Václav Laurin und Václav Klement, so heißen die einstigen Gründer der Marke Skoda. Vor über 120 Jahren gegründet und seit 1991 dem VW Konzern angehörend, boten die Tschechen seit jeher grundsolide Fahrzeuge zum günstigen Preis an. Wenn wir uns anschauen, wie sich die Marke in den letzten Jahren entwickelt hat, stellen wir fest, dass die aktuellen Skoda-Modelle voll und ganz auf der Höhe der Zeit sind und vor allem auch bei jüngeren Generationen Anklang finden.
Wir fuhren den 190 PS starken Diesel in der Fließheck-Variante. Wie sich der Superb schlug und weshalb wir am Ende mehr als nur überrascht waren, zeigt der Fahrbericht.
Exterieur – Ohne Ecken, mit Kanten
Bereits auf den ersten Blick wird klar: Hier hat sich einiges getan. Schluss mit verspielten Leuchten und üppigen Rundungen. Der neue Skoda Superb macht alles anders und nichts verkehrt. Die Designabteilung hat das tschechische Topmodell derart geschärft, dass man denken könnte, er käme nun aus Bayern. Die markante Front mit den schmalen, kantigen Bi-Xenon-Scheinwerfern sorgt für einen nicht geringzuschätzenden Wiedererkennungswert und verleiht dem Fahrzeug neben einer satten Portion Dynamik auch endlich das bisher vergeblich gesuchte Überholprestige.
Die Seitenlinie ist geprägt durch eine messerscharfe „Bügelfalte“, die gepfeilten Außenspiegel unterstreichen diesen Eindruck. Und dann wäre da noch diese beachtliche Länge. 4,86 Meter lang ist der Skoda Superb und spielt damit eigentlich schon gar nicht mehr in der Liga von Audi A4, BMW 3er und Co. Viel mehr infiltriert der Superb hier außerordentlich subtil die Klientel für die gehobene Mittelklasse. Ein potentieller 520d-Kunde sollte sich den Skoda Superb mindestens einmal angeschaut haben, wenn man bedenkt, dass der Bayer in der Grundausstattung so viel kostet wie das tschechische Raumwunder mit Vollausstattung. In Puncto Leistung sind beide übrigens gleichauf.
Zurück zum Exterieur des Superb. Seitlich zieren im vorderen Bereich geschwungene „Laurin & Klement“-Embleme die Außenhaut. Optisch dezent, aber dennoch omnipräsent.
Die Heckansicht offeriert dem Betrachter eine seriöse Note. Keine dicken Endrohre, kein Dachspoiler. Der Superb vermittelt das, was er sein möchte: eine langstreckenliebende Großraumlimousine ohne jede Spur von Prestige-Allüren, aber mit einem dennoch sehr präsenten Auftritt.
Interieur – Platz en masse
Verwundert hat uns der erste Eindruck im Innenraum dann doch ein wenig. Im Vergleich zu dem sehr markanten Äußeren, geht es im Interieur sehr gesittet zu. Die komplette Kommandozentrale ist durchweg aufgeräumt, die Tasten kommen einem aus anderen (VW-) Modellen mehr als bekannt vor.
In der Mittelkonsole sitzt zentriert der mit acht Zoll üppig dimensionierte Bildschirm, welcher Bestandteil des Columbus genannten Systems ist, mit welchem sich von Navigationsfunktion bis Klangmodus alles konfigurieren lässt. Darüber hinaus bietet das Infotainment optional einen TV-Tuner, der zwar aus Sicherheitsgründen nur im Stand bewegte Bilder zeigt, dafür aber gestochen scharfe. Außerdem ist optional ein LTE-Highspeed-Internetzugang erhältlich. In der Laurin&Klement-Variante ist hingegen das 610 Watt starke Canton Soundsystem serienmäßig. Dieses bietet dank zwölf Lautsprechern eine erhabene Klangqualität, die man in so manch anderem Fahrzeug in dieser Klasse vermisst.
Die Anbindung von Smartphones ist wahlweise über MirrorLink, Apple CarPlay oder Android Auto möglich. In unserem Test funktionierten alle drei Varianten einwandfrei. Des Weiteren sind USB-Anschlüsse, ein AUX-IN-Eingang und ein Slot für SD-Karten vorhanden, worüber sich ebenso problemlos Audiodateien wiedergeben lassen.
