Aufgepasst, der Skoda Octavia Combi RS TDI ist nur eines von insgesamt drei RS-Varianten, die man in Mlada Boleslav der vierten Generation spendiert hat.
Neben dieser Dieselvariante schicken die Tschechen noch einen Benziner mit 245 PS sowie einen Plug-in-Hybrid – den sogenannten RS iV – mit ebenfalls 245 PS ins Rennen.
Inwieweit sich der 200 PS starke Turbodiesel gegen die In-House-Konkurrenz behaupten kann, klärt dieser Fahrbericht. Unser Testkandidat rollte in der wundervollen Farbe Race-Blau Metallic und mit dem Allradantrieb 4×4 auf unser Testgelände.
- Die Außenansicht
- Der Innenraum des Skoda Octavia Combi RS TDI 4×4
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Die Preise des Octavia Combi RS als TDI
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Die Außenansicht – RS überall im Detail
Rein optisch fällt es erst einmal schwer, den RS TDI von seinen RS-Geschwistermodellen zu unterscheiden, denn insbesondere im Vergleich zum RS TSI zeigt er sich nahezu identisch.
Die Front zeigt sich durch diverse schwarze Applikationen wie dem Kühlergrill und die Air Curtains sportlich düster. Insbesondere in Verbindung mit einer intensiven Farbgebung wird der Kontrast deutlich – wie in unserem Falle das kräftige Blau. Hinzu kommen die bereits aus dem Serienmodell bekannten Voll-LED-Scheinwerfer, die mit ihrer verbesserten Lichtgrafik eine gewisse Dominanz ausstrahlen.
Die seitliche Perspektive gibt die Silhouette eines typischen Mittelklasse-Kombis wieder, welche kaum Überraschungen bereithält. Doch für den besonderen RS-Moment wurden die Bremssättel ringsum rot lackiert und außerdem gibt’s eine Privacy Verglasung, was ebenfalls den sportlichen Anspruch fördert.
Am Heck finden sich ebenfalls in Schwarz gehaltene Bezeichnungen für Marke und Modell sowie Heckleuchten in Klarglas-Optik. Dass hinter den schicken Blenden echte Abgasendrohre sitzen, ist wohl bei einem RS eher Pflicht als Kür. Wir begrüßen dies sehr, denn nur allzu oft wird hier „geblendet“.
Das Interieur des Skoda Octavia Combi RS TDI
Im Innenraum wurde ebenfalls der RS-Stift ausgepackt und so fanden überaus bequeme Integral-Sportsitze mit edel wirkenden Alcantara-Leder-Bezügen ihren Weg in den Kombi. Diese wurden mit roten Kontrastnähten im Rautemuster akzentuiert, die sich auch im gesamten Fahrzeug wiederfinden.
Lediglich ein kleiner 4×4-Schriftzug an der Umrahmung des miniaturisierten Wählhebels auf der Mittelkonsole zeigt, dass es sich hier um den Diesel handelt, der nämlich als einziges Modell mit Allradantrieb kombinierbar ist.
Ansonsten gibt es hier ein griffiges Lenkrad samt Beheizung, das alle unsere Testfahrer durchgehend in ihr Herz geschlossen haben. RS-Symbole erwarten die Insassen beim Einstieg an den Schwellerleisten und den Fahrer als Intarsie am Lenkrad. Dass auch auf dem Instrumententräger und an den Türtafeln Alcantara angebracht wurde, sichert zudem eine gewisse Premium-Aura für den Skoda Octavia Combi RS TDI.
Das Platzangebot ist gleichauf mit dem eines klassischen Octavia Combi – das heißt, es gibt Platz in Hülle und Fülle. Auch im Fond sitzen Passagiere jeder Größe ausgesprochen bequem und selbst der Wocheneinkauf für die Großfamilie kommt im 640 Liter großen Gepäckraum problemlos unter. Reicht das nicht, bringt das Umklappen der Rückenlehnen gleich mal 1.700 Liter – das ist in der Mittelklasse fast schon Lagerhallen-Niveau.
Motor und Fahreigenschaften – The Best of RS
Den Antrieb übernimmt in diesem RS TDI ein Zweiliter-Turbodiesel mit 200 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern. Dieses erstklassige Aggregat kommt auch im Golf GTD und Golf Alltrack zum Einsatz und leistet dort ebenfalls 200 Pferdestärken.
