Peugeot 3008 HYbrid4 Test – Reisen statt rasen

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Ein Van? Ein SUV? Eine Großraumlimousine? Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und nennt sich neudeutsch Crossover.

Genau das trifft auch auf das Motorenkonzept des Franzosen zu, das als eines der Wenigen einen Diesel mit einem Elektro-Motor verbindet. Peugeot verspricht zügige Fahrleistungen bei einem gleichzeitigen Spatzendurst – Kann der 3008 Hybrid dieses Versprechen halten?

Seit 2009 verkaufte sich der Crossover etwa 500.000 Mal und übertraf damit die Erwartungen Peugeots um nahezu 50% – Ein beachtlicher Trend. Mitverantwortlich dafür sind sicherlich auch die sparsamen Motoren, die zusätzlich – Common-Rail sei Dank – mit einem ruhigen und weichen Lauf überzeugen. Dass es noch ruhiger geht, zeigt aber vor allem das Fahren im rein elektrischen Modus „ZEV“. Doch bevor wir zur Technik kommen, verlieren wir ein paar Worte zum Design.

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Äußere Erscheinung

In welche Fahrzeugkategorie passt dieser Franzose eigentlich? Eine klare Antwort darauf kann man nicht geben, da sich der 3008 in keine Schublade stecken lässt. Er ist in diesem Sinne ein klassischer Crossover und kombiniert die Vorteile verschiedener Fahrzeuge, ohne ihre Nachteile tatsächlich zu übernehmen.

Dennoch wirkt der Peugeot auf den ersten Blick wie ein Kompaktvan: Das hohe Dach, die luftige Gesamthöhe, das steil abfallende Heck, alles Stilelemente eines klassischen Vans. Trotzdem kann man dieses Gefährt nicht auf dieses eine Fahrzeugkonzept beschränken, führt man sich den SUV-typischen Bodenabstand und die angedeutete Beplankung vor Augen. Hinzu kommen eine recht flach stehende Motorhaube, sowie ein verhältnismäßig langer Radstand: Beides Insignien einer Reiselimousine.

Die besagte Motorhaube wird von den beiden auffälligen und spitz zulaufenden Scheinwerfern eingerahmt, die sich lang bis in die Kotflügel ziehen. Besonders prägnant an ihnen ist ihr schmales LED-Tagfahrlicht, das bei Bedarf vom Blinker abgelöst wird. Ein weiterer Blickfang an der Front ist der fast entkoppelte Kühlergrill, der in seiner Größe nicht nur das Kennzeichen aufnehmen kann, sondern auch das Selbstbewusstsein der Marke mit dem Löwen verdeutlicht. Der Löwe, als Markenzeichen, thront jedoch stolz auf der Motorhaube und wird vom Peugeot-Schriftzug, der in den oberen Chromrand des Grills integriert ist, unterstrichen.

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Seitlich fallen besonders die großen Radkästen auf, in denen die 16“-Leichtmetallräder fast verloren wirken – trotz ihrer „ballonartigen Bereifung“. Bemerkenswert ist jedoch, wie schnörkellos die Seitenansicht daherkommt: Die horizontale Fensterlinie ist hierbei stilbildend. Sie endet in einem sanften Aufschwung in der massiven D-Säule, an deren Fuß sich ein spannender konkaver Einzug wiederfindet und das Auge zur Rückleuchte und damit zum Heck führt.

Hinten fokussiert man sofort die dreieckigen Leuchten mit ihren aufgeteilten LED-Segmenten. Unterstrichen wird dieser aggressiv-originelle Look vom angedeuteten hinteren Unterfahrschutz und der Kunststoffbeplankung. Was sonst auffällt, ist die zweigeteilte Heckklappe – allerdings erst beim Öffnen. Hierdurch wird der Nutzfahrzeugcharakter hervorgehoben, welcher praktische Nutzen sich daraus ergeben soll, ist jedoch nicht klar.

