Man muss als Unbedarfter schon zweimal hinschauen um den Renault Megane Grandtour der vierten Generation nicht mit dem größeren Renault Talisman zu verwechseln.
Diese Ähnlichkeit lässt durchaus die Frage zu: Braucht es denn da einen Talisman, wenn der Megane bereits äußerlich fast dasselbe verspricht? Wir gingen dieser uns manch anderer Frage auf den Grund und testeten den französischen Kombi als BOSE Edition mit dem kleinen Dieselantrieb.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Assistenz und Sicherheit
- Ausstattung und Komfort
- Varianten und Preise
- Was sagen die Kunden?
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Vorsicht, Verwechslungsgefahr
Auch beim aktuellen Renault Megane Grandtour, der sein Debüt auf der IAA 2015 erlebte, geht der französische Hersteller den neuen Weg der dynamischen Formgebung – für ein ästhetisches Design und mit der Garantie für´s Auffallen. Kräftige Linien und Kanten umspielen und verstärken die Proportionen der Karosserie über das gesamte Außenkleid.
Dass es sich in unserem Fall um die Bose Edition handelt, lässt sich wahrlich nicht verleugnen. Sowohl außen an den Kotflügeln, als auch an den Einstiegsleisten und an jedem Lautsprecher prangen entsprechende Label – der Antagonist von Zurückhaltung.
Der Rhombus als Markenlogo thront als Nase im stylischen Antlitz mit den flachen Scheinwerfern, aus denen die renault-typische Lichtsignatur mit 3D-Effekt flammt. Eine Verwechslungsgefahr mit dem großen Bruder Talisman ist beim ersten Blick nicht ausgeschlossen.
In seiner Silhouette verhelfen Chromleisten der Betonung der hohen Gürtellinie, welche durch das prägnant gestaltete hintere Radhaus nochmals anzusteigen scheint. Auch hier muss der geneigte Betrachter zweimal hinschauen, um den Unterschied zum größeren Bruder als Kombi zu erkennen. Bei geübter Markentreue findet man den Unterschied sicherlich schneller.
So fällt auch die Heckgestaltung des neuen Renault Megane Grandtour nicht überraschend aus, sondern betont den sehr gefälligen und modernen Auftritt mit einer ebenso bekannten LED-Heckleuchtensignatur und der eleganten Zusammenführung der geometrischen Proportionsverstärkungen aus der Seitenführung.
Zusammenfassend gelang die Formgebung auch beim Kombi des neuen Megane und lässt den Grandtour mit anerkennenswertem Blechkleid vorfahren. Die extreme Nähe zu seinem großen Bruder dürfte nur Talisman-Besitzer ein wenig ärgern, Unbedarfte irritieren, doch den Megane-Fahrer letztendlich erfreuen. Denn wirkt diese Nähe ja fast schon wie ein zumindest optisches Upgrade in die nächsthöhere Fahrzeugklasse.
Interieur – außen hui, innen auch!
Keine Experimente – so zeigt sich der Innenraum des Renault Megane Grandtour. Wozu auch? Bereits im Renault Talisman konnte die ergonomische und aufgeräumte Architektur des Interieurs überzeugen. Und so erinnern auch hier viele Details an Renaults Flaggschiff, wovon der Megane gehörig profitiert.
Ein aufgeräumtes Cockpit mit dem großen Touchscreen im Hochformat als zentrale Bedien- und Informationseinheit bildet das Zentrum, von dem sich sowohl die breite Mittelkonsole fortführt, als auch der nicht ganz so wuchtig wie im Talisman erscheinende Armaturenträger zum Fahrercockpit fortsetzt. Ein griffiges Lenkrad mit einer erfreulich großzügigen Polsterdicke liegt sehr satt in den Händen und die Sitze vermitteln ausreichend Seitenhalt. Die Sitzpolsterung wirkt straff, aber mit ausreichend Zugeständnis in puncto Komfortgefühl.
