Mit dem Kia cee´d steigen die Koreaner seit 2007 erneut in die Kompaktklasse ein. Zwischen dem Kia Rio und dem Kia Optima schleißt er eine wichtige Lücke, die insbesondere auf dem deutschen Markt von großer Relevanz ist.
Seit März 2013 wird der Kia cee´d auch als „pro“-Ausführung angeboten.
Der Name pro_cee´d steht im Übrigen für die dreitürigen Varianten des koreanischen Kompakten.
Den Namenszusatz GT erhält der Alpha-Cee´d, welcher mit 204 PS auch dem ein oder anderen deutschen Konkurrenten gefährlich nah an die Stoßstange fahren könnte.
Exterieur – Made in Europe
Grundsätzlich ist der Kia cee´d ein Fünftürer. Bei den Versionen mit dem Namenszusatz „pro“ handelt es sich hingegen um Dreitürer im recht sportlichen Kompaktwagenkleid.
Ein erster Blick zeigt die nach vorne hin steil abfallende Linie, welche dem Kia pro_cee´d GT eine stark keilförmige Silhouette verleiht.
Von vorne betrachtet, unterscheidet sich die GT-Variante vor allem durch eine überarbeitete Frontschürze samt LED-Tagfahrlicht. Dazu gesellt sich ein Kühlergrill mit verchromtem Rahmen plus GT-Logo. Abgerundet wird das GT-Gesicht von einer roten Zierleiste oberhalb der Frontspoilerlippe.
Hierbei sollte erwähnt werden, dass dieses Detail bei gedeckten Lackfarben recht ansprechend wirkt. Bei auffälligen Farben – wie dem „Urbangelb Metallic“ unseres Testwagens – ist es unseres Erachtens doch etwas zu viel des Farbenspiels.
Den sportlichen GT-Modellen vorbehalten ist ebenfalls das sehr markante Tagfahrlicht. Vier LED Spots auf jeder Seite sitzen in speziellen Kiemen oberhalb der Nebelscheinwerfer und sorgen für hohen Wiedererkennungswert. Übrigens leuchten diese nicht nur am Tag. Bei eingeschaltetem Abblendlicht verrichten die Spots in gedimmtem Zustand die Arbeit des Standlichtes.
Das Heck des Kia pro_cee´d GT kommt für ein Fahrzeug dieser Klasse verhältnismäßig breit daher, was den sportlichen Eindruck abermals unterstreicht. Durch eine spezielle Heckschürze mit integrierten Kiemen sowie dem aufgesetzten Dachkantenspoiler wird dieser Eindruck ein weiteres Mal verstärkt. Die geschwungenen LED-Heckleuchten fügen sich auch bei Dunkelheit harmonisch in die Designlinie des Koreaners ein.
Die in unserem Testwagen verbaute Rückfahrkamera wurde aufgrund ihrer äußeren Form zu Beginn unseres Testzeitraumes des Öfteren fälschlicherweise zum Öffnen der Heckklappe betätigt. Abseits dieser Zweckentfremdung überzeugte sie jedoch mit einem ausgesprochen klaren und kontrastreichen Bild.
Bei kritischer Betrachtung fallen darüber hinaus – anders als die verkleidete Rückfahrkamera – die beiden inneren Parksensoren auf, welche durch ihre schwarze Farbe eindeutig als solche zu erkennen sind. Während die beiden äußeren Sensoren in den schwarzen Kiemen verbaut sind, sorgen die besagten inneren Exemplare für einen etwas unschönen Kontrast, der sich jedoch im Großen und Ganzen nicht merklich auf die Heckansicht auswirkt.
Interieur – Optik passt, Haptik fast
Schon bei der ersten Sitzprobe fallen die straffen, aber komfortablen Sitze auf. Sie sind es im Übrigen auch, die den sportlichen GT doch für die ein oder andere Langstrecke eignen. Von Recaro stammend, warten sie mit anteiliger Belederung und überdurchschnittlich gutem Seitenhalt auf.