Darüber hinaus offeriert Skoda seinen Kunden Smartgate, eine Technik, die es erlaubt, Fahrdaten über eine App aufs Smartphone zu übersenden, sodass der Fahrer stets den Überblick behält.
Die 3D-Navigation erlaubte sich unserem Praxistest ebenfalls keine Ausfallerscheinungen.
Unterhalb des eben ausführlich beschriebenen Infotainment-Systems befindet sich die Einheit für die Klimasteuerung. Auf Wunsch kühlt der Skoda Superb die vorderen Sitze anstatt sie nur zu beheizen. Der Wählhebel wird von einer „Laurin&Klement“ Signatur verziert, gewiss nicht das letzte Mal, dass wir diese Namen im neuen Superb erspähen. Das mit Leder bezogene Multifunktionslenkrad liegt gut in der Hand, die dahinter liegenden Schaltwippen sind unserer Ansicht nach überflüssig.
Viel zu gerne lässt man dem Doppelkupplungsgetriebe freie Hand und lehnt sich entspannt in den Ledersitz zurück, der leider weder für Geld noch für gute Worte mit einer Massagefunktion aufwartet. Das bleibt dem konzerneigenen Pendant mit dem Namen Passat vorbehalten. Nichtsdestotrotz überzeugen die Sitze mit gutem Seitenhalt und vor allem – und das ist für potentielle Superb-Kunden besonders wichtig – mit einem Komfort-Niveau, welches wir mit dem Prädikat „absolut langstreckentauglich“ bewerten.
Auf den hinteren Plätzen herrschen Platzverhältnisse auf Privatjet-Niveau. Lässig können selbst 1,90 Meter große Menschen ihre Beine übereinander schlagen, ohne sich auch nur im geringsten eingeengt zu fühlen. Auch das Reisen mit fünf Personen gestaltet sich im neuen Skoda Superb als problemlos realisierbar. Geschuldet ist das vor allem dem langen Radstand von 2,84m und den daraus resultierenden, kurzen Überhängen. Nicht zuletzt bietet das 4,86 Meter lange tschechische Flaggschiff auch in der zweiten Reihe eine Sitzheizung für die äußeren Plätze an.
Genauso überrascht waren wir von dem schier unendlich großen Kofferraum. Zwischen 625 und 1.760 Litern Stauraum offeriert die tschechische Limousine. Ohne die Kombi-Version getestet zu haben, sind wir uns einig, dass bereits die Fließheck-Variante für den durchschnittlichen Wocheneinkauf einer Großfamilie ausreichend ist. Neue Dimensionen also in der tschechischen Großraumlimousine.
Technik und Assistenz
Auch in diesem Punkt läutet Skoda eine neue Ära an. Gut doppelt so viel Elektronik wie im Vorgänger sorgen dafür, dass beim Kunden keine Wünsche offen bleiben sollten. Zunächst ein paar Worte zu der tschechischen Illumination:
Die mitlenkenden Bi-Xenon-Scheinwerfer verfügen sowohl über einen Fernlicht-Assistenten, als auch über ein adaptives Frontscheinwerfersystem – kurz AFS – welches mit verschiedenen Lichtmodi aufwartet. Ist man beispielsweise in der Stadt unterwegs, so liegt ein breiter Lichtteppich vor dem Fahrzeug, der insbesondere in Spielstraßen und verkehrsberuhigten Bereichen für ein Höchstmaß an Sicherheit sorgt. In Kreuzungsbereichen werden zudem die Nebelscheinwerfer zur Unterstützung zugeschaltet. Überschreitet der Fahrer die innerorts übliche 50km/h-Grenze, so wechseln die Scheinwerfer in den Landstraßenmodus.
Im Grunde ist dies jener Modus, der als „normales Abblendlicht“ einzustufen ist. Hierbei sei angemerkt, dass der Skoda Superb über einen sehr homogenen Lichtteppich verfügt, was im Zusammenspiel mit der angenehmen Lichtfarbe ein ermüdungsfreies Fahren bei Nacht auch auf längeren Etappen ermöglicht. Da sich diese weitestgehend auf Autobahnen abspielen, kommen wir zum nächsten Modus. Das Autobahnlicht ist ab einer Geschwindigkeit von 90 km/h aktiv und hebt die Höhe der Scheinwerfer minimal an, was dazu führt, dass der Lichtkegel schmaler und weiter leuchtet. Eben so, wie man es bei hohen Geschwindigkeit auf der Autobahn benötigt.
