Mit dem Kia Sorento PHEV folgt nun das große SUV als Plug-in-Hybrid mit geringem Verbrauch und dem heiß begehrten E-Kennzeichen.
Zunächst als Diesel und Mildhybrid vorgestellt, dürfte sich der PHEV ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen, wartet er bei regelmäßiger Aufladung doch mit fast utopisch wirkenden Verbrauchswerten auf.
Ob dies auch in der Praxis der Fall ist und wie sich der große Teilzeit-Stromer aus Korea im Alltag schlägt, soll der Erstkontakt klären. Fahrbericht.
Exterieur & Interieur – Gewagt, aber gefällig
Auf den ersten Blick lässt sich der Kia Sorento PHEV nicht sofort als Plug-in-Hybrid erkennen. Der geneigte Betrachter muss schon genau hinschauen und ein wenig den Blick schweifen lassen. Klar, das E-Kennzeichen lässt sofort Rückschlüsse auf die Antriebsart zu, doch weitere Erkennungsmerkmale blieben weitgehend außen vor. So kommt lediglich am Heck eine kleine Plakette zur Geltung, während die beiden Tankklappen ebenfalls verräterisch erscheinen.
Ansonsten zeigt sich auch der PHEV als gut gelungenes und recht üppig dimensioniertes SUV, welches in puncto Design fast wagemutig daherkommt und sich gekonnt vom aktuellen Einheitsbrei abhebt.
Die Front blickt seriös drein, die Scheinwerfer versprühen unverhohlen europäischen Charme und der große Kühlergrill muss sich nicht einmal vor einem BMW X5 verstecken. Seitlich betrachtet, gibt es eine SUV-Bilderbuch-Silhouette mit großen hinteren Türen und gut gefüllten Radhäusern.
Das Heck dürfte ohne Markenlogo selbst Autoenthusiasten Rätsel über die Herkunft aufgeben. Ein bisschen erinnern die vertikalen Rückleuchten an die des Ford Explorer, der amerikanische Touch lässt sich einfach nicht leugnen. Das kantige Design wird indes von einem massiven Unterfahrschutz abgerundet, der wiederum auf eine nicht zu verachtende Offroad-Kompetenz hinweist.
Im Innenraum geht es nicht minder stylish weiter. Die Coolness, die hier Einzug hielt, zeigt sich in Form diverser digitaler Screens und Buttons. Dennoch hat man nicht alles auf eine Karte gesetzt und so kommt die Klimaeinheit und (dankbarerweise) auch der Drehregler für die Lautstärke analog daher. Physische Tasten sind selbst heutzutage noch der Wunsch vieler Kunden.
Das Raumgefühl ist vorne wie hinten opulent und selbst zu fünft reist man noch überaus bequem. Wurde der Siebensitzer geordert, stehen noch zwei zusätzliche Sitze bereit, die Passagier Sechs und Sieben jedoch ein wenig Akrobatik beim Ein- und Aussteigen abverlangen.
In Verzicht üben muss sich jedoch niemand, wenn es um Getränkehalter und USB-Buchsen geht – hiervon gibt es auch im Kia Sorento PHEV jede Menge.
Der Gepäckraum fällt im Plug-in-Sorento marginal geringer aus als in den Versionen mit reinem Verbrenner. Durch die clevere Integration der Akkus im vorderen Fahrzeugboden ergibt sich hier jedoch ein Minus von maximal 23 Litern.
So stehen hier als Siebensitzer immer noch 175 bis 898 Liter in Standardkonfiguration und maximal 2.077 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen bereit.
Motor & Fahreigenschaften – Der sanfte Riese
Angetrieben wird der Kia Sorento PHEV von einem 1,6-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor plus E-Maschine. Die Systemleistung beträgt hier 265 PS, womit sich der PHEV als stärkster Sorento behauptet. Das maximale Drehmoment liegt derweil bei 350 Newtonmetern. Derart motorisiert, sprintet das SUV in 8,7 Sekunden von Null auf 100 km/h und läuft maximal 193 km/h.
Auf unserem kurzen Ausflug konnten wir eine herrliche Harmonie der beiden Antriebe feststellen. Während der Fahrt ist es selten spürbar, wenn sich der Verbrenner zu- oder abschaltet.
Sportliche Fahrer werden jedoch schnell merken, dass sich auch im reinen E-Betrieb hin und wieder der Verbrenner zuschaltet. Das ist nicht etwa ein Fehler der Bordelektronik, sondern bewusst so gesteuert. Kia möchte seinen Kunden hiermit nicht den maximalen Leistungsschub verweigern, weshalb bei forcierter Fahrweise stets die maximale Systemleistung offeriert wird.
Das Fahrwerk zeigt sich überwiegend ausgewogen und weitgehend unauffällig. Lediglich schlechter Asphalt wird stellenweise unverfroren an die Insassen weitergereicht. Abseits der Fahrbahn und im entsprechenden Fahrmodus, ändert sich dies jedoch nicht unerheblich. Dann kann auch der PHEV richtig kraxeln. Dass so eine Behandlung dem Sorento nicht fremd ist, zeigte bereits unser Offroad-Ausflug mit dem Diesel-Sorento.