Einzig die unteren Seitenwangen wiesen schon bei unserem Testfahrzeug erste Abnutzungserscheinungen auf, welche durch häufiges Ein- und Aussteigen forciert werden dürften. Als optisches Highlight erweisen sich die roten Kontrastnähte sowie das „GT“-Logo, welches sich auf den Sitzlehnen befindet. Zudem verfügen die manuell einstellbaren Sitze über eine elektrische Lendenwirbelstütze, was dem Komfort ausgesprochen zuträglich ist.
Ein Blick auf die Kommandozentrale zeigt ein Mekka für Ordnungsliebhaber. Alles ist aufgeräumt, die Mittelkonsole ist in zwei Segmente unterteilt. Die obere Einheit besteht aus einem sieben Zoll großen Touchscreen inklusive zwölf darum liegenden Knöpfen.
Direkt darunter befinden sich vier Tasten, welche für die Sitzheizung von Fahrer und Beifahrer, die Zentralverriegelung und das ESP zuständig sind.
Die untere Einheit befasst sich schlicht und ergreifend mit der Bedienung der Klimaanlage. Die Zwei-Zonen Klimaautomatik leistete während unseres gesamten Testzeitraumes hervorragende Arbeit und fiel insbesondere durch ihr geringes Geräuschniveau positiv auf.
Das perforierte Lederlenkrad liegt ausgesprochen gut in der Hand und vermittelt dank der abgeflachten Unterseite einen Hauch Rennsportgefühl. Leider deckt sich dieser erste Eindruck nicht mit den vielen Tasten und Kippschaltern – ein starker Kontrast zum Rest des Cockpits. Diese bedürfen einer langen Eingewöhnungszeit und man ist selbst dann noch geneigt, die ein oder andere Taste hin und wieder zu vertauschen. Hier wäre weniger definitiv mehr.
Insgesamt lässt das Interieur des Kia pro_cee´d GT kaum Wünsche offen. In puncto Bedienung spielt der Koreaner ganz vorne mit und auch die Verarbeitungsqualität ist auf einem Niveau, welches sich ganz und gar nicht verstecken muss. Anders sieht es mit der Materialauswahl aus.
Hier treffen weiche Softouch-Oberflächen in den oberen Bereichen auf hartes Plastik in den unteren Regionen, wobei letztere den Gesamteindruck etwas trüben. Wir hoffen, dass dies jedoch bereits erkannt und spätestens beim nächsten Modell geändert wird. Denn: viel mehr gibt es im Innenraum nicht zu beanstanden.
Technik & Assistenz – Weniger ist im GT mehr
Das im Kia pro_cee´d GT verbaute Infotainmentsystem lässt nahezu keinen Wunsch offen. Eine Bluetooth Freisprecheinrichtung ist ebenso an Bord wie ein Digitalradio und ein Navigationssystem samt Verkehrszeichenerkennung.
Unser Testwagen verfügte zudem über ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem. Deutlich erkennbar ist dieses beim Kia pro_cee´d GT an den gummierten Tasten an den Türgriffen, die vor allem bei der gelben Außenlackierung für einen deutlichen Kontrast sorgen. Gestartet wird schließlich über einen Startknopf, welcher in Höhe eines konventionellen Zündschlosses liegt.
Links vom Lenkrad befindet sich ein kleines Tastenfeld, wo unter anderem die Lenkradheizung und der Spurverlassenswarner aktiviert beziehungsweise deaktiviert werden.
Eine Etage darüber können die Außenspiegel elektrisch eingestellt und auf Wunsch per Knopfdruck auch eingeklappt werden.
Der Kia pro_cee´d GT wird in zwei Varianten angeboten, Challenge und Track. An dieser Stelle empfehlen wir die letztgenannte Variante, da diese über eine wesentlich umfangreichere Serienausstattung verfügt. Unter anderem sind hervorragend ausleuchtende Xenon-Scheinwerfer an Bord, welche im Praxistest mit einer superben Lichtausbeute und einer angenehmen Homogenität glänzten.