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Innenraum

Entern wir das Interieur des Hybriden: Willkommen im Flugzeug-Cockpit. Das fahrerorientierte Armaturenbrett grenzt die vorn Sitzenden klar voneinander ab und gibt dem Fahrer das Gefühl einen Flieger zu steuern. Untermalt wird diese Atmosphäre vom Automatikwahlhebel, der nicht all zu entfernt an den Schubhebel einer Passagiermaschine erinnert. Davor baut sich schräg ansteigend das Armaturenbrett auf: Hier liegt die Haupt-Bedieneinheit des Navigationssystems. Diese wird nach oben hin von einer Leiste mit Kippschaltern abgegrenzt, die wir so ähnlich schon in einem sportlichen bayerischen Kleinwagen britischen Ursprungs gesehen haben… Diese Schalter lassen sich zwar problemlos bedienen und erreichen, überzeugen jedoch nicht auf Anhieb mit einer klaren Bedienbarkeit. Es braucht schon etwas Eingewöhnung, um beispielsweise den Schalter für die Zentralverriegelung zu finden. Dass dazu auch die Warnblickanlage über einen dieser Kipphebel bedient wird mag zwar unter designerischen Gesichtspunkten geglückt sein, von Praktikabilität zeugt dies jedoch nicht.

Mit Praxisnähe kann aber das Head-Up-Display überzeugen: Es betont den Flugzeugcharakter nicht nur, es sitzt auch äußerst günstig und gefällt mit einer klaren und hochauflösenden Optik. Angezeigt werden die wichtigsten Informationen, wie Geschwindigkeit, Tempomat-Geschwindigkeit sowie die Navigationshinweise. Zu kritisieren bleibt lediglich, dass die eingeblendete Tempomat-Geschwindigkeit etwas kleiner angezeigt werden dürfte, da sie mitunter mit der tatsächlichen Geschwindigkeit verwechselt werden könnte. Was auffällt, ist, dass die eigentlichen Instrumente völlig in den Hintergrund geraten und kaum für ihren eigentlichen Zweck genutzt werden. Oftmals werden nur der Bordcomputer und die Energieanzeige genutzt, da sie – klar dargestellt – Informationen über die Reichweite oder über die aktuell anliegende Fortbewegungsart darstellen.

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Die Kraftflüsse lassen sich auch in einer attraktiven Darstellung des Infotainmentbildschirms darstellen, der, ähnlich dem Head-Up-Display, blickgünstig auf dem Armaturenbrett sitzt. Leider gestaltet sich die Bedienung des gesamten Radio-Navigations-Systems als etwas zu kompliziert. Beispielsweise funktioniert die Kopplung des Handys via Bluetooth eher suboptimal. Zwar erkennt das System das externe Gerät prompt, doch um das Audiostreaming zu ermöglichen bedarf es vieler erneuter Handgriffe, deren Folge nicht immer gleich ist.

Auch die Doppelbelegung einiger Tasten scheint noch nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein: Möchte man – als weiteres Beispiel – zwischen den bisher eingegebenen Navigationszielen und der Neueingabe umschalten, muss man die „Nav“-Taste zwei Mal betätigen. Nicht jeder kommt sofort auf diesen Trichter. Wie es besser geht, beweist Peugeot im eigenen Portfolio: Wirkt die Bedienung des Bruders 308 anfänglich abschreckend futuristisch, gefällt die Koordination via großem Touchscreen auf Anhieb mit Intuitivität und Klarheit.

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Vom Platzangebot darf man jedoch behaupten, dass der 3008 zu den Zeitgenossen mit Wohlfühlcharakter gehört. Das weitläufige Armaturenbrett, die großzügige Frontscheibe und der weit entfernte Dachhimmel tragen zum angenehmen Raumgefühl bei. Hinzu kommen Sitze mit einem weiten Verstellbereich, jedoch einer zu geringen Portion an Seitenhalt – doch das passt zum ruhigen Gesamteindruck des Löwen. Hinten hängen die Platzverhältnisse stark vom Entgegenkommen der Passagiere in Reihe eins ab. Sind die Vordersitze weit zurückgefahren, bleibt wenig Beinraum, zumal die vorderen Rücksitzlehnen mit hartem Kunststoff verkleidet sind. Einigen sich Vorn und Hinten jedoch, dürfte wohl niemand recht über Platzmangel klagen.

