Auch als Fiat 500 Hybrid bewahrt das Kultauto seinen Knuddelfaktor, wird seit mittlerweile 13 Jahren nahezu unverändert in der aktuellen Version mit seinem liebevoll lächelnden Antlitz gebaut.
Dadurch gelingt es auch heute noch, das Straßenbild erheiternd aufzumuntern. Doch kommt man auch mit dem Kleinen nicht am Trend vorbei und verpasst daher diesem Fiat einen Mildhybrid-Antrieb.
Die „Launch Edition“ stellt sich hier einem Test. Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Lebensbejahende Erscheinung
Der Fiat 500 ist noch immer eine wonnevolle, lebensbejahende Erscheinung, der man ihr Alter nicht ansieht. LED-Standlichtringe, die ernstgenommen eigentlich zwei Halbringe darstellen, halten ihn im Zusammenspiel mit seiner runden Formgebung zeitlos.
Die Bi-Xenon-Scheinwerfer verleihen ihm zusätzlich einen jugendlichen Blick und die zwei schicken Streben ersetzen quasi den Kühlergrill. Aufgrund der überschaubaren Außmaße des Fiat 500 Hybrid wirken die Kennzeichen vorne wie hinten fast riesig, sind fast halb so breit wie das ganze Fahrzeug.
Die Seitenperspektive kredenzt einen typischen 500: Einen City-Flitzer mit ultrakurzen Überhängen. Die 16-Zöller stehen dem Kleinen gut, die Radnabe trägt standesgemäß und mit Stolz den „500“ Schriftzug und eine kleine Hybrid-Plakette auf der B-Säule, dessen „H“ mit zwei Blättern gebildet wird, verrät die E-Unterstützung dieses Modells.
Am Heck findet sich ebenfalls ein Hybrid-Schriftzug. Ein recht opulent ausfallender „Hintern“ und ein flach gedrücktes Endrohr sind typisch für einen 500er. Die Rückleuchten sehen schick aus und beherbergen ein Inlet in Lackfarbe, wurden allerdings mit konventionellen Glühlampen bestückt, was wiederum aber nur bei genauem Betrachten auffällt. Auch die Kennzeichenbeleuchtung und das Tagfahrlicht sind in Glühlampentechnik ausgeführt.
Das Taugrün ist eine warme Pastellfarbe, die unglaublich gut das Dolce Vita Italiens verkörpert. Sie unterstreicht den zeitlosen Charakter und der Aufpreis in Höhe von 490 Euro geht für diesen den Charakter beflügenden Metallic-Lack in Ordnung.
Interieur – Das Flair mediterraner Momente
Nachhaltigkeit trifft Tradition – Den gut verarbeiteten Innenraum des Fiat 500 Hybrid bestimmen auch Materialien, die aus recyceltem Kunststoff entstanden, welcher vorher den Weltmeeren als Plastikmüll entrissen wurde. In einem erfrischendem Ocean Blue wurden die aus diesem Müll hergestellten Kunstfasern verarbeitet und sehen richtig gut aus, erinnern teilweise sogar ein bisschen an echtes Leder.
SEAQUAL nennt Fiat dieses Material und zeigt in gemusterter, glatter oder perforierter Form eindrucksvoll, wie wunderschön Nachhaltigkeit aussehen kann. Die gesamte Atmosphäre des Innenraums erhält dadurch einen mediterranen, ja maritimen Touch.
Die vorderen Sitze mit ihren schicken „500“-Stickereien in den Sitzlehnen erwiesen sich als recht bequem, erst jenseits der 300 Kilometer fehlt es den Sitzen etwas an Langstreckentauglichkeit. Hinten geht es wie in allen Fiat 500 etwas eng zu, aber zur Not kann man auch zu viert kurze Strecken absolvieren.
Auch beim Interieur bestimmen viele Rundungen die Architektur. Die Tachoeinheit ist nunmehr digital und das Lenkrad ist erstaunlich griffig, sieht dazu klasse aus – die Nullstellenmarkierung aus Aluminium ist dabei ein echter Hingucker.
Das Dashboard wurde im gleichen Taugrün wie die Außenfarbe lackiert, die gewissermaßen Mintgrün wirkt. Der Schalthebel wurde relativ weit oben angeordnet und erinnert mit ein bisschen Fantasie an den des Ford Mustang Bullitt – hier kommt ein ähnlicher Billard-Kugel-Stil zum Einsatz.
