Im Jahre 2008 erschien das `Fairlady Z´ genannte Coupé in Japan und löste damit den seit 2002 gebauten Nissan 350Z ab.
Wenige Monate später erschien dann die offene Variante und bereichert seitdem die Roadster-Welt um eine echte Preis-Leistungs-Ikone.
Ob der scharfe Japaner mit der Konkurrenz mithalten kann oder gnadenlos untergeht, klärt der Fahrbericht.
Exterieur – Scharf geschnitten
In puncto Optik können wir die eingangs gestellte Frage schon einmal klar beantworten: Mit seiner kantigen Optik und den vielen scharfen Kanten und Knicken fährt der japanische Roadster seine ganz eigene Linie. Ein wenig verspielt, ein wenig mehr Eigenständigkeit und ganz viel `Big in Japan´ – dazu noch eine Stoffmütze und fertig ist der Rasse-Roadster.

Die Front des Nissan 370Z Roadster zeigt die aggressiv dreinblickenden Scheinwerfer in Bi-Xenon-Technik samt darunter befindlichen, vertikalen LED-Tagfahrleuchten. Der tief platzierte Kühlergrill wirkt dagegen eher dezent. Auf der Motorhaube haben die Exterieur-Designer zwei Knicke im Blech eingefügt – ein kleiner Eingriff, welcher die Dynamik im Stand nicht unerheblich erhöht.

Die Seitenansicht bestätigt dann den Titel `Roadster´ in vollem Umfang. Lange Haube, kurzes Heck und auf Wunsch oben ohne. Die kraftvollen 19-Zoll-Leichtmetallräder im Y-Speichen-Design stehen dem Nissan gut zu Gesicht, Z-Emblem-Blinker an den vorderen Kotflügeln geben einen Hinweis auf das knackige Modell.

Die Linienführung des Japaners verläuft bis zu den Türgriffen recht linear, steigt dann jedoch steil an und führt im Zusammenspiel mit den weit ausgestellten hinteren Radkästen zu einer geduckten Haltung des Roadsters.
Das Heck liegt derweil satt auf der Straße und wirkt je nach Blickwinkel breiter als es eigentlich ist.

Die pyramidenförmigen LED-Rückleuchten verschaffen dem Z darüber hinaus auch bei Nacht eine unverwechselbare Lichtsignatur. Die beiden üppig dimensionierten, verchromten Endrohre weisen übrigens so manchen Drängler in die Schranken, lassen sie in Kombination mit dem wuchtigen Auftritt eine nicht zu unterschätzende Kraft erahnen.
Interieur – Funktionaler Innenraum
Bereits nach dem Öffnen der Tür werden wir von den bestickten Fußmatten mit `370Z´ begrüßt. Wir lassen uns in das doch recht tiefe Fahrzeug fallen und stellen nach kurzer Begutachtung fest: Im Inneren des Nissan 370Z Roadster geht es weitestgehend schlicht zu.

Die Sitze sind trotz ihrer straffen Polsterung recht bequem und vermitteln vor allem ordentlich Seitenhalt. Die Verstellung selbiger erfolgt übrigens über zwei Kippschalter, welche sich rechts beziehungsweise links vom Sitz befinden.

Das Multifunktionslenkrad zeigt sich recht übersichtlich, könnte aber etwas dicker aufgepolstert sein. Die darüber befindliche Tachoeinheit wartet sehr zur Freude von sportlich ambitionierten Fahrern mit einem mittig platzierten Drehzahlmesser auf. Die beiden weiteren Rundinstrumente zeigen einerseits die Geschwindigkeit an, links wird unter anderem über den aktuellen Kraftstofffüllstand informiert.

Apropos Rundinstrumente: Auf der Mittelkonsole sind ebenfalls drei separate Anzeigen vorhanden, welche neben der aktuellen Kühlwassertemperatur auch Aufschluss über die Uhrzeit sowie den Batteriestrom geben.
Ansonsten ist die Mittelkonsole gespickt mit einem sieben Zoll großen Touchscreen sowie entsprechend strukturierten Einheiten für die Bedienung von Navigations- und Audiosystem wie auch der Klimaanlage.

