Seit einem Jahr gibt es den Kombi der koreanischen Kompaktklasse als Plug-in Hybrid – nun muss sich der Kia Ceed Sportswagon PHEV im Rahmen eines Tests beweisen.
Die Konkurrenz aus Südkorea mischt bereits seit 15 Jahren das Fahrzeugsegment der hart umkämpften Kompaktklasse auf – mit stetig steigendem Erfolg. Dabei soll der vor gut einem Jahr vorgestellte PHEV auch ein Stück vom Kuchen der teilelektrifizierten Antriebsversionen sichern.
Ob das Rüstzeug dafür ausreicht, klärt der nachfolgende Fahrbericht. Unser Testkandidat war ein Kia Ceed SW PHEV in der Ausstattung „Spirit“ und der Farbe Pentametal Metallic.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Die Hybridtechnik
- Ausstattung, Technik und Komfort
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Aus Europa für Europa
Bitte keine Irritationen! Selbstverständlich ist Kia weiterhin eine südkoreanische Automarke, doch wie alle vorhergehenden Ceeds und Cee’ds wurde das Auto in Europa designt und nach europäischen Maßstäben entworfen. Und das sieht man nach wie vor, denn als Hybrid unterscheidet sich der Kombi nur marginal vom klassischen Ceed SW.

Die Front gleicht mit einem markanten Unterschied der des konventionellen Ceeds – hier ist der Tigernasengrill allerdings geschlossen. Das heißt, es gibt keine Lüftungsöffnungen, dafür dienen die Luftzuführungen in der darunterliegenden Frontschürze.

Seitlich bleibt die klassische Kombi-Silhouette unangetastet, das besondere Antriebskonzept verrät lediglich der zweite „Tankdeckel“ im linken vorderen Kotflügel, hinter dem sich der Ladeanschluss verbirgt.

Das Heck mit den elegant integrierten Heckleuchten fällt recht schräg ab und zeigt als weiteren Hinweis ein Hybrid-Typenschild. Die Endrohrblenden mit Chromumrahmung stellen nur designtechnische Aspekte dar, sie werden nicht genutzt.
Interieur – Wie eineiige Zwillinge
Die Innenraumarchitektur des Kia Ceed Sportswagon PHEV gleicht ebenso der des herkömmlichen Ceeds. Dreh- und Angelpunkt für das gesamte Infotainment ist der große Zentralbildschirm, um den sich eine inklusive dem Cockpitbereich sinnvolle, weil intuitiv erscheinende Bedienstruktur aufbaut.

Erfreulich ist hier, dass man weiterhin auf diverse physische Bedienelemente, wie Drehregler oder Schalter Wert gelegt hat. Diese machen insbesondere oft und schnell zu verändernde Dinge, wie die Lautstärke oder Klimatisierungsparameter deutlich einfacher bedienbar.

Die zum Einsatz gekommenen Materialien reichen von Softtouch-Kunststoff über Lederimitat bis hin zu strapazierfähigen Stoffen in den Sitzbezügen. Die Verarbeitung ist ordentlich und das bleibt auch unterhalb der Sichtlinie erhalten.
Ein Merkmal des PHEV ist die etwas klobig geratene grüne Lichtleiste, welche mittig auf der Armaturentafel thront und mittels drei LEDs den aktuellen Ladezustand anzeigt, sofern der Kia zum Aufladen angeschlossen ist.