Die Türgriffe erinnern wieder an einen alten Kühlschrank aus den 50ern, das kennen wir schon vom Fiat 500X und vom Fiat 500X Sport. Wirklich alt wirkt allein die Klimaeinheit, welche als einziges Ausstattungsmerkmal wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten den Weg in den 500er gefunden hat. Dennoch tut sie ihren Job und zugegeben: Ein bisschen Oldschool-Schick steht dem Fiat 500 Hybrid gut zu Gesicht. Die runden Tasten für City-Modus, Warnblinker und Co. passen bestens in das Gesamtbild des Cityflitzers.
Motor und Fahreigenschaften – Genügsamkeit als oberste Prämisse
Das Herz des kleinen Italieners besteht aus einem 1.0-Liter-Dreizylinder, der als reiner Saugmotor zum Einsatz kommt. Anstelle einer Aufladung erhielt der Benziner eine 12-Volt-Mildhybrid-Unterstützung, bestehend aus einem Riemenstartgenerator und einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von elf Amperestunden.
Dieses Duo verrichtete seine Arbeit verhältnismäßig unauffällig und ist mit seinen 70 PS eher dazu gedacht, den Kleinen auf überschubaren Streckenlängen zuverlässig und adäquat von A nach B zu bringen. Auf Anhieb ist der Dreizylinder übrigens nicht als solcher zu enttarnen. Nicht zuletzt aufgrund seines – besonders im Standgas – brabbelnden Klangs.
Die Leistungsentfaltung ist als zurückhaltend zu beschreiben, aus Sicht der Redaktion ausreichend, zumindest für den prädestinierten Einsatzzweck als Cityflitzer. Die Mildhybrid-Technik sorgt für einen zeitig einsetzenden Segelbetrieb und senkt den Verbrauch bei angemessener Fahrweise nicht unerheblich.
Der Riemenstarter fungiert beim Anfahren als unterstützender E-Motor, liefert bis zu fünf zusätzliche Pferdestärken. Davon spürt man nicht wirklich viel, doch am Ende quittiert die Tankrechnung den Sparfaktor. Überwacht man zudem im Cockpit den Energiefluss in Echtzeit, fällt auf, dass der Fiat 500 Hybrid sehr fleißig im Schubbetrieb durch Rekuperation Energie sammelt und den Akku dadurch immer im ausreichend gefüllten Zustand hält.
Möchte man die Leistung voll abrufen, muss man die Gänge voll ausdrehen und dabei wirkt der Fiat ab Landstraßentempi etwas gegängelt, bei Autobahntempi auch schnell etwas gequält. Dafür liegt das Auto sehr gut und ruhig auf der Fahrbahn – auch bei höheren Geschwindigkeiten. Dabei bleibt es innen größtenteils sehr leise, vor allem die Motorengeräusche halten sich angenehm im Hintergrund.
Die Handschaltung hinterließ durch knackig einrastende Gänge und eine gute Abstufung einen positiven Eindruck und die ohnehin leichtgängige Lenkung erfährt durch einen City-Modus eine noch leichtere Bedienung, wodurch man den Kleinen kinderleicht durch enge Gassen der Altstädte fädeln kann. Dem ebenfalls zugute kommt ein sehr kleiner Wenderadius.
Ohnehin ist der urbane Bereich das prädestinierte Metier des Fiat und hier spielt er seine Karten bestens aus. Ansonsten spürt man spätestens ab Tempo 100 die Mühe, die der Kleine hat, um noch schneller zu werden. Immerhin läuft er bei Bedarf 168 km/h – auch wenn es lange dauert, er schafft das und der Tacho protegiert dabei energisch mit 175 km/h für den Dreizylinder. Wirklich wohl fühlt sich dabei aber weder das Auto, noch die Insassen.
Die Dimensionierung der Bremsen erscheint klein, doch erwiesen diese sich im Test als standfest und vollkommen ausreichend.
Ein echter Joker des Fiat 500 Hybrid ist zweifellos sein Verbrauch. Im Drittelmix ergab der Test einen Wert von 4,8 Litern auf 100 Kilometer. Im Citybereich genügten dem Italiener mit Doppelherz 5,4 Liter auf 100 Kilometer.
