Der Citroen Berlingo nutzt in seiner dritten Generation die gleiche Plattform wie die Hochdachkombis Peugeot Rifter und Opel Combo – höchste Zeit also, um dem dritten dieses Trios auf den Zahn zu fühlen.
In unserem Test schauten wir uns den Citroen Berlingo in der Ausstattungsversion „Shine“ mit dem 130 PS starken 1.5-Liter Turbodiesel – der stärksten Dieselvariante – in Kombination mit einem Handschaltgetriebe an. Fahrbericht.
Exterieur und Interieur – Ambiente und Platz
Dieses Auto kann man mit Fug und Recht als den rundlich-geschmeidigsten Protagonisten im Trio der Hochdach-Kombis bezeichnen. Französischer Chic, dosiert eingesetzt und kleine, typische Applikationen der Marke, die beispielsweise an den C4 Cactus erinnern, verleihen dem Berlingo eine sympathische und erfrischende Note.
Eine CI-gerechte Aufmachung findet sich so an der Fahrzeugfront und an den Seiten, an denen Bumper die Markenzugehörigkeit sogleich erkennen lassen. Das Heck gleicht am ehesten auch denen der Geschwister, wobei das Markenemblem hier die Absicherung in puncto Erkennbarkeit als Citroën übernimmt.
Die obligatorischen Schiebetüren sind überaus praktisch, erleichtern den Zu- und Ausstieg auch bei eingeschränkten Platzverhältnissen wie in Parklücken von Tiefgaragen spürbar und besitzen obendrein auch elektrische Fensterheber, was dem Komfort im Fond zuträglich ist.
Im Innenraum setzt sich der charakteristische Citroën Style fort und zeigt analog viele Parallelen zu den Geschwistermodellen. Vor allem in Bezug auf Ablagen, Getränkehalter und Stauräume geizt auch der Citroen Berlingo nirgendwo. Bis zu 28 Staufächer erhält man in diesem Franzosen.
Einige davon finden sich genau wie die tolle Sky-Lounge im sogenannten Modutop Multifunktionsdach. Die Verglasung lässt nicht nur Licht in das Fahrzeug, sondern offeriert auch den Passagieren auf der Rückbank ein Lounge-Ambiente, was dem Fahrzeug ein deutliches Plus an Wertigkeit verleiht. Gemeinsam mit den cleveren Ablage- und Staufächern ist dieses ein echtes Highlight im Citroen Berlingo.
Die Rundumsicht ist sehr gut, was neben senkrechter, großzügiger Glasflächen auch die sehr große, separat öffnende Heckscheibe begründet. Ein sehr angenehmes Lenkrad liegt gut in den Händen und die Instrumententafel sichert einen geordneten Überblick.
Platztechnisch gibt es erwartungsgemäß nichts zu bemängeln und neben den guten Sitzen – auf der zweiten Reihe handelt es sich auch hier um drei vollwertige Einzelsitze – bietet auch der Laderaum mit bis zu 2.126 Litern einen für einen Hochdachkombi angemessenen Platz.
Motor und Fahreigenschaften – Empfehlenswerter Leichtölkonsument
Der stärkste Motor in der Antriebspalette der erhältlichen Turbodiesel zeigte sich im Test sehr souverän und konnte bereits bei niedrigen Touren dank 300 Newtonmetern für einen ordentlichen Vortrieb sorgen. Er hängt aufmerksam am Gas und leistet sich keine erkennbaren Schwächen. Die nahezu nicht spürbare Gedenksekunde kann man getrost ignorieren, da sie im Alltag so gut wie nie eine Rolle spielen dürfte.
Das Fahrwerk zeigte sich sehr ausgewogen mit einem klar definierten Fokus Richtung Komfort. Das Auto wirkt daher etwas weicher als beispielsweise der Peugeot Rifter, kann dadurch bei schnell gefahrenen Kurven eine etwas ausgeprägter erscheinende Neigungswilligkeit an den Tag legen, punktet dafür aber mit einem höheren Reisekomfort, schluckt Unebenheiten und Verwerfungen besser als seine Geschwister.
Dementsprechend zeigte sich auch die Handschaltung im Berlingo etwas weicher und komfortbetonter abgestimmt, mit einer längeren Übersetzung. Dadurch liegen selbst auf der Autobahn recht niedrige Drehzahlen an, die der Citroen Berlingo dank dem bereits ab 1.750 Touren zur Verfügung stehenden maximalen Drehmoment ohnehin für den Großteil der alltäglichen Einsatzszenarien bevorzugt.
