Es war neues Terrain für die Spezialisten aus Buchloe, denn der ALPINA XB7 ist das erste Modell der Allgäuer in diesem Format.
Ein gedoptes Mammut? Mitnichten, denn ein Mammut strahlt nicht eine solche Eleganz aus, wie es dieser ALPINA XB7 vermag. Bereits die Originalversion, der BMW X7, kann sich mehr als sehen lassen und schnitt in unserem Test auch mit nicht wenig Bestnoten ab.
Dies nun hier ist die Version von ALPINA Burkard Bovensiepen, der Automanufaktur aus dem Allgäu, dem Spezialisten für besondere Automobile. Sie haben ein SUV der besonderen Art kreiert, was gleichzeitig die stärkste Serienversion der X7-Reihe von BMW überhaupt darstellt.
Die Hüften eines BMW ALPINA XB7 sind in der Tat eher vergoldet und zeigen eindrucksvoll, wie attraktiv selbst solch ein Koloss aussehen kann.
Erfreulich und erwartungsgemäß bleibt im Fokus von ALPINA neben der Dynamik auch weiterhin der Komfort – ein existenzieller Bestandteil eines X7, welcher hier nochmals unterstrichen wurde. Doch der Reihe nach.
- Äußere Eindrücke
- Der Innenraum
- Daten und Technik
- Testfahrt Rennstrecke
- Preis und Markstart
- Fazit
- Technische Daten
Der ALPINA XB7 von außen
Einige Dinge bleiben an ALPINA-Fahrzeugen unverändert, wie beispielsweise die Doppelniere. Ebenso groß und markant das Antlitz des Riesen bestimmend wie am originalen BMW X7, wird es hier unter der modifizierten Frontschürze durch den obligatorischen ALPINA-Schriftzug untermauert. Weitere dezente und ALPINA-typische Anpassungen ringsum machen den XB7 aus.

Als Highlight und Tradition schlechthin, dürfen sich mit Sicherheit die ALPINA-Räder nennen. Neben den kleineren 21-Zoll-Gussrädern ALPINA DYNAMIC, welche grundsätzlich mit Runflat-Bereifung ausgestattet werden, kommen optional auch gewaltige 23-Zoll-Schmiederäder zum Einsatz. Doch selbst diese sehen auf dem BMW ALPINA XB7 gar nicht mehr so riesig aus, sondern verleihen ihm eher eine noch athletischere Note.

Ausgestattet mit einer Mischbereifung von Pirelli, welche exklusiv für dieses Fahrzeug entwickelt wurde, besitzen diese an der Vorderachse 285er und an der Hinterachse sogar 325er Breitendimensionen.
Der Innenraum des ALPINA XB7
Es wäre kein ALPINA, wenn nicht bereits der erste Blick auf das Interieur die Augenbrauen nach oben schnellen lassen würde. Nichts anderes geschieht beim Betrachter des edlen Interieurs dieses Siebensitzers, sobald dieser die mit einem illuminierten ALPINA Schriftzug versehenen Einstiegsleisten überquert.

Der Blick schweift dabei über feinstes Merino-Leder, auch die Instrumententafel trägt Leder und Komfortsitze befinden sich immer an Bord des ALPINA XB7. Erstmalig kommt offenporiges, naturbelassenes Walnussholz in Anthrazit zum Einsatz. Auf Wunsch zieht exklusives Lavalina-Leder in den Innenraum, handvernäht natürlich. Die ALPINA-typischen Kontrastnähte finden sich zudem überall im Innenraum des XB7.

Nicht fehlen darf natürlich die Produktionsplakette mit der laufenden Seriennummer auf der Mittelkonsole. Alles in allem ist der Komfortanspruch nochmals um eine, wenn nicht sogar um zwei Stufen nach oben geklettert.

Übernommen wurden für den XB7 die möglichen Sitzkonfigurationen – serienmäßig ist das SUV ein Siebensitzer, gegen Option wird ein Sechssitzer mit zwei Einzelsitzen auf der zweiten Sitzreihe daraus.
Technische Daten und Highlights im Überblick
Die Buchloer überlassen bekanntlich nichts, aber auch gar nichts dem Zufall. Und so verwundert es nicht, dass sie dem XB7 eine ganze Reihe von Anpassungen verliehen. Dieses Unterfangen beginnt beim Motor, dem man unter anderem größere Turbolader spendierte, mit dem Resultat einer satten Leistungssteigerung sowie einer noch höheren Drehfreudigkeit.

Der 4.4-Liter V8 Bi-Turbo leistet hier 621 PS sowie 800 Newtonmeter maximales Drehmoment, das bereits ab 2.000 Umdrehungen pro Minute anliegt und dieses Plateau ganz und gar ALPINA-typisch bis zu 5.000 Umdrehungen pro Minute hält. Ein Drehmomentmonster schlechthin.
Diese Werte reichen aus, um das SUV in nur 4,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zu katapultieren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 290 km/h und damit gehört der XB7 mit zu den schnellsten SUVs weltweit.

