Man mag es kaum glauben, aber das Renault Twingo Facelift der aktuellen Generation vertritt den französischen Kleinstwagen bereits im 26. Jahr seiner Modellgeschichte.
Mit neuem, dem zurzeit aktuellen Markengesicht und neuen Motoren sowie einem modernisierten Multimediasystem übernehmen wir einen Renault Twingo TCe 90 mit EDC-Doppelkupplungsgetriebe im Ausstattungsniveau „Intens“ für einen ausgiebigen Test.
Wie sich der Kleine dabei schlagen konnte, klärt dieser Fahrbericht.
- Exterieur
- Interieur
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Technische Daten
Exterieur – Das urbane Fruchtschnittchen
Der Renaut Twingo war seit Anbeginn ein für die Stadt und die Ballungsgebiete prädestinierter Kleinwagen. Das ist auch heute noch so und auch wenn Renault den neu überarbeiteten Twingo als erwachsen geworden beschreibt, hat er absolut nichts von seinem jugendlichen Charme eingebüßt.

Die überarbeitete Front mit dem dezenten Grill samt Markenrhombus wird von sympathisch dreinblickenden Scheinwerfern flankiert und eine neu gestaltete Frontschürze beherbergt nun die Nebelleuchten. Das verleiht der Frontansicht mehr Bodenständigkeit, der Twingo sieht jetzt etwas ernsthafter aus.
Das leuchtende, sehr extrovertiert wirkende Mango Gelb unseres Testwagens steht dem Kleinen außerordentlich gut, könnte aber auch Sunset-Orange bezeichnet werden, da diese Farbe seine Tendenz in jedem Lichteinfall in Richtung Orange zeigt. Wie auch immer, es transportiert so viel Esprit und Frische, dass jeder Betrachter des Renault Twingo Facelift sogleich ein Lächeln auf den Lippen trägt.

Der jederzeit präsente Gute-Laune-Faktor wirkt immer und überall hoch ansteckend und man kann sich ihm schwerlich entziehen. In der Seitenansicht trägt er mit für diesen kleinen Flitzer recht groß dimensionierten 16-Zoll-Rädern zudem dick auf und macht dadurch gekonnt auf sportlich ambitioniert.

Kurze Überhänge und ein knuffiges Heck machen den Auftritt des kleinen Franzosen im wahrsten Sinne des Wortes rund und vollenden den gefälligen, sehr sympathischen Gesamteindruck mit einem i-Tüpfelchen. In verkehrsberuhigten Bereichen zieht der Kleine wie ein Magnet die Blicke der Passanten auf sich, was wir im Praxistest immer wieder feststellen konnten.
Interieur – Farbenfroh, peppig, kontrastreich
Der eingangs erwähnte jugendliche Charme des Renault Tingo Facelift erhält im Innenraum noch einmal einen ordentlichen Schub. Denn die Fülle an kontrastierenden Farben und Akzenten lassen die Augen kaum länger als einen Wimpernschlag an einer Stelle verweilen.

Die Lebhaftigkeit der in Außenfarbe gehaltenen Kettelung der Sitzbezüge, die schneeweißen Türverkleidungen und die überall liebevoll integrierten Silhouetten des Twingos titulieren das Gesamtdesign als irgendwie herrlich unmündig und gleichzeitig blutjung und selbstbewusst. Langeweile? Absolute Fehlanzeige.
In diesem Ensemble der Unterhaltsamkeit finden insgesamt vier Personen auf recht adäquat bemessenen Sitzen Platz – vorne handelt es sich dabei um Integralsitze. Die Beinauflage ist moderat, die Polsterung recht weich, aber ganz bequem. Für längere Fahrten erweist sich die Polsterung allerdings nur eingeschränkt. Das Lenkrad wurde auffallend dick aufgeschäumt und liegt satt in den Fahrerhänden – toll. Dank „Intens“-Ausstattung wurde es zudem mit Leder bezogen.
Die Schminkspiegel und der Fond besitzen leider keine eigene Beleuchtungsmöglichkeit. Der Kofferraum bietet 219 Liter, bei zweifach umgeklappter Rückbank sogar 980 Liter und bleibt in puncto Volumen damit unverändert – dennoch nicht schlecht für einen Kleinstwagen. Die Arretierung der Rückenlehnen hat man derweil erfolgreich unter dem Verlauf der Sicherheitsgurte versteckt.
Motor und Fahreigenschaften – Beherzt mit Heckantrieb
In unserem Testwagen werkelte der aktuell stärkste zur Verfügung stehende Antrieb für das Renault Twingo Facelift. Der 0.9-Liter-Dreizylinder wird anders als seine beiden etwas moderater im Futter stehenden Korrelate mit einem Abgasturbolader unter Druck gesetzt. Dadurch leistet er 92 muntere PS sowie 135 Newtonmeter maximales Drehmoment, welche mit dem Fahrzeuggewicht von gut einer Tonne recht einfaches Spiel haben. Sofern man in moderaten Geschwindigkeitsbereichen bleibt, versteht sich dabei von selbst.