Wer forciert unterwegs ist, kommt auf 6,5 Liter und absolute Vollgasfahrten – falls so etwas jemals gemacht wird, bezweifeln wir allerdings – fließen 7,8 Liter durch die Brennräume. Auf der Sparrunde sank der Verbrauch auf 4,2 Liter. Dank ECO-Drive-Monitor hat man jederzeit einen Blick auf die Fahrweise – das hilft ungemein beim sparsamen Fahren.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit
Als „Launch Edition“ rollte unser Testkandidat als zweithöchste Ausstattungsstufe vor und besitzt serienmäßig unter anderem ein feststehendes Glasdach, eine manuelle Klimaanlage, 16-Zoll-Leichtmetallräder, Fensterheber vorne elektrisch, DAB+ mit 7-Zoll-Screen und Smartphone-Anbindung via Apple CarPlay und Android Auto sowie die elektrische Servolenkung mit Cityfunktion.
Die Außenspiegel lassen sich manuell einklappen, aber bei einem Auto dieser Größe ist das kein Kritikpunkt. Parksensoren gibt es hinten – diese gehören zum Citypaket für 450 Euro, welches auch einen Licht- und einen Regensensor beinhaltet.
Das Infotainment wird für überschaubare 400 Euro mit einem hervorragenden Navigationssystem bereichert. Die Routenberechnung und -führung klappte schnell und einwandfrei und die Kartendarstellung ist für diese Preisklasse als exzellent zu beschreiben. Der DAB-Empfang ging ebenfalls in Ordnung, stellte in empfangsschwachen Gebieten allerdings schneller akustische Flatlines zur Schau, als andere Modelle im Segment.
Der Bildschirm ist zwar nicht riesig, aber auch nicht zu klein, dafür ist das Bild sehr hoch aufgelöst und die Bedienung erwies sich durchgängig als intuitiv.
Das Glasdach spendet viel Licht und ließ bei unseren Redakteuren nicht selten ein „Helikopter“-Gefühl aufkommen. Wer eine elektrisch öffnende Variante möchte, muss für das sogenannte „Sky Dome“ 487 Euro zusätzlich berappen. Praktisch fanden wir auch die beleuchteten USB-Anschlüsse und auch die Tasten am Multifunktionslenkrad werden illuminiert – bei völliger Dunkelheit eine wirksame Unterstützung.
Akustisch kann das Standard-Audiosystem einfachen Anforderungen vollkommen gerecht werden. Wir empfehlen aber audiophil veranlagten Interessenten in jedem Fall die Investition des 575 Euro teuren Beats-Audiosystems.
Keyless gibt es nicht und eine Sitzheizung ist ebenfalls nicht für den Fiat 500 Hybrid zu bekommen. Die automatische Klimaanlage hat den Innenraum im Griff, kostet 380 Euro extra, beinhaltet in dem Zuge auch einen Pollenfilter. Ein Aktivkohlefilter ist zusätzlich erhältlich, kostet aber nochmal 44 Euro.
Ein echtes Highlight und gleichzeitig unsere dringende Empfehlung: Die Bi-Xenon-Scheinwerfer für 965 Euro extra. Diese leuchten sehr hell und angenehm homogen, wobei auch die Reichweite enorm ausfällt. Aus unserer Sicht eine sinnvolle Investition in die Fahrsicherheit.
Zur Schonung der Xenon-Brenner verfügt der Kleine über ein zusätzliches Halogen-Aufblendlicht, sodass bei Aktivieren der Lichthupe bei ausgeschaltetem Abblendlicht die Xenon-Brenner nicht die Lebensdauer schmälernd kurzzeitig gezündet werden. Knuffig und zu den großen Kulleraugen passend, sind die kleinen, in die Scheinwerfer integrierten und verchromten Scheinwerferreinigungsdüsen. Diese kennen wir schon aus dem Abarth 595 Competizione.
Varianten und Preise des Fiat 500 Hybrid
Als Hybrid gibt’s den 500er als 500 ab 13.637 Euro und als Fiat 500 C – die Cabriolimousine ab 18.219 Euro. Wir gehen hier auf die Standardvariante näher ein. Diese gibt es in sechs Ausstattungslinien:
- POP ist das Einstiegsmodell mit serienmäßigem Multifunktionslenkrad, elektrischer Servolenkung mit Cityfunktion, elektrisch verstell- und beheizbaren Außenspiegeln und einigem mehr.
