Der Skoda Octavia RS TSI vervollständigt seit letztem Jahr das RS-Portfolio, bestehend aus Plug-in-Hybrid und Dieselvariante und stellt zugleich das schnellste Derivat der sportiven RS-Modelle dar.
Mit dem RS in der Modellbezeichnung werden Erwartungen geweckt, die in erster Linie dynamischen Ansprüchen genügen sollen. Doch wie dieser Test zeigte, kann der aktuelle RS so vieles mehr.
Wir testeten den potenten Benziner mit 245 PS als Limousine in einem intensiven Velvet-Rot. Fahrbericht.
- Exterieur
- Der Innenraum des Octavia RS
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Komfort, Sicherheit
- Varianten und Preise
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Das Exterieur des Skoda Octavia RS TSI
Das leuchtende Rot lässt den RS wie einen Firestarter auf der Iris seines Betrachters lodern, währenddessen schwarze Akzente ringsum für den sportlichen Touch sorgen. So gähnen der durchaus aggressiv anmutende Frontgrill mit RS-Logo und die Lufteinlässe der darunterliegenden Schürze ihre lichtschluckende Schwärze dem Betrachter entgegen und heimsen allein dadurch eine gute Portion Überholprestige ein.

Seitlich betrachtet, fällt die beim RS obligtorische Tieferlegung um 15 Millimeter am stärksten auf. Denn die Limousine kauert förmlich auf dem Asphalt und die zweifarbig lackierten Tatzen – Pardon, 19-Zoll-Räder – vollenden die äußerst dynamische Erscheinung.
Der Heckabschluss der sportiven Limousine wird von zwei eckigen und vor allem echten Endrohrmündungen bestimmt und ein weiterer RS-Badge auf dem Heckdeckel schafft Klarheit, mit was man es hier zu tun hat. Eine lackschwarze Spoilerlippe und ebenso in lackiertem Schwarz gehaltene Versalien des Markennamens akzentuieren hier gekonnt das feurige Rot der Karosserie.
Innere Ansichten des RS
Wie außen begonnen, ziehen sich auch diverse Sportakzente durch den Innenraum des Tschechen. Die Integral-Sportsitze verströmen dabei sogar etwas Rennsport-Feeling. Eine Rautensteppung mittels roten Kontrastnähten setzt den Materialmix aus Alcantara, Leder und einem Stoffgeflecht mit Carbon-Struktur aufmerksamkeitsstark in Szene.
Zangenartiger Seitenhalt und viel Restkomfort sowie ein wunderschön dick aufgepolstertes Lenkrad sichern eine blitzartige Vermählung von Mensch und Maschine. Überall setzt man auf Softtouch-Oberflächen und Dekor in Carbon-Optik. Liebevolle Details, wie in Metalloptik designte Drehregler werten den Innenraum nochmals auf.

Doch nicht nur in puncto Wertigkeit und sportivem Ambiente kann der Skoda Octavia RS TSI überzeugen, denn ebenso wie seine Modellgeschwister besitzt er eine nahezu verschwenderische Menge an Platz. Das Raumgefühl ist überall exorbitant und selbst als Fondpassagier kommt man aufgrund der bestehenden Platzverhältnisse kaum aus dem Staunen heraus.
Dabei fällt es schwer, den Octavia der Kompaktklasse zuzuordnen. Denn all seine Mitbewerber verweist er mit seinem Raumgefühl nicht nur auf die Plätze, nein, er schlägt sie vernichtend. Ein Kofferraum mit 600 Litern – wo findet man das in diesem Fahrzeugsegment nochmal? Zudem kann man auch die Rückenlehnen der Fondsitze umklappen, wodurch das Gepäckabteil auf immense 1.555 Liter anwächst.
Motor und Fahreigenschaften – Der Teufel trägt Mlada
Zugegeben, das Wortspiel zur in Malta Boleslav gebauten Limousine ist vielleicht ein wenig drüber, doch der 2.0-Liter Vierzylinder, der auch im Golf GTI zum Einsatz kommt, geht auch im Occi teuflisch gut zur Sache. Seine 245 PS und die 370 Newtonmeter machen die Limousine zur Feuerwehr im Einsatz und man darf sich bereits ab 1.600 Umdrehungen pro Minute über druckvollen Vortrieb freuen.

