„Come and get it if you really want it“, so lautet eine Textzeile eines amerikanischen Pop-Sängers, mit dem der neue Suzuki Baleno im TV beworben wurde.
Soll der neue Baleno nun etwa als trendiges Accessoire auf vier Rädern die Straßen der Welt bereichern?
Ob die Neuauflage des ehemaligen Kompakten wirklich hält, was sie verspricht, zeigt der Fahrbericht.
Exterieur – Unaufgeregter Flow
Wir geben es zu: Auch wir würden dem neuen Suzuki Baleno keinen Red Dot Design Award verleihen. Nüchtern und geradezu knuffig schaut der Kleine durch seine Projektionslinsen drein, nicht übermotiviert, aber auch nicht unschön anzusehen. Eben der Typ von nebenan.

Seine recht markante Chromspange umspielt den Kühlergrill und zieht sich bis in die Scheinwerfer, welche eine recht harmonische Formgebung besitzen. Selbige sind übrigens optional mit Xenon-Brennern bestückt, was dem Kleinen ebenfalls Pluspunkte einbringt.

Auch die Seitenansicht verrät die Zugehörigkeit zum Kleinwagensegment, wenngleich der knapp vier Meter lange Baleno nicht gerade als Zwerg durchgeht. Die nach hinten ansteigende Gürtellinie verleiht dem Fahrzeug eine leicht geduckte Haltung, die Betrachtern jedoch eher auf den zweiten Blick auffällt. Der kurze Überhang hinten verlängert zudem den Radstand auf 2,52 Meter.

Von hinten betrachtet fallen zunächst die abgerundeten Rückleuchten auf, die in ihren Grundzügen durchaus an den ein oder anderen deutschen Konkurrenten erinnern. Die aufgesetzte Chromleiste lockert derweil die Ansicht auf und beherbergt zudem eine Rückfahrkamera. Um die Sportlichkeit nicht gänzlich außer Acht zu lassen, spendierte Suzuki seinem Remake einen kleinen Dachkantenspoiler.
Interieur – Solide und intuitiv
„Vereint Gegensätze.“ – so der Claim aus dem bereits angesprochenen TV-Spot. Vereint er wirklich Gegensätze? Nun ja, das kommt auf den Betrachtungswinkel an. Er ist zwar ein Kleinwagen, ohne Frage. Aber wirklich beeindruckend ist sein üppiges Platzangebot. Nicht nur vorne können zwei groß gewachsene Personen ohne Einschränkungen sitzen. Auch auf den hinteren Plätzen kommt nie das Gefühl von Enge auf, wenngleich der Seitenhalt der Rückbank ein wenig zu wünschen übrig lässt.

Das hierfür verantwortliche Raumkonzept nennt Suzuki „Liquid Flow“. Dieses Konzept mit seiner flüssigen Linienführung und den daraus resultierenden Platzverhältnissen spricht für sich und auch hier kann sich der Baleno klammheimlich weitere Pluspunkte sichern.

Sein Kofferraumvolumen ist mit 355 Litern – abzüglich des 35 Liter fassenden Ladebodens – absolut ausreichend und überbietet selbst den neuen VW Polo um glatte vier Liter. Bei umgeklappter Rückbank offeriert der Suzuki Baleno maximal 1.085 Liter, der neue Polo schneidet hier mit 1.125 Litern etwas besser ab. Dennoch sollte das Ladevolumen für die täglichen Bedürfnisse vollkommen ausreichen.
Einmal Platz genommen, lassen wir den Blick durch den Innenraum schweifen. Der erste Eindruck manifestiert sich schnell: Der Innenraum des neuen Baleno ist aufgeräumt, wirkt verhältnismäßig einfach strukturiert.
Zwei Rundinstrumente strahlen dem Fahrer entgegen, in der Mitte ist ein kleines Multifunktionsdisplay platziert. Ausgesprochen niedlich: Der Fahrer kann sich in besagtem Informationsdisplay die aktuell bereitgestellte Leistung sowie das momentane Drehmoment anzeigen lassen. Das kannten wir bis dato nur aus Sportwagen, ein schelmisches Grinsen konnten wir uns daher nicht verkneifen.

