Bald ist es soweit, der neue Seat Tarraco betritt die offizielle SUV-Bühne und präsentiert sich gleichzeitig als das größte Fahrzeug der spanischen Marke.
Wir haben im Rahmen einer Presseveranstaltung den Seat Tarraco unter katalanischer Sonne im Umland von Barcelona getestet.
Wie war der erste Eindruck? Was erwartet den Interessenten beim neuen Midsize-SUV aus Spanien? Erstkontakt!
Exterieur – Temperamentvolle Note
Auf den ersten Blick im Seat-CI treu der Marke ergeben, weist der Neuling eine willkommene Portion Spirit in seinem Design auf. Maskulin und mit der erwarteten Portion Temperament präsentiert sich der Tarraco – der seinen Namen von der katalonischen Stadt Tarragona bezog, die in der Antike Tarraconensis genannt wurde.
Eine Front mit einem detailliert designten Kühlergrill und einem ernsthaften Blick durch seine Voll-LED-Scheinwerfer inklusive der einprägsamen Tagfahrlichtsignatur kündigt das iberische SUV mit Vehemenz an.
Tiefe Falten und Kanten formen das Blechkleid mit der konturierten Motorhaube beginnend und setzen sich in in der Seitenansicht fort. Hier wird die hohe und nach hinten ansteigende Gürtellinie von einem durchlaufenden Falz – anders als bei den anderen beiden SUV-Modellen der Marke direkt auf Türgriffhöhe – begleitet.
Immerhin ist der Seat Tarraco 37 Zentimeter länger als der Seat Ateca und nur neun Zentimeter kürzer als der VW Tiguan Allspace, mit dem er den modularen Querbaukasten aus dem Volkswagenkonzern teilt.
Eine leicht abfallende Dachkante und eine relativ schräge Heckscheibe vereinen sich am Heck, an dem das durchgängige Leuchtband den prägnantesten Eyecatcher für sich beansprucht. Diese nennt Seat „Coast to Coast Design“ und verbindet als LED-Line die perfekt integrierten Heckleuchten. Mit dem deutlichen Unterfahrschutz bildet dies eine harmonische Einheit.
Interieur – Extra Large
Der Innenraum bietet einen aufgeräumten und zugleich frischen Eindruck. Der zentrale Bildschirm wurde angedeutet aufgesetzt und besitzt so eine Art schwebenden Charakter, wodurch der Armaturenbereich autark und angenehm flach gestaltet werden konnte.
Das Cockpit bietet dank optionalem Active Info Display und dem griffigen Lederlenkrad eine SUV-gerechte Schnittstelle für den Fahrer, ohne dabei zu wuchtig zu erscheinen. Die Materialauswahl offeriert angenehme Softtouch-Oberflächen und Dekor im Aluminium- oder dunklem Edelholzdesign – alles sehr gut aufeinander abgestimmt und dadurch eine ruhige, angenehme Atmosphäre bereitend.
Die trapezartigen Lüftungsdüsen verinnerlichen genauso wie die Form der Außenspiegel eine hundertprozentige SEAT-DNA und die straff gepolsterten und dabei allzeit bequemen Sitze laden auch zu längeren Touren ein. Zudem stellt der Seat Tarraco das erste spanische SUV dar, welches mit sieben Sitzplätzen ausgestattet werden kann. Seinen Laderaum kann man im Übrigen als äußerst opulent bezeichnen.
760 Liter als Fünfsitzer sind schon eine Ansage, doch auch als Siebensitzer fasst der Kofferraum bereits 700 Liter, wenn die Sitze sechs und sieben im Laderaumboden verbleiben. Das sind 80 Liter mehr als der Skoda Kodiaq vorweisen kann. Wenn gewünscht, lässt sich per umklappbarer Rückenlehnen der Laderaum auf bis zu 1.920 Liter erweitern.
