Als aktuell sportlichster Protagonist der kleinsten Baureihe mit dem Skorpion als Markensymbol, ist der Abarth 695 EsseEsse zweifellos optisch und akustisch das Alphatierchen.
Zeit also, diesen Stachler mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Unser Testwagen fuhr in einem „Scorpione Schwarz“ vor und war bereits einige Querstraßen weg von unserem Testgelände akustisch gut zu vernehmen.
EsseEsse steht für das Doppel-S „Super Sport“, welches der Ur-695-EsseEsse in den Sechzigern des vergangenen Jahrhunderts in Form diverser Plaketten zur Schau stellte. Fahrbericht.
- Das Exterieur
- Das Interieur des 695 EsseEsse
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Der Preis des kleinen Abarth
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Mit viel Sportgeist
Wirft man das erste Mal einen Blick auf die wonnige Knutschkugel, so erlebt man Abarth in Reinkultur. Die runde Front schaut ein wenig frech drein und strahlt dank der Bi-Xenon-Scheinwerfer noch mehr Dynamik aus.
Integrierte Nebelleuchten samt gerahmter Lufteinlässe möchten derweil einen Hinweis auf entsprechende Potenz geben. Schade, dass die Tagfahrlichter in so gar nicht zu diesem Auto passender Halogenlichtfarbe Gelb vor sich hin glimmen.
Spätestens beim Blick auf die Seite dürfte auch der ganz und gar unkundige Betrachter Auskunft über die Marke geben können. Denn auf dem schwarzen Lack wurde ein Zierstreifen angebracht, der in dicken Lettern „ABARTH“ zeigt. Hinzu kommen weiße Felgen im 17-Zoll-Format, die bestens mit den weißen Außenspiegelkappen harmonieren.
Glutrote Bremssättel blitzen übrigens hinter diesen Felgen hervor und nehmen für diese Fahrzeugklasse ungewöhnlich große und gelochte Scheiben in die Zange.
Am Heck gibt es neben den opulenten Endrohren aus Titan, die auch jedem Laien etwaige Sorge um Leistungsmängel nehmen, einen verstellbaren Dachheckspoiler. Der sogenannte „Spoiler ad Assetto Variable“ ermöglicht eine Winkelstellung von null bis 60 Grad. Maximiert man den Winkel auf die 60 Grad, sorgt dieser bei Tempo 200 für einen zusätzlichen Anpressdruck von 42 Kilogramm.
Cooler Nebeneffekt: Steht der Spoiler im größten Neigungswinkel, kann der Hintermann in großen Lettern den Abarth-Schriftzug auf der Innenseite des Spoilers erkennen.
Interieur – Die Liebe zum Detail
Im Innenraum hat man sich einzelnen Komponenten gewidmet und diese en Detail veredelt. Dazu gehört unter anderem die Instrumententafel, die nun mit Alcantara verkleidet wurde und einen geprägten Schriftzug zur Schau stellt.
Sehr hübsch und mit viel Liebe zum Detail wurde auch das Lenkrad designt, denn dieses fällt zwar etwas groß aus, trägt aber an genau den richtigen Stellen Alcantara und sorgt zudem mit kleinen Carbon-Intarsien für einen hochwertigen Eindruck. Nicht minder eindrucksvoll zeigt sich der Schalthebel samt -knauf komplett aus Carbon.
Die Sabelt Sportsitze sind nichts für Leute, deren Körperfülle überdurchschnittliche Dimensionen besitzt. Denn diese sind typisch italienisch „Slim Fit“ und so sollten auch die Fahrer ausfallen. Doch nicht nur das, sondern auch die nicht variierbare Sitzhöhe lässt großgewachsene Personen schnell an ihre Grenzen stoßen. Überhaupt ist die Sitzverstellung suboptimal, denn die Lehnenneigung ist beispielsweise nur verstellbar, wenn die Tür offensteht. Im geschlossenen Zustand ist der massive Drehknauf des Sportgestühls nicht bedienbar.
Der Seitenhalt dieser Rennsportsitze ist dafür auf absolutem Topniveau. Wer es sitztechnisch eher ausladend mag, sollte auf dieses Gestühl verzichten. Im Fond geht es ziemlich eng zu und man sollte diesen Platz lieber einer schicken Tasche aus dem Hause Bottega Veneta zugestehen, als dort Menschenfracht zu platzieren.