Die Materialanmutung reicht nicht ganz an die des großen Bruders heran, aber überzeugt mit einer fast durchgehend exakten Verarbeitung. Lediglich an der Sitzverkleidung fanden wir unschön überlappende Kunststoffabdeckungen.
Das Platzgefühl im Megane Grandtour ist großzügig – vor allem auf den vorderen Sitzen bleibt nach allen Richtungen genügend Platz. Hinten finden die Passagiere immer noch genügend Freiraum, nur bei Personen über 1,90 und mehr, rückt der Kopf dem Dachhimmel etwas auf die Pelle. Insgesamt besitzt der Kombi allerdings deutlich mehr Platz als die herkömmliche Karosserievariante des Renault Megane. Fast 30 Zentimeter mehr in der Länge spürt man hier mehr als deutlich.
Ein zum Heck nur leicht abfallendes Dach ermöglicht außerdem dieses üppige Raumgefühl. Die breiten D-Säulen behindern dagegen die Sicht nach hinten. Ansonsten gestaltet sich die Rundumsicht dank eines gegenüber der Limousine stärker ausgeprägten Greenhouses mit mehr Glasflächen, als überdurchschnittlich gut.
Nur das Ende der Front ist durch die vorn abgerundete Haube weder einzusehen noch gut abzuschätzen. Eine Einparkhilfe ist aus diesem Grunde fast unabkömmlich. Ebenso eingeschränkt ist die Sicht auf eine Ampelanlage, sofern man in erster Reihe steht. Der große Innenspiegel plus dahinter verbauter und verstauter Assistenztechnik verwehrt in dem Fall die Sicht nach schräg oben erfolgreich.
Der Laderaum des Franzosenkombi gestaltet sich ebenso dank der neugewonnenen Fahrzeuglänge opulent. Neben wettbewerbsresistenten 521 Liter Laderaumvolumen, dass man durch Umklappen der Rückenlehnen auf 1.504 Liter erweitern kann, bietet der Grandtour eine Laderaumlänge von fast olympisch wirkenden 2,70 Metern.
Eine niedrige Ladekante erfreut eigentlich den Rücken bei Ladearbeiten, doch die extrem breite, nur durch weites Überbeugen zu überwindende Ladekante in Form des Heckstoßfängers kompliziert dies eher. Hinzu kommt, dass diese in Wagenfarbe lackierte Fläche durch Be- und Entladungsarbeiten sehr schnell die eine oder andere Schramme abbekommen dürfte. Auch ein übernommenes Gen vom großen Bruder.
Ein weiteres Manko ist die unhandliche Zuziehhilfe an der Heckklappe. Hier wäre eine Griffmulde an der sowieso sehr breit ausgefallenen Unterseite eindeutig die bessere Wahl gewesen.
Motorisierung und Fahreigenschaften – vernunftbegabt
Unser Testfahrzeug besaß als Antrieb den dCi 110 Turbodiesel Vierzylinder in Verbindung mit dem EDC Direktschaltgetriebe. Der Motor zeigte im Kaltstart gern sein Selbstzünderprinzip und nagelte munter drauflos. Später legte sich das deutlich, ein brummiger Charakter bleibt aber stetig präsent.
Mit 110 PS und 250 Newtonmeter maximalem Drehmoment zeigt der Kombi eine ganz passable Motorisierung und konnte in den typisch alltäglichen Situationen eine homogene Kraftentfaltung zeigen, ohne etwa untermotorisiert zu wirken. Der Turbopunch startet bei ungefähr 1.700 Touren und schiebt den Grandtour ordentlich an. Bei höheren Drehzahlen wirkt der Motor angestrengt und laut.
Das sechsstufige EDC Doppelkupplungsgetriebe ist ein aus dem Talisman alter Bekannter und genehmigte sich auch im Megane eine großzügige Gedenksekunde, bevor es losgeht. Die Schaltvorgänge vollzog es dagegen recht sanft. Die erste Fahrstufe wird oftmals weit ausgedreht – auch wenn dies in der jeweiligen Fahrsituation gar nicht notwendig wäre.
