Bereits die erste Generation des XE ließ sich in puncto Stilbewusstsein nicht die Butter vom Brot nehmen und erfreute sich zurecht nicht geringer Beliebtheit.
Doch nun wurde es Zeit, modernere Technik und eine Prise mehr Dynamik in die Business-Limousine zu transferieren.
Design – Im aktuellen Gewand
Die Front des Jaguar XE Facelift bekam eine neue Frontschürze samt markanterem Kühlergrill sowie schmalere Voll-LED-Scheinwerfer, welche die Anmutung der Limousine signifikant unterstreichen.

Seitlich betrachtet, fällt der in Eiger Grey lackierte Testwagen besonders durch seine schicken silbernen 19-Zöller auf, unter denen rote Bremssättel hervorblitzen. Die Silhouette könnte kaum artgerechter ausfallen, ab der B-Säule gesellt sich eine avantgardistische Note hinzu, die den Abschluss gewissermaßen verkürzt und die Raubkatze recht kompakt erscheinen lässt.

Am Heck des knapp 4,70 Meter langen Briten halten neue, geschwungene LED-Heckleuchten Einzug, während eine minimalistisch anmutende Spoilerlippe die neu auflebende Seriosität keinesfalls beeinflusst.
Im Innenraum fielen die Neuerungen ebenfalls umfangreich aus. Als ersten fällt uns auf, dass der Drehregler für die Automatik scheinbar Geschichte ist, stattdessen werden die Fahrstufen über den konventionellen Wählhebel eingelegt, den wir bereits aus Jaguar F-Type kennen.

Auch neu ist das dick gepolsterte Multifunktionslenkrad, welches ausgesprochen gut in der Hand liegt. Das neue Infotainment mit dem Namen Touch Pro Duo, welches wir auch im Jaguar I-Pace gesehen hatten, wird ebenfalls dem neuen XE zuteil, wenn auch nur optional.
Ebenfalls spannend: Das Jaguar XE Facelift erhält als erstes Modell in der Geschichte von Jaguar eine induktive Ladestation für Smartphones.

Darüber hinaus wichen weite Teile des noch im Vorfacelift verbauten Hartplastik angenehmen Softtouch-Oberflächen und passt nun besser zu den ohnehin edlen Ledersitzen. Generell wirkt insbesondere die Materialauswahl mindestens eine, wenn nicht gar zwei Klassen hochwertiger und wird nun dem Image eines Jaguar vollumfänglich gerecht.
Apropos Sitze: Das dunkle Gestühl im Farbton Ebony bietet besonders auf den vorderen Plätzen einen hohen Komfortlevel. Auch der Seitenhalt geht für eine Business-Limousine mehr als in Ordnung und die mannigfaltig elektrischen Verstellmöglichkeiten bieten wohl jedem Passagier eine ideale Sitzposition.

Auch auf den hinteren Plätzen lässt es sich gut aushalten, sofern man nur mit vier Personen reist und die hinteren Fahrgäste die 1,80-Meter-Marke nicht überschreiten. Platz Nummer Fünf ist ohnehin eher als Notsitz anzusehen, was in Anbetracht der Fahrzeuggröße nicht verwunderlich und bei der Konkurrenz ebenfalls gegeben ist.
Motorisierung & Fahreigenschaften – Potent und unaufdringlich
Unser Testwagen trug den genauen Namen Jaguar XE S D180 und verfügte über einen 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 180 Pferdestärken. Das maximale Drehmoment beträgt derweil respektable 430 Newtonmeter, der bereits ab 1.750 Umdrehungen pro Minute anliegen.

Die Kraftverwaltung übernimmt eine sanft schaltende Achtgang-Automatik und leitet diese im Falle unseres Testwagens an die Hinterräder weiter. Auf Wunsch ist der – übrigens einzig verbliebene – Diesel auch mit Allradantrieb erhältlich.
Das Fahrverhalten des Jaguar XE Facelift zeigte sich in unserem ersten Test sehr ausgeglichen, beinahe neutral und mit einem wirklich sehr guten Federung. Hätte während unserer Testfahrten ein Becher mit Kaffee im Getränkehalter gestanden, wäre vermutlich nichts auf die Mittelkonsole geschwappt.

Besonders hervorzuheben ist hier die sehr direkte Lenkung, die dem Fahrer absolut nichts vorenthält. Dabei ist es nicht nur diese Direktheit, sondern die Authentizität, die bei Jaguar schon immer hoch im Kurs stand und auch heute noch steht. Die Bremsen zeigten sich ebenfalls sehr souverän und standfest und hatten mit der Vernichtung von kinetischer Energie während unseres kurzen Ausflugs leichtes Spiel.
Doch viel interessanter ist natürlich der Claim, das Jaguar XE Facelift sei durch und durch ein Fahrerauto. Stimmt das? Um es kurz zu machen: ja!

