Der Porsche 911 Carrera T positioniert sich als rassiges, fahraktives Derivat aus der 911-Reihe. T steht dabei für Touring und dies ist hier wörtlich zu nehmen.
Sein Credo könnte auch lauten: „Der Weg ist das Ziel.“ – kaum etwas anderes wäre zutreffender. Gebaut, um seinem künftigen Besitzer ein Höchstmaß an Fahrspaß zu bieten und sich als puristische Fahrmaschine zu präsentieren, trat der optisch dezent modifizierte T in schickem Miamiblau zum Test an. Fahrbericht!
Exterieur – Reduziertes Design
In kräftigem Miami Blau rollte der Testwagen zu uns. Dieses kräftige, strahlende Babyblau zeugt von lebendiger, jugendlicher Dynamik und harmoniert hervorragend mit dem Zuffenhausener Sportwagen.
Die Front wartet serienmäßig mit Bi-Xenonscheinwerfern samt Vierpunkt-Tagfahrlicht in LED-Technik auf, während eine veränderte Bugspoilerlippe die Aerodynamik optimiert. Als Kontrastfarbe kommt beim Porsche 911 Carrera T ab Werk ein klassisches Anthrazit zum Einsatz, welches den Namen Achatgrau Metallic trägt.
Betrachtet man den T von der Seite, so sind auch die Außenspiegel in ebendiesem Farbton gehalten. Gleiches gilt für einen seitlich angebrachten „911 Carrera T“ Schriftzug, der auf Wunsch und ohne Aufpreis abgewählt werden kann. Ebenfalls serienmäßig sind die titangrauen 20 Zoll großen Felgen im Carrera S Design, unter denen gelochte Bremsscheiben hervorstechen. Ansonsten zeigt sich die Silhouette des Sondermodells eher klassisch, große Änderungen sind nicht erkennbar und nur Kenner können den T von seinen Geschwistern unterscheiden.
Am Heck sieht das jedoch anders aus. Hier kann aufgrund der fehlenden, durchgehenden Lichtleiste sofort notiert werden, dass es sich um eine heckgetriebene Variante des 911er handelt. In großen Lettern prangt der „Porsche“ Schriftzug am Heck, darunter befindet sich auf Wunsch die Modellbezeichnung. Im serienmäßigen Ausstattungsumfang ist zudem die Sportabgasanlage enthalten, welche mit zwei platzierten und in Schwarz Hochglanz lackierten Endschalldämpfern aufwartet.
Dennoch zeigt sich der Porsche 911 Carrera T auch am Heck eher von seiner „cleanen“ Seite, was dem geneigten Betrachter das puristische Wesen des Sportwagens näherzubringen vermag.
Interieur – Inspiration aus dem Rennsport
Was außen recht dosiert begonnen hat, wird nunmehr im Innenraum fortgeführt. Das Interieur des Porsche 911 Carrera T wirkt bereits auf den ersten Blick erheblich reduziert. Die Türgriffe entfallen und stattdessen gibt es Schlaufen zu Öffnen und Zuziehen, eine – ohnehin nur sehr eingeschränkt nutzbare – Rückbank entfällt gänzlich.
In unserem Testwagen ist das Interieurpaket Carrera T verbaut, welches die Kontrastfarbe GT-Silber mitbringt. Die dünn gepolsterten Sitze sind weitestgehend mit Stoff bespannt, nur die Seitenwangen und die Kopfstützen wurden mit Leder bezogen. Ein „911“ Schriftzug prangt derweil auf Letzteren. Dennoch erweist sich das Gestühl als sehr bequem, die dünne Polsterung tut dem Sitzkomfort kaum Abbruch. Beide Sitze sind teilelektrisch verstellbar und die Seitenwangen wurden erhöht, um einen noch besseren Halt in schnell gefahrenen Kurven zu gewährleisten.
Haptisch einwandfrei ist das dick gepolsterte GT-Sportlenkrad, welches ohne Multifunktion auskommt. Dafür gibt es den aus anderen Modellen bekannten Mode-Schalter, über den die verschiedenen Fahrmodi mit einem „Dreh“ gewählt werden können. Dachhimmel und C-Säule tragen Alcantara, während andere Details im Innenraum, wie zum Beispiel Schalthebel und Armauflage mit Glattleder bezogen sind.
