It´s good to be bad – oh ja! Er ist wahrlich böse. Dabei sieht er bestechend gut aus – in seinem eng anliegenden Blechkleid – und kann bei Bedarf brüllen wie ein englischer Hooligan. Zudem kann er schnell sein, wie ein Pors…, sagen wir, wie ein ernsthafter Sportwagen. Das trifft auf jedes Modell zu – genauso, wie das lockere Heck. Damit Sie den Überblick haben, wovon Sie träumen möchten oder welchen dieser Rabauken Sie in Ihre Garage stellen möchten, kommt hier die Kaufberatung zum Jaguar F-TYPE.
Design – Erotik auf vier Rädern
Er ist ein hinreißender Charmeur – egal welches Modell man kauft. Ganz gleich, ob F-TYPE, F-TYPE S oder F-TYPE R, sie wecken alle Begehrlichkeiten. Uns überzeugt das Coupé mit seiner Linienführung mehr als das Cabriolet, doch dieses bietet den entscheidenden Vorteil, dass man der betörenden Klangkulisse des britischen Boliden noch weitaus näher kommt, als im stets verschlossenen Pendant.
Allerdings unterscheiden sich die drei Versionen durchaus untereinander. Speziell der „R“ fällt mit seinen besonderen Felgen, den gelben Bremssätteln und seiner Vierrohr-Abgasanlage auf. Unterstrichen wird der dramatische Look von einer stark zerklüfteten Motorhaube, die mit ihren Kühlluft-Öffnungen klar macht, dass hier das Topmodell vorfährt.
Allen gemein ist hingegen die klassische Schönheit, die nur ein britische Sportwagen zu überbringen vermag. Ian Callum, seines Zeichens verantwortlicher Designer für den F-TYPE und Zeichner des Vorgängers XK, der Limousine XF oder aber des Konkurrenten Aston Martin DB7, behauptet, dass für die aktuelle Raubkatze nur drei Linien nötig seien. Wir meinen: Wenn diese drei Linien reichen, um einen derart wohlgeformten Sportler auf die Beine zu stellen, dann muss Callum Recht haben. Diese Linien setzen sich zusammen aus der Dachform, die in der Abrisskante am Heck endet, der Motorhaube, die in die Fensterunterkante mündet und ebenfalls zum Heck führt sowie der Linie an der Unterseite des Fahrzeugs, die am Heck einen kleinen Schwung nach oben nimmt. Das haben sie gemein, die F-TYPE-Brüder. Doch was unterscheidet sie?
FAHRBERICHT: So fährt das Jaguar F-TYPE Coupé
Der F-TYPE
Der F-TYPE bildet den Einstieg in die schöne, spannende Jaguar-Welt. Doch von Einstieg oder Askese ist schon in diesem Modell wenig zu spüren – immerhin sprechen wir hier von einem Jaguar und nicht von einem Brot-und-Butter-Auto. Die auffällige Linienführung gepaart mit einem sportlichen Auftritt und einer aufsehenerregenden Klangkulisse gehören also zum Pflichtprogramm. Doch das Wort Einstieg hat eine negative Konnotation und macht Lust auf mehr: Mehr Leistung, mehr Ausstattung, mehr Prestige.
Allerdings erdet der Blick auf das Datenblatt wieder: 340 wilde Rösser warten unter der Haube nur darauf, entfesselt zu werden und den beiden Passagieren gehörig den Rücken zu massieren. Schließlich spurtet der F-TYPE mit der sehr empfehlenswerten 8-Gang-Automatik von ZF in atemberaubenden 5,3 Sekunden auf 100 km/h. Der Handschalter benötigt einen Wimpernschlag länger und durchbricht diese magische Grenze 0,4 Sekunden später. Doch wer hier von Bescheidenheit spricht, hat den Druck des Kompressors noch nicht am eigenen Leibe erlebt, denn mit dieser Leistung braucht man die wenigsten Gegner im Alltag zu fürchten. Letztendlich ist man mit 260km/h Spitzengeschwindigkeit schneller, als die meisten Konkurrenten, die dem Vortrieb bei 250 Stundenkilometern einen Riegel vorschieben.
Der F-TYPE S
Wenn die Versuchung nach der gewissen Portion „Mehr“ aber doch zu groß wird, dann wartet der F-TYPE mit dem kleinen geschwungen „S“ auf der Heckklappe darauf, von der Leine gelassen zu werden. Grundsätzlich verfügt die „S“chärfere Variant zwar über denselben V6-Kompressor mit rund drei Litern Hubraum, doch durch kleine Anpassungen presst das Aggregat hier 380PS über die Hinterachse auf den Asphalt. 4,9 Sekunden vergehen mit diesem F-Type für den Standardsprint, sofern die Automatik mitbestellt wurde. Er fühlt sich nur unmerklich kräftiger als das Coupé ohne den Zusatzbuchstaben an, weckt aber trotzdem mehr Begehrlichkeiten.
Es ist nicht nur das Mehr an Leistung, die auf 275km/h gestiegene Höchstgeschwindigkeit, sondern auch das Plus an inkludierten Extras, das den Reiz ausmacht. So gehören eine Hochleistungsbremsanlage und adaptive Dämpfer ebenso zum Ausstattungsumfang, wie stramm zupackende Sportsitze, formatfüllende 19-Zoll-Leichtmetallfelgen oder das Sperrdifferenzial, das vor allem den Sportfahrer freuen wird.