Wir wechseln in den Dynamik-Modus und die Katze fährt im wahrsten Sinne des Wortes die Krallen aus. Die nun erhärteten Dämpfer sorgen für eine dezente Strenge, tun aber dem noblen Grundcharakter keinen Abbruch. Doch nun juckt es dem Fahrer sprichwörtlich in den Fingern, die kompakte Limousine in die Kurven zu werfen, was wir auch taten und das Resultat ist eine herrliche Kombination aus souveränem Willen und stoischer Briten-Mentalität.
Das mag für den ein oder anderen befremdlich oder gar langweilig klingen, doch es macht einen Heidenspaß, den Jaguar zu fordern. Im Grenzbereich zeigte sich die Limousine übrigens überraschend gutmütig und kündigte etwaige Heckschwänzler bereits früh an. Touché, ein BMW 3er kann das nicht besser.

Besonders lobenswert sind die haptisch hochwertigen Schaltwippen aus Aluminium, die ebenfalls dem Premiumanspruch gerecht werden, aber nicht zwangsläufig benutzt werden müssen, denn das Getriebe verrichtet seine Arbeit ohne Anlass zur Kritik.
Übrigens: Auf der Seite der Benziner gibt es zwei Aggregate – beides Vierzylinder – mit 250 und 300 PS. Die 250-PS-Version konnten wir bereits im Jaguar XF Sportbrake testen – damals hieß diese noch 25t.
Technik & Assistenz – Bestens gewappnet
Das Jaguar XE Facelift wartet mit einer reichhaltigen Ausstattung bereits ab der Basis auf. So rollt jeder neue XE serienmäßig mit Voll-LED-Scheinwerfer, elektrisch verstellbaren Ledersitzen und 18-Zoll-Rädern vom Band. Weiterhin gehören Parksensoren vorne und hinten, eine Rückfahrkamera sowie ein Spurhalte- und Aufmerksamkeitsassistent zur Grundausstattung. Darüber hinaus überlässt Jaguar keinem künftigen XE-Kunden das manuelle Schalten – eine Achtgang-Automatik übernimmt dies bereits ab dem Basismodell.

Doch natürlich kann der Kunde eine Vielzahl an zusätzlicher Ausstattung ordern, wenngleich das meiste in spezielle Pakete unterteilt ist. Besonders interessant ist hier beispielsweise das Dynamik Paket, welches mit frei konfigurierbarem Dynamik-Modus, einem adaptiven Fahrwerk, vergrößerten Bremsscheiben vorne sowie rot lackierten Bremssätteln Heckspoiler aufwartet.
Das Parkhilfe-Paket umfasst derweil einen Parkassistenten, eine 360-Grad-Kamera sowie einen Kollisionswarner für Rückwärtsfahrten.

Ein ebenfalls spannendes Package stellt das sogenannte Fahrassistenz-Paket dar. Hierin enthalten ist neben dem adaptiven Tempomaten ACC, ein Stauassistent, ein autarkes Notbremssystem sowie ein Totwinkel- und Spurassistent.
Auch ein Head-Up-Display ist für den Briten verfügbar und projiziert alle fahrrelevanten Informationen direkt in die Windschutzscheibe.
Ein besonderes Highlight möchten wir keinesfalls unterschlagen: Das Jaguar XE Facelift kommt nun mit einem „ClearSight“ genannten Rückspiegel, der auf Knopfdruck auch ein Weitwinkel-Kamerabild liefert. Dies kannten wir bis dato vorrangig von amerikanischen Fahrzeugen wie dem Cadillac CTS-V oder dem Escalade.
Fazit – Jaguar XE Facelift wettbewerbsfähig
Nach unserem ersten Test können wir bereits ein positives Fazit ziehen. Das Jaguar XE Facelift wurde aus Sicht der Redaktion an vielen Stellen aufgehübscht, bietet topaktuelle Technik und es scheint fast so, als hätte Jaguar zu alten Tugenden zurückgefunden.

Das Facelift ist ausgereifter und gediegener, weiß um seine Reize und offeriert seinem Fahrer genau das, was ein Jaguar schon in früheren Zeiten tat: ein majestätisches Gefühl mit diesem gewissen Esprit und dem britischen Charme, den jeder Kenner über die Jahre schätzen und lieben gelernt hat.
Hinzu kommt ein nicht weltfremder Einstiegspreis, welcher den Einstieg in die Welt der Raubkatzen einer recht breiten Zielgruppe ermöglicht und so bestenfalls neue Kunden akquirieren kann. Das Zaumzeug dazu hat er besonders als sparsamer Selbstzünder allemal.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Länge x Breite x Höhe (m): 4,68 x 1,97 x 1,42
Motor: Vierzylinder-Dieselmotor mit Turboaufladung
Leistung: 132 kW (180 PS)
Hubraum: 1.999 ccm
Max. Drehmoment: 430 Nm
Getriebe: Achtgang-Automatikgetriebe
Antrieb: Heckantrieb
Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,9 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,5 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 130 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-Temp
Höchstgeschwindigkeit: 228 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,1 Sekunden
Leergewicht: 1.565 kg
Laderaumvolumen: 255 – 439 Liter
Kraftstofftank: ca. 56 Liter
Neupreis des Testwagens inklusive Sonderausstattung: ca. 48.200 Euro (XE S D180 ab 43.690 Euro)

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
Tolle Zusammenfassung! Muss wohl mal über eine Neuanschaffung nachdenken 😀