Verschiedene Fahrmodi beeinflussen Gasannahme und Schaltverhalten. Im Sportmodus werden die Gänge grundsätzlich weiter ausgedreht, was leistungstechnisch allerdings keinen spürbaren Vorteil einbringt. Dagegen wird der Franzose nur unnötig laut und zeigt auch eine schnellere und ruppigere Schaltcharakteristik. Im Grunde passen der Sportmodus und diese Motorisierung nicht unbedingt zueinander.
Als gravierenden Mangel stufen wir die Gegebenheit ein, dass bei aktiviertem Start/Stopp-System an einer Steigung, das Fahrzeug nicht durch eine Berganfahrhilfe gehalten wird, sondern nachdem man die Bremse verlässt, das Fahrzeug zunächst unkontrolliert rückwärts rollt, bevor der Motor wieder anspringt und für Vortrieb sorgt. Wenigstens ein schnelleres Reagieren der Start/Stopp-Automatik wäre signifikant wichtig. Wir empfehlen daher das System zumindest auf solchen Strecken abzuschalten.
Beschleunigungen gelingen dem kleinen Diesel aus dem Stand bis zur obligatorischen 100-km/h-Marke in reichlich zwölf Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 188 km/h – laut Tacho sind dies 191 und ein bisschen freie Strecke als Anlauf ist nötig, um diese abrufen zu können.
Das Fahrwerk liegt erstaunlich ruhig und reagiert in der Regel sehr neutral. Dadurch ist der Renault Megane Grandtour ein sehr ausgewogener Begleiter und verzeiht sogar den einen oder anderen Fahrfehler großzügig. Gelassene Touren werden somit zu seinem prädestinierten Steckenpferd. Die etwas leichtgängige aber direkte Lenkung passt obendrein gut zum Gesamtpaket.
Auch das Bremssystem zeigte während unserer Tests eine durchgehend vorbildliche Standfestigkeit, lies sich aufgrund ihrer Leichtgängigkeit nur mit etwas Feingefühl einigermaßen vernünftig dosieren.
Eine fast schon als Main-Skill zu bezeichnende Verbrauchsverhalten offenbarte der Diesel. Nur bei forcierter Fahrweise konnten wir den Verbrauch über die 7-Liter-Grenze bringen.
Bei normaler Fahrweise begnügte sich der Megane mit knapp über fünf Liter. Lies man sich Zeit und streichelte die Pedalerie nur, war die erste Zahl vor dem Komma sogar eine vier. Der vom Hersteller angegebene Verbrauchswert von 3,9 Liter ist in der Praxis schwerlich zu erreichen, aber unmöglich ist es nicht. Allerdings gerät die Fortbewegung dabei fast schon in Geschwindigkeiten von Wanderbaustellen.
Bei den Fahrgeräuschen schwingt der Motor – abhängig von gewähltem Fahrmodus – bis ungefähr Tempo 120 das Zepter, bevor er diesen an den Fahrtwind abgibt, der dann bis zur Höchstgeschwindigkeit dominiert, allerdings nie in einer Stärke, der auf die Insassen störend wirkt.
Assistenz, Technik, Sicherheit
Das im Online-Multimediasystem R-Link2 integrierte Navigationssystem ist mit dem im Renault Talisman identisch. Leider erbte der Megane auch die Marotten des Systems, welches bei seiner akustischen Routenführung immer wieder stottert. Diesen Fehler kann man ganz leicht reproduzieren: Die Routenführung vor einem Kreisverkehr aktivieren und dann sich dem Kreisverkehr nähern. Die Routenführung meint dann „Nehmen Sie die die die dritte Ausfahrt!“.
Die männliche Alternative ist in der Praxis zudem extrem ohrenfeindlich, da sie jeden S-Laut enorm verzerrt und zu einem Hörnerv marternden Zischlaut verstärkt.
Der adaptive Tempomat funktionierte im Test sehr gut – mit einer Ausnahme. Beim Befahren von engen Fahrbahnen mit Leitplanken links und rechts, wie beispielsweise bei einer einspurigen Baustellenumleitung auf der Autobahn, scheint der Abstandsradar ohne Vordermann ein Problem mit den Gegebenheiten zu haben.
