Seit dem letzten Jahr fährt der VW Caddy 5 auf unseren Straßen – also in nunmehr fünfter Generation und dieser Generationswechsel war von besonders ausgeprägter Natur.
Nachdem wir den jüngsten Spross der kleinen VW-Nutzfahrzeuge bereits bei seiner Weltpremiere und auch in einem Erstkontakt kennenlernen durften, bot sich nun ein ausführlicher Test des Volkswagens an.
Hauptdarsteller dieses Fahrberichts ist daher ein VW Caddy 5 in der „Live“-Ausstattung und einem 122 PS starken Turbodiesel sowie Frontantrieb.
- Die Außenansicht des VW Caddy 5
- Interieur und Laderaum im Detail
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Betrachtungen von außen
Das Außenkleid des neuen Caddys darf gut und gerne als echter PKW durchgehen, wenn da nicht der Hochdachaufbau wäre, der ihn am Ende doch verrät. Doch besonders die neue Front mit ihrer Wabenstruktur und den eleganten Scheinwerfern, die mittels flachem Frontgrill miteinander in Verbindung stehen – all das zeigt den VW Caddy 5 als überaus ansprechendes Auto, welches die Bezeichnung Nutzfahrzeug fast schon nicht mehr verdient hat.
Große 18-Zoll-Räder setzen gemeinsam mit der neuen Gürtellinie und diversen Kanten und Falzen völlig neue Akzente in der Seitenansicht. Insgesamt ist der Caddy in allen Dimensionen gewachsen und selbst die Radhäuser haben sich mittels Kotflügelausstellung mehr Platz verschafft.
Am Heck wird’s dann extravagant, denn die vertikalen Heckleuchten erinnern ein wenig an Volvo, könnten aber auch einem Dacia Dokker gut stehen. Das ist keinesfalls als Kritik zu verstehen, sondern lediglich ein Gedankenspiel, denn dieses Heck polarisiert ungemein und verleiht dem Caddy auch hier die beschriebene PKW-Charakteristik.
Der Innenraum des VW Caddy 5
Im Inneren des Hochdachkombis hat die allgegenwärtige Digitalisierung mit Macht Einzug gehalten und so kommt der Caddy auf Wunsch mit digitalem Cockpit und großem Infotainment plus entsprechend dimensioniertem Zentralbildschirm. Auch die Lichtsteuerung gleicht der im neuen Golf.
Die Platzverhältnisse sind überaus großzügig und man sitzt im neuen Caddy generell überall sehr bequem. Die Kopffreiheit ist gefühlt grenzenlos und die Sitze angenehm straff gepolstert – die leichte Couch-Mentalität des Vorgängers ist hier nicht mehr zu finden.
Allerdings offeriert das Cockpit auch jede Menge Kunststoff. Hier kommt die Nutzfahrzeug-Mentalität dann doch noch in kleinem Maße durch. Dennoch fühlt sich das eingesetzte Material haptisch wertiger an als im Vorgänger und wer keine Premiumansprüche stellt und ein Nutzfahrzeug als Ausgangssituation verinnerlicht, wird insgesamt positiv überrascht sein.
Es gibt im VW Caddy 5 bis zu drei Sitzreihen – unser Test-Caddy besaß zwei. Die zweite Reihe bestand aus einem Einzelsitz und einer Zweiersitzgruppe. Eine Längsverschiebung dieser Sitze ist zwar nicht möglich, doch der Platz für die Beine reicht auch für Personen bis zu 1,90 Meter locker aus.
Der Kofferraum ist wahrlich gigantisch und aufgrund der größeren Abmessungen gegenüber dem Vorgänger, bekommt man hier sogar eine Euro-Palette quer zur Fahrtrichtung hinein. Dazu werden die Fondsitze mittels einfachen Mechanismus zusammengefaltet und komplett nach vorn geklappt.
Eine Zugschlaufe erlaubt auch die Entriegelung des Sitzes, der daraufhin komplett entfernt werden kann. Das Gewicht des Einzelsitzes ist von einer Person locker zu bewältigen. Für die Zweiersitzgruppe sollte man entweder einen gesunden und trainierten Rücken besitzen oder auf eine helfende zweite Person setzen.
Motor und Fahreigenschaften – Zwei in Einem
Der Selbstzünder im Testwagen generiert aus den zwei Litern Hubraum 122 PS und stolze 320 Newtonmeter Drehmoment als Maximum. Dieser Diesel passt sehr gut zum Caddy und dürfte wohl auch weiterhin als die ideale Motorisierung für alle Fälle gelten. Sei es der Kurztrip oder die Langstrecke – im Diesel-Caddy geht’s immer sehr solide voran.
Die Doppelkupplungs-Automatik verrichtete ihre Arbeit zum größten Teil zur vollen Zufriedenheit und gab kaum Anlass für Kritik. Lediglich beim Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang vergeht ein Moment. Ebenso eine lange Leitung zeigte mitunter das Start-Stopp-System, welches vor allem beim Restart eine Gedenksekunde benötigte, bevor der Motor wieder lief.