Allerdings kann nur dieser Skoda und der Alltrack mit Allrad aufwarten, den GTD – der als eigentliches Pendant zum getesteten Protagonisten gilt – gibt es nur mit Frontantrieb und auch die anderen RS-Derivate müssen sich mit FWD begnügen.
Die Kraftverteilung wird von einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe übernommen, das sich im Test nicht wirklich mit Ruhm bekleckert hat und tatsächlich als die Achillesferse des RS-Modells gelten muss. Die typische „Gedenksekunde“ ist hier stark ausgeprägt, was besonders beim Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang und noch schlimmer beim Lastwechsel spürbar wird.
Auch das Wechseln in den Sport- und den Getriebemodus „S“ schafft aus Sicht der Redaktion keine zufriedenstellende Abhilfe für ein Auto, welches dem sportiven Fahren gewidmet ist. Ideal wäre hier entweder ein Achtgang-Getriebe aus dem Hause ZF oder ein Sechsgang-Handschaltgetriebe.
Das war es aber auch mit der Kritik, denn der Motor ist sehr kraftvoll, schiebt bei Bedarf mit Nachdruck an – lediglich 6,8 Sekunden vergehen, bis Tempo 100 anliegen – und bis zu knapp 240 Sachen reichen die Kraftreserven, sich gegen Luft- und Rollwiderstand zu behaupten. Dabei geht es bis Tempo 220 auch richtig spritzig voran.
Der Allradantrieb erwies sich im Praxistest als vorbildliches System, welches die Kraft jederzeit traktionswillig auf die Straße bekam. Zudem macht das 4×4 den Kombi deutlich spurstabiler bei schwierigen Fahrbahnverhältnissen.
Die Lenkung wurde sehr direkt abgestimmt und vermittelt ausreichend Feedback. Die Bremsen haben mit dem Kombi leichtes Spiel und warten mit sehr gutem Pedalgefühl auf – prima! Das Fahrwerk ist grundsätzlich straff abgestimmt, was bei einem RS-Modell grundsätzlich als passend tituliert werden kann. Doch keine Sorge: Im Comfort-Modus des DCC lässt sich das Setup problemlos weiter in Richtung Komfort optimieren.
Die Fahrgeräusche und insbesondere der Motorsound ist grundsätzlich recht zurückhaltend, jedoch ist hier ein Aktuator an Bord, der künstliches „X-Zylinder-Gebrabbel“ in den Innenraum wirft. Was dem einen oder anderen vereinzelt zusagen könnte, dürfte die überwiegende Mehrheit doch eher verstören. Freunde und Kenner gepflegter Sportwagen können hier nur mit der Nase rümpfen – auszuschalten ist dieses Feature übrigens über den individuellen Fahrmodus.
Der Verbrauch ist eine echte Überraschung und zeigt wiederholt, dass dieser Turbodiesel aktuell zu den besten Motoren aus dem Volkswagen-Regal gehört. Im Drittelmix genehmigte sich der Kombi inklusive mehrerer RS-Einlagen lediglich 6,8 Liter auf 100 Kilometer. Weniger ist kein Problem, wie unsere Sparrunde offenbarte, auf der sich der Verbrauch des Selbstzünders auf exzellente 3,5 Liter pro 100 Kilometer reduzierte. Und bei permanentem Topspeed? Selbst hier gibt es mit 10,5 Litern nicht wirklich Grund für Kritik.
Ausstattung, Komfort, Technik
Der Skoda Octavia Combi RS TDI ist wie alle RS-Derivate von Haus aus recht gut ausgestattet. Dennoch gibt es auch hier eine große Auswahl an Optionen. Wir fassen das Wichtigste des Testwagens zusammen.
Positiv aufgefallen ist zum Beispiel die sehr gute Verkehrszeichenerkennung, die mit einer fehlerfreien Erkennungsrate im Test punktete. Die sehr hell ausleuchtenden Matrix-LED-Scheinwerfer überzeugten mit ihren überaus exakten Ausblendungen anderer Verkehrsteilnehmer, was fast auf Level eines Oberklasse-Lichtsystems geschah. Generell gehören die Scheinwerfer des Octavia zu den besten am Markt.
