Wir sind bei der zweiten Modellpflege der aktuellen Generation des Mini und mit dem Mini John Cooper Works Cabrio testen wir hier das Flaggschiff der als F57 benannten Baureihe.
Seit 2016 wird die aktuelle Generation des Mini auch als Cabriolet angeboten und gilt seither für das Vergnügen des offenen Fahrens, was ein Test des Mini Cooper S bereits offenbaren konnte.
Wie sich das facegeliftete Modell in der höchsten Ausbaustufe macht, klärt dieser Fahrbericht. Das zu Testzwecken gefahrene Mini John Cooper Works Cabrio fuhr in einer tiefblaugrünen Farbe namens Island Blue auf unseren Hof.
- Das Cabrio von außen
- Der Innenraum
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Der Preis des Cabriolets als JCW
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur – Alles zwischen sportlich und knuffig
Am knuffigen Design eines Mini hat sich auch in der aktuelle Generation kaum etwas geändert. Größentechnisch allerdings schon, denn der Mini macht als 5-Türer mittlerweile sogar dem VW Golf Konkurrenz. Glücklicherweise blieb der Charme eines rundlichen kleinen Briten dennoch erhalten.

Im Falle des John Cooper Works – der Einfachheit halber ab jetzt JCW genannt – wurde das knuffige Design mit einer Portion Sportlichkeit garniert. Die Front besteht aus Kulleraugen mit Voll-LED-Technik, die ebenfalls von rundem LED-Tagfahrlicht gerahmt werden. Ein großer Kühlergrill und schicke, sportive Lufteinlässe geben sogleich klare Hinweise auf die sportive Ambition dieses Autos – und fertig ist damit das JCW-Gesicht.
Die Seitenlinie offenbart weniger Unterschiede zum bereits getesteten Mini Cooper S Cabrio. Lediglich die Insignien des John Cooper Works machen hier den Unterschied.
Am Fahrzeugheck gibt’s dann ein üppig dimensioniertes und mittig platziertes Doppelrohr mit je 85 Millimetern Durchmesser und einen klavierlackschwarzer Diffusor – beides darf als sportive Krönung am JCW gelten und zeugt entsprechend von nochmals gestiegener Potenz dieses Autos gegenüber den anderen Minis.

Die Lackierung in Island Blue steht dem Cabrio sehr gut, bringt eine große Portion Frische ins Spiel, ohne dabei zu verspielt zu wirken und harmoniert sehr gut mit dem schwarzen Stoffdach. Das kann man von den vielen roten (und damit stark kontrastierenden) Akzenten nicht behaupten – hier waren sich die Tester uneinig. Den einen gefiel dieses Farbspiel, die anderen hätten hier lieber alles in Schwarz gehabt. Geschmäcker sind nun mal verschieden und die goldene Mitte ist sicher schwer zu finden.
Das Stoffdach kann übrigens bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h geöffnet oder geschlossen werden – das dauert jeweils 18 Sekunden und geschieht vollelektrisch. Beim Schließen wird das Verdeck zusammengefaltet und geschlossen oberhalb des Kofferraums abgelegt. Dadurch bleibt der Kofferraum unangetastet, aber die Erhöhung am Heck durch ebendieses Verdeck schränkt die Sicht auch weiterhin nach hinten massiv ein. Abhilfe könnte hier ein digitaler Innenspiegel mit zusätzlicher Heckkamera schaffen.
Interieur – Nobler Mini ganz Maxi
Im Innenraum des Mini John Cooper Works Cabrio geht es dank dem Mini Yours Lounge Leder ziemlich nobel zur Sache. Der feine Bezug weist eine erstklassige Verarbeitung auf und die Liebe zum Detail wird durch diverse Steppungen und kleinen Knöpfen mit Union Jack Gravur deutlich.

Obendrein sind die Sitze vorn sehr komfortabel, wenn auch etwas eng geschnitten und daher nur bedingt für beleibte Personen geeignet. Die Kopffreiheit ist bei geschlossenem Verdeck exorbitant und erinnert sogar an die eines Caddy. Im Fond wird es sitzplatztechnisch deutlich enger und hier sollten nur Kinder und wenn, dann auch nur im Notfall mitfahren.

Ansonsten empfehlen wir, diesen Platz eher Einkaufstaschen und dem Windschott vorzubehalten. Zumal der Kofferraum auch nur überschaubare 215 Liter schluckt, wenngleich man diese unabhängig vom Verdeck nutzen kann und eine geteilt umklappbare Lehnenstruktur den Laderaum sogar erweitern lässt.
Der Fahrer blickt auf einen Black Panel – ein kleines, schwarzes volldigitales Cockpit – das sich jedoch so gut wie gar nicht personalisieren lässt. Der Zentralbildschirm ist mittig in eine große Rundung integriert und lässt sich prima übers iDrive bedienen – BMW-Technik sei Dank.
Apropos BMW-Technik. Man merkt sehr schnell, dass der Mini die BMW-Technik von vor einigen Jahren nutzt – so ist der Bildschirm relativ klein, die Menüführung auf dem Stand eines BMW 3er der vorherigen Generation und auch der Knopf für die Lenkradheizung sitzt versteckt an der Lenksäule.
Als JCW besitzt der Mini außerdem auch schicke Alu-Pedale und ein Ambientelicht sorgt für zusätzlich Atmosphäre.
Motor und Fahreigenschaften – Jonny macht dem Mini Beine
Der Motor im Mini JCW Cabrio ist ein altbekanntes Aggregat: Der zwei Liter große Vierzylinder kommt bereits bei diversen BMW-Modellen zum Einsatz – die interne Bezeichnung lautet B48 – und leistet im Mini 231 PS. Damit ist der Mini bestens motorisiert, was man bereits auf den ersten Metern mit Vehemenz spürt.