Anders als erwartet, setzt der Ottomotor mit seinen drei Brennräumen jeden Gasbefehl flott und engagiert in Vortrieb um und klingt dabei sogar richtig kernig-rau, mitunter teils grimmig. Das Doppelkupplungsgetriebe unterstreicht diesen Charakter nicht vollumfänglich. Schnelle Gangwechsel gibt es nur gelegentlich und mitunter wirkt das EDC etwas nervös, weiß manchmal nicht, welchen Gang es wählen soll. Wenn es mal mehr als eine Fahrstufe runterschalten muss – beispielsweise beim Kickdown – vergeht etwas zu viel Zeit, bevor der Vortrieb wieder einsetzt.

Vor allem innerorts ist man dennoch bestens mobilisiert und mutiert zu keinem Zeitpunkt zu einem Hindernis für den übrigen Straßenverkehr. Über Land oder auf der Bahn sind dann doch die Grenzen spürbar, allerdings reichen die Reserven hier immer noch, um vollkommen gelassen im Verkehr mitschwimmen zu können.

Das Fahrwerk erweist sich als überaus gutmütig und der Heckantrieb – ja, der überarbeitete Twingo bleibt dem Prinzip „Heckmotor + Heckantrieb“ treu – lässt den Franzosen auch mal flotter durch eine Kurve eilen. Wer es dabei dann doch mal mit dem Kleinstwagen übertreibt, den fängt ein zeitig eingreifendes ESP weit vor dem Grenzbereich ab und macht den Franzosen dadurch zum idealen Fahranfänger-Auto.
Der Unterflurmotor im Heckbereich inklusive des Heckantriebes ist – abgesehen vom Smart – ein Alleinstellungsmerkmal für den Kleinstwagenbereich und punktet neben der hohen Traktion und den positiven Kurveneigenschaften auch mit einem nahezu konkurrenzlosen Wenderadius. Mit einem Wendekreis von nur 8,6 Metern hat man mitunter das Gefühl, im nahezu rechten Winkel wenden zu können. Das erinnert an die Cityfunktion eines Fiat 500 Dolce Vita.

Ideal für den beengten Park- und Fahrbereich in den Ballungsgebieten und für die vielen oftmals viel zu kleinen Parkhäuser. Hier ist der Twingo praktisch zu Hause. Im Geradeauslauf ist die sehr leichtgängige Lenkung etwas gefühllos – auch hier zeigt sich das bevorzugte Einsatzterritorium des Kleinstwagens: Urbane Bereiche.
Lange Strecken sind im Twingo zwar möglich, doch nach einer 400-Kilometer-Reise wünscht man sich spätestens ab dem letzten Streckenviertel doch alsbaldiges Erreichen des Ziels. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 165 km/h – er könnte noch schneller, aber hier wird elektronisch abgeregelt. Aus unserer Sicht ist das auch ausreichend für den Twingo, der ab Tempo 150 doch spürbar unruhig wird. Der Spurt von null auf 100 km/h ist nach 11,1 Sekunden erledigt. Als ideal empfanden unsere Testfahrer eine Reisegeschwindigkeit zwischen 100 und maximal 140 km/h mit dem Twingo.

Unerfreulicher Nebeneffekt des Heckmotors: Die Lage des Motors unter dem Kofferraumboden erhitzt selbigen auch trotz der hier verwendeten Isoliermatte nach spätestens einer Stunde Fahrt so signifikant, dass der Transport von Lebensmitteln, welche der Kühlung bedürfen, als ausgeschlossen gelten darf. Es sei denn, man möchte seine beim Italiener abgeholte Pizza bis nach Hause fast ofenwarm halten.