Der Kofferraum unterscheidet sich derweil nur marginal und daher vernachlässigbar von den anderen Varianten der kleinen Abarth-Raketen.
Motor und Fahreigenschaften – Auf Krawall gebürstet
Der 180 PS starke Vierzylinder mit seinen 1,4 Litern Hubraum ist auch im 695 EsseEsse eine Wucht. Er setzt den kleinen Abarth souverän in Bewegung und bringt ihn sehr zügig auf 200 km/h – erst dann wird’s zäher und als Maximum stehen 225 km/h als erreichbare Höchstgeschwindigkeit auf der Uhr.
Untermalt wird dies von einem infernalen Auspuffsound, den man den Experten aus dem Hause Akrapovic zuschreiben kann, der so durchdringend und machtvoll daherkommt, dass nach dem Anlassen im Kaltstart oder bei starken Beschleunigungen die Fenster der umliegenden Häuser aufgerissen werden und erstaunte Blicke mit überraschten Mienen signalisieren, dass man hier eher einen Supersportler erwartet hätte, statt einem Fiat 500 – Pardon, einem Abarth.
Im Vergleich zu den bereits getesteten Versionen Competizione und dem Yamaha Monster Energy kommt der EsseEsse gewissermaßen austrainierter daher und wirkt auch irgendwie erwachsener. Allerdings heißt das nicht, dass man ihm den Spaß abgewöhnt hat – im Gegenteil. Wird der Kleine bei Laune gehalten, sprintet klein Abarth wie eine junge vom Skorpion gestochene Gazelle voran und man hat das Gefühl, dass er leistungstechnisch gerade noch für den Frontantrieb geeignet ist. Wäre davon noch mehr vorhanden, würde der Kleine mehr stempeln als beschleunigen.
Und genau hier kommt die mechanische Differenzialsperre für knapp 2.000 Euro zusätzlich ins Spiel, die für bestmögliche Traktion auch bei Kurvenfahrten sorgt. Ohne diese könnte dieser Abarth 695 EsseEsse vor Kraft nicht laufen.
Die Lenkung wurde hart und sehr direkt abgestimmt, was wir für das Gros der Testfahrten sehr begrüßt haben. Allerdings verhilft diese ausgeprägte Direktheit dem Kleinen auch zu einer gewissen Nervosität, die vor allem in höheren Geschwindigkeiten dafür sorgt, dass man das Gefühl hat, der Abarth will ständig von dem vorgegebenen Kurs abweichen.
Die bereits angesprochenen, groß dimensionierten Bremsen aus dem Hause Brembo verzögern den Kleinen mit einer Vehemenz, die man so nicht erwartet hätte – ein großes Lob an dieser Stelle.
Das Fahrwerk wurde sehr neutral abgestimmt und daran hat die optimale Gewichtsverteilung einen nicht unerheblichen Anteil. Dies in Summe trägt einen erheblichen Beitrag zu besagtem „erwachsenen“ Eindruck bei.
Der „Skorpion-Modus“ – so der Name des Sportfahrmodus im Abarth – lässt sich einfach über eine Taste auf der Instrumententafel aktivieren und versetzt den 695 in eine Art Beast-Mode, der im Test immer wieder aufs Neue für Begeisterung sorgte. Begleitet von einer Akustik der Abgasanlage, die eher nach Mini-V8 denn nach Knallbüchse klingt, macht der Abarth dabei einen Heidenspaß.
Beim Verbrauch zeigte uns der Skorpion, dass er hier sowohl als Kleiner gelten kann, aber eben auch zu den ganz Großen zählen will. Im Drittelmix konsumierte der Abarth 695 EsseEsse auf 100 Kilometer Fahrstrecke durchschnittlich acht Liter Super. Bei permanent Vollgas auf der Autobahn wurden daraus unerhörte 21,1 Liter.
Entschuldigt hat sich der Italiener dafür dann auf der Sparrunde, auf der er nur 4,9 Liter benötigte. Was für eine breite Range.
Ausstattung, Komfort, Technik
Beim Abarth 695 EsseEsse kann man mit Fug und Recht von einer gewissen Exklusivität sprechen, wenn es um dessen Ausstattung geht.
Dazu gehören unter anderem sehr gute Bi-Xenon-Scheinwerfer, die bei den Themen Reichweite, Homogenität und Helligkeit auch einige modernere LED-Scheinwerfer in den Schatten stellen können. Hübsches Detail: Die verchromte, kleine Scheinwerfer-Reinigungsanlage.
