Der Skoda Rapid ist schwer einzuordnen: Er ist auffallend unauffällig und von seiner Karosserieform kaum in einer der bekannten Schubladen zu stecken. Hat die Limousine einen etwas altbackenen Charme, wirkt gerade der Spaceback mit seiner wohlgeformten Heckklappe recht jugendlich. Wir haben ihn gründlich unter die Lupe genommen und waren letztendlich auch nicht schlauer, wie genau wir ihn einstufen sollten.
Design – Kombi, Fließheck oder Kleinwagen?
Ist er ein kleiner Kombi? Oder doch in der Kompaktklasse zuhause? Ist er vielleicht ein Kleinwagen? So genau wissen wir es auch nicht, aber es ist uns auch egal. Wir pfeifen auf jedwede Klasse und lassen den Rapid als Spaceback einfach das sein, was sein will – einen Crossover.
Von vorn gibt er sich mit der Limousine identisch und gefällt mit seiner soliden und seriösen Ausstrahlung. Er wirkt unaufgeregt klar: Horizontale treffen auf vertikale Linien und es zeigen sich sowie hier und dort ein paar Sicken und Kanten. Dabei waren die Designer recht trickreich und schafften es, die Front recht breit wirken zu lassen. Gibt sich der restliche Wagen recht schmal, schafft es der Vorderwagen mit seiner horizontalen Spange im unteren Lufteinlass, den in die Breite gezogenen Nebelscheinwerfern und Frontleuchten einen leicht bulligen Eindruck zu verpassen. Dabei bildet der Grill mit seinen satten, vertikalen Streben einen selbstbewussten und attraktiven Gegenpart zu dieser Gestaltung. Zum modernen Look passen auch die konzentriert wirkenden Xenon-Scheinwerfer unseres Testwagens.
Seitlich wirkt der Spaceback indes sehr reduziert: Glatte Flächen und ein – für heutige Verhältnisse – fast schon überdimensionales Greenhouse bestimmen das Bild. Etwas Kontur schaffen der Einzug im unteren Bereich der Türen sowie die prägnanten Radhäuser, die formschöne Alufelgen beherbergen. Ein attraktives Detail fanden wir jedoch an der Verglasung: Durch die in Hochglanz-Schwarz lackierten Dachholme an der B- und C-Säule, wirkt es etwas so, als bestünde die seitliche Fensterfront aus einer Scheibe – gerade mit den leicht abgedunkelten Fenstern.
Dieser Trick fand in ähnlicher Form auch am Heck seinen Einsatz. Dadurch, dass der obere Teil der Heckklappe – wir sprechen von der Partie unterhalb des Heckwischers, aber oberhalb des Kennzeichens – ebenfalls in hochglänzendes Schwarz gehüllt ist, entsteht hier ebenfalls der Eindruck, als zöge sich die Heckscheibe weit in den Kofferraumdeckel hinein. Darunter befindet sich das typische Skoda-Kennzeichen für einen Kombi: die diagonalen Einzüge neben dem Kennzeichen. Ist der Spaceback also ein Kombi?
Innenraum – Klare Strukturen
Dazu stellt sich naturgemäß die Frage nach dem Laderaum. Er bietet mit 415 Litern etwas mehr Volumen als sein großer Bruder, der Skoda Yeti, in der Basis-Konfiguration aufweisen kann – erstaunlich. Besonders, da der Rapid mit dem rundlichen Heck auf den Lifestyle-Zug aufspringen möchte.
Auch sonst überzeugt der Innenraum des kleinen, großen Tschechen. Die Sitze mit den integrierten Kopfstützen geben zumindest optisch das Gefühl, in einem Sportwagen zu sitzen. Hat man erst einmal Platz genommen, gefallen sie mit einer strammen Polsterung und einem angenehmen Halt, der mit echten Schalensitzen natürlich nicht zu vergleichen ist. Wähnte man sich zunächst in Skepsis, ob die Höhe der Kopfstützen ausreiche, darf aufgeatmet werden: Es passt. Nachdem dies Frage also beantwortet wurde, schweift der Blick über das Cockpit. Auf irgendeine Art und Weise kommt einem das Interieur sehr bekannt vor. Die Klimaautomatik stammt beispielsweise aus dem Fabia, die Radio-Navigationseinheit kommt auch in anderen Schwestermodellen zum Einsatz, das Lenkrad ebenso und die Instrumente kennt man auch aus der Modellfamilie. Aber ist das verkehrt? Wir sagen: Nein! Zwar findet sich im gesamten Innenraum kaum ein weicher oder unterschäumter Kunststoff, doch die Verarbeitungsqualität weiß zu gefallen. Besonders, da alles aus optischen Gesichtspunkten schön angeordnet ist und keine Fragen aufwirft.