Das Platzgefühl ist überall großzügig, wobei der Fondbereich sogar luftiger wirkt als in der Schrägheckversion. Die Sitze bieten viel Auflagefläche und vorne guten, hinten moderaten Seitanhalt.
Das Kofferraumvolumen beträgt mindestens 437 Liter. Maximiert stehen bis zu 1.506 Liter zur Verfügung – das sind immer noch 215 Liter mehr als die Schrägheckversion vorweisen kann. Dennoch sind es aufgrund der unterzubringenden Hybridtechnik 190 Liter weniger als im Ceed-Kombi mit konventionellem Verbrennerantrieb.
Motor und Fahreigenschaften – Der etwas andere Hybrid
Für den Antrieb setzt Kia auf ein Duo, bestehend aus einem 1.6-Liter Vierzylinder Benzinmotor und einem E-Motor. Gemeinsam treiben sie die Vorderachse an und leisten dabei bis zu 141 PS Systemleistung und 265 Newtonmeter Drehmoment.

Beim Benziner handelt es sich um einen reinen Saugmotor. Das für eine Aufladung rege Ansprechverhalten in unteren Drehzahlen übernimmt hier der Elektromotor. Dies funktioniert sehr gut und wirkt durchaus noch etwas zackiger als das Turbo-Pendant. Das Zusammenspiel beider Antriebe gefiel im Test durch sanfte Wechsel, wodurch das Zu- oder Abschalten des Verbrenners fast unmerklich vollzogen wurde.

Das Haupteinsatzgebiet dürfte sich auf den urbanen und suburbanen Bereich beziehen, denn auf der Autobahn ist der Akku alsbald geleert und dann hat der 105 PS starke Sauger alle Hände voll zu tun, um den schweren Kombi in entsprechende Geschwindigkeiten zu bringen.
Als Plug-in Hybrid besitzt der Koreaner allerdings einige Eigenheiten, die man sonst selten oder mittlerweile nicht mehr bei Hybridfahrzeugen mit Lademöglichkeit findet. Dazu gehört einmal, dass der Kia Ceed Sportswagon Hybrid nicht im rein elektrischen Fahrmodus EV gehalten werden kann, stattdessen läuft selbst im Teillastbereich immer mal wieder der Verbrenner mit. Dazu und zu den weiteren Hybridkriterien später mehr.

Die 6-Gang-Doppelkupplungsautomatik schaltet sehr sanft und nahezu ruckfrei. Das bleibt selbst im aktivierten Sportmodus so. Apropos, es gibt drei Fahrmodi: EV für rein elektrisch, HEV für Hybridmodus und Sport.
Das Fahrwerk ist angenehm straff, ohne holprig oder unkomfortabel zu erscheinen. Dadurch bleibt der Kombi stets unaufgeregt und ruhig in seiner vorgegebenen Bahn, was auch durch die angenehme Lenkung mit viel Rückmeldung sichergestellt wird. Das höhere Gewicht merkt man derweil im direkten Vergleich zum konventionellen Ceed SW, denn bei schnell durcheilten Kurven neigt der Koreaner früher zum Ausscheren und das ESP würgt sehr früh sämtliche Leistung ab.

Ein Rennpferd ist der Kia mit seinen Leistungsdaten bereits auf dem Papier nicht unbedingt. Von null auf 100 in 10,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 171 km/h, wobei wir laut Tacho sogar 180 km/h schafften.
Der E-Push glänzt zwar mit ultrakurzen Reaktionszeiten, doch so richtig Kraft setzt der E-Motor nicht um. Lediglich im Sportmodus ist das Plus an Elektrokraft spürbar.

Dafür ist der Kia Ceed Sportswagon Hybrid wirklich sparsam, vor allem, wenn man ihn regelmäßig nachlädt. Da genügen ihm 2,6 Liter auf 100 Kilometer. Mit leerem Akku waren es immer noch akzeptable 6,2 Liter auf 100 Kilometer im Drittelmix.
Die Hybridtechnik im Kia Ceed Sportswagon PHEV
Rein elektrisch soll der Hybrid-Kombi bis zu 60 Kilometer kommen. In unserem Test schafften wir im besten Fall 58 Kilometer, was wirklich viel ist. Aber wie bereits angemerkt, blieb auch hier trotz EV-Mode der Verbrenner nicht dauerhaft ausgeschaltet, sondern gesellte sich vereinzelt mit hinzu. Die Gründe hierfür konnten wir nicht immer nachvollziehen.