Die gute Auflösung der Rückfahrkamera samt eigener Waschdüse unterstützt das knitterfreie Rangieren und Parken nicht unbedeutend. Die zweigeteilte Ambientebeleuchtung erzeugt eine angenehme Atmosphäre, könnte aber etwas großzügiger ausgeprägt sein.
Eine sehr schnelle Sitzheizung und die ebenfalls dreistufige Lenkradheizung hatten im Test keine Kritikpunkte zu offenbaren. Dies gilt auch für die fast zugfrei arbeitende Klimaautomatik.
Das Infotainment ist grundsätzlich intuitiver als in den neuen Golf 8 Modellen, aber leider auch nur ein bisschen. Hier könnte man noch nachbessern. Insbesondere das Fehlen physischer Tasten ist bedauerlich und die Rechenzeiten sowie der Bootvorgang könnten ebenfalls etwas schneller sein. Dafür ist die Routenführung des Navis sehr gut und auch das Head-up Display bringt die Informationen gestochen scharf auf die Frontscheibe.
Die Preise des Skoda Octavia Combi RS TDI
Der Kombi mit dem Selbstzünder startet bei 41.530 Euro – Achtung, in dem Fall ohne Allrad. Mit dem 4×4 an Bord verlangt Skoda einen Aufschlag von 2.100 Euro und wir empfehlen diesen vorbehaltlos.
Günstiger in der Anschaffung kann man RS nur mit dem Benziner TSI fahren, der mit 40.430 Euro allerdings nur marginal unter dem Einstieg des Diesels liegt. Als Plug-in-Hybrid iV muss man mit 44.060 Euro als Einstiegspreis auch nicht viel mehr als beim TDI mit Allradantrieb investieren.
Fazit – Ein klassischer und (fast) perfekter RS
Der Skoda Octavia RS TDI 4×4 erwies sich im Test als effizientester Vertreter der RS-Riege, ohne dabei merkliche Einbußen in Sachen Dynamik zu verbuchen. Im Vergleich zu seinen Brüdern ist er zudem der Ausgewogenste. Lediglich das mit seiner mitunter verzögerten Schaltcharakteristik nervende DSG ist ein echter Makel auf der sonst weißen Weste des RS.
Der RS TSI ist sicherlich eine Ecke flinker, leichtfüßiger und einen Tick schneller, während der RS iV auf Kurzstrecken (einen vollen Akku vorausgesetzt) noch sparsamer ist. Doch wer mit seinem Kombi auch gern mal auf die lange Strecke geht, wird schnell den TDI zu schätzen wissen, der selbst bei starker Beanspruchung sehr gute Verbrauchswerte einfährt.
Hinzu kommt, dass er der einzige Vertreter mit Allradantrieb ist, was ihn nochmals sicherer in vielen Belangen macht und zudem für eine noch breitere Zielgruppe interessant werden lässt.
Wir finden, als TDI mit Allradantrieb ist er der stimmigste RS und – jedem Diesel-Vorurteil zum Trotz – in der Gesamtbetrachtung noch immer die erste Wahl.
Text/Fotos: NewCarz
Pro und Contra
Pro:
- starker und sehr sparsamer Motor
- großzügige Platzverhältnisse
- sportiver Innenraum
- sichere Fahreigenschaften
Contra:
Technische Daten: Skoda Octavia Combi RS 2.0 TDI 4×4
- Farbe: Race-Blau Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,70 x 1,83 (2,00 mit Außenspiegeln) x 1,45
- Radstand (mm): 2.681
- Antrieb: Reihenvierzylinder Commonrail Turbodiesel mit DPF und SCR-Kat
- Hybridart: –
- Leistung: 147 kW (200 PS) bei 3.600 rpm
- max. Drehmoment (Nm): 400 bei 1.750 bis 3.500 rpm
- Hubraum: 1.968 ccm
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Allrad 4×4
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,6 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,8 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 147 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 238 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (sec): 6,8
- Wendekreis (m): 10,4
- Bodenfreiheit (mm): 128
- Kofferraum (l)): 640 bis 1.700
- Leergewicht (kg): 1.614
- Zuladung (kg): 527
- Tankinhalt (l): 55
- AdBlue Tank (l): 12
- Kraftstoffart: Diesel
- Neupreis des Testwagens: 52.198,67 Euro (Basispreis TDI FWD: 41.530 Euro)
Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.