Nachdem wir bereits Anfang des Jahres die Limousine ausgiebig Probe fuhren, rollte nun das Mazda6 Kombi Facelift überarbeitet und aufgefrischt zu einem Test auf unseren Hof.
Gut drei Jahre sind vergangen, seitdem wir den letzten Mazda6 Kombi auf Herz und Nieren prüften. Viele Modelle, viele Kombis später ist heute und wir erinnern uns immer noch sehr gut an den Japaner, was in der Fülle der Fahrberichte sehr wohl als etwas Besonders einzustufen ist.
Ob der Neue diese positiven Eindrücke ebenso nachhaltig vermitteln kann, klärt dieser Fahrbericht. Bei unserem Testfahrzeug handelte es sich um den Mazda6 Kombi als SKYACTIV-D 184 – der Dieselvariante mit Allradantrieb AWD.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Kodo mit charismatischem Makeup
Eines muss man Mazda zugestehen: Sie haben ein hervorragendes Händchen für die jeweils passende Farbgebung als Kommunikationsfarbe. So ist es auch hier der Fall. Das Magmarot-Metallic ist der Nachfolgefarbton vom damals ebenso betörenden Rubinrot-Metallic. Dank Takuma-Nuri-Technologie leuchtet der Kombi quasi bei jedem Lichteinfall und zieht dadurch alle Blicke auf sich, wie ein Topmodel auf dem Catwalk.

Im Gegensatz zum Vorgänger wird sogleich der nun markant definierte Frontgrill ersichtlich, der den Kombi weitaus athletischer erscheinen lässt. Die einst so sympathische Freundlichkeit der Frontansicht wich nun einer charismatisch-dynamischen Nuance, was dem Japaner absolut steht, wie wir neidlos anerkennen.

Unterstrichen wird dies durch noch stärker „zusammengekniffene Augen“ – die Scheinwerfer wurden deutlich schmaler ausgeführt und die Signatur des Tagfahrlichtes entsprechend angepasst. Hierdurch wird das Faceliftmodell in freier Wildbahn recht schnell als solches enttarnt. Nebenbei sichert die überarbeitete Front ein nicht unbedeutendes Plus an Überholprestige.

Ansonsten finden sich ringsum viele kleine Details der Modifizierung, die in Summe die schwungvollen Linien und Kurven des nach wie vor überaus hübschen Kombis weder stören noch überzeichnen. Kurzum: Das Make-up sitzt bestens.
Interieur – Neoterische Optimierung
Noch intensiver zeigt sich die Überarbeitung im Interieurbereich. Die inneren Werte des überarbeiteten Mazda6 Kombi zeigen eine klare Handschrift der Moderne. Der Instrumententräger wirkt nun in der Horizontalen getreckt, die Architektur dabei um einen weiteren Level beruhigt. Die Lüftungsdüsen wurden besser integriert, wodurch durchgehende Flächen für noch mehr Ruhe sorgen.

Die verwendeten Materialien wirken durchweg hochwertig. Ein Mix aus Ultrasuede, Leder, Sen-Holz und viele Softtouch-Oberflächen lassen das Faceliftmodell gefühlt um eine Liga aufsteigen. Hier wird das Upgrade besonders deutlich.
Bewusst verzichtet man laut Philosophie des Kodo-Designs auf kontrastierende Elemente wie Ziernähte in auffälligen Farben oder mehrfarbige Ausführungen. „Weniger ist mehr“ – so ist die Devise dieses Designs und dadurch erfährt der Innenraum ein hohes Maß an Beruhigung. Das ist wie immer auch eine Frage des Geschmacks und unsere Redakteure waren hier unterschiedlicher Meinung. Dem einen gefiel es, dem anderen weniger.
Der Pralltopf des Lenkrads erfuhr eine dezentere Ausführung – das sieht etwas sportlicher aus. Komplett überarbeitete Sitze bestätigen eine hervorragende Sitzergonomie, wodurch auch ausgedehnte Touren für alle Insassen zum Kinderspiel werden. Die Polsterung trifft die punktgenaue Gratwanderung zwischen Komfort und Fixierung.
Das Platzgefühl ist sehr gut, man hat kaum irgendwann das Gefühl, es wäre zu beengt. Lediglich die recht hohe und breit ausgeführte Mittelkonsole wirkt optisch und bei großen Personen auch physisch an der der Konsole zugewandten Beinseite leicht einschränkend. Zudem wäre eine Sitzwangenverstellung an den vorderen Sitzen wünschenswert. Vor allem kleine und schlanke Menschen vermissen auf dem sehr breitgeschnittenen Gestühl etwas Seitenhalt.

