Vorhang auf für das Suzuki Jimny Nutzfahrzeug – die Ablösung für den Jimny als Fünfsitzer im Test.
Nach dem fulminanten Start des pfiffig-smarten Offroaders der Herzen vor gut vier Jahren, folgt nun die Version mit zwei Sitzen und per Gitter abgegrenztem Laderaum – ein Nutzfahrzeug eben.
Als PKW wurde der Jimny aus diversen Gründen eingestellt: Einmal weil er für Europa in limitierter Stückzahl angeboten wurde und zum Anderen, um etwaige Strafzahlungen durch eröhte Emissionswerte im Flottenverbrauch zu vermeiden, wurde die PKW-Variante gegen die Nutzfahrzeugvariante eingetauscht, welche dadurch nicht mehr in den Flottenverbrauch eingerechnet werden muss.
Es war ohnehin sehr schwierig, einen der begehrten Offroader zu erhalten, die Wartezeiten betrugen bis zu zwei Jahre. Das ist auch im Fall des Jimny als Nutzfahrzeug nicht anders. Dennoch gibt es einige Dinge, die man geändert hat – nicht alles zum Vorteil fürs Auto und seinen Besitzer.
- Außenansicht
- Innenraum und Ladeabteil
- Motor und Fahreigenschaften
- Ausstattung, Technik & Komfort
- Der Preis zum Suzuki Jimny Nutzfahrzeug
- Fazit
- Pro & Contra
- Technische Daten
Die Außenansicht – Alles wie immer
Auch als Nutzfahrzeug zeigt sich der Jimny noch immer als echter Mini-Offorader – mit kleinen Abstrichen, die Kennern sofort auffallen: So sind die Zeiten, als der Kleine noch mit strahlend blauen Augen vom Band lief passé.

Gemeint sind die LED-Scheinwerfer mit den Projektionslinsen, die im PKW-Modell noch zu haben waren – sie wurden mit der Neuauflage als Nutzfahrzeug gestrichen und durch runde Freiform-Reflektoren mit schnödem Halogenlicht ersetzt. Flankierend nehmen sie einen dunklen Kühlergrill in ihre Mitte – ein bisschen 80er-Jahre-Flair ist hier garantiert.
Seitlich in Augenschein genommen, bleibt es bei der kompakten Silhouette, die vorn wie hinten mit den bekannten, sehr kurzen Überhängen aufwartet. Auch am Heck gibt es keine Überraschungen, denn auch hier sieht der Jimny aus, wie sein PKW-Bruder.
Der Innenraum – Vom Platzhalter zum Nutztier
Im Interieur fallen die Änderungen am drastischsten ins Auge. Um eine Nutzfahrzeug-Zulassung erhalten zu können, musste die zweite Sitzreihe entfernt und durch eine recht ebene Ladefläche ersetzt werden.

Damit könnte man an sich ganz gut leben, die meisten Jimny-Kunden hatten wohl eh selten eine längere Tour zu viert im Sinn. Allerdings wurden im gleichen Zuge aufgrund der fest verbauten Abgrenzung zum Laderaum auch die Sitzschienen für die Vordersitze kürzer, wodurch der Einstellbereich des vorderen Gestühls drastisch eingeschränkt worden ist.
Dasselbe gilt auch für die Lehneneinstellung. Bis ungefähr 1,85 Meter sitzt man aber noch recht gut auf dem Fahrersitz, ist man größer, wird es ziemlich eng.
Zudem ist ebendiese Gittertrennung einschränkend, was die Variabilität bei Nutzung des Ladeabteils angeht. Sperrige und längere Gegenstände haben keine Chance, irgendwie noch an der oder über die (umgeklappte) Rückenlehne des Beifahrersitzes vorbeizukommen und bleiben damit als nicht transportfähig draußen. Das ist nicht unbedingt praktikabel bei einem Nutzfahrzeug. Das Laderaumvolumen beträgt derweil unveränderbare 863 Liter.
Aufgefallen ist uns zudem, dass man bei jedem Verlassen des Jimny ordentlich einen gewischt bekommt. Will heißen, man lädt sich im Innenraum offensichtlich dermaßen statisch auf, dass man beim Aussteigen und der gleichzeitigen Erdung immer einen elektrischen Schlag erhält. Dieses ziemlich nervige Phänomen war unabhängig vom jeweiligen Schuhwerk und der Kleidung über den gesamten Testzeitraum zu beobachten.
Motor und Fahreigenschaften – Im Fernen Osten nichts Neues
Unangetastet blieb der Antriebsstrang des Jimny. Mit seinen 102 PS ist der nicht aufgeladene 1,5 Liter Vierzylinder kein Garant für sportliche Ambitionen, doch tut er immerhin das, was er soll: nämlich den Kleinen von A nach B zu treiben und im Gelände reichen diese Leistungen vollkommen aus.