Überhaupt: Der Rapid ist ein einfaches Auto – jedenfalls was die Bedienung anbelangt. Die Instrumente und Anzeigen lassen sich fehlerfrei ablesen, die Steuerung des Bordcomputers gelingt auf Anhieb ebenso wie die Verbindung mit dem Handy. Nicht zuletzt glänzt auch das Infotainment mit seiner Klarheit. Es ist nun nicht mehr das neueste Gerät – was besonders an seiner etwas groben Darstellung und der etwas verzögerten Reaktion auf Befehle sichtbar wird – dennoch zeigt es eine leicht zu durchdringende Bedienstruktur.
Hinzu kommen clevere Details, wie etwa ein Smartphonehalter für den Becherhalter oder eine Parkticket-Klammer an der Windschutzscheibe. Dass ein Regen- oder Lichtsensor weder für Geld noch für gute Worte zu bekommen sind, erwähnen wir nur der Vollständigkeit halber. Viel erfreulicher ist das Platzangebot. Fahrer und Beifahrer genießen ein ordentliches Maß an Bewegungsfreiheit. Zwar könnte der Fahrersitz einen größeren Verstellbereich in der Längsrichtung vertragen, aber für den Durchschnittsfahrer dürfte dies kein Problem darstellen. Bei diesen Vorboten, dem angenehmen Platzangebot in der ersten Reihe und dem generösen Laderaum, muss es doch irgendwo zwicken. Vielleicht im Fond? Fehlanzeige. Selbst hier fühlen sich Passagiere von durchschnittlicher Größe auch auf langen Etappen gut aufgehoben und haben wenig Anlass zum Klagen.
Fahreindrücke – Der Allrounder
Wenig Grund zur Klage gab auch das Fahrverhalten des tschechischen Crossovers. Bescheinigten wir dem 1.6 TDI im Octavia Combi noch eine gewisse Lethargie und fehlende Leistungsbereitschaft, gefällt das Aggregat im Rapid auf ganzer Linie. Allerdings muss man sich auf diesen Motor etwas einlassen und ihn entgegen seiner Gewohnheiten bei einem Diesel bewegen. Grund dafür ist die Verknüpfung mit dem 5-Gang-Schaltgetriebe. Nicht, dass es sich nicht präzise und weich schalten ließe, aber seine Auslegung geriet recht lang. So sollte man beispielsweise innerorts den vierten Gang meiden, da der Motor dann in einen untertourigen Bereich gerät. Deshalb muss man sich umgewöhnen und den Diesel etwas ausdrehen, was dank der Leichtfüßigkeit und des angenehmen Drehvermögens kein Problem darstellt.
Nun könnte man befürchten, dass damit der Verbrauch negativ beeinflusst wird, doch dies ist eine Fehleinschätzung: Im normalen, weder besonders sparsamen, noch überzogen spritzigen Fahrbetrieb ist das Erreichen der Werksangabe von 4,4 Litern auf 100 Kilometern absolut machbar. Um es nochmals zu betonen: Ein Verkehrshindernis ist man dabei keineswegs, sondern ein gelassener Mitschwimmer.
Andererseits kann der akustisch präsente, aber nicht störende Selbstzünder den Spaceback durchaus zügig vorantreiben. Zwar stehen 10,3 Sekunden für den Standardsprint nicht gerade für pure Sportlichkeit, doch das Drehmoment von 250 Nm hat mit dem geringen Leergewicht von knapp über 1,2 Tonnen leichtes Spiel. Lässt man es darauf ankommen, kratzt der Rapid sogar – nach langem Anlauf – an der magischen 200km/h Marke.
Passend dazu zeigt sich auch die Auslegung von Lenkung und Fahrwerk. Beide sind mit einer angenehmen Portion Sportlichkeit gewürzt, die zum restlichen Charakter des Fahrzeugs passt. So federt der Tscheche über langsam überfahrene Kanaldeckel etwas trocken, während lange Wellen und hohe Tempi ihm nichts anhaben können. Die Lenkung gibt sich dabei stets zielgenau und bietet ein angenehmes Maß an Gefühl und Leichtgängigkeit.
Fazit – Hat jemand die Mankos gesehen?
Er ist, was er ist. Weder ein Kombi, noch ein Kleinwagen. Er ist irgendetwas dazwischen und weiß mit ebendieser Mischung zu gefallen. Das gefällige Design trifft auf ein sattes Raumangebot und erwachsene Fahreigenschaften. So kann der Rapid durchaus den Gedanken aufkommen lassen, dass man mehr Auto eigentlich nicht braucht – zumal er überzeugend sparsam ist. Spannend stellen wir uns auch eine RS-Variante vor, da dies zum jugendlichen Charakter des Spaceback passen wurde. Dann auch vielleicht mit einem etwas weniger tristen Innenraum, der als kleiner Kritikpunkt bleibt.
Bilder: Skoda
Technische Daten: Skoda Rapid Spaceback 1.6 TDI
Motor: 4-Zylinder-Diesel
Hubraum: 1.598 ccm
Leistung: 77KW / 105PS U/min
Drehmoment: 250Nm
Getriebe: 5-Gang-Handschaltung
Antrieb: Front
Leergewicht: 1.260Kg
L/B/H: 4.304/1.703/1.459mm
Radstand: 2.602mm
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 10,3s
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
ECE-Verbrauch: 4,4L/100km
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