Dabei wechselte das System immer zwischen Gasgeben und Gaswegnahme in kurzen, mehreren Perioden pro Sekunde, wodurch sich ein leichtes Ruckeln einstellte. Dies verschwand dann für einige Sekunden um gleich darauf wiederzukehren. Beendet wurde dies erst, wenn die Strecke wieder doppelspurig war oder man auf einen vorausfahrenden Verkehrsteilnehmer traf.
Weitere Assistenten wie der Totwinkelassistent und die Verkehrszeichenerkennung konnten während unseres Tests durch Zuverlässigkeit überzeugen. Erstgenannter Assistent könnte allerdings etwas eher vor Fahrzeugen im toten Winkel warnen. Mitunter waren diese bereits auf Fahrerhöhe, bevor die Warnung aktiviert wurde.
Mit einem deutlichen Brummen auf der jeweiligen Seite warnt der Spurhalteassistent beim unkontrollierten Verlassen der Spur. Ab und an verwechselt er dabei auch Längsfugen im Asphalt mit Fahrspuren.
Beim Ein- und Ausparken überwachen dank Easy-Parking-Paket Sensoren Front und Heck, unterstützt von einer 360 Grad Rundumsicht, wodurch Kaltverformungen beim Rangieren auf ein verschwindendes Maß reduziert werden können.
Die Bedienung per Sprachsteuerung erfordert etwas Geduld, da das Durchhangeln durch das jeweilige Menü immer einige Sekunden dauert und ab und an Verständnisprobleme zu Fehlinterpretationen führen.
Als Highlight im wahrsten Sinne des Wortes dürfen beim Renault Megane die LED-Hauptscheinwerfer gelten. Eine beispiellose Lichtausbeute und Lichtverteilung lassen die LED-Pure-Vision getauften Beamer in der ersten Liga mitspielen. Es ist eine Freude den französischen Kombi bei Dunkelheit zu fahren, denn diese Scheinwerfer machen die Nacht quasi zum Tag. Der Fernlichtassistent – zum Visio-System gehörend – funktionierte während der Testfahrten bis auf zwei Ausnahmen in Form von zu spätem Abblenden bei Gegenverkehr zuverlässig.
Auch mussten die Scheinwerfer zu Testbeginn zunächst in einer Fachwerkstatt eingestellt werden, da sie viel zu tief justiert waren.
Ein autonomer Notbremsassistent mit Sicherheitsabstandswarner befindet sich ebenfalls an Bord und übernimmt im Fall der Fälle von der Warnung bis zum Gefahrenbremsvorgang die Rolle des letzten Sicherheitsankers. Er funktioniert in einem Geschwindigkeitsbereich zwischen 30 und 140 km/h.
Die Kombiversion Grandtour wurde bisher noch nicht einem NCAP Euro Crashtest unterzogen. Der herkömmliche Renault Megane IV erreichte 2015 bei diesem Crashtest ein Fünf-Sterne-Ergebnis.
Ausstattung und Komfort – Zufriedenheit gebucht
Neben den komfortablen Platzverhältnissen auf den Premium-Ledersitzen und einer im Fahrersitz integrierten Massagefunktion plus elektrischer Lendenwirbelstütze sorgt eine ebenso optionale Ambientebeleuchtung für die jeweils passende Stimmung durch farbliche Einstellmöglichkeit. Die Einstellung der Massagefunktion gelingt am besten über die Taste direkt am Sitz. Die Steuerung über den Touchscreen ist auch möglich, jedoch um einiges komplizierter, vor allem wenn man während der Fahrt die entsprechenden Buttons treffen will. In Summe sorgen aber all diese Annehmlichkeiten für eine angenehme Wohlfühlatmosphäre.