Die zentrale Einheit bildet ein 4,2 Zoll großer Touchscreen, der einem modernen Tablet ähnelt und von einer schmalen Chromleiste umrahmt wird. Darunter befindet sich das Bedienfeld für die Klimasteuerung inklusive monochromem Runddisplay.
Alternativ können einzelne Fahrzeugfunktionen über das etwas dünn ausgefallene Multifunktionslenkrad bedient werden, was in der Praxis einwandfrei funktionierte.
Technik & Assistenz – Mehr als erwartet
Auch wenn man es ihm auf den ersten Blick nicht ansieht, der Suzuki Baleno hat ausstattungstechnisch einiges auf dem Kasten. Die von uns getestete Version rollte in der Ausstattungslinie „Comfort“ vor, die höchste nach „Basic“ und „Club“, wobei die beiden letztgenannten ausschließlich dem 1.2 Dualjet vorbehalten sind.
So kann sich der künftige Fahrer des 1.0 Boosterjet über diverse Annehmlichkeiten freuen, angefangen von einer leistungsstarken Sitzheizung, die mit dem dünnen Stoff der Sitze leichtes Spiel hat, bis hin zum adaptiven Tempomaten.

Letzterer verfügt über eine aktive Bremsunterstützung auf Radarbasis und erhöht so die Sicherheit des kleinen Japaners um ein Vielfaches.
Für enge Rangiervorgänge in deutschen Großstädten erhielt der Baleno zusätzlich eine Rückfahrkamera, die insbesondere in Parkhäusern sehr gute Arbeit leistete. Das Bild der Kamera ist auch bei Nacht noch gut zu erkennen und verhindert so effektiv den ein oder anderen Parkrempler.

Dank „Keyless Start“ kann der Schlüssel für´s Ver- und Entriegeln getrost in der Hosentasche verbleiben. Gestartet wird das Fahrzeug – ebenfalls schlüssellos – über einen Startknopf auf Höhe des Zündschlosses.
Ebenfalls der Sicherheit zuträglich sind die Xenon-Scheinwerfer des neuen Suzuki Baleno. Streng genommen handelt es sich hierbei um Bi-Xenon-Scheinwerfer, da Abblend- und Fernlicht über dieselbe Lichtquelle generiert und mittels Blende im Strahlengang voneinander getrennt werden.

Da es sich hierbei um ein Scheinwerfersystem unterhalb der 2.000 Lumen handelt, waren wir umso überraschter, als wir die erste Nachtfahrt unternahmen.
Strahlend hell und angenehm homogen zeigt sich der Lichtkegel, der mit einer sanften Hell-Dunkel-Grenze aufwarten konnte. Im direkten Vergleich zu stärkeren Xenon-Systemen büßt der Baleno mit seinen 25-Watt-Brennern lediglich ein Stück seiner Helligkeit ein. Für den täglichen Gebrauch überzeugte das System dennoch auf ganzer Linie.
In puncto Kommunikation wartet der Suzuki Baleno Comfort serienmäßig mit einem Audiosystem inklusive Smartphone-Anbindung auf.

Das Koppeln mit dem Smartphone funktionierte bereits beim ersten Versuch reibungslos und ohne große Mühe. Einmal verbunden, kann der Rest über den 4,2 Zoll großer Touchscreen in LCD-Technik erledigt werden.
Musik wird derweil über sechs Lautsprecher wiedergegeben. Der Baleno ist zwar kein Klangwunder par excellence, dennoch muss der Kunde hier kein allzu schlechtes System erwarten. Darüber hinaus können Audiodateien über einen USB-Anschluss eingespielt werden.
Motorisierung & Fahreigenschaften – Spritzigkeit aus drei Töpfen
Unser Testwagen besaß den 1.0 Boosterjet mit 111 PS und einem maximalen Drehmoment von immerhin 170 Newtonmetern. Diese Zahlen sorgen auf dem Papier nicht unbedingt für schwitzige Hände, bedenkt man jedoch das niedrige Gewicht von gerade einmal 980 Kilogramm, so schossen die Erwartungen an den Ein-Liter-Dreizylinder doch wieder in die Höhe.
Auf den ersten Metern bereits fällt auf, dass der Dreizylinder ausgesprochen drehfreudig agiert. Gern darf der Fahrer die Gänge hoch ausdrehen, akustische Untermalung wird in Form eines kernigen Motorsounds geboten.

Zunächst muss der Baleno sich in seinem angepriesenen Lieblings-Metier beweisen, der Stadt. Enge Parklücken, noch engere Parkhäuser und ein ständiges Stop&Go meisterte der kleine Japaner ohne Murren. Die leichtgängige Lenkung könnte für unseren Geschmack eine Spur direkter sein, wirkt jedoch in urbanen Gefilden nicht sonderlich störend. Loben können wir dagegen den kleinen Wendekreis von 10 Metern, der im engen Großstadtgetümmel die ein oder andere Hürde zur Nichtigkeit degradiert.