Motor und Fahreigenschaften
Wir testeten den Seat Tarraco als Benziner mit dem 2.0 TSI und 190 PS. Der Antrieb passt gut zum Fahrzeug und wirkt darin standesgemäß, ohne überschwängliche Kraftausbrüche und auch ohne Leistungsdefizite. Es passt – fertig. Sportive Allüren sind nur ansatzweise zu erahnen, aber ein gewisses Temperament kann der Spanier am Ende doch auffahren – insbesondere im Modus Sport des dynamischen Fahrwerks DCC.
In den anderen Modi geht es zurückhaltender zu, ohne jedoch etwa Müdigkeit vorzutäuschen. In seiner Fahrcharakteristik überzeugt der Seat Tarraco durch seine unangestrengte, sehr souveräne Art. Mit neutraler Abstimmung und hohem Sicherheitsgefühl passt das SUV ideal zum verantwortungsbewussten Fahrer dieser Zeit. Eine leichtgängige Lenkung mit moderatem Feedback und leicht dosierbare Bremsen erhöhen den Fahrkomfort und zugleich die Sicherheit.
Im Gelände kann der Seat dann so richtig überraschen. Die Überraschung war derart ausgeprägt, dass wir dieses Thema in einem separaten Beitrag beleuchten werden.
Die Geräuschkulisse hielt sich im Praxistest recht moderat, wobei der Motor jedoch allzeit gut vernehmbar war. Dabei wurden seine Arbeitsgeräusche allerdings zu keinem Zeitpunkt aufdringlich. Auch der Wind spielte ab Tempo 120 in leichter Dosis eine Nebenrolle im Gesamtpaket Fahrgeräusche.
Im ersten Praxistest durch spanische Gefilde pendelte sich der Durchschnittsverbrauch bei gut acht Litern ein. Man kann dabei erkennen, dass im Sportmodus der Verbrauch auch bei moderater Gangart in etwa um einen Liter höher ausfällt. Im Eco-Modus dafür einen knappen Liter darunter, was allerdings mit deutlich gemildertem Temperament erkauft wird.
Ausstattung, Komfort und Technik
Seat hat seinen Neuzugang mit allerlei modernen Assistenzsystemen ausgestattet. Dabei sind – um nur einige zu nennen – ein Traffic Jam Assist, mit dem man Verkehrsstörungen frühzeitig erkennen und entsprechend umfahren kann, ein Emergency-Assist, um im Fall eines Notfalls schnelle Hilfe erhalten zu können und ein Pre-Crash-Assistent, der zeitnah Gefahrensituationen erfasst und davor warnt und – als Ultima Ratio – auch Gefahrenbremsungen einleitet.
Ebenso besitzt das Infotainmentsystem neben der Steuerung via Touchfunktion auch einen Annäherungssensor und eine Gestensteuerung. Dies alles funktionierte in unserem ersten Test fehlerfrei und zuverlässig. Beste Vernetzung garantieren unter anderem die Nutzung von Alexa und Shazam im Seat Tarraco. Auch das Parken wird durch eine 360-Grad-Kamera einfacher und alle Leuchtmittel außen wurden vollständig mittels LED-Technik realisiert, die Blinker pulsieren zudem dynamisch.
Eine gute Beschallung garantiert mit hoher Wahrscheinlichkeit das BeatsAudio Soundsystem, das in unserem Erstkontakt zugunsten aller anderen Testparameter nur ganz kurz aufspielen durfte. In einem ausführlichen Fahrbericht werden wir uns aber auch dem Kapitel Sound intensiver widmen.
Ein wahrlich riesiges Panoramadach erlaubt eine großzügige Lichtdurchflutung des Innenraums und lässt sich elektrisch weit öffnen. Der geöffnete Teil des Glasdachs wird dabei nach außen geschoben, wodurch diese überaus weite Öffnung ermöglicht wird. Den Zuwachs an Windgeräuschen nimmt man dabei gerne in Kauf.
Die getestete Version des Seat Tarraco besaß als XCELLENCE-Ausstattungslinie auch eine elektrische Heckklappe mit Sensorsteuerung, die Seat „virtuelles Pedal“ benennt.