Das Fernlicht ist hingegen in klassischer Halogentechnik ausgeführt und kann den gleißend hellen Gasentladungslampen in keiner Hinsicht das Wasser reichen. Das heißt, dass bei Nachtfahrten das Fernlicht getrost ausgeschaltet bleiben kann.
Motor & Fahreindrücke – Mit 204 Pferden gegen die Konkurrenz
Angetrieben wird der Kia pro_cee´d GT ebenso wie sein fünftüriges Pendant von einem 1,6 Liter starken Vierzylinder mit Turboaufladung. 204 PS leistet der stärkste Cee´d – ein respektabler Wert für den nur rund 1,4 Tonnen schweren Kompakten.
Bereits auf den ersten Metern wird deutlich, welche Zielgruppe mit dem Kia pro_cee´d GT erreicht werden soll. Die stramme Kupplung und das knackige Getriebe lassen den ersten Gang einrasten. Geschaltet werden kann bereits bei weit weniger als 2.000 Umdrehungen, aber es geht auch anders.
Werden die Gänge hoch ausgedreht, schöpft der Koreaner sein Potential aus und stemmt seine 265 Newtonmeter über die Vorderräder in den Asphalt. Zack, Gang Nummer zwei. Nach 7,6 Sekunden stehen 100 km/h auf dem Tacho – rein subjektiv fühlt sich dieser Sprint jedoch schneller an. 230 km/h beträgt die Höchstgeschwindigkeit des GT, welche doch recht spielend erreicht werden.
Als Kurvenräuber entpuppt sich der Kompaktsportler vor allem auf der Landstraße und bei trockener Fahrbahn. Hier giert Kia quasi nach jeder Kurve und stürzt sich mit Inbrunst in selbige, wenn man ihn denn lässt. Dem Umstand geschuldet, dass der Kia pro_cee´d GT ein frontgetriebenes Fahrzeug ist, neigt er bei nasser Fahrbahn dazu, im Grenzbereich über die Vorderräder zu schieben.
Die zwei Charaktere
Am Lenkrad des Kia pro_cee´d GT befindet sich griffgünstig gelegen eine gewölbte Taste mit dem Aufdruck „GT“. Wird diese Taste gedrückt, wechselt das Fahrzeug adhoc seine Persönlichkeit, was sich sowohl akustisch als auch im Fahrverhalten widerspiegelt.
Darüber hinaus gibt es fürs Auge noch eine Änderung der Cockpitanzeigen, sodass im GT-Modus neben der digital angezeigten Geschwindigkeit das anliegende Drehmoment und der Ladedruck jeweils im Stil eines Balkendiagramms angezeigt werden.
Fazit – Die koreanische Alternative
Am Ende ziehen wir ein Resümee. Der Kia pro_cee´d GT bietet ein rundes Paket mit einer gesunden Portion Sportlichkeit, ohne dabei die Alltagstauglichkeit spürbar einzuschränken.
Die solide Verarbeitungsqualität und das europäische Design lassen den koreanischen Kompakten nicht nur zum Blickfänger werden, sondern schaffen auch einen „Feelgood-Effekt“ für Fahrer und Passagiere.
Im Vergleich zum Platzhirsch – dem aktuellen VW Golf GTI – bietet er rund 16 PS weniger, was in der Praxis per se eher zu vernachlässigen ist. Die sieben Jahre Garantie und die umfangreiche Serienausstattung schieben den Koreaner in Verbindung mit dem gefälligen Design auf jeden Fall unter die Top 10 der aktuellen Kompaktsportler.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera/Objektiv: Canon EOS 7D Mark II / Canon EF 35mm f/1,4 L USM
Technische Daten: Kia pro_cee´d GT Track 1.6 T-GDI
Länge x Breite x Höhe (m): 4,31 x 1,78 x 1,43
Motor: Vierzylinder-Turbo-Motor
Leistung: 150 KW (204 PS)
Hubraum: 1.591 ccm
Max. Drehmoment: 265 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 7,4 L/100 km
CO2-Emissionen: 170 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 7,6 Sekunden
Leergewicht: 1.395 kg
Kofferraumvolumen: 380 – 1.225 l
Kraftstofftank: ca. 53 Liter
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
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