Bei unserem Erstkontakt mit dem neuen spanischen SUV testeten wir unter anderem auch, was der Seat Tarraco offroad so für Talente an den Tag legt.
Dabei gab es durchweg positive Überraschungen, da der Dritte im Bunde der iberischen SUVs nicht mit Geländeambitionen geizte.
Hand aufs Herz, die meisten SUV-Kunden werden ihr Derivat ausschließlich über Asphalt- und Betonpisten jagen. Ein Abstecher ins Off wird die absolute Ausnahme bleiben und eine Fahrt über einen unbefestigten Wald- oder Wiesenweg wahrscheinlich am ehesten die Anforderungen des Tarraco aufrufen – wenn auch nur zu einem Bruchteil des Machbaren, wie sich herausstellte.
Auf und Ab
Und dennoch – wer ein SUV erwirbt, fühlt sich um ein Vielfaches besser, wenn er weiß, dass man könnte, wenn man wöllte. Hätte, könnte, würde? Für uns zählen Fakten, daher haben wir während unseres Erstkontakts mit dem Tarraco die Möglichkeit genutzt und auch einen Geländeparcours absolviert.
Dabei zeigte der Seat Tarraco offroad erstaunliche Fähigkeiten. Ob starke Steigungen oder Gefälle – im Spanier kein Problem. Dank dem 4Drive-Allradsystem, welches übrigens identisch mit den Allradsystemen 4Motion aus dem VW Tiguan und dem 4×4 aus dem Skoda Kodiaq ist, kletterte der Spanier ohne Murren Berge hinauf, bei denen die Insassen außer dem Firmament kein bisschen vom davorliegenden Weg erspähen konnten und voller Erwartung die Hälse lang machten, um den am Scheitelpunkt wiederkehrenden Horizont visuell in Empfang nehmen zu können. Übrigens schafft der Spanier Steigungen mit bis zu beachtlichen 70 Prozent.

Ebenso sichert der Seat Tarraco per Bergabfahrassistenten das Herunterkommen, denn dieser übernimmt den Bremsvorgang bergab automatisch und im Test absolut souverän. Alle Fahraktionen kann man dabei bequem über den Offroad-Monitor mit Rundumsicht via Kameras im Auge behalten. Auch der Radlauf der Vorderräder lassen sich einzeln auf den Bildschirm projizieren, wodurch man Lenkeinschlag und Platzverhältnisse immer sicher im Blick behalten kann – ein riesiger Vorteil im Gelände.

Echt schräge Vorstellung
Weiter geht es über Böschungen, deren Winkel die Insassen des Tarraco auf der Suche nach der gravitativen Vertikale in die Schräge gehen lässt. Doch der Spanier lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, verteilt die Antriebskraft dank XDS-Differenzial und Haldex-Kupplung in fünfter Generation so, dass die nun entlasteten, oberen Räder nicht durchdrehen, sonst würde der Tarraco wie ein Käfer mit den Beinchen scharren – tut er aber nicht, sondern bahnt sich eisern seinen vorgegebenen Weg.

Das alles funktioniert hier ohne Untersetzung oder mechanische Sperren so gut, dass man ebensolche fast nicht vermissen möchte. Beachtliche 85 Prozent Seitenneigung vermag das größte SUV des spanischen Herstellers maximal zu verkraften. Apropos verkraften: Man beginnt sehr schnell dem spanischen SUV Vertrauen zu schenken, denn die Souveränität, mit der es den Parcours absolviert, lässt die Insassen nach den ersten mit Bravour durchfahrenen Stationen die verkrampften Finger von den Haltegriffen lockern.
Arme und Achsen verschränkt
Die nächste Station verlangte dem Seat Tarraco viel ab, doch auch hier zeigte er äußerst respektable Eigenschaften. Beim wechselseitigen Verschränkungskurs musste sich das SUV über abwechselnde Rampen links und rechts bewegen, wobei der dabei einhergehende Schräglagenwechsel zwar die Türinnenverkleidungen zum Ächzen brachte, aber den Tarraco nicht aus der Contenance.

Trotz überstrapazierter Achsverschränkung mit daraus resultierenden Rädern in der Luft, kletterte der Spanier auch hier konsequent über die Hindernisse und zeigte dabei, dass auch solche anspruchsvollen Anforderungen für ihn keine Grenze darstellen.
Die Abgeklärtheit, mit welcher der Tarraco hier auftrat, ließ die Insassen – exklusive Fahrer natürlich – sogar entspannt die Arme verschränken und die Haltegriffe blieben währenddessen – spätestens ab diesem Zeitpunkt – ungenutzt.

Übrigens, falls man es doch einmal übertreibt, entriegelt die Überschlagerkennung automatisch die Türen, schaltet den Motor ab und tätigt selbstständig einen Notruf. Dies gilt nicht nur, wenn man im Seat Tarraco offroad unterwegs ist, sondern natürlich zu allen Gegebenheiten und Fahrbahnbedingungen.
Fazit – Sportiv mit Faible fürs Grobe
Wir haben es natürlich nicht übertrieben und waren sicherlich vom Grenzbereich des Seat Tarraco mitunter noch weit entfernt. Doch wir können es ihm klar bescheinigen: Der Spanier kann Offroad im erweiterten Umfang. Wenn man bedenkt, dass wir diese Tests mit herkömmlicher Serienbereifung durchgeführt hatten, wird klar, dass der Tarraco hier sogar noch Potenzial nach oben hat.

Wer ein SUV wegen dem Plus an passiver Sicherheit, der erhöhten Sitzposition und dem opulenten Platzangebot sucht, bekommt hier all dies zu Genüge. On top besitzt man mit dem Seat Tarraco auch noch ein geländetaugliches Fahrzeug, womit man weit über das Maß herkömmlicher Fahrwege hinausgehen, oder besser hinausfahren kann.
Gut zu wissen. Fährt man den Seat Tarraco offroad, bringt es der Slogan von Seat „Why not now?“ erst recht auf den Punkt: Warum nicht jetzt, wenn man alles in einem Fahrzeug bekommt? Warum nicht jetzt mit einem SUV auch Offroad gehen?

Übrigens: Die genauen Abmessungen bezüglich Böschung- und Rampenwinkel sowie der Watfähigkeit für den Seat Tarraco wurden bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt gegeben. Spätestens im Rahmen eines ausführlichen Tests des neuen SUVs reichen wir diese Daten nach.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.