Dieser wechselt ab 3.000 Touren den Nachdruck mit einer Bissigkeit, die dann vehement bis zum roten Ende des Drehzahlbands aufrechterhalten bleibt. Da kommt gehörig Fahrspaß auf.
Dank des adaptiven Fahrwerks DCC legt der Octavia eine Verwandlungskunst an den Tag, die einfach nur Freude bereitet. Vom komfortablen Familientrip über die zügige Dienstreise bis zur adrenalinangereicherten Kurvenhatz auf einer bergigen Serpentinenstraße – der Skoda kann dies alles richtig gut. Lediglich das vereinzelt hakelig wirkende Schaltgehabe des 7-Gang-DSG ist ein zwar sehr kleiner, aber dennoch spürbarer Störfaktor im sportiven Einsatz.

Dennoch macht der Tscheche immensen Spaß und betört mit einem sauber austarierten Fahrwerk, das die Limousine durch alle Gegebenheiten mit einem hohen Maß an Sicherheit trägt. Die progressive Lenkung fühlt sich insbesondere im Sportmodus sehr direkt und feinfühlig an. Überraschend gut macht sich der Skoda Octavia RS TSI als Fronttriebler dabei und hält auch bei forcierter Fahrweise verblüffend gut die Traktion aufrecht.

Im Zusammenspiel mit dem XDS, welches bei jeder Kurveneinfahrt das jeweils kurveninnere Rad einbremst und den Skoda dadurch quasi in die Kurven hineinzieht sowie dem elektronisch geregelten Querdifferenzial, was ab dem Kurvenscheitelpunkt die Kraft für ein besseres Herausbeschleunigen optimal verteilt, bringt der Octavia eine riesige Portion Handlichkeit mit.

Es sollte also nicht verwundern, wenn der geneigte RS-Fahrer gern freiwillig einige Kilometer Umweg abspult, um neben entspannter Fahrt zum Ziel auch noch ein bisschen Freude am Fahren zu genießen. Im Sprint schlägt die TSI-Variante mit 6,7 Sekunden bis Tempo 100 alle anderen RS-Varianten deutlich und der Vortrieb ist erst bei 250 km/h beendet – auch hier ist er schneller als die anderen Octavia-RS-Derivate.

Die Bremsanlage passt nicht allein durch ihre rot lackierten Bremssättel zum Auto, sondern vor allem durch eine fein dosierbare und bei Bedarf sehr giftig verzögernde Bremsleistung. Auch die Standfestigkeit lässt keinen Raum für etwaige Kritik – ein Fading war selbst nach der vierten Vollbremsung aus Tempo 150 nicht mal im Ansatz zu bemerken.

Wer nun ahnt, dass dieses Plus an Fahrspaß mit entsprechenden Verbrauchswerten erkauft wurde, der irrt – zumindest, wenn es um den sportiven Einsatz geht. Bei überwiegend moderater Fahrweise und nur gelegentlichen Abrufen des Leistungspotenzials, blieb der Drittelmixwert bei 7,9 Litern auf 100 Kilometer hängen. Das kann der RS iV natürlich noch besser.

Doch auf der Sparrunde zeigte auch der Benziner, dass er noch viel Luft nach unten hat und glänzte mit einem Durchschnitt von nur 4,8 Litern. Ein absoluter Spitzenwert für eine sportive Limousine. Wer hingegen dauerhaft das Gaspedal an das Bodenblech zwingt, muss mit klar zweistelligen Werten rechnen.
Ausstattung, Komfort, Technik
Ein RS ist grundsätzlich umfangreich ausgestattet, das ist auch bei diesem Testwagen entsprechend so. Als eines der Highlights dürfen dabei die Matrix-LED-Scheinwerfer gelten. Die Ausblendfunktion funktionierte während der Testfahrten sehr zuverlässig und extrem schnell. Die Ausleuchtung erfolgte zudem fleckenfrei und angenehm hell über eine hohe Reichweite.