Der E-Antrieb selbst ist recht moderat in puncto Leistung und so kommt es, dass man bei manchem rein elektrischen Beschleunigungsvorgang gerne Richtung Fahrmodi-Schalter schielt. Eigenartigerweise kam hier der Verbrenner nicht immer zur Hilfe, sondern ließ den Elektromotor allein. In anderen Situationen schaltete sich der Benziner sogar im Teillastbetrieb hinzu und blieb selbst im Schubbetrieb aktiv, um dann nach kurzer Zeit wieder in Standby zu gehen.

Ebenfalls nicht an Bord des Ceed-Hybrid ist die Möglichkeit, den Akku während der Fahrt mittels Verbrenner aufzuladen. Auch die Möglichkeit, den aktuellen Akkustand per Einstellung „einzufrieren“, um ihn später zu benutzen, gibt es hier nicht.
Dafür sinkt der Ladezustand des Akkus auch bei null Kilometer Reichweite nie unter zehn Prozent der Kapazität. Auch die Stärke der Bremsenergierückgewinnung kann im Kia nicht variiert werden. Lediglich im Sport-Modus spürt man eine stärkere Rekuperation im Schubbetrieb.

Der Akku besitzt 8,9 kWh nutzbare Kapazität und das Aufladen mit dem mitgelieferten Anschlusskabel für die 230-Volt-Haushaltssteckdose soll rund fünf Stunden dauern. Nutzt man das Typ-2-Ladekabel – dieses kostet 258 Euro extra – braucht man an der entsprechenden Ladestation 2:35 Stunden, wie unser Praxistest herausfand. 80 Prozent Akkufüllung waren nach knapp zwei Stunden erreicht.
Ausstattung, Technik und Komfort
Mit der „Spirit“-Ausstattung besaß unser Testwagen die goldene Mitte der Möglichkeiten und konnte mit nicht wenigen Ausstattungsfeatures glänzen. Nachfolgend gibt es die wichtigsten Merkmale unseres Tests.
Ein klares Highlight stellt das 1.090 Euro teure Navigationssystem mit 10.25-Zoll-Bildschirm dar, welches mit hervorragender Routenführung inklusive Berücksichtigung der Verkehrsstörungen und einer ausgezeichneten Kartendarstellung überzeugte.

Ebenso mit richtig gut wurde das serienmäßige LED-Scheinwerferlicht bewertet, welches angenehm hell und weitreichend jede Nachtfahrt zum entspannten Unterfangen machte.

Die Fahrerassistenten verrichteten ihre Arbeit sorgfältig und zuverlässig. Lediglich der Spurhalteassistent war eine Idee zu hibbelig und wollte dem Fahrer auch bei vollkommener Spurtreue vereinzelt einen anderen Weg vorschreiben.

Die Sitz- und Lenkradheizungen arbeiteten überall zügig und überaus intensiv. Das gilt auch für die beiden äußeren Plätze im Fond. Ein wichtiges Merkmal des Ceed-Hybridkombis ist sein Zugvermögen. Denn mittels Anhängerkupplung für 630 Euro plus Anbaukosten, darf der Koreaner bis zu 1,3 Tonnen an den Haken nehmen. Das ist bei den Hybridfahrzeugen nicht die Regel.