Der Fahrerblick ruht auf einem nun zentral digitalisierten Cockpit, welches durch ein hervorragend ablesbares Head-Up-Display ergänzt wird – eines, das die Informationen nach wie vor direkt an die Windschutzscheibe projiziert.
Der Kofferraum blieb in puncto Laderaumvolumen unverändert bei 522 beziehungsweise 1.664 Liter.
Motor und Fahreigenschaften – Flott und zeitgleich gelassen
Der 2.2-Liter Turbodiesel erstarkte im Rahmen des Mazda6 Kombi Facelift in seiner stärksten Ausbaustufe von 175 auf nun 184 PS. Auch das Drehmoment stieg um 25 Newtonmeter, von vorher 420 auf nun 445 Newtonmeter bei gleichbleibender Drehzahl von 2.000 Touren.

Neu hingegen ist die Verwendung eines SCR-Kat womit der überarbeitete Motor auch die Euro-6d-Temp-Norm erfüllt. Den Motor hatten wir bereits im Test der Limousine unter die Lupe genommen. Auch im Kombi sorgt der Selbstzünder für einen kraftvollen, ja harmonisch wirkenden Vortrieb, der durch die 6-Stufen-Automatik allerdings weicher, mitunter gar zäher wirkt.

Dieses zeigt eine klar erkennbare Wandler-Charakteristik und lässt sich mitunter etwas zu viel Zeit bei den jeweiligen Schaltvorgängen. Dadurch verschiebt sich die Antriebscharakteristik noch weiter in Richtung Komfort. Wer es etwas zackiger mag, sollte beim manuellen Schaltgetriebe bleiben. Allerdings bleibt dann der AWD-Allradantrieb außen vor. Diesen gibt es nur in Kombination mit der Automatik.

Kommen wir daher gleich zum AWD. Hier können wir nach unserem Praxistest festhalten, dass mit diesem Allradantrieb ein Wort im Repertoire des Fahrers durchaus gestrichen werden kann: Schlupf. Wir konnten den Kombi in nur sehr seltenen Ausnahmefällen zum Scharren mit den Rädern provozieren. Nur im extrem forschen Fahrstil und auf entsprechendem Untergrund konnten wir den Ansatz zum Traktionsverlust der vorderen Räder erkennen – dann aber nur für eine oder zwei Millisekunden.

Zugegeben, Traktionsverlust war bereits beim frontangetriebenen Modell ein schwieriges Unterfangen und der Unterschied ist gering. Doch hier grenzt dies im alltäglichen Einsatz an ein Ding der Unmöglichkeit.
Sicherlich spielt dabei das etwas verzögert wirkende Ansprechverhalten der Automatik eine zusätzliche Rolle, doch der Sicherheit für verlustfreies Vorankommen ist dieser Aspekt in jedem Fall zuträglich. Insgesamt zeigt sich der Mazda6 Kombi vor allem im Teillastbereich als agil und durchzugstark. Bei Volllast lässt er dann etwas Zähigkeit verspüren, in hohen Drehzahlen fühlt sich der Motor mitunter gequält an.

Das Fahrwerk passt allerdings zu dieser Charakteristik und wurde auf Komfort getrimmt. Doch keine Sorge, damit gehen auch zügig gefahrene Kurven problemlos, was auch der hervorragenden Traktion dank AWD und dem g-Vectoring-Control geschuldet ist. Alles in allem ein optimaler Reisekombi, der mit einem Maximum an Speed von 212 km/h auch nicht unbedingt als langsam gilt. Der Sprint aus dem Stillstand auf Tempo 100 ist nach 9,7 Sekunden vollbracht.
Die Lenkung erwies sich als leichtgängig mit moderatem Feedback. Das Bremssystem konnte mit gutem Dosiervermögen punkten, benötigt dadurch etwas mehr Pedalkraft, was wir dafür gerne in Kauf nahmen.