Beim Verbrauch machte das Renault Twingo Facelift eine recht gute Figur. Laut Hersteller genehmigt sich der Kleinstwagen im Drittelmix 5,0 Liter auf 100 Kilometer. Bei einem Tankvolumen von 35 Litern entspricht das einer Reichweite von 700 Kilometern. Diese Verbrauchswerte sind in der Praxis problemlos erreichbar, bei zurückhaltender Fahrweise auch klar zu unterbieten. Wer es dagegen durchgängig sportlich mag, wird mit Verbräuchen über acht Litern bestraft. Unser Verbrauchswert im Drittelmix betrug 4,9 Liter.
Ausstattung, Komfort und Sicherheit
Dem Testwagen war die Ausstattungslinie „Intens“ eigen und diese geizte nicht mit diversen Annehmlichkeiten, die den Twingo klar aufwerten konnten.
Das seit dem Facelift verfügbare Easy Link brilliert mit einer sehr einfachen, weil nunmehr intuitiven Bedienung des Multimediasystems. Der 7-Zoll-Bildschirm kann per Touchbefehl oder via Sprachsteuerung bedient werden. Letztere funktionierte im Test allerdings nicht. Bei Benutzung der vorgesehenen Taste wurde das Multimediasystem stumm geschaltet und nach einigen Sekunden wieder in den vorherigen Zustand versetzt – mehr passierte nicht.

Die beiden Konnektivitätslösungen Apple CarPlay und Android Auto funktionieren dagegen bestens – die Verbindung ist innerhalb weniger Sekunden hergestellt. Dies gilt auch für die Bluetooth-Freisprechanlage.
Sogar DAB+ besaß der Test-Twingo. Das Soundsystem spielte klanglich im guten Mittelfeld dieser Fahrzeugklasse. Es kann natürlich keinem der Platzhirsche das Wasser reichen, aber in Anbetracht des Preis-Leistungsgefüges geht das aus unserer Sicht in Ordnung.

Ohne Probleme durchliefen Tempomat, Lichtautomatik, Regensensor und die Klimaautomatik den gesamten Testzeitraum. Der Spurhaltewarner fiel durch ein etwas übereifriges Alarmverhalten auf, was ihm des Öfteren eine Deaktivierung einbrachte.
Was uns etwas fehlte, war eine Sitzheizung und ganz besonders das Navigationssystem – beides im Testwagen nicht verfügbar. Sitzheizung kann man aber für 290 Euro ordern, ein Navigationssystem gibt es leider für den Kleinen weder für Geld, noch für gute Worte.

Ebenso gegen Aufpreis gibt es eine Rückfahrkamera für 390 Euro und Parksensoren am Twingo-Heck für weitere 255 Euro. Unser Testwagen besaß beides nicht, doch aufgrund der überschaubaren Abmessungen klappte das Parken auch ohne diese Helfer recht gut. Wer es gerne hell und luftig mag, kann zudem ein elektrisches Faltdach für 990 Euro ordern.

Die Scheinwerfer des Renault Twingo Facelift wurden weiterhin mit Halogentechnik bestückt. Die Lichtausbeute ist für diese Technologie sehr gut. Wir hätten uns dennoch zumindest als Option lieber LED- oder Xenonlicht gewünscht. Sehr gut empfanden wir die Ausleuchtung des Kurvenlichts, welches durch die Nebelleuchten realisiert wurde – ebenfalls mittels Halogenlicht. Das Tagfahrlicht als den Hauptscheinwerfer umrahmender LED-Streifen sah nicht nur richtig gut aus, sondern war ebenso unübersehbar. Dieser Streifen dient analog auch als Stand- und Blinklicht.

Da wir im Test auch zwei Tage bei sehr starkem Wind unterwegs waren, haben wir trotz eines vorhandenen Seitenwindassistenten eine vor allem bei höherem Tempo deutliche Anfälligkeit bei Böen festgestellt.
Als umständlich sind zwei Punkte der Handhabung zu beanstanden: Der Tankdeckel kann nur mit dem Zündschlüssel geöffnet werden und die vordere Haube lässt sich für uns völlig unverständlich nicht vollständig öffnen. Nachdem man – ebenfalls per Zündschlüssel – die Arretierung umständlich entriegelt hat, muss die Haube vorsichtig nach vorne geschoben werden, um an die Befüllstutzen für Wischwasser & Co. zu gelangen.
Hier sind Lackschrammen so gut wie vorprogrammiert. Konventionelle Scharniere mit aufklappender Haube wären an dieser Stelle mehr als wünschenswert gewesen.
Varianten und Preise für das Renault Twingo Facelift
Den französischen Kleinstwagen gibt es in vier Ausstattungslinien:
- Life gilt als Einstiegslevel und kann ab 10.290 Euro erworben werden. LED-Tagfahrlicht, Reifendruckkontrolle, Geschwindigkeitsbegrenzer und Bordcomputer sind hier bereits serienmäßig an Bord.
- Limited als nächsthöhere Stufe, rollt zusätzlich mit in Wagenfarbe lackierten Außenspiegeln, einem Bremsassistenten, elektrischen Fensterhebern vorne und einer Klimaanlage für ab 12.190 Euro zum Händler.
- Intens gilt im Grunde als Topausstattung, bei der zur Serienausstattung auch 15-Zoll-Leichtmetallräder, Tempomat, elektrisch verstellbare und beheizte Außenspiegel, Lederlenkrad, Easy Link, DAB+ und vieles mehr dazugehört. Der Einstiegspreis liegt bei 13.190 Euro.
- Beim Le Coq Sportif handelt es sich um ein Sondermodell mit speziellen Designelementen innen wie außen, dazu 16-Zoll-Räder, Privacyverglasung, Licht- und Regensensor und Kurvenlicht und vieles mehr. Der Preis beginnt bei 14.290 Euro.