Der größte Kritikpunkt vorab: Man bemerkt sowohl bei nasser Fahrbahn als auch bei heftigem Leistungsabruf deutlich die Antriebseinflüsse in der Lenkung – es ist halt ein Fronttriebler und das konnte man bei der hier zur Verfügung stehenden Leistung nicht sonderlich gut kaschieren.

Ansonsten kann das JCW Cabrio sowohl die krawallige als auch die ruhige Gangart – beides beherrscht der Brite bestens und wirkt dabei stets sehr gefällig. Die serienmäßig im JCW verbaute Sport Steptronic hatte quasi immer den passenden Gang parat und konnte entweder sanft und ruckfrei oder sportlich schnell die acht Gänge wechseln. Im Vergleich zum bereits sehr guten Doppelkupplungsgetriebe im Mini Cooper S kann man hier nochmals Verbesserungen in allen Belangen feststellen.

Die Lenkung macht unglaublich viel Spaß und gewährt jede Menge Einblicke in die Machenschaften des JCW auf dem jeweiligen Fahrbahnbelag. Dazu passend erwiesen sich auch die giftigen Bremsen, die bei Bedarf überaus beherzt zupacken und das Cabrio derbe verzögerten.

Kurzum: Dieser Mini fährt sich in der Tat wie ein Go-Kart und daher ist die Marketingaussage des Herstellers nicht übertrieben. Es ist eine Wonne, den offenen – oder auch geschlossenen; der Spaß bleibt dabei fast identisch – Mini durch Kurven zu jagen und dabei das Brabbeln und Gurgeln aus den beiden Endrohren zu genießen. Ganz so rotzig frech ist der Klang leider nicht mehr. Den Pokal muss man mittlerweile anderen überlassen, was zumindest die Nachbarschaft des jeweiligen Minifahrers freuen dürfte.
Beim Fahrwerk kann man sich trotz einer eindeutig sportlich straffen Abstimmung über genügend Restkomfort freuen, sodass Querfugen & Co. nicht so ungefiltert durchgelassen werden wie beispielsweise in einem BMW M135i. Die Dämpfer wurden bei der Modellpflege überarbeitet und sind nun in der Lage, schwerere Verwerfungen besser zu kompensieren.

Die adaptive Auslegung erlaubt obendrein die Variation der Dämpferhärte aber auch der Kennlinie für Antrieb, Schaltung und Lenkung in drei Stufen zu beinflussen. Neben Normal gibt es noch „Green“ für die besonders effiziente Gangart sowie einen Sportmodus.
Die Geräuschentwicklung ist aufgrund des Stoffdaches erwartungsgemäß höher und im geschlossenen Zustand ist es lauter als im Mini mit festem Dach. Dennoch sind die Fahrgeräusche bis rund 160 km/h niedrig genug, um sich normal unterhalten zu können.

Im Modus Green fuhren wir die obligatorische Sparrunde und reduzierten den Verbrauch des Mini auf erstaunlich geringe 4,7 Liter pro 100 Kilometer – das sind sogar 0,2 Liter weniger als das Ergebnis mit dem 192 PS starken Mini Cooper S Cabrio vor zwei Jahren!
Der Gesamtdurchschnitt betrug am Ende 8,7 Liter auf 100 Kilometer, und lag damit deutlich über der Herstellerangabe von 6,9 Litern. Aber zugunsten des JCW muss dazu angemerkt werden, dass dabei die Power des Autos nicht unbedingt selten abgerufen wurde. Bei unbändigem Vollgas auf freien Autobahnen kamen wir übrigens auf einen Maximalverbrauch von 14,2 Litern, waren dabei auch permanent über 200 km/h unterwegs.
Ausstattung, Komfort, Technik
Die Ausstattung des Mini JCW kann sich absolut sehen lassen, doch wie üblich, ist nach oben noch viel Luft und damit meinen wir nicht den Zustand bei geöffnetem Verdeck.

Einen homogenen und hellen Lichtkegel warfen die Voll-LED-Scheinwerfer auf die Fahrbahn. Insbesondere das Fernlicht ist überdurchschnittlich weitreichend und hell, macht dadurch die Nacht quasi zum Tage – sehr schön!
Wie bereits angemerkt, ist das Infotainment nicht mehr das aktuellste, lässt sich aber dank BMW-Technik intuitiv und einfach bedienen. Das gilt auch für das Navi mit seiner zuverlässigen Routenführung.