Der Verbrauch des Kombi unterscheidet sich zur Limousine nicht allein durch die Karosseriebauart, denn auch der Allradantrieb fordert hier seinen Tribut. Bereits die Herstellerangabe liegt mit 6,7 Litern auf 100 Kilometer im WLTP-Verfahren 0,7 Liter über dem frontangetriebenen Modell. Den konnten wir im Test nun nicht mehr unterbieten, sondern verfehlten ihn um einen guten halben Liter: 7,4 Liter verbrauchten wir im Drittelmix.
Die Sparrunde absolvierte der Mazda6 Kombi mit 6,5 Litern und bei sportlicher Fahrweise genehmigte sich der Japaner 8,9 Liter jeweils auf 100 Kilometer. Durchgängig Vollgas quittierte der Selbstzünder auch mit zweistelligen Werten, was im Alltag jedoch wenig Relevanz haben dürfte.

Der Nachfüllstutzen für das AdBlue befindet sich auch in der Kombiversion unter der Kofferraum-Ladeabdeckung, was sich gegebenenfalls als etwas umständlich beim Nachfüllen erweist. Man stelle sich nur einen gut befüllten Kofferraum vor und man muss unterwegs AdBlue nachfüllen.
Ausstattung, Komfort und Sicherheit
Aufgrund der gehobenen Ausstattung des Mazda6 Kombi Facelift Testfahrzeugs mangelte es quasi an nichts, was Komfort, Assistenzsysteme und Unterhaltung anbetrifft. Letzteres übernahm ein Bose-Soundsystem und das mit einem überzeugenden Klang. Allein die Tatsachen, dass es nur einen Zweiband-Equalizer gibt, wodurch man die doch sehr präsenten Mitten nicht regulieren kann und dass die in den Türen verbauten Woofer mitunter für Resonanzen in den Verkleidungen sorgten, sind die einzigen Beanstandungen, die wir anführen können. Ansonsten gab sich das System pegelfest und sehr ausgewogen.

Großes Lob verdient die Sitzbelüftung, die ihrer Aufgabe mehr als gerecht wird, ohne dabei besonders laute Lüftergeräusche zu fabrizieren. Die Lenkradheizung hingegen wärmte nur die seitlichen Griffflächen, der Rest bleibt kalt. Das beobachteten wir auch in der Limousine. Die Sitzheizungen arbeiteten vorne wie hinten erstklassig. Die Bedienung der hinteren Sitzheizungen versteckt Mazda wie immer in der Mittelarmlehne. Daher werden sie erst sichtbar, wenn man selbige herunterklappt.

Der teilweise aufgesetzte Bildschirm reagiert nur in manchen Menübereichen auf Touchbefehle, muss sonst immer über den in der Mittelkonsole positionierten Drehknopf bedient werden. Der Aufbau und die Funktion des Infotainmentsystems wirkt im Vergleich zu Wettbewerbern recht angestaubt und ruft förmlich nach einem kompletten Upgrade desselbigen. Auch benötigt das System einfach zu lange, bevor es hochgefahren wurde und zur Verfügung steht.

Das Navigationssystem und die Konnektivitätslösungen Apple CarPlay sowie Android Auto standen ebenfalls zur Verfügung – beides ist übrigens stets als Option verfügbar. Sprich, es kostet extra.

Im Innenraum wurden überall LED-Leuchtmittel verwendet – sehr gut. Ebenfalls LED-Technik steckt in den LED-Matrix-Scheinwerfern, welche hervorragende Ausleuchtungen bei Nacht garantieren. In diesem Test bemerkten wir, dass der Fernlichtassistent auf der Autobahn sogar auf Begrenzungsleuchten von entgegenkommenden LKWs reagierte und abblendete.