Klagen kann man auch über den Kofferraum nicht: Spricht sein Standardvolumen von 377 Liter zwar anfänglich für die Kompaktklasse, überrascht die tatsächliche Nutzbarkeit mit einem hohen Alltagsnutzen. Zupft man dann noch links und rechts am griffgünstig gelegenen Hebel, faltet sich die Rücksitzbank zu einer vollkommen ebenen Ladefläche zusammen. Dieser Ebene liegt ein Clou zugrunde: Die Sitzflächen der Rücksitze senken sich bei Hebelbetätigung ein Stück ab und vermeiden somit einen Anstieg.

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Unverständlich ist jedoch, warum die Heckklappe zweigeteilt ist. Um den Kofferraum vollständig zu öffnen, muss erst der obere Deckel und anschießend das Unterteil geöffnet werden. Die Folge ist, dass Ladegut, das direkt an den Rücksitzlehnen lagert, schlecht zugänglich ist, da stets die untere Klappe im Wege ist. Einzig der vormals erwähnte optische Aspekt, der den 3008 zu einem „Teil-Pickup“ machen soll, kann für diese Konstruktion in Frage kommen.

Fahrgefühl

Fahren, wie Gott in Frankreich. Oder wie lautet die berühmte Redensart gleich noch? Es ist wahrlich beeindruckend, wie leise der Crossover durch die Landschaft streicht – selbst, wenn der Diesel in Betrieb ist. Zu diesem Reiseglück gesellt sich eine Feder-Dämpfer-Abstimmung, die ab mittleren Geschwindigkeiten wie gemacht für eine lange Reise scheint. Werden Bodenwellen bei Ortsgeschwindigkeiten noch etwas ungelenk an die Passagiere weitergegeben, schluckt das Fahrwerk ab der Schwelle von etwa 70 km/h alle straßenbautechnischen Unzulänglichkeiten gekonnt weg. Ganz gleich ob langhubige Bodenwellen oder aber kurze Absätze, wie etwa Brückenübergänge auf Autobahnen, der 3008 filtert sie geschickt heraus. Dabei kann man die Angst vor einem schaukligen Dampfschiff ad acta legen: Seitenneigung wird durch eine effektive Wankstabilisierung merklich unterbunden, sodass ein stets sicheres Fahrgefühl entsteht. Diese Gesamtabstimmung verdient in Zeiten, in denen Fahrwerke durch immer mehr Härte Sportlichkeit suggerieren sollen, ganz gleich ob dies überhaupt zum sonstigen Fahrzeugcharakter passt, ein großes Lob.

Dazu passt auch das Lenkgefühl: Grundsätzlich reagiert die Lenkung direkt, sodass im Fahrbetrieb mit geringen Lenkwinkeln gearbeitet werden kann. Auf der Sollseite steht jedoch ein synthetisches Lenkgefühl, sowie der Wunsch nach etwas höheren Rückstellkräften. Hinzu kommt, dass der Wendekreis leider recht groß ausfällt und Rangiermanöver mehrere Ansätze benötigen.

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In das komfortable Bild passt auch die Antriebseinheit. Stromert man bei langsamer Fahrt noch fast geräuschlos dahin, schaltet sich der Diesel beim stärkeren Betätigen des Gaspedals reibungs- und erschütterungslos zu. Lediglich Passanten erschrecken regelmäßig, wenn man leise, wie aus dem Nichts, neben ihnen auftaucht. Ein immer wieder gern gewähltes Spiel zum Zeitvertreib im langsamen Stadtbetrieb von Ampel zu Ampel. Leider schaltet der Diesel sich recht früh hinzu, sodass der Elektroantrieb im innerstädtischen Verkehr nur wenig zum Sparen beitragen kann. Zum wahren Knauserer wird der 3008 Hybrid4 erst, wenn es mit gleichbleibenden Geschwindigkeiten über Land geht. Bei leeren Landstraßen sind Verbräuche von teilweise mehr als beachtlichen 2,9l Werten keine Ausnahme.