Zudem hat man der Geräuschdämmung erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet, was sich in durchgehend sehr moderaten Geräuschpegeln widerspiegelt. Das Bremsverhalten zeigte sich im Test zuverlässig, wobei der Druckpunkt nicht so klar definiert wird, wie beispielsweise im Opel Combo. Doch bei der Standfestigkeit leistet sich auch der Berlingo keinerlei Schwächen.
Der ermittelte Verbrauch ergab einen im Drittelmix ermittelten Wert von 6,4 Litern auf 100 Kilometer. Auf der Sparrunde schaffte dieser Hochdachkombi sogar 4,9 Liter und wer das Gaspedal durchgehend das Bodenblech küssen lässt, kommt der Zehn vor dem Komma verdächtig nahe.
Ausstattungshighlights, Technik und Sicherheit
Auch hier möchten wir vor allem Dinge benennen, die uns im Test des Berlingo auffielen. Immerhin hält der Hochdachkombi allein bis zu 18 Assistenzsysteme bereit. Zu einigen kommen wir gleich. Beginnen wir mit dem sehr einfach und intuitiv zu bedienenden 8-Zoll-Touchscreen mit seiner typischen Citroen-Menüführung, die im Grunde keine Fragen offenließ. Vernetzung ist hier kein Problem.
Leider gibt’s auch im Citroen Berlingo kein Xenon- oder LED-Licht, stattdessen übernehmen Halogen-Scheinwerfer diese Aufgabe und diese hier sind in Bezug auf Helligkeit, Reichweite und Leuchtfeldcharakteristik aufgrund der Freiformreflektortechnik die das Schlusslicht bildenden Leuchtmittel nach Combo und Rifter. Dafür konnte der Fernlichtassistent mit zuverlässigem Erkennen anderer Verkehrsteilnehmer beziehungsweise deren Lichtquellen punkten.
Noch ein echter Nachteil sind die ebenso analog zum Rifter und Combo verbauten Schalter für die Sitzheizungen an der äußeren Sitzverkleidung, welche man erstens während der Fahr schlecht erreichen kann und deren Funktionsleuchten – die einzigen des Systems – nicht eingesehen werden können. Das macht den Umstand noch schlimmer, dass die Sitzheizung sich oftmals erst mehrere Minuten nach dem Fahrzeugstart aktivieren lässt.
Frei von Kritik bleiben dagegen der Spurhalteassistent mit nicht zu übertriebenem Lenkeingriff sowie ein fehlerfrei agierender Toter-Winkel-Assistent. Der Müdigkeitswarner – bei Citroen liebevoll „Coffee Break Alarm“ genannt – meldete sich während des gesamten Testzeitraums nicht zu Wort – auch nicht bei stundenlanger Fahrt ohne Pause.
Die Verkehrszeichenerkennung leistete sich praktisch nur ganz vereinzelt mal eine Fehlinterpretation, konnte überwiegend die jeweiligen Schilder sicher erkennen. Die Fehlerquote häufte sich bei Leuchttafelanzeigen.
Das Soundsystem lieferte einen zufriedenstellenden Klang, von dem man keine Hifi-Spektren erwarten darf, aber welches dennoch eine solide klangliche Grundlage sichert. DAB-Radio gab es auch an Bord, bei dem es empfangstechnisch kaum zu Defiziten kam.
Das Parken und Rangieren funktioniert mit dem Berlingo aufgrund der guten Rundumsicht recht gut. Dennoch erwiesen sich die Parksensoren und vor allem die Rückfahrkamera mit ihrem scharfen Bild und der guten Sicht auch bei Nacht als hilfreiche Assistenten.
Keyless-Sensoren finden sich an den vorderen Türgriffen sowie etwas versteckt an der Heckklappe über der Kennzeichenhalterung, wo man auch den Taster für die separate Öffnung für die Heckscheibe findet.
Die bereits angesprochene Sky-Lounge des Modutop Multifunktionsdaches wird bei Dunkelheit durch ein Ambientelicht in Szene gesetzt. Die Helligkeit ist dreistufig einstellbar, wobei bereits die erste Stufe recht hell ist und manche Redakteure diese Art von Innenlicht als störend empfanden, andere wiederum „hell“ begeistert davon waren.