Apropos Fahrmodi: Hiervon gibt es im Kia Sorento PHEV jede Menge. Neben den bereits bekannten Modi Eco, Sport und Smart – Comfort entfällt hier – gibt es noch die drei Offroad-Modi Schnee, Matsch und Sand. Die Besonderheit des Plug-in-Hybriden ist dabei die HEV/EV-Taste. Hier kann dann zusätzlich zwischen rein elektrischem Fahren, Hybridbetrieb und einem Automatikmodus gewechselt werden. In Summe ist dies reichlich viel an Fahrprogrammen und der Fahrer sollte sich zu Beginn Zeit nehmen, um seine ideale „Modus-Kombination“ zu finden.
Weniger Auswahl gibt es dagegen bei den Bremseigenschaften, die wir auch beim PHEV als sehr gut bewerten. Der Wechsel zwischen Rekuperation und Bremsvorgang ist kaum spürbar und auf Wunsch verzögert der mindestens 2,1 Tonnen schwere Sorento sehr ordentlich. Die Lenkung offeriert ausreichend Feedback, doch eine gewisse synthetische Note müssen wir ihr dennoch attestieren.
Der Verbrauch wird von Kia mit 1,6 Litern und 16,1 kWh pro 100 gefahrener Kilometer an. Wir haben dies ausprobiert und fuhren auf einer gemischten, rund 12 Kilometer langen Strecke mit vollem Akku einen Wert von 1,2 Litern ein. Laut Kia kommt das große SUV rein elektrisch 57 Kilometer weit – nach WLTP.
Die Kia Sorento PHEV verfügt über eine Ladeleistung von 3,3 kW. Das scheint für viele sicherlich etwas mager, dürfte aber den Durschnittspendler mit Wallbox in der Garage weniger stören. Immerhin ist der Koreaner in knapp dreieinhalb Stunden wieder voll geladen.
Technik & Assistenz im Kia Sorento PHEV
Unser Testwagen verfügte über eine gute Fülle an Optionen, von denen wir die wichtigsten nachfolgend behandeln.
Die Sitzheizung und -belüftung funktionierte in unserem kurzen Test prima und sehr gleichmäßig. Gleiches gilt für die Lenkradheizung, welche die Fahrerhände enorm schnell erwärmt.
Die Klimaautomatik benötigt ein Weilchen, um den großen Innenraum des SUV zu kühlen beziehungsweise zu heizen. Dann wird die Temperatur jedoch konstant gehalten, während die Geräuschentwicklung niedrig bleibt.
Das Infotainment ist intuitiv bedienbar und gibt auch Novizen schnell Aufschluss über die entsprechenden Funktionen. Dennoch darf man sich hier gerne mal eine Stunde mit den vielen Untermenüs beschäftigen. Die Besonderheit im Kia Sorento PHEV sind die „Hybrid-Pages“, welche unter anderem die nächsten Ladestationen zeigen, das Lademanagement regeln und auf die verbleibende Akku-Kapazität hinweisen. Diese Menüs scheinen technisch sehr ausgereift und geben daher schon einmal einen Ausblick auf die ersten vollelektrischen Modelle der südkoreanischen Marke.
Das Bose Soundsystem gefällt mit trockenem, bassbetonten Klang, der sich nach kurzem Hören schnell der Marke zuordnen lässt. Im Test prima funktionierte auch Apple CarPlay – das Smartphone wurde schnell mit dem SUV gekoppelt.
Keyless gibt es hier an den vorderen Türen und an der Heckklappe. Tasten an den hinteren Türen hätten wir uns dennoch gewünscht. Dafür klappt der Sorento seine Außenspiegel beim Verriegeln automatisch an.
Serienmäßig kommen im PHEV übrigens Voll-LED-Scheinwerfer, das 10,25 Zoll große Infotainment und 19-Zoll-Räder zum Einsatz. Der tolle Totwinkel-Warner mit Monitoranzeige, den wir bereits im Diesel-Sorento kennengelernt haben, ist erst ab der Ausstattungslinie Platinum erhältlich, die 61.940 Euro abzüglich Förderung aufruft.
Fazit zum Kia Sorento PHEV
Der Kia Sorento PHEV konnte im Erstkontakt seine Vorteile als Teilzeit-Stromer unter Beweis stellen. Seine Zielgruppe sind in erster Linie Pendler und Kurzstreckenfahrer, für Vielfahrer ist der Diesel nach wie vor erste Wahl.
Durch die staatliche Förderung klettert der PHEV zudem nicht in astronomische Preisregionen, sondern ist abzüglich Prämien nicht einmal 1.000 Euro teurer als der Selbstzünder. Doch auch beim Sorento gilt: Regelmäßiges Laden ist Pflicht, ansonsten löst sich der Sparvorteil schnell in Wohlgefallen auf.
Dass die Ladeleistung mit 3,3 kW recht überschaubar bleibt, unterstreicht das Einsatzgebiet des Plug-in-Hybriden abermals. Doch richtig eingesetzt, dürfte sich das koreanische SUV recht rasch zum Spar-Riesen mausern.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
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