Sollte die Müdigkeit dennoch überwiegen, erkennt der Skoda Superb dank Müdigkeitsassistent diese an den Lenkbewegungen des Fahrers, welche permanent mit vordefinierten Fahrverhalten abgeglichen werden und mahnt infolge dessen zu einer Pause.
Eine weitere Besonderheit stellt der Frontradarassistent dar, welcher in Verbindung mit seiner City-Notbremsfunktion in mehreren Stufen vor einer drohenden Kollision warnt und in letzter Instanz vollautonom eine Vollbremsung einleitet, um Schaden zu begrenzen. In Kombination mit dem Spurhalteassistenten ist auch ein Stauassistent verfügbar, der bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h das Fahrzeug selbständig durch den zähflüssigen Verkehr lenkt. Einzig die Hände müssen hierfür am Steuer bleiben.
Darüber hinaus bietet der Skoda Superb auf Wunsch auch einen Spurwechsel- und einen sogenannten Notfallassistenten. Letzterer ist in der Lage, im Falle eines fahruntüchtig gewordenen Fahrers das Fahrzeug eigenständig zum Stillstand zu bringen. Nach einer bestimmten Zeit mahnt das System mittels optischer und akustischer Warnung zum Eingreifen. Erfolgt keine Reaktion, provoziert das Fahrzeug selbsttätig eine kurze, scharfe Anbremsung. Folgt auch hier keine Reaktion, wird umgehend eine Bremsung bis zum Stillstand des Fahrzeugs eingeleitet, im Anschluss schaltet sich die Warnblinkanlage an. Nach einem Test dieses System – auf abgesperrter Strecke – müssen wir den Hut ziehen. Wie beschrieben spult das System routiniert alle Schritte ab und informiert dabei stets über den aktuellen Zustand.
Ebenso sicherheitsrelevant ist das ESP samt Multikollisionsbremse. Das Post-Crash System verhindert bei einem Unfall drohende Folgeunfälle, die durch ein Schleudern des eigenen PKW entstehen können. So wird das Fahrzeug nach der Kollision solange gebremst bis der endgültige Stillstand erreicht ist.
Für den Stadtverkehr stehen neben Parksensoren vorne wie hinten und einer Rückfahrkamera, auch ein Parklenk- und ein Ausparkassistent bereit. Beide Assistenzsysteme sind im Umgang mit Längs- und Querparklücken versiert.
Fahreindrücke – Entspannter Autobahngleiter
Wie bereits erwähnt, fuhren wir den Skoda Superb mit dem Zweiliter-Turbodiesel und dem sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebe. Die Leistung von 190 PS fühlte sich im ersten Moment subjektiv nicht so potent an, wie es das Datenblatt versprach. Sehr gemütlich rollt der Superb los. Fast schon erhaben und nahe an dem Komfort-Level eines Luftfahrwerks gleitet der Tscheche erhaben über die Landstraße. Dass sich vorne unter der Haube ein Dieselmotor befindet, könnte man glatt vergessen. Leise und unverfroren verrichtet er seine Arbeit, völlig unaufgeregt, völlig entspannt. Fast schon könnte man den neuen Skoda Superb als tschechische Sänfte bezeichnen, wäre da nicht die Taste für das adaptive Fahrwerk mit dem Namen DCC.
Das erstmals in einem Skoda verbaute, adaptive Fahrwerk verfügt über verschiedene Fahrmodi, darunter ein Komfort-, ein Eco- und ein Sportmodus. Wir wählen letzteren und revidieren kurz darauf die Einleitung dieses Absatzes. Beim beherzten Tritt aufs Gaspedal schaltet das DSG fix zwei Gänge zurück und der Langstreckengleiter mutiert zur Sportlimousine – nun ja, fast. Zügig geht es voran, keine Frage, aber auch im Sportmodus wird deutlich, dass der Superb kein Sportler sein möchte. Auf Wunsch befördert er seine Passagiere auch zügig ans Ziel, sogar mit bis zu 235 km/h – aber stets stressfrei. Interessant ist jedoch das Kurvenverhalten des Fahrzeugs. Außerordentlich agil lässt sich der Superb auch durch enge Kehren scheuchen, ohne dabei über die Vorderräder zu schieben. Für ein Fahrzeug dieser Größenordnung mit einem derart großen Radstand und Frontantrieb durchaus bemerkenswert.