Doch dafür leiden die dynamischen Talente des nominell starken Peugeot etwas. Allein die über 160PS des Diesel wirken stark gedämpft, führt man sich andere Aggregate dieses Kalibers vor Augen. Mit Schuld daran scheint das Getriebe zu sein: Tritt man – beispielsweise um einen Überholvorgang einzuleiten – das Gaspedal spontan durch, verweilt das Getriebe für einen langen Moment in einer unschönen Lethargie und quittiert den Gasbefehl mit Ignoranz. Nach Überwinden dieser Bürde steigt die Motordrehzahl plötzlich – und dieseluntyisch zugleich – stark an und der Wagen macht einen gewaltigen Satz nach vorn, mit dem man nicht mehr gerechnet hätte. Subjektiv schiebt der 3008 dann stark an, doch kann diese Charakteristik die ersten Male zu kritischen Fahrsituationen führen.

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Also wählt man lieber eine ruhigere Gangart und gleitet leise und entspannt durch die Lande. Ab und an wundert man sich, bei welch hohen Geschwindigkeiten der Antrieb für kurze Zeit vollkommen ruckfrei rein elektrisch funktioniert, aber das geschieht, abgesehen von den schönen Grafiken fast unbemerkt. Das entspannte Gleiten passt ohnehin am besten zum Gesamtcharakter dieses Peugeot, obwohl auch die schnelle Autobahnetappe ihren Reiz hat. Der Geräuschpegel ist niedrig und die maximale Spitzengeschwindigkeit von 191km /h erzeugen ein ungewohnt angenehmes Fahren. Verwunderlich ist nur, dass die Höchstgeschwindigkeit so verhältnismäßig niedrig ist, da sie ohne großen Anlauf erreicht wird und der Hybrid das Potential für mehr zu haben scheint.

Fazit

Ein sportliches Auto ist der 3008 HYbrid4 gewiss nicht, aber diesen Anspruch hat dieses Auto auch überhaupt nicht. Vielmehr ist es das rundum entspannte Gesamtbild, das den Reiz dieses Crossover ausmacht. Der berühmte hohe französische Fahrkomfort feiert in diesem Fahrzeug seine Reinkarnation und wird mit einer hohen Alltagstauglichkeit und einem hohen Umweltbewusstsein kombiniert. Geringe Realverbräuche, ein niedriger CO2-Ausstoß und die gut funktionierende moderne Technik gefallen. Große Abstriche müssen nicht in Kauf genommen werden: Es ist im Endeffekt nur die Gewöhnung an die etwas andere Machart der Bedienung, die man akzeptieren und erlernen muss. Ist man dazu bereit, erhält man ein rundum gelungenes Langstreckengefährt.

Bilder: NewCarz / Peugeot

 

Fahrzeugschein: Peugeot 3008 Hybrid 4

Länge x Breite x Höhe (mm): 4365 x1387 x 1610

Motor: Reihen 4-Zylinder Diesel-Motor + Elektromotor

Leistung:  120KW (163PS)/ 3850 U/Min + 27KW (37PS)

Hubraum: 1997 ccm

Max. Drehmoment: 300Nm  bei 1750U/Min

Getriebe: 6-Gang-CVT

Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):  3,8 Liter /100 km

Emissionsklasse: EU5

CO2-Emissionen: 99 g/km

Höchstgeschwindigkeit: 191 km/h

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,5 s

Leergewicht / Zuladung:  1808/ 437

Kofferraumvolumen: 377 – 1.185 L

Wendekreis: 11,76 m

Preis: ab 34.750 (HYBrid4 85g)

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