Als Motorisierung steht ein Motor in drei Leistungsstufen zur Verfügung. Den 0.9-Liter Dreizylinder bietet Renault als SCe 65 mit 65 PS, als SCe 75 mit 73 PS und den hier getesteten TCe 90 mit 93 PS an. Der stärkste Motor wird als einziges Aggregat aufgeladen, bei den anderen zwei Modellen handelt es sich um reine Saugmotoren. Der TCe 110 GT mit 110 PS wurde mit dem Facelift aus dem Portfolio gestrichen. Alle drei Motoren erfüllen die Euro-6d-Temp-Norm.
Dieselantrieb, Hybride oder E-Antriebe gibt es nicht im Portfolio des Twingo.

Die Kraftübertragung übernimmt bei den Saugmotoren ein manuelles Fünfganggetriebe und je nach Ausstattung und Motorisierung das EDC Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Fahrstufen.
Fazit – Fast legendär im Kleinstwagensortiment
Das Renault Twingo Facelift erwies sich im Test als durch und durch gutmütiges und freundliches Fahrzeug mit dem eindeutigen Hang zu urbanen Gefilden. Die extrem leichtgängige Lenkung mit dem exorbitant kleinen Wendekreis, der quicklebendige Dreizylinder und die frech-knuffige Optik prädestinieren ihn für eine urbane Klientel, die etwas abseits der Platzhirsche im Segment wildern möchte.

Neben Fiat 500, VW up! und Co, reiht er sich ein in eine Liga, die besonders junge Leute im Fokus hat und den durchaus inspirierenden, jugendhaften Charme in überaus sympathischer Weise vermittelt. Der Blick einer Twingo-Front ist ebenso wie der Gute-Laune-Faktor fast schon legendär und sehr schön finden wir, dass diese Tugenden nach wie vor einem Twingo innewohnen.
Echte Kritikpunkte sind wenige auszumachen. Ein paar zusätzliche Ausstattungsumfänge wie beispielsweise ein Navigationssystem, ein Frontkollisionswarner oder ein automatisch abblendender Innenspiegel wären aus Sicht der Redaktion jedoch sinnvolle Ergänzungen. Solche Dinge kann die Konkurrenz aus Fernost lückenlos vorweisen. Ebenso wie eine einfacher zu bedienende Fronthaube.

Wer auf der Suche nach einem Begleiter ist, der jeden Morgen mit einem freundlichen Lächeln grüßt, auf die City maßgeschneidert ist, in der sich der zukünftige Fahrer auch ohne Navi zurechtfindet und dank Automatik auch das Schalten ad acta legt, sollte auf das Renault Twingo Facelift gern einen genaueren Blick werfen.
Kamera: Canon EOS 6D
Farbe: Mango Gelb
Länge x Breite x Höhe (m): 3,62 x 1,65 x 1,54
Radstand (mm): 2.492
Motor: Dreizylinder Ottomotor mit Abgasturbolader
Leistung: 68 kW (93 PS) bei 5.500 rpm
Hubraum: 898 ccm
Max. Drehmoment: 135 Nm bei 2.500 rpm
Getriebe: 6-Stufen-Doppelkupplungsgetriebe EDC
Antrieb: Heck
Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 5,0 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 4,9 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 126 g/km
Abgasnorm: Euro-6d-TEMP EVAP ISC
Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h (elektronisch begrenzt)
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,1 Sekunden
Leergewicht: 1.043 kg
Bodenfreiheit (mm): 170
Wendekreis: 8,6 m
Kofferraumvolumen: 219 – 980 Liter
Zuladung: 350 kg
Dachlast: 60 kg
Kraftstofftank: 35 Liter
Neupreis des Testwagens: ca. 17.170 Euro (Basisausführung ab 10.290 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.