Das Fahrverhalten eines Caddy war bereits in der Vergangenheit sehr „PKW-like“, doch die fünfte Generation toppt dies nochmals deutlich. Das Fahrwerk ist vollständig auf Neutralität getrimmt und vermittelt dem Fahrer stets die volle Kontrolle. Er fährt sich praktisch wie ein Auto der Kompaktklasse und bring somit zwei Fahrzeugtypen in Einem: PKW und Transporter.
Einen Löwenanteil dürfte daran die neue Verbundlenker-Hinterachse besitzen, welche uns bereits im Erstkontakt positiv auffiel. Denn durch diese bleibt der Hochdachkombi auch bei agiler Fahrt viel fahrstabiler, Wank- oder Nickbewegungen gibt es nur noch in homöopathischer Dosis und auch nur, wenn man sehr engagiert ums Eck fährt.
Der Fahrkomfort ist ausgeprägt und der VW Caddy 5 zeigt sich als absoluter Allrounder. Zu sportlich sollte man einen Caddy zwar nie erwarten, doch als Langweiler ist dieser hier selbst bei ambitionierter Fahrweise auch nicht zu titulieren.
Die Lenkung ist VW-typisch leichtgängig, bei höheren Geschwindigkeiten bleibt sie jedoch angenehm direkt und vermittelt genügend Feedback. Auch das Bremssystem verdiente im Test nur Lob, hatte den Volkswagen jederzeit im Griff und blieb dabei stets gut dosierbar. Der Caddy ist übrigens trotz seines hohen Aufbaus nur bedingt empfänglich für Seitenwind, was der Sicherheit zusätzlich zugutekommt.
Das Thema Verbrauch zeigte im Fall dieses Caddy wiederholt, dass man den Diesel nach wie vor als eines der effizientesten Antriebe sehen und allein aus diesem Grund noch längst nicht abschreiben darf. Im Durchschnitt genehmigte sich der Testwagen 5,8 Liter auf 100 Kilometer und dabei wurde der Caddy nicht wie ein Kind von Traurigkeit bewegt.
Tut man dies, wird der Wolfsburger noch knausriger: Auf der Sparrunde verringerte sich der Durchschnitt auf 3,6 Liter auf 100 Kilometer. Wer dem Diesel auf der freien Autobahn alles abfordert, kassiert einen Maximalverbrauch von rund zehn Litern. Voll beladen muss man noch etwa anderthalb Liter hinzurechnen.
Ausstattung, Komfort, Technik
Als „Live“ war unser Testwagen bereits gut ausgestattet. Diese umfasste unter anderem ein digitales Cockpit sowie eine Heerschar an Assistenzsystemen, die man auch aus dem Golf 8 kennt und die hier ebenso zuverlässig arbeiteten.
Die Bedienung des aktuellen VW-Infotainments ist – und da wiederholen wir uns – mitunter gewöhnungsbedürftig und in vielerlei Hinsicht umständlich und nicht immer intuitiv. Wir gehen davon aus, dass auch der typische Caddy-Kunde echte Schalter und Drehregler mehr zu schätzen weiß als berührungssensitive Flächen, auf die der Blick auch erst einmal gelenkt und damit von der Straße abgewendet werden muss.
Ungeachtet dessen, funktionierten alle Bedienelemente fehlerfrei. Negativ ist aufgefallen, dass das DAB+ immer wieder mit massiven Empfangsproblemen zu kämpfen hatte und dabei teils dutzende Sekunden lang das Radio ausfiel. Dafür war das induktive Ladefeld eine Wonne. Durch dessen schräge Anordnung lag das Mobilgerät bombenfest im Areal und der Ladevorgang blieb stets ohne Unterbrechung.
Besonders hervorzuheben sind die optionalen, wirklich hervorragenden LED-Scheinwerfer mit ihrer überaus großzügigen und homogenen Ausleuchtung. Auch die Reichweite erwies sich als überdurchschnittlich, was vor allem für das Fernlicht gilt.
Ein fast pompöses Glasdach, das den Innenraum des Caddy mit Tageslicht flutet, ist ein weiteres Highlight und lässt jeden Gedanken, dass man hier in einem Nutzfahrzeug sitzt, sogleich verpuffen. Öffnen lässt sich das Glasdach zwar nicht, doch die Filterung von UV-Licht und Infrarotstrahlung ist bemerkenswert. Selbst bei hochsommerlichen Gegebenheiten hat sich kein Insasse über eine zu starke Sonneneinstrahlung beschwert. Knapp 1.000 Euro kostet der Spaß übrigens.
Der gesamte Innenraum wird zudem durch LED-Technik ausgeleuchtet und besonders die beiden LED-Strahler der Heckklappenvorfeldbeleuchtung erwiesen sich als große Helfer. Diese leuchteten das gesamte Umfeld des Ladebereichs überaus großzügig aus.
Varianten und Preise des VW Caddy 5
Wer den schicken Hochdachkombi haben möchte, muss sich zunächst über einige grundsätzliche Dinge klarwerden. Denn den Caddy gibt es aktuell in vier Karosserievarianten:
- Caddy – Der hier getestete Standard-Caddy wird ab 26.614 Euro angeboten und kann in den drei Ausstattungen CADDY, Life und Style mit entsprechenden Annehmlichkeiten ab Werk versehen werden. Ein Caddy PanAmericana wird als Nachfolger der ehemaligen Alltrack-Version angeboten.