Varianten und Preise für den Citroen Berlingo
Auch den Berlingo gibt es in zwei Karosserielängen: M bezeichnet die normale Version und als Berlingo XL die Version mit verlängerter Karosserie und größerem Radstand, analog zum Rifter L2. Wir betrachten hier die M-Version. Dafür stehen vier Ausstattungslinien bereit:
- START – Die Basisversion geht ab 20.740 Euro an den Start und besitzt unter anderem ein Audiosystem mit Bluetooth- und USB-Anbindung, ein Sicherheitspaket sowie eine verglaste Heckscheibe mit Heizung serienmäßig.
- LIVE – Zusätzlich an Bord gibt es hier eine Klimaanlage, 16-Zoll-Stahlfelgen, elektrische Fensterheber vorne und Schiebetüren mit ausstellbaren Fenstern zu einem Preis ab 21.140 Euro.
- FEEL – Eine Stufe darüber erhält der Hochdachkombi ab 24.170 Euro on top Parksensoren hinten, LED-Tagfahrlicht, 8-Zoll-Touchscreen, ein Klima/Sichtpaket und einiges mehr ab Werk.
- SHINE – Die Topausstattung besitzt obendrein als Serienausstattung Rückfahrkamera, Parksensoren vorne, ein Head-up-Display, eine Dachreeling und drei Einzelsitze in Reihe zwei für mindestens 27.340 Euro.
Als Antriebe dienen im Berlingo zwei Benziner und zwei Diesel: Die Benziner sind beide als 1.2-Liter-Dreizylinder ausgeführt und leisten jeweils 110 und 131 PS. Die Dieselmotoren besitzen einen Hubraum von 1.5 Liter und leisten jeweils 102 und 130 PS.
Die Kraftübertragung übernimmt beim kleinen Diesel ein 5-Gang-Schaltgetriebe und beim großen Diesel ein manuelles Sechsgang-Getriebe oder optional eine 8-Stufen-Automatik. Bei den Benzinern wird der schwächere Antrieb ausschließlich mit dem 6-Gang-Schaltgetriebe kombiniert, wohingegen der stärkere Benziner die 8-Stufen-Automatik als alleinige Option erhält. Alle Modelle verfügen über Frontantrieb. Allrad ist nicht erhältlich und auch nicht geplant.
Fazit – Der Charmeur unter den Hochdachkombis
Der Citroen Berlingo zeigte sich im Test als der avantgardistische im Trio der Hochdachkombis und punktete in erster Linie mit omnipräsenter Gelassenheit und dem typischen, französischen Chic. Nicht umsonst ordnet der PSA-Konzern den Rifter eher als Outdoor-Van ein, während der Berlingo seinem Ruf als charmanter, unaufgeregter Familienfreund gerecht wird.
Gute Noten erhält auch der spritzige Diesel, der in seinen Eigenschaften den komfortbetonten Charakter unterstützt und im Alltag in der Kombination mit dem Schaltgetriebe eine sehr empfehlenswerte Symbiose entwickelte – das alles bei einem moderaten Verbrauch.
Als französischer Charming Boy mit coolem Ambiente – vor allem in der Shine-Ausstattung – dürfte sich der Berlingo auch in seiner aktuellen Generation bei seiner Zielgruppe nicht geringer Beliebtheit erfreuen. Aus Sicht der Redaktion fühlt sich dieses Auto besonders bei Familien am wohlsten und umgekehrt.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Citroen Berlingo M BlueHDi 130 SHINE
- Farbe: Platinum Grau
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,40 x 1,85 (2,11 mit Außenspiegel) x 1,84
- Radstand (mm): 2.785
- Antrieb: Vierzylinder Commonrail Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Leistung: 96 kW (130 PS) bei 3.750 rpm
- Max. Drehmoment: 300 Nm bei 1.750 rpm
- Hubraum: 1.499 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltung
- Antrieb: Front
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 4,5 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,4 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 117 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC
- Höchstgeschwindigkeit: 186 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,3 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,8
- Leergewicht (kg): 1.505
- Zuladung (kg): 615
- Kofferraumvolumen (l): 597 bis 2.126
- Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 % (kg): 750/1.500
- Stützlast (kg): 74
- Dachlast (kg): 100
- Kraftstofftank (l): 50
- Füllmenge AdBlue (l): 17
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: ca. 30.890 Euro (Einstiegspreis ab 20.740 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.