Auf der Landstraße darf der Dreizylinder dann endlich frei drehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Spontane Überholvorgänge, die man dem kleinen Japaner so gar nicht zugetraut hätte, meistert der Suzuki problemlos und ohne den Eindruck aufkommen zu lassen, dass das Triebwerk zu wenig Leistung bereitstellen würde. Das Fahrwerk zeigt sich derweil von seiner komfortablen Seite, zu schnell gefahrene Kurven sollten tunlichst vermieden werden, hier neigt der Baleno dazu, seine Karosserie etwas in Wallung zu bringen.

Auf der Autobahn angekommen, können wir festhalten, dass der Kleine auch hier keine schlechte Figur macht. Bis circa 140 Sachen bietet der Suzuki Baleno – nicht zuletzt dank seines recht üppigen Radstandes – ein nicht unbedeutendes Maß an Komfort. Für den spontanen Wochenendtrip oder den Ausflug in den Freizeitpark ist der Japaner bestens geeignet. Aufgefallen ist uns allerdings, dass etwas Entscheidendes fehlt: der sechste Gang. Insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten wäre ein solcher wünschenswert, da dieser zum einen die Drehzahl und damit einhergehend auch den Verbrauch nach unten reduziert.

Generell sind jedoch hohe Geschwindigkeiten auf bundesdeutschen Autobahnen für den Kleinwagen ein Gefilde, welches ihm nicht unbedingt auf die Karosse geschneidert sind. Hier machen sich das zu weiche Fahrwerk sowie die etwas nervöse Lenkung bemerkbar. Das gilt jedoch vorrangig für hohe Geschwindigkeitsbereiche.
Um seinen Charakter in einem Satz zu beschreiben: Der Suzuki Baleno ist seinen Fahrern von Natur aus wohlgesonnen.

Er straft allzu sportliche Behandlungen adhoc mit entsprechendem Unmut in Form von Untersteuern. Honoriert wird dagegen der ruhigere Fahrstil mit relativ hohem Komfort und geringem Verbrauch.
Den angegebenen Herstellerwert konnten wir in unserem Test nicht ganz erreichen, mit einem Durchschnittsverbrauch von knapp sechs Litern sollte sich an dieser Stelle jedoch niemand über ausufernde Trinkgewohnheiten beschweren.
Fazit – Der Suzuki Baleno lebt
Ja, er lebt noch! Das könnte ebenfalls eine Zeile aus einem mehr oder weniger annehmbaren Song sein, in diesem Fall trifft sie aber voll und ganz zu. Der neue Suzuki Baleno ist zurück und auch, wenn er nun in einer neuen Klasse spielt, so glänzt er hier durch eine Vielzahl an Vorzügen, die für ihn sprechen. Er ist kein Trendsetter, kein stylisches Vehikel mit Accessoire-Charakter, dafür aber ein pragmatischer Begleiter, der die meisten Alltagssituationen ohne Probleme bewältigt.

Uns überzeugte der Kleine durch seine robuste Ader und seine hohe Funktionalität. Einzig die Bremsen könnten etwas bissiger und das Fahrwerk etwas straffer sein.
Wer nach einem praktischen City-Mobil ohne jedwede Allüren sucht, sollte sich den kleinen Japaner genauer anschauen. Mit einem Einstiegspreis von knapp 14.000 Euro ist er zudem preislich recht attraktiv. Selbst mit Vollausstattung bleibt der Baleno stets unterhalb der 20.000-Euro-Grenze.
Abgesehen davon reiht sich die Mild-Hybridversion in eine noch sehr dünn besetzte Fahrzeugklasse im Kleinwagensegment ein.
Text: NewCarz
Fotos: Suzuki
Technische Daten: Suzuki Baleno 1.0 Boosterjet Comfort
Länge x Breite x Höhe (m): 4,00 x 1,75 x 1,46
Motor: Reihen-Dreizylinder-Ottomotor
Leistung: 82 kW (111 PS)
Hubraum: 998 ccm
Max. Drehmoment: 170 Nm
Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
Durchschnittsverbrauch (NEFZ-Norm): 4,4 L/100 km
Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 5,8 L/100 km
CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 103 g/km
Abgasnorm: Euro 6
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 11,4 Sekunden
Leergewicht: 980 kg
Laderaumvolumen: 355 Liter (1.085 Liter bei umgeklappten Rückenlehnen)
Kraftstofftank: ca. 37 Liter
Neupreis: ab 13.790 Euro (1.0 Boosterjet Comfort ab 17.990 Euro)

Sorgt seit 2015 stets für den „Nachschub“ an automobilen Neuigkeiten, ob als Modellpremieren, Modellpflege oder strategische Neuausrichtung von Herstellern – um nur einige zu nennen. Sein enger Draht zu den Herstellern ist ein Garant für brandneue Informationen und Autonews aus erster Hand. Seine automobile Vorliebe gehört vor allem den gut motorisierten Cabrios und Coupés dieser Welt.