Die Kommandozentrale R-Link2 mit dem 8,7-Zoll Touchscreen besitzt eine bereits aus dem Talisman bekannte, etwas umständliche Menüstruktur. Auch im Megane fehlt der Drehknopf für die Lautstärkeregelung. Dies gelingt nur über die Sensortasten neben dem Bildschirm, was gerne deutliche Fingerabdrücke auf der dafür vorgesehenen Fläche hinterlässt. Eine zweite, für die Bedienung während der Fahrt gedachte Bedienmöglichkeit stellt die renault-typische Bedieneinheit rechts neben dem Steuer dar.
Das Bose-Soundsystem bespielt mit digitalem Verstärker über 10 Lautsprecher die Inhalte der gewünschten akustischen Quelle den Innenraum. Der Klang ist sehr linear, in den Höhen und Tiefen überraschenderweise eher zurückhaltend.
Wir haben an dieser Stelle vor allem in moderaten Lautstärkeabschnitten etwas mehr erwartet, zumal das „Reserverad“ von Bose stammt – besser gesagt ein Woofer den Platz für das Reserverad einnimmt, der im Pannenfall nur akustisch weiterhelfen kann. Dafür bleibt das System auch bei hohen Lautstärken absolut pegelfest und kann zumindest hier mit einem spürbaren Bassfundament aufwarten.
Zwei Eigenarten zeigte das System bei der Benutzung der Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Einerseits lässt sie den Gesprächsteilnehmer immer wieder Worte doppelt wiedergeben, was einem Stottern gleichkommt. Zum anderen spielt das Soundsystem nach Gesprächsbeendigung jede Art von USB-Speicher wiedergegebenem Titel erneut von vorne. Bei längeren Stücken, wie beispielsweise in klassischer Musik weit verbreitet, ist dies sehr ärgerlich. Dieses Phänomen hatten wir auch während unseres Dauertests des Renault Talisman wiederholt beobachtet. Wie es scheint, ein modellübergreifendes Problem.
Der Radioempfang zeigte sich auf dem FM-Band stark beeinträchtigt. Diese Art von beeinträchtigten Empfang bei analogen Radiosendern konnten wir bereits beim Renault Talisman beobachten und mussten diese Feststellung auch im Renault Megane Grandtour machen. Immer wiederkehrendes Rauschen und hektischer Stationswechsel des RDS beeinträchtigen den Hörgenuss immens. Dies passiert auch in Ballungsgebieten, wo der Empfang definitiv mehr als ausreichend gegeben ist.
Dagegen war der DAB+ Empfang einwandfrei und der Klang dessen um Welten besser. Dabei musste man beim Wechsel zwischen FM und DAB grundsätzlich die Lautstärke anpassen, da die Ausgabe digitaler Radioklänge deutlich lauter erfolgte.
Das Headup-Display projiziert die Daten an eine zusätzliche Plexiglasscheibe – analog wie im Talisman. Dieses Gimmick ist sehr hilfreich, da es den Blick auf der Fahrbahn ruhen lässt und dennoch alle wichtigen Informationen für den Fahrer zeigt. Bauartbedingt mindert eine Sonnenbrille mit polarisierenden Gläsern allerdings die Sichtbarkeit der Projektion.
Da die Sitzheizung auffällig lang benötigte, um die Sitzflächen spürbar zu erwärmen, haben wir die genaue Zeit hierfür gemessen. Ganze acht Minuten dauerte es, um das dicke Leder spürbar auf Temperatur zu bringen, was recht viel Zeit ist, vor allem wenn man an wirklich tiefe Temperaturen im Winter denkt. Dafür reagiert die zum Premium-Leder-Paket gehörende Lenkradheizung blitzschnell und erwärmt die Hände bereits nach zwei Dutzend Sekunden deutlich.
Eine Vernetzung von mobilen Geräten gelingt dagegen schnell und ohne Probleme. Auch neue Mobiltelefone werden via Bluetooth schnell gefunden und mit dem System verbunden.
Mit sommerlichen Temperaturen hatte die Zweizonen-Klimaautomatik im Renault Megane Grandtour keine Probleme. Sehr schnell kühlte sie den aufgeheizten Innenraum auf erträgliche Temperaturen und hielt diese nach einigen Minuten auch ohne akustisch aufdringlich zu wirken.