- LOUNGE kostet ab 15.684 Euro, bekommt zusätzlich 15-Zoll-Leichtmetallräder, eine manuelle Klimaanlage, ein Start-Stopp-System und einiges mehr.
- STAR ist die nächsthöhere Stufe für mindestens 16.952 Euro und bringt serienmäßig 16-Zoll-Räder, ein 7-Zoll-Cockpit-Display, Tempomat und einiges mehr mit.
- ROCKSTAR rollt ebenfalls ab 16.952 Euro vor und besitzt neben dem festen Glasdach eine Privacy-Verglasung, verchromte Einstiegsleisten und spezielle 16-Zoll-Räder.
- LAUNCH EDITION, unser Testwagen, ab 17.634 Euro erhältlich, fährt ab Werk das LINK-System mit Apple CarPlay und Android Auto sowie Screen-Mirroring, Nebelscheinwerfer, ein spezielles Felgendesign und einiges mehr mit.
- DOLCEVITA ist das Flaggschiff, kostet ab 19.486 Euro und wirbt unter anderem mit einem umfangreichen Chrom-Paket.
Die Motorisierung bleibt bei allen Hybridvarianten gleich und angetrieben werden dabei stets die Vorderräder.
Fazit – Eine rollende Lebensphilosophie
Man liebt ihn oder liebt ihn nicht, aber man kann ihn schwerlich hassen. Der Fiat 500 Hybrid zeigte sich im Test als idealer City-Flitzer, der den Ausflug auf die Landstraße mag und den Abstecher auf die Autobahn nicht scheut.
Er ist knuffig und verzaubert mit seinem „Blick“ die Betrachter, hat diesen Touch Dolce Vita, für den er seit jeher bekannt ist. Seine neue Hybridtechnik verhilft ihm zum zusätzlichen Sparen, was auch kein leeres Versprechen ist, wie unsere Verbrauchstests gezeigt haben.
Die 70 PS werden Sportfahrer sicher unbeeindruckt abwinken lassen, reichen in Summe jedoch für den prädestinierten Einsatzzweck aus. Wer das Design liebt, aber gern performanter unterwegs ist, sollte sich bei Abarth umschauen.
Einziger Kritikpunkt ist sein Preis. Unser fast voll ausgestatteter Testwagen kommt auf 20.700 Euro. Damit liegt er rund 2.000 Euro über einem gut ausgestatteten Kia Picanto X-Line. Allerdings kann er neben seinem Charme auch USPs wie beispielsweise das sehr gute Bi-Xenon-Licht vorweisen, was in dieser Klasse eher selten zu bekommen ist. Selbst ein brandneuer Hyundai i10 rollt ab Werk immer mit Halogenscheinwerfern.
Darüber hinaus eignet sich der liebevolle Italiener für Jung und Alt, verströmt immer und überall sein Flair und nimmt – wo immer er auftaucht – eine doch leicht exponierte Stellung ein. Schön, dass es solche rollenden Lebenseinstellungen noch gibt.
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Fiat 500 Hybrid Launch Edition
- Farbe: Taugrün Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 3,57 x 1,63 (1,88 mit Außenspiegel) x 1,49
- Radstand (mm): 2.300
- Antrieb: Dreizylinder Reihenmotor mit 12-Volt-Mildhybridtechnik
- Leistung: 51 kW (70 PS) bei 6.000 rpm
- Max. Drehmoment: 92 Nm bei 3.500 rpm
- Hubraum: 999 ccm
- Getriebe: manuelles 6-Gang-Schaltgetriebe
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 4,1 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 4,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 120 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d EVAP ISC
- Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 13,8 Sekunden
- Wendekreis (m): 9,3
- Leergewicht (kg): 1.055
- Zuladung (kg): 305
- Kofferraum (l): 185 bis 550
- Kraftstofftank (l): 35
- Kraftstoffart: Super E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 20.710 Euro (Einstiegspreis ab 13.637 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
Das sparsamste Auto mit dem ich je gefahren bin. Habe 500 1.2L. Selbe Strecke: 4,7 Liter.
500 hybrid mit vollen Fokus auf Rekuperation, beim Rekuperieren unter 60 km/h von 6. in 4. Gang damit er weiter rekuperiert, bei Ampel ggf unter 30 km/h in leerlauf hinrillen lassen: 3,8 Liter, somit 21% sparsamer als der 1,2L. Das ist Fortschritt!