Dabei ist der Vierzylinder im Kaltstart recht rau und ungeniert, was sich mit zunehmender Betriebstemperatur ändert. Wirklich leise wird er dann zwar immer noch nicht, rückt akustisch dennoch ein Stück in den Hintergrund und überlässt den Begleitgeräuschen aus dem Antriebsstrang den akustischen Vorrang.

Die Lenkung erwies sich im Test besonders um die Neutralstellung herum als etwas taub, blieb ansonsten aber dem Fahrzeug beziehungsweise der Fahrzeuggattung angemessen.

Die Bremsen dienen nicht unbedingt als Aushängeschild, denn der Bremsweg ist einfach gesagt zu lang. Doch wer den All-Terrain-Reifen nicht gerade zu Höchstleistungen auf Asphalt treibt, dürfte mit den Stoppern zurechtkommen.

Das Fahrwerk selbst war noch nie der „King of Comfort“ schlechthin, da macht auch die Nutzfahrzeug-Version keine Ausnahme. Fantastisch gut kommt der Kleine jedoch wie schon sein Pendant als PKW-Version im Gelände voran und besitzt als einziger Suzuki der aktuellen Deutschland-Flotte den AllGrip Pro Allradantrieb, der für nahezu jedes Terrain gerüstet ist.

Der Verbrauch ähnelte erwartungsgemäß dem des PKW-Jimny und lag im Durchschnitt mit 7,6 Litern auf 100 Kilometer immer noch sehr hoch für dieses Motörchen. Dieses Mal schickten wir den Offroader auch auf die Sparrunde und erreichten im Durchschnitt als Minimalverbrauch exakt fünf Liter auf 100 Kilometer – das darf wiederum als akzeptabel gelten. Doch im reellen Alltag und insbesondere im Gelände ist es auch gern mal das Doppelte, was der Japaner konsumieren möchte.
Ausstattung, Komfort, Technik
In diesem Kapitel gibt es tatsächlich nicht viel zu berichten, denn der Beschnitt im Suzuki Jimny Nutzfahrzeug fiel ziemlich umfangreich aus.
Das Halogen-Licht ist ein echter Rückschritt und nicht im Ansatz mit dem tollen LED-Licht der PKW-Version vergleichbar. Wer des Öfteren nachts im Wald unterwegs sein muss, möge bitte Zusatzleuchten auf dem Dach installieren. Falls es gegen jeden Rat beim serienmäßigen Halogenlicht bleibt, muss man damit rechnen, dass sich das kreuzende Wild scheckig lacht.

Das einfache Soundsystem gibt Musik wieder – Punkt. Mehr kann man hierzu nicht sagen. Gelegentliche Radiohörer, Podcast-Fans und Verkehrsfunk-Empfänger werden hier sicherlich wenig Kritik üben.
Die Sitzheizung verrichtet auch hier einen guten Job – mit schwarz/weißer Arbeitsweise. Es ist entweder kalt oder heiß; dazwischen gibt es nichts.
Schade ist, dass das Multimedia-System, das wir bereits aus der PKW-Version des Jimny kennen, hier ebenfalls nicht mehr erhältlich ist. Stattdessen gibt es ein vollkommen oldschool wirkendes Radio mit einer LCD-Anzeige, die an die 80er erinnert. Immerhin DAB+ ist verfügbar und sogar das Telefon kann über Bluetooth freisprechend benutzt werden. Auch das Abspielen von Musikdateien funktioniert auf diese Art.
Die Bedienung des „Infotainments“ ist allerdings bei weitem nicht so intuitiv wie das farbige Multimedia-Display der PKW-Version.

Auf absolutes Unverständnis trifft bei uns allerdings der Fakt, dass man im Jimny Nutzfahrzeug die Kopf- und Seitenairbags ersatzlos gestrichen hat. So ein Rückschritt in puncto Sicherheitsausstattung ist aus unserer Sicht weder akzeptabel noch nachvollziehbar. Wenigstens eine Verkehrszeichenerkennung hat es in den Jimny als Nutzfahrzeug geschafft – auch wenn das kein vergleichbarer Sicherheitszuwachs ist.
Der Preis für das Suzuki Jimny Nutzfahrzeug
Den Jimny gibt es als Nutzfahrzeug wie auch einst die PKW-Version in nur einer Ausstattung und mit nur einer Motorisierung. Der Preis für den NFZ-Jimny beträgt 23.915 Euro. Das sind gut 3.000 Euro mehr, als man damals für die nicht mehr angebotene Variante mit fünf Sitzplätzen verlangt hat und 2.000 Euro mehr als vor einem Jahr angekündigt.

