Fünf Jahre nach dem Marktdebüt des Crossovers rollt seit diesem Jahr das Renault Arkana Facelift vom Produktionsband – Zeit für einen erneuten Test.
Zugleich wollten wir nach dem Test der Mildhybrid-Version nun den seit 2021 erschienenen Vollhybrid ausprobieren.
Und so fuhren wir für diesen Autotest den Renault Arkana als Full Hybrid 145 in der im Sonnenlicht edel funkelnden Außenfarbe Kyanit-Weiß; eine Sonderfarbe für 890 Euro und in der höchstmöglichen Ausstattung „Esprit Alpine“.
Das Wichtigste im Überblick
- Eleganter Crossover mit optisch marginaler Auffrischung.
- Effizienter Hybridantrieb mit sehr guter Abstimmung zwischen Verbrenner und E-Motor.
- Komfortable Fahrwerksabstimmung mit verbesserungswürdiger Lenkungspräzision.
- Preislich gegenüber dem Wettbewerb konkurrenzlos günstig.
- Exterieur & Interieur
- Antrieb und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Technik
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Exterieur & Interieur – Zurückhaltung mit Wirkung
Auch wenn das Facelift optisch nur dezent ausfällt, verfehlt es wohl kaum seine Wirkung. An der Front prangt mittig nun das neue Renault-Logo in einem Grill, den eine rautenförmige Wabenstruktur schmückt, welche auch in der neugestalteten Frontschürze zu finden ist, die ihre Nüstern deutlich stärker aufspannt, um optisch mehr vom Fahrtwind einfangen zu können.
Seitlich gibt es außer neuen Felgendesigns keine signifikanten Veränderungen durchs Facelift; unser Testwagen als „Esprit Alpine“ – die höchstmögliche Ausstattungsvariante – bezeugt seine Zugehörigkeit zu dieser durch entsprechende Badges an den vorderen Kotflügeln.
Am Heck wurde ebenfalls das Logo gegen das Neue getauscht, der Markenname in Schwarz ausgeführt und in die neue Schürze wurden Endrohrblenden integriert, die allerdings nur angedeutet sind und keine Funktion besitzen. In Summe bedeuten diese kleinen Veränderungen eine optische Modernisierung, die dem Betrachter eine neue Frische vermittelt.
Im Innenraum bietet unser Testwagen dank der Topausstattung eine hochwertige Auswahl an diversen Materialien, die sehr geschmackvoll miteinander kombiniert wurden und auch die Verarbeitung keinerlei Raum für Kritik ließ. Ansonsten bleibt alles – bis auf das auch hier ausgetauschte Logo auf dem Lenkrad – beim übersichtlichen und geschmackvollen Innenraum.
Die Platzverhältnisse bleiben großzügig mit leichten Einschränkungen für die Kopffreiheit im Fond – dem kuppelartigen Dachverlauf sei Dank oder besser die Schuld hierfür zugesprochen. Als Vollhybrid offeriert der Arkana einige Liter weniger Kofferraumvolumen als die anderen Antriebsvarianten, was in Summe aber mit 480 respektive 1.263 Litern immer noch für den Großteil an alltäglichen Anforderungen genügen sollte.
Antrieb und Fahreigenschaften – Harmonische Antriebssynergien
Der Antrieb des sogenannten 145 Full Hybrid besteht aus einem 1.6-Liter-Reihenvierzylinder-Ottomotor, der ohne Aufladung durch Turbo oder Kompressoren auskommt und seine 94 PS mit einem 49 PS starken, im Getriebe integrierten Elektromotor vereint. Die Systemleistung beträgt 143 PS und 205 Newtonmeter gemeinsames Drehmoment. Ein dritter, ebenfalls im Getriebe untergebrachter E-Motor dient als Startergenerator. Die Kraftübertragung übernimmt ein Multimode-Getriebe – eine stufenlose Automatik, die acht Fahrstufen simulieren kann.
Das Zusammenspiel erfolgt sowohl als serieller als auch als paralleler Hybrid. Das heißt, der Arkana kann sowohl durch beide Antriebe direkt angetrieben werden als auch rein elektrisch, während der Verbrenner abgeschaltet wurde oder nur den Strom erzeugt. Alternativ kann der Verbrenner bei vollkommen leerer Batterie auch allein das SUV antreiben.