Der Arbeitsplatz des T-Piloten zeigt sich porschetypisch klassisch aufgebaut. Die Instrumente sind in fünf Segmente aufgeteilt, ein 4,6-Zoll-Farbbildschirm ist Serie. Analog ist auch hier der Drehzahlmesser, dessen Zifferblatt ab Werk in Weiß und mit „Carrera T“ Schriftzug ausgerüstet ist.
Selbstredend wird auch im T der Zündschlüssel links eingeführt, der daneben platzierte Lichtschalter verfügt indes über eine Automatikstellung.
Die Mittelkonsole kann aufpreisfrei mit dem Porsche Communication Management – kurz PCM – mit 7-Zoll-Touchscreen ausgerüstet werden. Die darunter befindliche 2-Zonen-Klimaautomatik ist hingegen immer an Bord.
Technik & Assistenz – Weniger ist mehr
Dieses Kapitel könnte man beim Porsche 911 Carrera T eigentlich überspringen, doch widmen wir uns zunächst den serienmäßigen Ausstattungsumfängen des Sportlers.
Neben der bereits angesprochenen Klimaautomatik wartet der T mit Bi-Xenon-Scheinwerfern auf, die sich in der Praxis als sehr homogen und völlig ausreichend erwiesen. Der Lichtteppich ist trotz geringer Anbauhöhe sehr weitläufig und das Lichtbild zeigt sich in einer angenehmen Farbtemperatur. Ermüdungsfreies Fahren ist hier sichergestellt.
Auch das Fernlicht wirft einen breiten und weitläufigen Lichtkegel in die Ferne und lässt den Fahrer frühzeitig potentielle Gefahren erkennen. Auf Wunsch können die Xenon-Scheinwerfer um das Porsche Dynamic Light System – kurz PDLS – ergänzt werden. Dieses System ist im Grunde genommen nur für das Kurvenlicht zuständig und schwenkt die Projektionslinsen in Abhängigkeit vom Lenkwinkel mit. Während unseres Testes konnten wir feststellen, dass sich die Investition der gut 700 Euro definitiv lohnt. Auf Wunsch kommen im Porsche 911 Carrera T auch Voll-LED-Scheinwerfer samt dynamischem Fernlicht zum Einsatz.
Im Innenraum wartet der T trotz puristischem Hintergrund mit kleinen Gefälligkeiten auf, die im Alltagsbetrieb durchaus hilfreich sind. So gibt es Kleiderhaken für´s Sakko oder die Sportjacke, zwei Getränkehalter, versteckt hinter einer Zierblende und ein offenes Ablagefach hinten sowie ein geschlossenes vorne. Ab Werk offeriert das Sondermodell zudem ein üppig dimensioniertes Ablagefach anstelle des Infotainmentsystems.
In unserem Testwagen war dieses jedoch verbaut, was aus Sicht der Redaktion auch sinnvoll ist. Neben dem fehlenden Aufpreis gibt es zudem ein Radio, ein Navigationssystem mit Online-Modul sowie die Möglichkeit, sein Smartphone mittels Android Auto oder Apple CarPlay mit dem Fahrzeug zu verbinden. Lediglich das Digitalradio DAB+ schlägt auch im T mit knapp 500 Euro zu Buche.
Selbstverständlich können Kunden ihren Porsche 911 Carrera T mit vielen Luxus-Extras ausrüsten. So stehen unter anderem beheizte, belüftete und mannigfaltig verstellbare Komfortsitze, ein Burmester Surround Soundsystem und sogar ein Panorama-Glasdach auf der Optionsliste. Hierbei sollte allerdings jeder berücksichtigen, dass der T ein reinrassiger, puristischer Sportwagen ist und bleiben möchte, daher sollten Interessenten, die großen Wert auf einen hohen Komfortfaktor ihres 911er legen, lieber beim klassischen Carrera bleiben. Beim T dürfen folglich getrost nahezu alle Komfort-Extras weggelassen und sich auf das reine Fahren konzentriert werden.
Anders sieht dies bei den performancefördernden Ausstattungen aus. Hier erwies sich im Test zum Beispiel die Servolenkung Plus als sehr empfehlenswert. Insbesondere beim Rangieren ist sie schlicht leichtgängiger, bleibt jedoch auf kurvenreichen Strecke wie auch bei hohen Geschwindigkeiten stets straff.