Akribisch wurde dabei Wert auf eine effiziente Kühlung gelegt, die auch bei dauerhafter Belastung souverän und sicher das Triebwerk im grünen Bereich halten kann. Das modifizierte Kühlsystem besteht nunmehr aus drei Kühlern – zwei davon ausgelagert. Zwei motornahe ALPINA-Ladeluftkühler entspannen die dem Motor zugeführte Luft temperaturtechnisch, bevor sie die Brennräume erreicht.
Weiterhin kommt ein verstärktes achtstufiges ZF-Getriebe zum Einsatz, welches über eine spezielle ALPINA Switchtronic-Software gesteuert wird. Aufgrund der deutlichen Leistungssteigerung wurden auch die Antriebs- und Gelenkwellen verstärkt und der Allradantrieb erhielt eine Performance orientierte Abstimmung.

Dem Hinterachsgetriebe wuchsen ausgeprägte Kühlrippen für eine effiziente Wärmeabführung und den Sound übernimmt am ALPINA-Modell eine Edelstahl-Abgasanlage.
Anstelle des ECO-Fahrmodus erhielt der ALPINA XB7 einen zweiten Komfortmodus, den Comfort+. Auch das Luftfahrwerk wurde modifiziert und bewegt die Karosserie des SUV in der Vertikalen nun auf insgesamt 90 Millimeter. Dabei kann der XB7 in drei Höhenniveaus dauerhaft gefahren werden.

In den beiden Comfortmodi senkt das Fahrwerk sich in zwei Geschwindigkeiten automatisch ab. Ab Tempo 160 geht es aus der Neutralstellung 20 Millimeter abwärts, ab Tempo 250 kommen nochmal 20 Millimeter nach unten hinzu. Im Offroadmodus wird das SUV hingegen um 40 Millimeter aus der Neutralstellung angehoben. Diesen kann man bis 30 km/h fahren. Der Belademodus senkt das Fahrzeug um 50 Millimeter aus der Neutralstellung und das nur im Stillstand.
So fährt sich ein ALPINA XB7
Dieser Test wurde komplett auf abgesperrter Strecke, genauer gesagt auf der Rennstrecke Bilster Berg durchgeführt. Auf die öffentliche Straße darf der Große noch nicht.
Begonnen haben wir noch etwas vorsichtig im Comfort+ Modus, mit dem der XB7 seine Insassen in einer absoluten Sänfte dahingleiten lässt. Erstaunlich finden wir, dass selbst die großen 23-Zoll-Räder nicht für Abstriche beim Abrollverhalten sorgen können. Die Souveränität ist hier beeindruckend.

Der Sound ist dabei zwar V8-konform, aber dennoch zurückhaltend. Ein bisschen basslastiger als das Original aus München klingt er aber.
Ein Druck auf das Gaspedal macht sofort klar, dass hier auf jeden Gasbefehl eine Machtdemonstration folgt. Der V8 hängt derart gierig am Gas, dass es eine Freude ist. Der katapultartige Start ist durch eine Vehemenz geprägt, dass das Gewicht des SUV – immerhin gut 2,5 Tonnen – sich in Luft aufgelöst zu haben scheint. Erste Kurve – durch, zweite Kurve – durch. Der ebenfalls angepasste Wankausgleich leistet ganze Arbeit, hält die Fuhre mit Nachdruck sauber austariert.

Die Bremsen passen zum Auto, verzögern den Koloss ohne Überforderungseindrücke, im Gegenteil. Die Energievernichtung ist so brachial, dass man beim „Anker werfen“ aufpassen muss, nicht ins Lenkrad zu beißen. Eindrucksvoll, wie so etwas auch ohne Karbon- oder Keramikverbundmaterialien möglich ist.
Zweite Runde, wir wechseln gleich auf Sport+ und sieh an, der XB7 verhält sich kurz so, wie ein Berserker, der blitzschnell seine stählernen Muskeln spannt, bevor er sich ins Gemetzel stürzt. War der V8 vorher bärenstark und voller Elan, so ist er jetzt hellwach, nahezu aufgestachelt, setzt jeden Befehl noch stringenter und ohne Zeitversatz in Vortrieb um.

Die Lenkung wird dabei noch straffer, der Allradantrieb gibt sich jetzt deutlich heckbetonter, lässt im Grenzbereich auch mal leichte Drifts andeuten – mit einem Zweieinhalbtonner! Der Sound aus den Endrohren wird betonter, nicht rotzig, nicht prollig, aber schärfer. Im Grenzbereich krächzt es mitunter mal im Gebälk und ein Nicken zur Kurvenaußenseite ist zu erahnen.

