab 39.600 €

Fotos: Cadillac

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