Eine ebenfalls sinnvolle Option ist aus unserer Sicht die Allradlenkung. Diese war im Testwagen zwar nicht verbaut, steigert jedoch die Agilität des Hecktrieblers um ein Vielfaches und konnte uns bereits in anderen Modellen überzeugen. Zumal macht sie den Zuffenhausener erheblich agiler und in urbanen Gefilden zudem flinker. Die rund 2.250 Euro teure Investition wird sich vor allem für Track-Fans lohnen.
Zu guter Letzt widmen wir uns der Bremsanlage des Porsche 911 Carrera T. Diese ist ab Werk mit Vierkolben-Festsätteln ausgerüstet, die auf gelochte, 330 Millimeter große Scheiben ringsum beißen. In unseren unterschiedlichen Testszenarien konnten wir die Stopper nicht ansatzweise an ihre Grenzen bringen. Fading ist hier ein Fremdwort und auch die Vehemenz bei Regen ist nah an der Perfektion. Auch das Herunterbremsen bei höheren Geschwindigkeiten schien so, als würde die Bremsanlage nie wirklich ihr volles Potential ausreizen müssen.
Wer seinen T jedoch oft oder gar hauptsächlich auf der Rennstrecke ausführt, sollte über die Anschaffung der extrem vehementen, kompromisslos brutalen Keramikbremsanlage Porsche Ceramic Composite Brake – kurz PCCB – nachdenken, die wir bereits unter anderem aus dem Porsche 911 Targa 4 GTS kennen.
Motorisierung & Fahreigenschaften – Pur, purer, Carrera T
Angetrieben wird der Porsche 911 Carrera T von dem aus den Geschwistermodellen bekannten 3,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit Turboaufladung. Der B6 leistet hier 370 PS und stemmt maximal 450 Newtonmeter an die Hinterachse. Allrad? Nicht für den T.
Wir starten unsere Fahrt aus der Redaktionstiefgarage durch die Innenstadt. Relativ zivil und unproblematisch lässt sich der Zuffenhausener wie jedes andere Fahrzeug durch enge Gassen und und den üblichen Stop&Go-Verkehr manövrieren. Lediglich Einparkvorgänge dauerten bei uns ein wenig länger, da der Porsche 911 Carrera T in der Basis weder über Parksensoren vorne oder hinten, noch über eine Rückfahrkamera verfügt. Unser Testwagen auch nicht. Was bereits nach kurzer Zeit auffällt, ist das sehr straff ausgelegte Fahrwerk, welches selbst erhabene Fahrbahnmarkierungen (!) an die Insassen weitergibt. Grund hierfür ist das serienmäßige PASM-Sportfahrwerk, welches um 20 Millimeter tiefer ist. PASM steht übrigens für Porsche Active Suspension Management.
Neben der Tieferlegung gibt es on top das sogenannte Torque Vectoring samt mechanischer Quersperre. Dieses System sorgt dafür, dass bei schneller Kurvenfahrt das kurveninnere Rad leicht abgebremst wird und das kurvenäußere Rad hierdurch mehr Leistung erhält. Dies ergibt in Summe eine abermals gesteigerte Agilität und ein direkteres Lenkverhalten.
Daher ist die Landstraße mitunter das bevorzugte Habitat des nüchternen T und es macht vor allem bei schönem Wetter eine wahnsinnigen Spaß, den Zuffenhausener um enge Kehren zu scheuchen. Verzögerungsfrei und stets gehorsam werden sämtliche Brems-, Gas- und Lenkbefehle umgesetzt, was dem Sondermodell eine beinahe skalpellartige Präzision bescheinigt. Dennoch lässt der T leichte Heckschwänzler zu, was die emotionale Komponente eines puristischen Sportwagens angemessen beimischt. Gleiches gilt auch für etwaige Überholmanöver. Dank automatischer Drehzahlanpassung liegt schon vor dem Einkuppeln die entsprechende Drehzahl an, was Zwischenbeschleunigungen gefühlt noch vehementer vonstatten gehen lässt.
Apropos Schalten: Wir fuhren den Porsche 911 Carrera T mit dem manuellen Siebengang-Getriebe, welches mit sehr kurzen Schaltwegen und einem noch kürzeren Schalthebel aufwartet. Es ist wahrlich selten, aber wir sprechen diesem Getriebe eine echte Empfehlung aus, sodass das Kreuz für das ebenfalls geniale Porsche Doppelkupplungsgetriebe – kurz PDK – getrost ausgelassen werden kann. Darüber hinaus wird der Fahrer beim Lupfen des Gaspedals mit einem herrlich rotzigen Auspuffsprotzeln belohnt, welches bei Porsche den Namen Backfire trägt.