Die Sitzheizung arbeitet schnell – aber nicht intensiv genug, was so nicht für die Lenkradheizung gilt. Diese ist neu bei Mini und erwärmt das schön dick gepolsterte Lenkrad wirklich sehr gut – große Klasse!
Die Rückfahrkamera ist bei geöffnetem Verdeck fast schon ein Muss, um vernünftig rangieren zu können. Deren Bildwiedergabe könnte bei Dunkelheit allerdings etwas besser sein.

Das Windschott ist zwar klein, aber bewirkt unheimlich viel beim offenen Fahren. Wer es nicht glaubt, sollte es einfach mal weglassen. Bereits über 40 km/h spürt man die Luftberuhigung deutlich gegenüber dem „ohne fahren“. Puristen wird dies gleichgültig sein, die Mehrheit mag dann vielleicht doch lieber einen beruhigten Innenraum.
Ob Kunden ihren Always Open Timer gut finden oder nicht, müssen sie selbst herausfinden. Dieser misst die Zeit, die der Mini offen gefahren wird und Mini meint, damit die Fahrer zum vermehrten Offenfahren zu bewegen. Nun, bei uns hat das nicht wirklich funktioniert und neben der Frage nach dem Sinn bleibt hier auch die, ob es für jede Rubrik eine „Rekord-einhol-Motivation“ geben muss.
Das Keyless erlaubt den zuverlässig funktionierenden schlüssellosen Zugang, doch das Anklappen der Außenspiegel muss weiterhin per Knopfdruck in der Türverkleidung erfolgen.

Die induktive Ladestation liegt immer noch günstig platziert unter der Armauflage der Mittelkonsole. Dort wird das Smartphone sicher gehalten und dadurch unterbrechungsfrei aufgeladen. Doch mittlerweile ist der Platz etwas zu klein, da aktuelle Smartphones nicht mehr hineinpassen.

Der Preis des Mini John Cooper Works Cabrio
Wer den Mini in der stärksten Motorisierung und sportlichsten Ausführung offen fahren möchte, muss mindestens 44.200 Euro berappen. Das sind 4.900 Euro für den offenen Fahrspaß, denn als 3-Türer mit festem Dach startet der JCW bereits ab 39.300 Euro, ist fünf Stundenkilometer schneller und benötigt vier Zehntelsekunden weniger für den Sprint von null auf Tempo 100.

Wie üblich bei Mini, gibt es aber selbst beim Topmodell noch eine umfangreiche Aufpreisliste, sodass unser Test-Mini bereits mehr als 48.000 Euro kostete. Wer sich beim Mini mit der einfachsten Ausführung und Motorisierung arrangieren kann, steigt bereits bei 27.800 Euro in die Welt des sympathischen Knuffels als 3-Türer-Version mit festem Dach ein. Offen fahren beginnt ab 32.400 Euro.
Fazit – Das Maximum an Mini
Das Mini John Cooper Works Cabrio ist ein Fahrzeug, das man im Grunde nur mögen kann. Als JCW ist er immer noch knuffig und wurde doch mit genau der richtigen Dosierung auf Krawall gebürstet. Er zeigt sich als gelungener Kompromiss zwischen potentem Power-Mobil und coolem Sonnenanbeter-Vehikel.

Fahrspaß ist mit diesem Auto garantiert und als JCW fährt sich der Mini mit deutlichen Go-Kart-Eigenschaften. Dass die Alltagstauglichkeit bei dieser sportiven Aufrüstung nicht mal großartig in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist umso erfreulicher.

Zugegeben, hierfür werden knapp 50.000 Euro fällig und das ist sicher keine Kleinigkeit. Doch in Anbetracht seiner damit einhergehenden Ausstattung und dem, was einem hiermit fahrtechnisch geboten wird, ist der Kleine sein Geld durchaus auch wert. Doch dies muss am Ende jeder für sich entscheiden.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- Go-Kart-ähnliches Fahrverhalten
- optisch zeitloser Klassiker
- kraftvoller Antrieb
- gute Assistenzsysteme
Contra:
Technische Daten: Mini John Cooper Works Cabrio
- Farbe: Island Blau Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen Cabriolet
- Länge x Breite x Höhe (m): 3,87 x 1,73 (1,93 mit Außenspiegel) x 1,42
- Radstand (mm): 2.495
- Antrieb: Vierzylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- max. Leistung: 170 kW (231 PS) bei 5.200 bis 6.000 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 320 bei 1.250 bis 4.800 rpm
- Hubraum: 1.998
- Getriebe: 8-Gang-Automatik Sport Steptronic
- Antriebsart: Front mit Sperrdifferenzial
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,9 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 8,7 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 156 g/km
- Schadstoffklasse: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,5
- Wendekreis (m): 10,8
- Bodenfreiheit (mm): 115
- Kofferraumvolumen (l): 215
- Leergewicht (kg): 1.450
- Zuladung (kg): 345
- Verdeckart: Stoff
- Verdeckbedienung/Schließzeit (s): elektrisch/18
- max. Dachlast (kg): –
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 48.050 Euro (Basispreis JCW Cabrio: 42.200 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.