Die kleine Hybridbatterie speichert maximal 1,2 kWh und wird durch das System meistens mindestens bei halber Füllung gehalten. Nur bei permanentem Vollgas auf einer freien Autobahn ist es überhaupt möglich, die Batterie komplett zu leeren. Drei Fahrprogramme sorgen für ein bisschen Abwechslung, wobei die Aufsplittung zwischen Eco, Sport und My Sense als individuell einstellbarer Modus eher marginal ausfällt. Ein zusätzlicher E-Save-Modus sorgt für das „Einfrieren“ des Batterieladestands, um diesen später, beispielsweise für die letzten Meter zum nächtlichen Parkplatz zu nutzen.
Das Zusammenspiel von Verbrenner und E-Motor wurde im Test als sehr gut abgestimmt erlebt und ist entsprechend als harmonisch zu beschreiben. Erstaunlich war auch, wie oft das SUV-Coupé elektrisch unterwegs war. Der Arkana kann zwar keine vorgegebene längere Strecke rein elektrisch fahren, fällt aber zwischendurch immer wieder in den E-Modus, was sich am Ende doch auf einen beträchtlichen Anteil der Gesamtstrecke summiert.
Die Gasannahme ist dank E-Motor zackig und der Vortrieb adäquat. Insbesondere innerhalb von Stadt und dessen Randgebieten entfaltet das Renault Arkana Facelift als Vollhybrid sein ganzes Potenzial. Auf der Autobahn oder auf Schnellstraßen muss er mehr ran und verspielt damit den Vorteil des Vollhybrid-Prinzips gegenüber den anderen Antrieben.
Das Fahrwerk war wie bereits im getesteten Microhybrid TCe 140 als ausgewogen zu bezeichnen und federte kommod das Meiste an Unzulänglichkeiten verlässlich weg. Die Lenkung fühlte sich hier etwas zu leichtgängig an und die Präzision war nicht ganz so fein wie beim Microhybrid. Warum dieser Unterschied zum Tragen kam, lässt ich nicht abschließend klären; er war zwar klein, aber dennoch zu spüren.
Bremstechnisch gab es derweil keinerlei Beanstandungen und der Wechsel zwischen Rekuperation und mechanischem Bremsen war nur selten und wenn, dann nur marginal spürbar.
Beim Verbrauch konnte der Vollhybrid seine Trumpfkarten ausspielen. Im Drittelmix kamen wir auf einen Durchschnittswert von 5,3 Liter auf 100 Kilometer – 0,6 Liter mehr als die Werksangabe verspricht, aber ein dennoch sehr guter Wert für ein Auto dieser Größe. Auf der Sparrunde verringerte sich der Spritkonsum auf beeindruckende 3,4 Liter auf hochgerechnet 100 Kilometer. Nicht weniger beeindruckend war dabei, dass über die Hälfte der Sparrunde rein elektrisch absolviert wurde.
Ausstattung, Komfort, Technik im Renault Arkana Facelift
Als „Esprit Alpine“ verfügte das getestete Renault Arkana Facelift über eine überaus reichhaltige Ausstattung. Zu dieser gehören unter anderem homogen ausleuchtende Voll-LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistenten, die glanzgedrehten 19-Zoll-Leichtmetallfelgen und ein umfangreiches Exterieur- und Interieurpaket mit hochwertigen Materialien und speziellen Design-Highlights, die der Topausstattung vorbehalten bleiben.
Die mit einem synthetischen Wildleder bezogenen, elektrisch verstellbaren Vordersitze werden beheizt und ein Abstandstempomat sowie ein automatisch abblendender Innenspiegel sind nur einige der Merkmale dieser Ausstattung.
Mit 1.200 Euro kostete das Bose Soundsystem im Testwagen einen ordentlichen Aufpreis, was bei Bose sonst eher im moderaten dreistelligen Bereich abgewickelt wird. Allerdings kann sich das Gebotene mehr als hören lassen und neben der typisch bassbetonten Klangwelt von Bose kommen hier eine unerwartete Natürlichkeit und detaillierte Klangnuancen hinzu.
Für Freunde von lichtgefluteten Innenräumen ist auch das Glas-Schiebedach für weitere 1.200 Euro ein Pflichthäkchen auf der Optionsliste wert. Ein City-Paket für 390 Euro bietet derweil eine Versorgung mit Parksensoren ringsum, eine 360-Grad-Kamera und ein Park-Assistent hilft beim Rangieren durch Übernahme der Lenkung.
Varianten und Preise für das Renault Arkana Facelift
Aktuell wird der Crossover in drei Ausstattungen und mit drei Antriebsvarianten ausgeliefert.
- Evolution – Das Einstiegsmodell startet bei 29.500 Euro und fährt ausschließlich mit dem Mild Hybrid 140 in Kombination mit der 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik. Klimaautomatik, Voll-LED-Scheinwerfer, Keyless und ein Notbremsassistent mit Fußgängererkennung sind unter anderem serienmäßig an Bord.
