Jeep Renegade Test – Der Abtrünnige

Jeep Renegade
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Mit gut vier Jahren gehört der Jeep Renegade noch zu den Neulingen am Markt, erhielt im letzten Jahr dennoch bereits die erste Aktualisierung.

Das als Mini-SUV deklarierte Gefährt aus dem FCA-Konzern kann im Grunde sogar zwei Aktualisierungen für sich verbuchen, denn neben der allgemeinen Auffrischung kamen unlängst auch neue Antriebe hinzu. Doch der Reihe nach.

Wir fuhren zum Test den Jeep Renegade mit 2.0 Multijet Turbodiesel und 140 PS.

 

Exterieur – Herrlich abtrünnig

 Gegenüber seinen Konkurrenten wirkt der Renegade in der Tat abtrünnig, weil mit keinem anderen Modell direkt vergleichbar. Der urban erscheinende Eindruck des Vorgängers ist nahezu verschwunden. Auch wenn immer noch eine leichte Seichtigkeit im Design mitschwingt, gibt es nun mittlerweile nicht wenige Ähnlichkeiten zum Jeep Wrangler, was vor allem an der Front hervorsticht.

 

Renegade Front
Ein Renegade in Wrangler – Die Front-Optik zeigt viele Ähnlichkeiten zum großen Bruder.

 

Die runden Scheinwerfer beispielsweise, diese könnten in Bezug auf Design und Tagfahrlicht direkt aus dem größeren Bruder stammen. Doch auch der Frontgrill ähnelt vom Design kräftig dem Wrangler. Insgesamt steht das dem Renegade außerordentlich gut. Kleiner Nachteil: Die zerklüftete Front mit ihren tiefliegenden Scheinwerfern erzeugt jede Menge Kanten und Sicken, die bei einer Autowäsche gänzlich unbehandelt bleiben, was jedes Mal entsprechend Nacharbeit per Hand bedeutet.

 

Jeep Renegade Seite
Burschikos und bereits optisch für’s Grobe gepriesen: Der Jeep Renegade.

 

Insgesamt sorgt das kantige, für einen echten Jeep typische Design für den Ausschluss jedweder Verwechslungsgefahr. Die Sonderfarbgebung Jetset Blue Metallic stand unserem Protagonisten bestens und peppte dessen Erscheinung nochmals auf. Aus der Ferne wirkt er gegebenenfalls noch etwas dezent, doch spätestens, wenn man davor oder daneben steht, sieht man, dass der Renegade doch ein ganz schönes Kaliber ist.

 

Renegade auf Gras
Wherever you drive, I’m with you – Den Renegade ist so gut wie jeder Weg recht.

 

Ein rustikaler Eindruck erfährt der Betrachter beim Anblick der Seitenlinie, die auch hier den kernig-kantigen Look der Jeep-Geschichte aufgreift. Die 19-Zoll-Räder als antagonistischer Aspekt, passen hierzu erstaunlich gut und machen aus dem Gesamtpaket einen echten Dynamiker mit Offroad-Anspruch – wäre ja auch ein Ding, wenn das bei einem Jeep nicht der Fall wäre.

 

Heckleuchte
Cooles Design zeigen auch die neu gestalteten Heckleuchten am Renegade.

 

Am Heck erfreuen den nachfolgenden Verkehr neugestaltete Rückleuchten mit einer modernen Lichtsignatur – auch hier wurde der Jeep Renegade erwachsen. Zeit, um die erhöhte Sitzposition zu erklimmen.

 

Interieur – Praktischer, moderner, wertiger

Auch im Innenraum wird das Update schnell sichtbar und sogar auch greifbar. Die Materialien erscheinen nun wertiger. Keine falschen Intensionen bitte, luxuriös ist was vollkommen anderes, aber das hier eingesetzte Material wirkt in jedem Fall grundsolide, als wäre es unverwüstlich und speziell für den rauen Einsatz konzipiert. Und das alles, ohne etwa billig oder schnöde zu wirken.

 

Interieur Jeep Renegade
Experience statt Experiment – Klar und übersichtlich geht es zu im überarbeiteten Renegade.