Die Haptik geht für Roadster dieser Preisklasse durchaus in Ordnung. Es gibt zwar nicht gerade wenig Plastik, vieles ist jedoch mit Softtouch verkleidet, sodass man hier summa summarum keinen Grund hat, sich zu beklagen.
Technik & Assistenz – Fahrspaß steht an erster Stelle
Insgesamt bietet der offene Japaner ein überschaubares Angebot an Sicherheits- und Assistenzsystemen an. Das mag den einen stören, der andere hingegen konzentriert sich auf´s Fahren und weiß, dass er keine Luxuslimousine der neuesten Generation erworben hat.

Dennoch gibt es serienmäßig ABS und ESP, hinter den Vordersitzen befinden sich zudem Überrollbügel, welche bei einem Überschlag die Insassen schützen.
Die bereits angesprochenen Bi-Xenon-Scheinwerfer sind ebenso wie das LED-Tagfahrlicht Bestandteil der Serienausstattung und sorgten in unserem Test trotz der recht niedrigen Anbauhöhe für eine wirklich herausragende Ausleuchtung.
Vor allem die Breite des Lichtkegels nimmt jeder dunklen Landstraße den Schrecken. Homogen und ohne zu viel Streulicht, dafür aber mit einer vernünftigen Hell-Dunkel-Grenze warten die Scheinwerfer auf.

Das ebenfalls in Xenon-Technik ausgeführte Fernlicht steht dem Abblendlicht in Nichts nach und offeriert dem Fahrer einen sehr weitreichenden, hellweißen Lichtteppich.
Das oft kritisierte Soundsystem aus dem Hause Bose möchten wir an dieser Stelle ebenfalls in den Fokus rücken. Einmal richtig justiert, konnte es in unserem Test mit klaren Höhen und leicht rauchigen Bässen punkten. Allenfalls die Mitten kamen hier etwas zu kurz.

Bei geöffnetem Verdeck muss der Kunde ab etwa 140 km/h Abzüge bei der Klangqualität hinnehmen, was allerdings weniger am Soundsystem, sondern viel mehr an den Verwirbelungen im Innenraum liegt. Alles in allem konnte das acht Lautsprecher starke Soundsystem in unserem Test unter Berücksichtigung des Anschaffungspreises und der Zielgruppe überzeugen.

Die Air Seats genannte Sitzbelüftung funktionierte im Praxistest ohne Probleme und sorgte stets für einen kühlen Sitz. Erstaunlicherweise hält sich auch die Lautstärke der im Sitz befindlichen Lüfter in Grenzen – das ist selbst bei teureren Fahrzeugen oftmals ein Manko.
Motor & Fahreigenschaften – Reinrassiger Roadster
Angetrieben wird der Zweisitzer von einem 3,7 Liter starken V6-Motor mit satten 328 PS. Das haben wir uns nicht aus den Fingern gesaugt, das steht so wirklich in den Papieren. Und ja, wir geben es offen zu: Damit hätten wir nicht gerechnet!

Aber genug der grauen Theorie. Das Wetter ist heute nämlich so gar nicht grau und so öffnen wir zunächst das Verdeck. Das geht leider nur im Stand – eines der wenigen Makel des Japaners. Gewöhnungsbedürftig ist insbesondere das Geräusch der Verdeckklappe. Akustisch rauscht jedes Mal ein Kleinstwagen ins Heck des Roadsters. Der Besitzer gewöhnt sich nach einiger Zeit dran, Mitfahrer sollten hingegen – dem Innenraum zuliebe – keine offenen Heißgetränke mit sich führen.
Über einen Startknopf erwecken wir den mürrisch knurrenden V6 zum Leben. Das Geräusch des 3,7-Liter-Aggregates ist im Stand präsent, aber nicht überschwänglich laut. Trotz des hohen Hubraumes bleibt etwaiges Bollern im Stand aus. Dafür geht es in den unteren Bereichen recht sonor zu. Aus dem Knurren wird rasch ein heiseres Schnurren, welches sich über verschiedene akustische Stufen bis hin zu einem Vollgas-Kreischen entwickelt.

Besonders in Kombination mit dem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe kommt hier bereits auf den ersten Metern Fahrfreude auf. Dank der relativ kompakten Ausmaße ist auch unsere recht enge Tiefgarage kein Problem für den Roadster.