Varianten und Preise
Der Renault Megane Grandtour wird in sechs verschiedenen Ausstattungsniveaus angeboten.
- Life: Als Basismodell erhält man ab 18.490 Euro unter anderem auch ein einfaches LED-Tagfahrlicht, Reifendruckkontrolle, Tempomat und Klimaanlage als Serienausstattung.
- Play: Hier gibt es die Klimaanlage bereits als Automatik, das R-Link 2 mit 7-Zoll-Bildschirm, elektrische Fensterheber vorn und einiges mehr ab 19.590 Euro.
- Intens heißt das nächstöhere Niveau und umfasst zusätzlich die Zweizonen-Klimaautomatik, Schlüsselloses Zugangssystem, LED-Tagfahrlicht „Edge-Light“ und das Multifunktionale Tachodisplay, um nur einige Features zu nennen. Ab 22.290 Euro.
- GT-Line heißt die sportlich gestaltete Version und wird beispielsweise mit GT-Line Applikationen innen wie außen, Voll-LED-Scheinwerfern und einem Sport-Lederlenkrad versehen. Ab 25.490 Euro steht diese Variante beim Händler.
- BOSE stellt den nächsten Level dar, bei dem zusätzlich unter anderem das Bose-Soundsystem, eine SIM-Card für Onlinedienste und ein CD/MP3-Laufwerk im Handschuhfach dazugehören und als Modell mindestens 26.090 Euro kosten.
- Symphony heißt die nächste Variante. Auch hier erhält man die Bose-Technologie samt Peripherie, ein Nappalederlenkrad und vieles mehr. Der Preis beginnt bei 29.290 Euro und das Modell ist grundsätzlich nicht mit dem DSC Automatikgetriebe und somit auch nicht mit dem stärksten Diesel erhältlich. Warum es diese skurrile Einschränkung gibt, konnten wir nicht feststellen.
- Der Renault Megane Grandtour GT ist als sportlichste und bestausgestattete Variante des Kombi das Topmodell und ab 30.690 Euro erhältlich.
Sechs Motoren stehen für den Megane zur Auswahl. Drei Benziner und drei Diesel, je nach Ausstattungsniveau wähl- und kombinierbar mit manuellem Schltgetriebe und Doppelkupplungsgetriebe.
Die Benziner stellen ein Leistungsspektrum von 100 bis zu 205 PS zur Verfügung. Dabei steht der stärkste Motor nur im GT-Modell zur Verfügung. Die Dieselantriebe leisten jeweils 110, 130 und 165 PS.
Mit der Direktschaltautomatik EDC können alle Motoren kombiniert werden, außer dem kleinen Benziner mit 100 PS, der ausschließlich mit einem manuellen Getriebe Vorlieb nehmen muss.
Am meisten Geld ausgeben kann man mit dem GT-Modell, für den bei vollem Ausstattungsportfolio über 38.000 Euro aufgerufen werden.
Mit fünf Jahren Garantie erhält man bei Renault einen überdurchschnittlichen Schutz und darf während dieser Zeit sich auch über eine Mobilitätsgarantie freuen. Voraussetzung ist auch hier die Wahrnehmung aller regelmäßigen Inspektions- und Wartungsintervalle bei zugelassenen Servicehändlern – was natürlich auch für den Renault Megane Grandtour gilt.
Was sagen die Kunden?
Die nachfolgende Zusammenfassung bezieht sich ausschließlich auf den Renault Megane Grandtour der vierten Generation – Stand August 2017 – und darf wie immer als nicht repräsentative Stimmungsanalyse in deutschsprachigen Netzwerken verstanden werden. Nur Mehrfachbenennungen werden aufgeführt. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.
In der Kundenzufriedenheit spiegelt sich bei der Kombivariante des Franzosen vor allem die Platzverhältnisse inklusive den bequemen Sitzen und das unkomplizierte Fahrverhalten wider. Gelobt werden dazu die niedrigen Verbräuche der Dieselantriebe – insbesondere der des 110-PS-Diesels. Das Design des Kombi findet immensen Zuspruch – auch von Besitzern anderer Marken.