Die 2-Zonen-Klimaautomatik arbeitet weitestgehend zugfrei und besitzt eine Abschaltmöglichkeit der zweiten Zone, wenn der Fahrer allein unterwegs ist – auch das spart Energie. Neu sind insgesamt fünf Stimmungsprogramme, mit denen man sich in die jeweilig gewünschte Gemütslage bringen lassen kann.
Die Heckklappe besitzt immer noch einen Annäherungssensor mit dem bekannten nervenden Piepkonzert, bevor sich der Zugang öffnet. Vorteilhaft ist, dass das Öffnen und Schließen recht schnell vonstatten geht.
Varianten und Preise des Kia Ceed Sportswagon Hybrid
Es gibt drei Ausstattungslinien vom PHEV-Kombi:
- Vision – Das Einstiegsmodell wird ab 34.990 Euro angeboten. LED-Scheinwerfer, Keyless und eine 2-Zonen-Klimaautomatik sind unter anderem bereits serienmäßig dabei.
- Spirit – Für mindestens 36.190 Euro gibt’s Frontkollisionswarner mit Eingriff, Querverkehrswarner mit Totwinkelwarner und Stauassistent ab Werk im Kombi.
- Platinum Edition – Die Speerspitze kostet ab 41.990 Euro und bringt zusätzlich Ledersitze, ein digitales Cockpit, ein elektrisches Glasschiebedach und das Navigationssystem als Serienausstattung mit.

Aktuell erhält man für den Hybrid-Kombi zirka 6.500 Euro Förderung, wodurch der Einstiegspreis auf rund 28.500 Euro sinkt. Wie bei allen Kia-Modellen gehört auch hier die 7-Jahres-Garantie fürs Fahrzeug und Updatesicherheit für das Kartenmaterial dazu. Die Garantie gilt übrigens auch für die Hybridbatterie.
Fazit – Mit Platz und ohne Eile
Der Kia Ceed Sportswagon Hybrid ist einer der ersten PHEV im Bereich der Kompaktkombis und als solchem fehlen ihm einige Funktionen, die man von fast allen anderen aufladbaren Hybridfahrzeugen kennt. Das Fehlen der Lademöglichkeit während des Fahrens oder die Einstellmöglichkeit der Rekuperationsstärke sind die signifikantesten Beispiele hierfür. Da besteht noch Luft nach oben.

Der Koreaner konnte im Test mit Sparsamkeit – insbesondere bei regelmäßiger Nutzung des Aufladens der Hybridbatterie – und einem sicheren Fahrverhalten punkten. Dass er nicht der Schnellste ist, wird maximal permanent unter Zeitdruck stehende Außendienstler und Autobahnjunkies stören.
Pendlern und jungen Familien mit Sparambitionen könnte er hingegen ein willkommener Begleiter mit einem vernünftigen Platzangebot sein. Den nicht unbedingt günstigen Anschaffungspreis relativiert die recht opulente Serienausstattung des Koreaners sowie die aktuellen Förderungen.

Die letzten und nicht unerheblichen Überzeugungskräfte dürfte er mit seiner unschlagbaren 7-Jahres-Garantie und seiner für einen Plug-in Hybriden untypischen Möglichkeit des Anhängerbetriebs mit bis zu 1,3 Tonnen mobilisieren.
Kamera: Canon EOS 6D
Skoda Octavia iV Combi
Technische Daten: Kia Ceed Sportswagon PHEV Spirit
- Farbe: Pentametal Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,61 x 1,80 (2,06 mit Außenspiegeln) x 1,47
- Radstand (mm): 2.650
- Antrieb: Reihenvierzylinder Ottomotor mit OPF
- Systemleistung: 104 kW (141 PS)
- max. Gesamtdrehmoment: 265 Nm
- Hubraum: 1.580 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DCT
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 1,3 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,2 l/100 km (mit leerem Akku)
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 33 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,8 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,4
- Bodenfreiheit (mm): k.A.
- Kofferraumvolumen (l): 437 bis 1.506
- Leergewicht (kg): 1.533
- Zuladung (kg): 497
- mx. Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12% (kg): 600/1.300
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 80
- Hybris-Akku: Lithium-Polymer 8,9 kWh
- Tankinhalt (l): 37
- Ladezeiten 230 Volt/AC (h): 5:00/2:35
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: ca. 39.550 Euro (Einstiegspreis ab 34.990 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.