In der Stadt fühlt sich der Motor zwar stets unterfordert, jedoch lässt er sich das nicht anmerken. Schaltfaul kann hier im dritten Gang über den Boulevard gecruist werden, negative Rückmeldungen gibt es keine.
Die Landstraße hingegen erhebt sich zum Paradis für Z und Fahrer. Ohne Dach, mit gekühltem Rücken und bei gemäßigter Drehzahl entwickelt sich eine ganz neue Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Der Fahrer lernt erst nach und nach die Vorzüge des Z kennen, der zwar stets gut im Griff gehalten, aber auch von der Leine gelassen, nie wirklich böswillig ist.
Einmal aufeinander abgestimmt, ist der Nissan 370Z Roadster der ideale Begleiter für die sonnigen Tage. Bis 120 km/h halten sich die Verwirbelungen im Innenraum in Grenzen – darüber wird es für Mittel- bis Langhaar-Träger grenzwertig.

Seiner recht guten Achslastverteilung geschuldet, sorgen enge Kehren, steile Kuppen und scharfe S-Kurven für ordentlich Spaß. Vor allem die bei aktiviertem S-Knopf automatisch geregelte Drehzahl liftet die Mundwinkel stellenweise wie eine Botox-Behandlung.

Das Fahrwerk zeigt sich währenddessen von seiner gelassenen Seite. Straff-sportlich ist es zwar durchgängig, aber nie aufgeregt. Erst bei Geschwindigkeiten jenseits der 230 km/h signalisiert der Z Roadster mit leichter Nervosität, dass derart hohe Geschwindigkeiten nicht sein präferiertes Milieu sind.
Apropos hohe Geschwindigkeiten: Auf der Autobahn kann man mit dem Japaner durchaus Spaß haben, vor allem, wenn man die Gänge hoch ausdreht. Seinem reinrassigen Saugmotor geschuldet, entfaltet er seine Leistung linear – und zwar bis in den roten Bereich. Bedenkt man dazu noch die nicht zu verachtende Leistung von 328 Pferdestärken, so können wir dem Nissan 370Z Roadster bereits nach den ersten 20 Kilometern Bundesautobahn einen hohen Spaßfaktor bescheinigen.

Noch spaßiger wird es, wenn man im Vorfeld das Verdeck geöffnet hat. Bis 130 km/h halten sich die Verwirbelungen im Innenren noch in Grenzen, spätestens ab 180 Sachen sollte die Frisur im wahrsten Sinne des Wortes bombenfest sein.
Fazit – Aufrichtiger Adrenalin-Junkie
Der Nissan 370Z Roadster gewinnt das Rennen gegen seine Konkurrenz immer dann, wenn es um den Preis geht. Mit knapp unter 40.000 Euro bietet der Rasse-Roadster alles, was das puristische Sportwagenfahrer-Herz begehrt. Neben seinem kernigen und herrlich hochdrehenden V6 mit mehr Hubraum als man ihm zutrauen würde, sichert er sich zudem eine leicht exponierte Stellung, ohne dabei den Eindruck aufkommen zu lassen, er wäre ein schweigsamer Einzelgänger.

Überzeugt hat der Nissan 370Z Roadster uns hingegen mit einer ganz anderen Komponente: Auch wenn es an manchen Stellen nicht deutlich wurde, so können wir festhalten, dass wir selten ein Fahrzeug in der Redaktion hatten, welches derart ehrlich ist – in allen Bereichen. Sein Fahrverhalten, seine Fehler, seine Charaktereigenschaften – alles am Roadster ist aufrichtig und wird nicht von irgendeinem kläglichen Versuch der Innovation kaschiert. Das macht den Z unserer Ansicht nach zu einem wahrhaft treuen Begleiter.
Der quietschfidele Offene eignet sich hervorragend für eine Zielgruppe, die sich puristisches Fahren oben ohne als Maxime gesetzt hat. Hier kann der Japaner seine Asse ausspielen und hin und wieder auch die – vierzylindrige – Konkurrenz ärgern. Der Award für das beste Preis-Leistungs-Verhältnis im Segment geht folglich an Nissan.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Konkurrenz: Audi TTS Roadster, Porsche Boxster S, Mercedes-AMG SLC 43 Roadster
Technische Daten: Nissan 370Z Roadster
Länge x Breite x Höhe (m): 4,25 x 1,85 x 1,33
Motor: Sechszylinder-V-Motor
Leistung: 241 kW (328 PS)
Hubraum: 3.696 ccm
Max. Drehmoment: 363 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe (optional mit Drehzahlsynchronisation)
Antrieb: Heckantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 11,2 L/100 km
CO2-Emissionen: 262 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,5 Sekunden
Leergewicht: 1.581 kg
Kofferraumvolumen: ca. 140 l
Kraftstofftank: ca. 72 Liter

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.