Dermaßen ausgerüstet mutiert der F-TYPE zum wild fauchenden Kurvenräuber – sofern man es denn möchte. Dank der adaptiven Dämpfer und der Auspuffklappensteuerung kann man es im Alltag auch recht kommod und unauffällig angehen lassen. Doch gerade der Druck auf die Taste für die Trompeten am Heck, ist zu verlockend und die Gänsehaut nur einen Gas-Stoß entfernt.
Der F-TYPE R
Wer er aber kompromisslos sportlich mag, der greif nochmal wesentlich tiefer in die Tasche und lässt sich die stärkste aller Raubkatzen in die Einfahrt stellen: Den F-TYPE R. Dieser Bolide verfügt über raubeinige 550 muskulöse Pferde und lässt den Fahrer nicht für eine Sekunde aufatmen. Zwar glänz auch das Topmodell mit adaptiven Dämpfern und einer Taste, um zumindest den Klang etwas einzudämmen, doch die schiere Leistung ist stets vorhanden und will gebändigt werden.
Anfänger sollten tunlichst den Finger vom ESP und auch vom Dynamik-Modus lassen, da der „R“ nur zu gern zu einem Tanz mit dem Heck auffordert. Diese Maschine gehört in die Hände eines Kenners und Könners, damit die Fahrt nicht jäh endet. Oder man hat sich dermaßen unter Kontrolle, dass man die schiere Gewalt der 680Nm nicht auslotet – doch diese mentale Stärke dürfen die wenigsten Fahrer haben. Zu verlockend ist es, dem Jaguar die Sporen zu geben, den V8 mit seinen fünf Litern Hubraum aufbrausen zu hören und von jetzt auf gleich am Horizont zu verschwinden. Wenn es sein muss, sogar mit 300 km/h Spitzengeschwindigkeit.
Damit die böse Miezekatze noch mehr im Zaum gehalten werden kann, dürfen Interessenten neuerdings einen Allradantrieb mitbestellen. Er ist zwar nicht nur dem Topmodell vorbehalten, sondern auch für den „S“ zu haben, macht aber angesichts von 550PS und Heckantrieb hier am meisten Sinn. Die zusätzlich angetriebenen Vorderräder sorgen hier für ein Plus beim Handling unter allen Fahrbedingungen und einer nochmals verbesserten Performance. Die 4,1 Sekunden für den Standardsprint sind nur ein kleines Indiz für das dazugewonnen Talent, die trockenen Handflächen dafür aber ein eindeutiges.
Böse – aber wie sehr?
„It´s good to be bad“– so lautet der Werbeslogan Jaguars. Doch wie böse muss es sein? Wir meinen, dass man den großen „R“ gar nicht braucht, um böse zu sein. Böse viel Spaß macht schon die Basisvariante F-TYPE. Ihre 340 PS fühlen sich nicht wirklich langsamer an, als die 380PS des größeren Bruders. Erst auf einer langen Geraden kann sich dieser wirklich absetzen. Dennoch ist es der „S“, den wir empfehlen und der uns die Herzen öffnet.
Seine etwas schärfere Optik und die sportlichen Zutaten unter dem Blech lassen unseren Puls schneller werden. Er bietet nicht den Leistungs-Overkill der 550PS, doch der V6-Kompressor schiebt ohnehin schon biestig voran und bereitet eine Menge Freude. Dabei bietet er ein sicheres Gefühl und überfordert seinen Fahrer nicht mit der gebotenen Leistung. Letztendlich bietet er dazu noch einen rotzfrechen V6-Klang, der sich vor dem V8-Gewitter nicht zu verstecken braucht.
Länge x Breite x Höhe (in Meter): 4,47 x 2,04 x 1,30
Motor: V6 Otto-Motor
Leistung: 340 PS bei 6.500 U/min
Hubraum: 2.995 ccm
Max. Drehmoment: 450 Nm bei 3.500 – 5.000 U/min
Getriebe: 8-Gang Automatik (ZF); alternativ 6-Gang-Handschaltung
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 9,8 bzw. 8,4 (Automatik) L/100 km
CO2-Emissionen: 234 bzw. 199 (Automatik) g/km
Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,7 s (Handschaltung) 5,3 s (Automatik)
Kofferraumvolumen: 320 Liter
Wendekreis: 10,6 Meter
Preis: ab 65.000€
Länge x Breite x Höhe (in Meter): 4,47 x 2,04 x 1,30
Motor: 6 Otto-Motor
Leistung: 380PS bei 6.500 U/min
Hubraum: 2.995 ccm
Max. Drehmoment: 460 Nm bei 3.500 – 5.000 U/min
Getriebe: 8-Gang Automatik (ZF); alternativ 6-Gang-Handschaltung
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 9,8 bzw. 8,6 (Automatik) L/100 km
CO2-Emissionen: 234 bzw. 203 (Automatik) g/km
Höchstgeschwindigkeit: 275 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,5 Sekunden (Handschaltung) / 4,9 Sekunden (Automatik)
Kofferraumvolumen: 320 Liter
Wendekreis: 10,6 Meter
Preis: ab 77.000 €
Länge x Breite x Höhe (m): 4,47 x 2,04 x 1,30
Motor: V8 Otto-Motor
Leistung: 550 PS bei 6.500 U/min
Hubraum: 5.000 ccm
Max. Drehmoment: 680 Nm bei 2.500 – 5.500 U/min
Getriebe: 8-Gang Automatik (ZF)
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 11,1 L/100 km
CO2-Emissionen: 259 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,2 Sekunden
Kofferraumvolumen: 320 Liter
Wendekreis: 10,6 Meter
Preis: ab 103.800 €
Bilder: Mikhail Bievetskiy Photography