Bemängelt werden mitunter die häufigen Ausfälle des R-Link 2 Systems, sich lösende Leisten am vorderen Stoßfänger sowie eine die ohnehin sehr empfindliche Oberseite des Heckstoßfängers verkratzende Heckklappe.
Ebenso Anlass zur Kritik bilden mitunter die Türsensoren für das schlüssellose Zugangssystem, welche bei kalter und zusätzlich nasser Witterung den Dienst versagen. Dieses nur im Winterhalbjahr auftretende Phänomen beobachteten wir auch während unseres Dauertests mit dem Renault Talisman.
Fazit – Geschwistervorbild verinnerlicht
Er sieht verdammt gut aus, man sieht die Verwandtschaft zum großen Bruder mehr als deutlich und davon profitiert der Renault Megane Grandtour signifikant. Der Franzose erfreut den Betrachter mit einer ausgesprochen harmonisch eleganten Formgebung und gilt unter den Kombis seiner Klasse längst als einer der Schönsten.
Doch wie es in der Vererbungslehre die Regel ist, flossen bedauerlicherweise auch einige weniger wünschenswerte Dinge mit in die Gene des französischen Kombi. Das zu Abstürzen neigende R-Link 2 mit dem etwas umständlichen Bedienungsmenü und dem stotternden Navi sind da einige Beispiele, auf die man gerne verzichten würde.
Dennoch kann der Grandtour diese Dinge durch seine sehr vernünftigen Fahreigenschaften und dazu vollkommen ausreichende Motorisierung ausmerzen.
Das unkontrollierte Rückwärtsrollen an Steigungen bei aktivem Start-Stopp-System stellt allerdings einen groben Mangel dar, den man nicht akzeptieren kann. Umgehen kann man dies aktuell ausschließlich über eine Deaktivierung des Start-Stopp-Systems. An dieser Stelle hofft man auf Nachbesserung durch Renault.
Alle anderen Sicherheitsaspekte halten dagegen das Banner souverän nach oben, denn sowohl die Assistenzsysteme als auch die LED-Scheinwerfer der Spitzenklasse sorgen für einen sehr hohen Sicherheitsstandard an Bord des Renault Megane Grandtour.
Die Ausgangsfrage, ob man denn aufgrund des neuen Megane Grandtour überhaupt noch einen Talisman braucht, kann man dennoch mit Ja beantworten. Der Talisman bietet noch mehr Platz, ist noch besser ausgestattet und zudem für einen üppigeren Geldbeutel gedacht. Die größeren Ausmaße lassen ihn aber bei der Suche nach Parkplätzen etwas schlechter dastehen und die Konkurrenz ist in diesem Segment unerbittlich härter.
Mit dem Megane erhält man einen charakterlich sehr naheliegenden kleinen Bruder, mit dem man den Spagat zwischen Vernunft und Emotion kaum besser absolvieren kann.
Text/Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Renault Megane Grandtour dCi 110 BOSE Edition
Farbe: Kosmos-Blau-Metallic
Länge x Breite x Höhe (m): 4,63 x 1,81 (2,06 mit Außenspiegeln) x 1,46
Radstand in mm: 2.712
Motor: Vierzylinder Commonrail-Turbodiesel mit Start-Stopp-Automatik
Leistung: 81 kW (110 PS) bei 4.000 rpm
Hubraum: 1.461 ccm
Max. Drehmoment: 250 Nm bei 1.750 rpm
Getriebe: 6-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe EDC
Antrieb: Front
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm):3,8 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,5 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 98 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 12,7 Sekunden
Leergewicht: 1.395 kg
Laderaumvolumen: 521 Liter (1.504 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Höhe Ladekante: 60,1 cm
Kraftstofftank: 47 Liter
Neupreis des Testwagens: 33.540 Euro
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.
ich kann mich nicht mit renault vertraut machen … liegt mir einfach nicht …leider