Weiterhin ist auch der Abstandstempomat zu erwähnen, der alle Abstände zu Verkehrsteilnehmern zügig und dennoch sehr „smooth“ durchführte. Dieser befindet sich wie auch der Frontkollisionswarner mit Fußgänger- und Radfahrererkennung plus City-Notbremsfunktion serienmäßig an Bord.

Das schlüssellose Zugangssystem KESSY besaß an allen vier Türen entsprechende Sensoren und funktionierte fehlerfrei. Die zweiteilige Ambientebeleuchtung sorgt mehrfarbig für die gewünschte Atmosphäre und die 2-Zonen-Klimaautomatik hat den Innenraum nahezu zugfrei im Griff – all dies gehört ebenfalls zur Serienausstattung. Unser Test-RS besaß noch eine dritte Klimazone für den Fondbereich.

Wer oft mit Fondpassagieren unterwegs ist, sollte daher den Aufpreis von 540 Euro für das Komfort-Paket nicht scheuen, denn obendrein gibt’s gleich noch Sitzheizungen vorn und hinten, ein beheiztes Lenkrad – alle Heizungen wärmten im Test schnell und homogen – eine Akustikverglasung und getönte Scheiben ab der B-Säule dazu.

Es gibt auch einen Soundgenerator für einen künstlich verstärkten Motorensound. Der Klang ist allerdings wenig überzeugend, ähnelt eher einem älteren Computerspiel und will so gar nicht zum Octavia RS passen. Glücklicherweise hat man als Fahrer die Wahl und kann diesen auch ausschalten.

Das Infotainment mit dem hochauflösenden Zentraldisplay lässt sich einfach bedienen und hat wie auch die Lösungen aus Wolfsburg einen Wegfall der meisten physischen Bedienelemente zu verzeichnen. Besonders ist hier dem Drehregler für die Lautstärke nachzutrauern. Doch wenigstens gibt es bei Skoda noch ein echtes Drehrädchen am Lenkrad für die Lautstärke.

Das Canton Soundsystem machte akustisch einen guten Eindruck und konnte über alle Musikgenres hinweg mit einem natürlichen Klang punkten. Der Empfang des DAB+ war gut, das Webradio bekamen wir leider nicht zum Laufen – es gab dauernd eine Fehlermeldung. Die Schnittstellensoftware Android Auto sowie Apple CarPlay gehören zum sogenannten Smart Link und ließen sich in Sekunden mit dem jeweiligen Mobilgerät verbinden. Super: Beides funktioniert drahtlos, sodass kein Kabel mehr für die Nutzung dieser Konnektivitätssoftware notwendig ist.
Das vollwertige Head-up Display gehört mit dem Navigationssystem Columbus zum Infotainmentpaket, welches für zusätzliche 1.760 Euro den RS ergänzt. Die Routenführung erfolgte auf einer klar strukturierten Kartendarstellung und berücksichtigte Verkehrsereignisse zeitnah und daher zuverlässig.
Varianten und Preise des Skoda Octavia RS TSI
Der reine Benziner ist der schnellste und gleichzeitig auch der günstigste RS. Der Einstieg beginnt bei 39.110 Euro in Kombination mit einem 6-Gang Handschaltgetriebe. Wer eher schaltfaul ist und keinen Wert auf puristische Kraftverteilungsaufwände legt, kann eine Alternative wählen. Der Aufpreis für das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG kostet überschaubare 600 Euro.
Zum Vergleich: Der RS als TDI mit 200 PS kostet 1.100 Euro mehr, als Allrad – und das ist das einzige Modell, welches mit diesem erhältlich ist – werden nochmal 2.100 Euro Aufpreis verlangt. Der RS iV ist als Plug-in Hybrid das teuerste RS-Modell und startet ab 43.360 Euro.