- Caddy California – Ab 30.339 Euro erhält man diese Version als Camperlösung mit speziellem Raumkonzept inklusive Bett oder Küche und optionaler Wohnmobil-Zulassung.
- Caddy Kombi – Diese Version wird als innen voll verkleideter Fünfsitzer mit allen Vorzügen eines Kombi präsentiert und ab 23.955 Euro angeboten.
- Caddy Cargo – Die mit einem Startpreis von 21.753 Euro günstigste Variante mit Maximierung des Nutzfaktors, ohne Verglasung und ohne Verkleidung des Innenraums ab der B-Säule. Zusätzlich kann diese Version auch als „Cargo Maxi“ mit 215 Millimeter mehr Radstand ab 25.680 Euro erworben werden. Drei weitere Cargo-Versionen sorgen für zusätzliche Vielfalt und Einsatzmöglichkeiten dieser Variante.
Zusätzliche Ausstattungsoptionen gibt es für jede Variante en masse und man erhält sogar den Eindruck, als gäbe es kaum Grenzen nach oben. Eine zusätzliche Ausstattung für mehrere Zehntausend Euro sind in einem Caddy kein Problem.
Als Antriebe stehen fünf Motoren zur Verfügung: Ein 1.5-Liter Turbobenziner mit 114 PS, ein Erdgasantrieb als 1.5 TGI mit 130 PS sowie ein 2.0-Liter Turbodiesel in drei Leistungsstufen mit 75 PS, 102 PS sowie 122 PS. Die stärkste Dieselversion ist auch die Einzige, die mit dem Allradantrieb 4Motion erhältlich ist. Alle anderen Antriebsversionen fahren mit Frontantrieb.
Fazit – Praktischer, komfortabler, moderner
Der neue VW Caddy konnte im Test zeigen, dass er noch immer der Nutzfrachter ist, den man seit Generationen kennt und liebt. Dies wurde weiter optimiert und dank gewachsener Abmessungen kann er jetzt noch mehr und variabler transportieren – sogar eine Euro-Palette passt nun quer hinein.
Auch in puncto Fahreigenschaften hat er nochmals mächtig aufgeholt und macht eine glänzende Figur, wenn nicht die am meisten glänzende Figur unter allen Hochdachkombis.
Er rückt einem Golf näher auf die Fersen als je zuvor, hält aber immer noch einen respektvollen Abstand. In fünfter Generation ist er ein optisch hipper und sehr attraktiver Vertreter der Hochdachkombi-Riege, die gefühlt gerade eine Art Renaissance erlebt.
Die größte Kritik üben wir an der Aufpreispolitik von VW, denn immerhin lässt sich der Basispreis nach Belieben erhöhen, auch um mehrere Zehntausend Euro. Wer es pragmatischer angehen lässt, erhält einen nicht minder schlechten Caddy. Doch wir sprechen eindeutig eine Empfehlung für Dinge, wie die LED-Scheinwerfer oder die Rückfahrkamera aus, denn diese Optionen erhöhen die Sicherheit signifikant.
Wenngleich die Konkurrenz aus Combo, Rifter und Co. gegeben ist, so dürfte sich der Caddy durch seine bewusst aufgefrischte Lifestyle-Attitüde noch immer zu einem der beliebtesten Hochdach-Kombis mausern, wenn nicht sogar die Krone beanspruchen.
Pro und Contra
Pro:
- handliches, sicheres Fahrverhalten
- kräftiger und dabei sparsamer Dieselmotor
- variable und praktikable Innenraumnutzung
Contra:
- teilweise umständliches Bedienkonzept
- unübersichtliche und ausgeweitete Aufpreispolitik
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Peugeot Rifter, Opel Combo, Citroen Berlingo, Toyota Proace City, Nissan NV250, Renault Kangoo
Technische Daten: VW Caddy 2.0 TDI SCR Live DSG
- Farbe: Candy Weiß Uni
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,50 x 1,86 (2,10 mit Außenspiegeln) x 1,82
- Radstand (mm): 2.755
- Antrieb: Vierzylinder Turbodiesel mit SCR-Kat und DPF
- Hybridart: –
- Leistung: 90 kW (122 PS) bei 2.750 bis 4.250 rpm
- Max. Drehmoment (Nm): 320 bei 1.600 bis 2.500 rpm
- Hubraum: 1.968 ccm
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,2 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,8 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 136 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 186 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,4 Sekunden
- Wendekreis (m): 11,4
- Bodenfreiheit (mm): 144
- Kofferraum (l): 1.213 bis 2.556
- Leergewicht (kg): 1.728
- Zuladung (kg): 522
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12% (kg): 750/1.500
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 100
- Tankinhalt (l): 50
- AdBlue Tankinhalt (i): 15
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: ca. 43.500 Euro (Basispreis: 26.614 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
One thought on “VW Caddy 5 Test – King of Hochdachkombis”