- Techno – Eine Stufe darüber wechselt mit gleicher Motorisierung ab 31.100 Euro den Besitzer; soll es der E-Tech Full Hybrid 145 als Antrieb sein, werden mindestens 34.400 Euro fällig. Ab Werk gibt’s hier das EASY Link Online-Multimediasystem sowie den großen 10.2-Zoll-Zentralbildschirm, eine kabellose Ladestation fürs Handy und einen Totwinkelwarner – um nur einige Highlights zu nennen.
- Esprit Alpine – Das Flaggschiff wechselt für mindestens 35.200 Euro den Besitzer, dann aber mit dem Mild Hybrid 160 mit 160 anstatt 140 PS – nur diese Ausstattung ist mit diesem Antrieb kombinierbar. Mit dem Full Hybrid 145 liegt der Startpreis bei 37.250 Euro.
Der Arkana fährt ausschließlich mit Vorderradantrieb, obwohl seine außergewöhnlich große Bodenfreiheit und seine Optik durchaus eine gewisse Geländeaffinität ausstrahlen.
Fazit – Behutsame Verjüngungskur
Er sieht nach wie vor bildschön aus, nach dem Facelift sogar noch ein bisschen schärfer, was auch kein Wunder ist, denn als SUV mit Coupé-Anleihen trifft er genau den Geschmack vieler Crossover-Fans. Unter anderem auch Interessenten von solchen Premium-Fahrzeugen wie dem Audi Q3 Sportback oder dem X2 von BMW, die ebenfalls diese Karosserieform bedienen und damit ganz im aktuellen Trend liegen.
Da kann es schon mal den einen oder anderen neugierigen Schulterblick von besagter Zielgruppe geben. Dazu erhielt der Franzose leichte optische Retusche und eine Überarbeitung der Ausstattungslinien. Die Preise wurden leicht nach unten korrigiert, was eher selten zu beobachten ist und den Arkana dadurch noch attraktiver machen dürfte.
Wer ein todschickes SUV-Coupé sucht und auf das Image weniger Wert legt, wird mit dem Renault Arkana Facelift definitiv nichts falsch machen. Denn sein solider Auftritt zeugt von Selbstbewusstsein und die mit dem Facelift behutsam geschliffenen Tugenden werden weiterhin dafür sorgen, dass der Arkana einen soliden Platz in seiner Fahrzeugklasse findet.
Text & Fotos: NewCarz
Pro & Contra
Pro:
- sehr attraktive SUV-Coupé-Karosserieform
- harmonische Zusammenarbeit von Verbrenner und E-Antrieb
- zurückhaltender Verbrauch
- angemessene Platzverhältnisse
- komfortables Fahrwerk
- im Vergleich moderater Anschaffungspreis
Contra:
- Lenkung könnte etwas präziser sein
- kein Allradantrieb erhältlich
- geringe Anhängelast
Konkurrenz: BMW X2, Audi Q3 Sportback, Peugeot 408, Citroen e-C4 X
Technische Daten: Renault Arkana Full Hybrid 145 Esprit Alpine
- Farbe: Kyanit-Weiß Metallic
- Fahrzeugklasse: Kompaktklasse / SUV
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,57 x 1,82 (2,03 mit Außenspiegeln) x 1,58
- Radstand (mm): 2.720
- Antrieb: Reihenvierzylinder-Ottomotor mit OPF + E-Motor
- Hubraum: 1.598 ccm
- Hybridart: Vollhybrid
- max. Leistung Verbrenner: 69 kW (94 PS) bei 5.600 rpm
- max. Leistung E-Motor: 36 kW (49 PS)
- Systemleistung: 105 kW (143 PS)
- max. Drehmoment Verbrenner/E-Motor/gesamt (Nm): 148/205
- Getriebe: Multimode-Automatik mit integriertem 18 kW E-Motor als Startgenerator
- Antriebsart: Vorderachse
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 4,7 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,3 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 106 g/km
- Abgasnorm (WLTP): 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h (elektronisch begrenzt)
- Höchstgeschwindigkeit elektrisch: 75 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 10,8
- Wendekreis (m): 11,2
- Bodenfreiheit (mm): 200
- Kofferraumvolumen (l): 480 bis 1.263
- Leergewicht (kg): 1.510
- Zuladung (kg): 451
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst (kg): 750/760
- max. Stützlast (kg): 75
- max. Dachlast (kg): 80
- Tankgröße (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 41.330 Euro (Basispreis Arkana Evolution: 29.500 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.