Die Verkehrszeichenerkennung leistete sich im Kombi übrigens keine Defizite und erkannte – anders als die Limousine – auch alle Begrenzungsaufhebungen. Dafür blieb die Müdigkeitserkennung im Praxistest dauerhaft stumm. Es gab keine Warnung, selbst eine fünfstündige Fahrt nonstop blieb ohne mahnenden Hinweis zur Pause.
Varianten und Preise für das Mazda6 Kombi Facelift
Wie bereits die Limousine wird auch der Kombi in fünf Ausstattungslinien angeboten. Als Prime-Line startet der Kombi bei 28.590 Euro – exakt 1.000 mehr als die Limousine. Dies setzt sich so durch alle Ausstattungslinien fort. Einen Überblick über die jeweiligen Ausstattungshighlights, welche auch für den Kombi gelten, haben wir hier im Fahrbericht zur Limousine zusammengefasst.

Fazit – Der aufgefrischte Kombi-Klassiker
Das Mazda6 Kombi Facelift ist ein Fahrzeug, das sich uns als ausgereift präsentiert hat. Beeindruckt hat er uns, doch der Wow-Effekt, wie wir ihn damals beim Modellwechsel erlebten, blieb diesmal aus. Wenige Kleinigkeiten wie beispielsweise die inhomogene Lenkradheizung, die Sitze, welche mit einer simplen zusätzlichen Einstellmöglichkeit perfekt wären und das technisch etwas angestaubte Infotainment sind zwar nur wenige Dinge, die Anlass für Kritik bargen, doch genau diese Punkte verhinderten benannten Effekt. Wir sind uns sicher, Mazda weiß um diese Kleinigkeiten und wird beim nächsten Modell sicher Abhilfe schaffen.

Als generelle Abstriche muss man dies allerdings nicht sehen. Zumal es im Gegenzug eine umfangreiche Ausstattung, eine ordentliche Motorisierung und einen überaus schicken Kombi für unter 50.000 Euro gibt, wer genügsam ist, für sogar nur ungefähr gut die Hälfte. Europäische Geschmackszufriedenstellung inklusive.
Der getestete Diesel macht auch im Mazda6 Kombi Facelift eine gute Figur. Schade finden wir, dass es diesen mit Allrad nur in Verbindung mit der Automatik gibt, die aus Sicht der Redaktion nicht zwingend erforderlich ist. Allerdings bleibt der Griff zum Allradantrieb aus unserer Sicht ebenso eine Frage des Einsatzgebiets. Wer zum Großteil in schneesicheren Gefilden und noch dazu im Bergland unterwegs ist, dem sei zum AWD geraten. Alle anderen sollten auch mit dem sehr traktionsfreudigen und obendrein sparsameren Frontantrieb bestens bedient sein.
Das unaufgeregte Vorankommen macht diesen Kombi aus und etabliert ihn zum Reisegefährt genauso wie zum Vielfahrermodell oder als Mobilmacher für Freizeitaktivisten.
Kamera: Canon EOS 6D
Farbe: Magmarot Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,81 x 1,84 (2,09 mit Außenspiegel) x 1,48
Radstand (mm): 2.750
Motor: Commonrail Turbodiesel Vierzylinder-Reihenmotor
Leistung: 135 kW (184 PS) bei 4.000 rpm
Hubraum: 2.191 ccm
Max. Drehmoment: 445 Nm bei 2.000 rpm
Getriebe: 6-Stufen-Automatik
Antrieb: Allradantrieb
Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,7 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,4 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 176 g/km
Abgasnorm: Euro-6d-TEMP EVAP ISC
Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,7 Sekunden
Leergewicht: 1.710 kg
Bodenfreiheit (mm): 165
Wendekreis: 11 m
Kofferraumvolumen: 522 – 1.664 Liter
Anhängelast (ungebremst/gebremst bis 12%): 730/1.600 kg
Stützlast: 75 kg
Dachlast: 75 kg
Kraftstofftank: 52,5 Liter
AdBlue Tank: 15 Liter
Neupreis des Testwagens: ca. 49.800 Euro (Basisausführung ab 28.590 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.