Zurück im Komfortprogramm gestalten sich die Schaltvorgänge dann wieder deutlich entspannter, frühes Hochschalten sorgt für effizientes und leises Vorankommen und die Ambientebeleuchtung im Innenraum beruhigt auf eine sanfte, zum Gesamteindruck des Fahrzeugs passende Art und Weise. An der Tankstelle angekommen, ziehen wir kurz Bilanz: Zwischen fünf und sechs Litern Diesel genehmigt sich der Superb. Erstaunlich, wie effizient man die knapp 1,6 Tonnen schwere Limousine bewegen kann. Hier zeigt sich wieder einmal der Charakter des Fahrzeugs: Lange Strecken und ein nicht zu eifriger Gasfuß – im Idealfall kombiniert mit dem Eco-Modus, der sich nur unwesentlich vom Komfortprogramm unterscheidet – werden vom Skoda Superb mit einem ausgesprochen geringen Verbrauch belohnt. Im Übrigen erfüllen alle für den Skoda Superb angebotenen Motoren die strenge EU6-Abgasnorm.
Simply Clever – Durchdachte Details
Manchmal sind es aber auch einfach die kleinen Dinge, die einen hoch erfreuen können. So bietet der Skoda Superb eine Fülle an ausgeklügelten Gimmicks an, die sich in der Praxis als durchaus nützlich erweisen. „Simply Clever“ nennt der tschechische Autobauer diese Raffinessen. So offeriert der Superb sowohl dem Fahrer, als auch dem Beifahrer einen Regenschirm in der Tür. Ideal für norddeutsche Wetterverhältnisse.
Eine andere sehr nützliche Lösung für ein typisches Autofahrerproblem ist der in der Tankklappe integrierte Eiskratzer in neongelb. An kalten Tagen könnte sich dieser durchaus großer Beliebtheit erfreuen. Gleiches gilt für die bifunktionale Taschenlampe im Kofferraum. Augenscheinlich nur zur Illumination des Gepäckabteils, lässt sich die Leuchte mit einem Handgriff entnehmen und leuchtet auch abseits des Kofferraums. Der Clou: Wird sie wieder in die Halterung gesteckt, lädt sich der integrierte Akku wieder auf, eine Batterie wird so überflüssig.
Zurück im Innenraum findet man ein weiteres sehr praktisches Extra. In der Türablage gibt es einen kleinen Abfallbehälter samt Mini-Mülltüte, worin jegliche Form von während der Fahrt produziertem Unrat hineinwandern kann.
Für die Fondpassagiere bietet der Skoda Superb darüber hinaus eine 230 Volt-Steckdose. Parallel zu dem ebenso hinten befindlichen Smartphone/Tablet-Halter in jedem Fall interessant – oder simply clever.
Fazit – Nicht nur eine Alternative
Insgesamt lässt sich sagen, dass der neue Skoda Superb wesentlich mehr als nur eine Alternative ist. Der tschechische Autobauer hat mit diesem Fahrzeug eindeutig bewiesen, wie viel Potential hinter der Marke steckt. Angefangen von den Platzverhältnissen auf Oberklasse-Niveau über die technischen Raffinessen á la Infotainment samt Internetzugang, den adaptiven Scheinwerfern bis hin zu dem günstigen Einstiegspreis von knapp unter 25.000 Euro bietet der Skoda Superb eine ganze Armader an Gründen, die für ihn sprechen.
Die gutmütige Fahrwerksabstimmung, die Sicherheits- und Assistenzsysteme auf Oberklasse-Niveau sind ebenso Pro-Argumente wie der Verbrauch, welcher sich bei uns bei rund sechs Litern einpendelte. Bedenken wir alle Kosten, so können wir guten Gewissens sagen, dass der Superb der günstigere Passat ist. Jedoch mit Sicherheit nicht der Schlechtere.
Text / Fotos: NewCarz
Technische Daten: Skoda Superb 2,0 TDI 6-DSG
Länge x Breite x Höhe (m): 4,86 x 1,86 x 1,47
Motor: Reihen-Vierzylinder-Turbo-Diesel
Leistung: 140 KW (190 PS)
Hubraum: 1.968 ccm
Max. Drehmoment: 400 Nm
Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Antrieb: Front
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 4,6 L/100 km
CO2-Emissionen: 119 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 7,7 Sekunden
Leergewicht: 1.555 kg
Kofferraumvolumen: 625 – 1.760 l
Kraftstofftank: ca. 66 Liter
Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.
5 thoughts on “Skoda Superb Test – Langstreckenliebende Großraumlimousine”