In Anbetracht des Wegfalls der wichtigen Kopf- und Seitenairbags sowie auch des LED-Lichts, empfinden wir diese Preiserhebung als echte Frechheit. Zumal es möglich ist, eine zweifellos hübsche, aber völlig sinnfreie Zweiton-Sonderlackierung in Chiffon Ivory Metallic und Bluish Black Pearl Metallic für satte 1.320 Euro hinzu zu buchen, aber man keine Chance hat, die ursprüngliche Fahrsicherheit im Jimny wiederherzustellen.
Eine umfangreiche Zubehörliste gibt es weiterhin, die jede Menge an Aufhübschungen und zum Teil Dinge mit praktischem Nutzwert beinhaltet.
Fazit – Weniger kostet mehr
Mit dem Suzuki Jimny NFZ haben die Japaner einerseits einen cleveren Schachzug hingelegt, um ihren kleinen Kraxler auch hierzulande weiterhin an den Mann zu bringen. CO2-Diskussion hier, Wartezeiten da – wer einen Jimny haben will, nimmt das alles in Kauf.

Andererseits hat man dem wirklich coolen Jimny einige Sicherheitsfeatures genommen und vernachlässigt damit die Sicherheit der Kunden, und genau das finden wir nicht akzeptabel. Dass man den Preis dennoch deutlich angehoben hat, ist sicherlich frech, aber nicht entscheidend – die Nachfrage regelt schließlich das Angebot.
Dennoch: Aktuell gibt es wohl kaum ein ehrlicheres Auto im Bereich der Geländefahrzeuge. Da teilt er sich den Platz höchstens mit dem Lada 4×4.

Wir finden gut, dass es solche Autos noch gibt und wenngleich er in vielen Belangen aus der Zeit gefallen zu sein scheint, so macht er spätestens im Gelände alles wieder gut. Hoffentlich bleibt er uns noch ein Weilchen erhalten und man überdenkt bei Suzuki noch einmal den Verzicht auf die Sicherheitsausstattung – das ohnehin hohe Kundenpotential wäre dann auf jeden Fall noch stärker ausgeprägt.
Kamera: Canon EOS 5D Mark III
Pro und Contra
Pro:
- erstklassige Offroad-Eigenschaften
- durch geringe Abmessungen sehr wendig
- bereits jetzt Kultstatus
Contra:
Technische Daten: Suzuki Jimny Nutzfahrzeug 1.5 Comfort Allgrip Pro
- Farbe: Jungle Green Metallic
- Fahrzeugklasse: Kleinwagen/Geländewagen NFZ
- Länge x Breite x Höhe (m): 3.65 x 1,65 (1,87 mit Außenspiegel) x 1,71
- Radstand (mm): 2.250
- Antrieb: Vierzylinder Benzin-Saugmotor
- Leistung: 75 kW (102 PS) bei 6.000 rpm
- Max. Drehmoment: 130 Nm bei 4.000 rpm
- Hubraum: 1.462 ccm
- Getriebe: manuelle 5-Gang-Schaltung
- Antrieb: Allgrip zuschaltbarer Allrad mit Getriebeuntersetzung
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 7,7 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,6 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 173 g/km
- Schadstoffklasse: LKW
- Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h (gemessen 152 km/h)
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 13,2 Sekunden
- Wendekreis (m): 9,8
- Leergewicht (kg): 1.165
- Zuladung (kg): 270
- Kofferraumvolumen (l): 863
- Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 % (kg): 350/1.300
- Bodenfreiheit (mm): 210
- Böschungswinkel vorn/hinten: 37°/49°
- Rampenwinkel: 28°
- Kraftstofftank (l): 40
- Kraftstoffart: Super E5/E10 mind. 95 Oktan
- Neupreis des Testwagens: 23.915 Euro (Einstiegspreis ab 23.915 Euro)

Unser Chefredakteur erstellt seit 2015 schwerpunktmäßig Fahrberichte und testet alle Fahrzeuge akribisch – mit Liebe zum Detail – auf Herz und Nieren. Dabei entgeht ihm nichts. Seine Objektivität bewahrt er dabei kompromisslos. Robertos Spezialgebiete sind neben SUVs und Kombis die alternativen Antriebskonzepte. Sein Herz schlägt aber auch gern im V8-Takt.