Als RS Plus kommen diverse Ausstattungsmerkmale ab Werk hinzu. Dazu gehören unter anderem 19-Zoll-Räder, das DCC, das Navigationssystem Columbus und vieles mehr. Preislich startet das RS-Plus-Modell als TSI bei 45.740 Euro.
Wer statt der Limousine eher den Kombi bevorzugt, hat bei allen Varianten einen ebenfalls sehr überschaubaren Zuschlag von lediglich 700 Euro zu zahlen. Aus diesem Grund werden wohl viele von vornherein auf den Kombi zurückgreifen. Ein Schritt, den man in Anbetracht aller Vergleichspunkte dennoch einmal genauer überdenken sollte.
Fazit – Breitbandige Limousine mit Biss und Style
Wer den Octavia als RS ordert, erwirbt im Falle des TSI einen begnadeten Sportler, der jedoch unter keinen Umständen das Heißblut mimt, sondern mit einer unerschütterlichen Ausgewogenheit einen überaus dynamischen, aber auf Wunsch auch sehr effizienten Allrounder darstellen kann.

Seine Sportlichkeit ist im aktuellen Modell so ausgeprägt wie nie zuvor und kann in diesem Metier in vielen Belangen mit fahraktiven Protagonisten der Konkurrenz mithalten und teilweise sogar an ihnen vorbeiziehen.
Glücklicherweise – Skoda-Fahrer werden dies besonders schätzen – werden dabei die typischen Skoda-Tugenden nie vernachlässigt und auf Wunsch wird der RS-Octavia auf Knopfdruck handzahm und zur komfortablen Limousine auf allen Wegen. Diese Reise darf dann auch gern über Stunden andauern.

Eine tadellose Verarbeitung, eine vielfältige, komfortbringende und vor allem zuverlässige Sicherheitsausstattung sowie ein hochwertiger, platztechnisch überwältigend großer Innenraum rechtfertigen zudem den mittlerweile recht selbstbewussten Preis.

Am Ende sei gesagt, dass die Limousine gegenüber dem Kombi in jedem Fall die elegantere und dynamischere Erscheinung darstellt. Platztechnisch bleibt sie zwar knapp hinter dem Kombi, doch die Raumverhältnisse dürften auch als Limo die meisten Ansprüche übererfüllen können.
Pro und Contra
Pro:
- tolle Fahrleistungen
- dank DCC vielseitige Fahrwerkscharakteristik
- feudale Platzverhältnisse
Contra:
- diverse Ausstattungen nur im Paket erhältlich
- DSG schaltet vereinzelt hakelig
- relativ hoher Preis
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Technische Daten: Skoda Octavia RS TSI Limousine
- Farbe: Velvet-Rot Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,69 x 1,83 (2,00 mit Außenspiegeln) x 1,46
- Radstand (mm): 2.686
- Antrieb: Vierzylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Hybridart: –
- Leistung: 180 kW (245 PS) bei 5.000 rpm
- Max. Drehmoment (Nm): 370 bei 1.600 bis 4.300 rpm
- Hubraum: 1.984 ccm
- Getriebe: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 6,8 l/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,9 l/100 km
- CO2-Emissionen (Werksangabe): 148 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,7 Sekunden
- Wendekreis (m): 10,4
- Bodenfreiheit (mm): 129
- Kofferraum (l): 600 bis 1.555
- Leergewicht (kg): 1.520
- Zuladung (kg): 560
- max. Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12% (kg): 750/1.600
- max. Stützlast (kg): 80
- max. Dachlast (kg): 75
- Tankinhalt (l): 50
- Kraftstoffart: Benzin E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 50.350 Euro (Basispreis: 39.110 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.