Auf der Autobahn dürfen wir den „Pure-11“, wie er von uns liebevoll getauft wurde, von der Kette lassen. Es ist beeindruckend, wie rabiat das Fahrzeug hochbeschleunigt und dabei nicht mal ansatzweise eine Nuance Turboloch zulässt. Selbst jenseits der 200 km/h drückt der T Fahrer und Beifahrer vehement in die Sitze und lässt selbst leistungsstärkere Sportwagen teilweise alt aussehen.
Was auf der Landstraße noch nicht ins Gewicht schlug, wird bei höheren Tempi deutlich: Der Wechsel zwischen den Gängen fünf, sechs und sieben erwies sich im Test als manchmal recht hakelig, was in der Praxis jedoch weniger dramatisch ist, als es klingt. Möchte man jedoch auf dem Track schnelle Rundenzeiten herausfahren, so könnte sich dieses Manko als durchaus ärgerlich erweisen.
Alles andere als ärgerlich sind dagegen die serienmäßigen Bremsen des Porsche 911 Carrera T. Extrem standfest und – wenn gewünscht – bissig, lassen sie für den täglichen Gebrauch keine Wünsche offen.
Im Übrigen gibt es auch in puncto Geräuschkulisse keine Kritik. Das Turbopfeifen ist nur in den mittleren Drehzahlen präsent und wer mit seinem T eine längere Strecke zurücklegen möchte, deaktiviert schlicht den Sportmodus und fährt mit geschlossenen Klappen im Auspuff auch zwei, dreihundert Kilometer am Stück – ganz ohne große Komforteinbußen.
Wer nun exorbitante Verbrauchswerte erwartet, den müssen wir an dieser Stelle enttäuschen. Während unseres Testes genehmigte sich der Porsche 911 Carrera T im Schnitt 10,1 Liter Super Plus pro 100 Kilometer. Dies liegt gerade einmal 0,6 Liter über der Werksangabe und ist aus Sicht der Redaktion für einen 370 PS starken, handgeschalteten Sportwagen allemal legitim.
Fazit – Geheimtipp unter den Elfern
Mit dem Porsche 911 Carrera T haben die Zuffenhausener ein Fahrzeug auf die Räder gestellt, welches sich in erster Linie an Genießer und Puristen richtet. Das reduzierte Design außen und vor allem innen und der serienmäßige Verzicht auf viele Annehmlichkeiten lenken die Konzentration des Fahrers nur auf das eigentliche Fahrerlebnis und sparen zudem Gewicht.
Wir empfehlen jedem Interessenten, die Kreuzchen auf der Sonderausstattungsliste wohl dosiert zu setzen. Ein voll ausgestatteter T lenkt den Blick vom Wesentlichen weg und nimmt dem puristischen Sportwagen seinen nüchternen Charakter.
Der Porsche 911 Carrera T generiert darüber hinaus eine Menge Fahrspaß, wartet mit angemessenem Verbrauch auf und erweist sich als eines der handverlesenen Fahrzeuge, in denen kein Assistenzsystem den Fahrer bevormunden möchte. Hier ist der Arbeitsplatz eines echten Sportwagenfahrers. Hier wird gearbeitet – mit einem der wohl besten Präzisionswerkzeuge der Welt.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Konkurrenz:
Audi R8, BMW 8er, McLaren 570GT, Corvette C7
Technische Daten: Porsche 911 Carrera T
Länge x Breite x Höhe (m): 4,53 x 1,81 x 1,29
Motor: Sechszylinder-Boxermotor mit Turboaufladung
Leistung: 272 kW (370 PS)
Hubraum: 2.981 ccm
Max. Drehmoment: 450 Nm
Getriebe: Siebengang-Schaltgetriebe
Antrieb: Heckantrieb
Durchschnittsverbrauch (WLTP): 9,5 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 10,1 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 215 g/km
Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
Höchstgeschwindigkeit: 293 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 4,5 Sekunden
Leergewicht: 1.425 kg
Laderaumvolumen: 145 Liter
Kraftstofftank: 64 Liter
Neupreis des Testwagens inklusive Sonderausstattung: ca. 117.352 Euro (Carrera T ab 107.553 Euro)
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
der Hammer, obwohl die Farbe gewöhnungsbedürftig ist 😉