Besonders in der Mausefalle, wo die Strecke mit 26 Prozent Gefälle in eine Linkskurve fällt, fühlt sich das Feedback zum gemachten Lenkeinschlag plötzlich fern an, irgendwie neben dem Auto verlaufend. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber nach einem Wimpernschlag und dreißig absolvierten Höhenmetern bereits Geschichte. Gefährlich war das nicht, nur eben der etwas andere Grenzbereich. All das geschieht ohne Verlust der Contenance und vor allem auch ohne Verlust eines irgendwie omnipräsenten Komfortfaktors.

Dieser bleibt sogar bei dieser Hatz über den sommerheißen Asphalt bestehen. Draußen toben die Gewalten, zerren gigantische Hebel- und Fliehkräfte an Radaufhängungen und am Pirelligummi, währenddessen drinnen eine distinguierende Gelassenheit herrscht.
Wohin gehen wir heute zu Abendessen?
…Guck mal da, die sich ablösenden Reifenflocken vom Vordermann, wie die im Fahrtwind tänzeln!
Irgendwie hat man das Gefühl, es wären durchaus Zeit und Raum während dieser Streckenhatz vorhanden, für derartige Konversationen im Innenraum des XB7, denn diese Gelassenheit überträgt sich, steckt irgendwie an.

Die Hände schwitzen am Ende dann doch, aber das ist Pflicht auf einer Rennstrecke. Wie sagte einst ein namhafter Rennfahrer?
Wer auf einer Rennstrecke keine feuchten Handflächen bekommt, sollte sich besser Wanderstiefel und eine Jahreskarte für eine Bergbahn kaufen.
Ja nun, müssen wir nicht und wollen wir auch nicht. Der ALPINA XB7 hat gezeigt, dass er durchaus Rennstreckenpotenzial besitzt, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene als echte Sportwagen, das ist vollkommen klar. Ebenso einleuchtend solllte es sein, dass dieses Performance-SUV von seiner Zielgruppe so gut wie nie auf Rennstrecken bewegt werden wird. Aber schön, wenn man zumindest weiß, dass man kann, wenn man will.
Preis und Marktstart des ALPINA XB7
Die Fertigung des edlen Dynamikers beginnt im August dieses Jahres und die ersten Auslieferungen sind für das letzte Quartal 2020 geplant. Der Preis beginnt bei 155.200 Euro – das sind 42.000 Euro mehr, als der BMX X7 M50i kostet. Aber hier gibt es ja auch einiges mehr, als nur ein Leistungsplus.

Fazit – Gipfelstürmer aus dem Allgäu
Unser Erstkontakt offenbarte uns ein beeindruckendes SUV mit extrem viel Platz für Insassen und Gepäck sowie einem stilsicheren ALPINA-Komfort, den nicht nur Fans schätzen werden. Der quicklebendige V8 ist eine Wonne und sorgt mit einem perfekt darauf abgestimmten Fahrwerk für Fahrfreude par excellence.

ALPINA bleibt auch bei diesem Auto seinen Werten treu und liefert sowohl Komfort als auch Dynamik auf höchstem Niveau. Drehmoment ohne Ende – ein Garant bei ALPINA – gehört hier zur Serienausstattung.
Wer die großen Räder und die Lavina-Lederausstattung mit Individualisierung mitbestellt, kommt locker über 200.000 Euro und fischt dann langsam in Regionen eines Bentley Bentayga. Dennoch ist der ALPINA XB7 eigenständig genug, um sich derartige Konkurrenten vom Leibe zu halten.
Wir sind gespannt, wie sich der Große auf der Straße machen wird und warten derweil in Erinnerungen schwelgend auf den Marktstart.
Text: NewCarz / Fotos: NewCarz + ALPINA
Technische Daten: BMW ALPINA XB7
- Länge x Breite x Höhe (m): 5,15 x 2,00 (2,22 mit Außenspiegel) x 1,81
- Radstand (mm): 3.105
- Antrieb: V-Achtzylinder Bi-Turbo
- Systemleistung: 457 kW (621 PS) bei 5.500 bis 6.000 rpm
- Max. Drehmoment: 800 Nm bei 2.000 bis 5.000 rpm
- Hubraum: 4.395 ccm
- Getriebe: 8-Gang-Automatik ALPINA Switchtronic
- Antriebsart: Allrad xDrive
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 13,9 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 316 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-EVAP-ISC
- Höchstgeschwindigkeit: 290 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,2 Sekunden
- Leergewicht (kg): 2.655
- Kofferraum (l): 326 – 2.120
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10
- Einstiegspreis ab 155.200 Euro

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.