Das Beats Soundsystem ist klanglich als voluminös und lebendig zu beschreiben. Deshalb und auch aufgrund des moderaten Aufpreises von 690 Euro eine echte Empfehlung.
Das Infotainment ist zwar zu aktuellen Systemen nicht mehr ganz konkurrenzfähig und der Bildschirm ist zudem relativ klein, doch in diesem ohnehin kleinen Fahrzeug vermögen wir dies gar nicht zu kritisieren, sondern freuen uns vielmehr darüber, dass ein Navigationssystem mit einer übersichtliche Routenführung an Bord zu finden ist. Leider wurden Verkehrsstörungen dabei nicht berücksichtigt.
Was dagegen nicht an Bord ist und auch nicht bestellt werden kann, ist eine Sitz- und Lenkradheizung. Bei den reinrassigen Sportsitzen ist das noch einleuchtend, doch beim Lenkrad wäre das sicherlich umsetzbar.
Auch die Außenspiegel lassen sich nicht elektrisch anklappen, was bei einem Abarth auf Basis eines Fiat 500 abmessungstechnisch allerdings gut zu verschmerzen ist.
Der Preis des Abarth 695 EsseEsse
Zuerst die schlechte Nachricht: Der 695 EsseEsse ist nur noch als Lagerfahrzeug verfügbar, wird also nicht mehr gebaut, denn er wird auf insgesamt 695 Exemplare limitiert.
Der Einstiegspreis belief sich auf 34.490 Euro, das sind rund 5.000 Euro mehr als der herkömmliche Abarth 695 aufruft. Diverse Ausstattungsoptionen lassen den Preis auch schnell Richtung 40.000 Euro schnellen. Unser Testwagen war für rund 38.500 Euro zu haben und wäre dieser voll ausgestattet, beliefe sich der Preis auf ungefähr 45.000 Euro.
Fazit – Der attraktive Skorpion mit Megaphon
Der Abarth 695 EsseEsse offenbarte sich im Test als eine kleine Pocket-Rakete, die zwar schon etliche Jahre auf dem Markt ist, aber noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Vielleicht gibt es einige, die die vielen Sondereditionen belächeln – gekauft werden sie dennoch und das nicht ohne Grund.
Mit einer ordentlichen Portion Sportsgeist wird dieser Abarth seiner Zunft mehr als gerecht und sorgt entsprechend optisch, fahrtechnisch und auch akustisch für viel Furore. Seine Fans wissen das sehr zu schätzen. Im Sportmodus ist der EsseEsse extrem schnell ums Eck und dazu unüberhörbar. Ein Megaphon auf Rädern wurde er scherzhaft von einem unserer Redakteure genannt.
Mit rund 38.000 Euro ist auch dieser Abarth weit jenseits der Bezeichnung Schnäppchen, aber seine Fans lieben ihn wie gesagt und seine Limitierung macht ihn nicht minder begehrlich. Hinzu kommt eine reichhaltige Ausstattung, viele liebevolle Details, sodass wir uns sicher sind, dass auch dieses Modell viele glückliche Besitzer finden wird. Amore per sempre, könnte man meinen.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- sportliche Fahreigenschaften
- kräftiger Turbobenziner
- detailreiche Ausstattung
- Infotainment nicht taufrisch, aber intuitiv bedienbar
Contra:
Technische Daten: Abarth 695 EsseEsse
- Farbe: Skorpion Schwarz Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen
- Länge x Breite x Höhe (m): 3,66 x 1,63 (1,89 mit Außenspiegel) x 1,49
- Radstand (mm): 2.300
- Antrieb: Reihenvierzylinder mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 132 kW (180 PS) bei 5.500 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 250 bei 3.000 rpm
- Hubraum: 1.368
- Getriebe: 5-Gang-Handschaltung
- Antriebsart: Front mit mechanischem Sperrdifferenzial
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 7,0 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,0 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 171 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,7
- Wendekreis (m): 10,6
- Bodenfreiheit (mm): k.A.
- Kofferraumvolumen (l): 185 bis 610
- Leergewicht (kg): 1.120
- Zuladung (kg): 340
- max. Dachlast (kg): 50
- Tankinhalt (l): 35
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 38.440 Euro (Basispreis: 34.490 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.