Varianten und Preise des Seat Tarraco
Zwei Benziner und zwei Diesel sind zum Marktstart, der Anfang 2019 angekündigt ist, im Portfolio. Ein 1.5-Liter TSI mit 150 PS und Zylinderabschaltung dient als Einstiegsmotor und wird als Basismodell STYLE ab 29.980 Euro angeboten. Der im Erstkontakt gefahrene 2.0-Liter TSI mit 190 PS entspricht dem Pendant aus dem VW Tiguan – hier allerdings mit zehn PS mehr, bei gleichbleibendem Maximaldrehmoment von 320 Newtonmetern.
Als Diesel steht der 2.0-Liter TDI in zwei Leistungsstufen zur Verfügung, mit 150 und 190 PS. Die jeweils stärkere Motorisierung wird mit dem 7-Gang-DSG ausgestattet, die anderen beiden erhalten die 6-Gang-Handschaltung. Erfreulich: Das Allradsystem 4Drive ist beim Seat Tarraco in den beiden strken Motorisierungen serienmäßig.
Zum Marktstart werden zwei Ausstattungsversionen angeboten, STYLE und XCELLENCE. Später wird auch eine sportliche FR-Version folgen. Ein Plugin-Hybrid ist für 2020 geplant und soll 210 PS Systemleistung bereitstellen sowie 50 Kilometer rein elektrisch fahren können.
Fazit – Aller guten Dinge sind drei
Der Seat Tarraco ist neben dem Seat Ateca und dem kleinen Seat Arona der Dritte im Bunde der Seat-SUV und überzeugt mit einer überraschend eigenständigen Optik, sowie einer durchdachten wie modernen Ausstattung. Dank Allradantrieb meistert der Spanier auch schwierige Abschnitte mehr als souverän – ein Kapitel, das wir daher in Kürze separat beleuchten werden.
Der Einstiegspreis entspricht fast exakt dem des VW Tiguan Allspace, dafür bekommt man 50 Liter mehr Laderaumvolumen, was allein zumindest in Deutschland noch nicht reichen muss, um dem Platzhirsch Paroli zu bieten. In Anderen Ländern legt man nicht unbedingt eine ausgeprägte Markenverbundenheit an den Tag wodurch es der Tarraco leichter haben könnte.
Seine bessere Basisausstattung sowie sein eigenständiger Charakter sind allerdings auch für deutsche Gefilde echte Argumente und der frische, jugendhaft anmutende Look, gegen den der Tiguan schwer ankommt und ein Kodiaq fast schon langweilig aussieht, könnte vor allem jüngere Fahrer überzeugen.
Text: NewCarz / Bilder: Seat/NewCarz
Technische Daten: Seat Tarraco 2.0 TSI EXCELLENCE 4Drive
Länge x Breite x Höhe (m): 4,74 x 1,84 x 1,66
Radstand in mm: 2.790
Motor: Reihenvierzylinder-Ottomotor mit Abgasturbolader und Direkteinspritzung
Leistung: 140 kW (190 PS) bei 4.200 – 6.000 rpm
Hubraum: 1.984 ccm
Max. Drehmoment: 320 Nm bei 1.500 – 4.100 rpm
Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
Antrieb: Allrad 4Drive
Verbrauch kombiniert (WLTP-Norm): noch keine Angabe
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,1 L/100 km (auf 200 km Stadt/Land/Autobahn 20/70/10)
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): noch keine Angabe
Abgasnorm: Euro 6d-Temp
Höchstgeschwindigkeit: 211 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,0 Sekunden
Leergewicht 5-Sitzer/7-Sitzer in kg: 1.773 / 1.808
Laderaumvolumen: 760 Liter als Fünfsitzer (1.920 Liter bei umgeklappten Rücksitzlehnen)
Kraftstofftank: ca. 60 Liter
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
3 thoughts on “Erstkontakt: Seat Tarraco Test – Made 4Drive”