 

Das gilt auch für den Lederbezug der bequem gepolsterten Sitze, die bereits beim ersten Kontakt ihre Unempfindlichkeit gegenüber alltäglichen Erfordernissen suggerieren. Die Platzverhältnisse sind – gemessen am Wettbewerb in diesem Segment – überaus großzügig. Vor allem vorne findet man in alle Richtungen viel Raum zur Entfaltung. Auch die Kopffreiheit ist gigantisch – sogar für richtig großgewachsene Zeitgenossen. Im Fond herrschen ähnliche Gegebenheiten, mit leichten Einschränkungen in der Beinfreiheit und das auch nur, wenn man mehr als 1,85 Meter an Körpergröße vorweisen kann.

 

 

Extrem eingeschränkt ist dagegen die Rundumsicht. Hier muss man sich auf die elektronischen Helfer verlassen, denn um das Ende der Front oder gar des Hecks einzuschätzen, ist man vom Fahrerplatz aus kaum in der Lage.

Der Kofferraum fasst mit 351 Litern genug, um so gerade eben den Durchschnitt seiner Fahrzeugklasse zu erreichen. Auf sein Maximum erweitert, werden daraus bis zu 1.297 Liter Fassungsvermögen. Für den Alltag sollte diese Ladekapazität dennoch ausreichen. Ein Vorteil: Die Rückbank lässt sich dreiteilig umklappen, wodurch die Variabilität höher ausfällt.

 

 

 

Motor und Fahreigenschaften – Die Faust aufs Auge

So passend wirkt sowohl Antrieb als auch die Fahrcharakteristik des Renegades zu dessen Marke und dem Aussehen. Unser Testkandidat wurde von einem 2.0-Liter Turbodiesel mit 140 PS sowie 350 Newtonmetern maximalem Drehmoment in Bewegung gehalten. Der Selbstzünder werkelt ziemlich rau und erinnert dadurch auch an den Jeep Cherokee, der eine ähnliche Laufcharakteristik vorwies.

 

Motorraum Renegade
Kein Leisetreter, aber mit Wandlerautomatik verteilte Kraft auf alle Viere machen den Jeep aus.

 

Leistungstechnisch reicht dieser Diesel absolut, um den Jeep Renegade adäquat in Bewegung zu setzen. Dazu hilft die Neungang-Automatik, welche den zeitig verfügbaren Maximaldrehmoment – ab 1.750 Touren – gekonnt verwaltet und einsetzt. Die Schaltcharakteristik ist passend zum Gesamtcharakter des Autos als burschikos zu beschreiben. Das stört allerdings kaum, denn gleich wie auffallend diese Automatik durch die Fahrstufen sortiert, es vermittelt immer ein Stück des urtypischen Jeep-Fahrgefühls.

 

Wahlhebel Automatik
Typischer Wandler mit allen Vor- und Nachteilen und immerhin neun Fahrstufen.

 

Weit entfernt ist auch das Fahrverhalten von den allgegenwärtigen, nahezu synthetisch anfühlenden Alleskönnern des Wettbewerbs. Hier regiert das Ursprüngliche, so, als würde man einen massiven Kasten manövrieren. Nicht so ungelenk, sondern genau so kantig. Doch ist es genau das, was ein Fan und Jeep-Sympathisant so mag und hier auch findet.

Die leichtgängige Lenkung hält sich mit Feedback arg zurück, bleibt im Geradeauslauf nahezu wattiert in ihrer Charakteristik. Die Federung schluckt eine Menge, macht sich aber auch nicht die Mühe, jedwede Unzulänglichkeit von den Insassen fernzuhalten. Muss man auch nicht, denn diese Raubeinigkeit erwartet man hier sogar.

 

Lenkrad im Jeep
Multifunktionslenkrad – Liegt satt in den Händen, vermittelt trotzdem wenig Feedback zur Straße.

 

Dafür kann der Jeep Renegade jederzeit ins Gelände – vorausgesetzt, er besitzt Allrad, wie unser Testkandidat. Dank famoser Böschungswinkel, großzügiger Bodenfreiheit und ebendiesem Allrad, geht es problemlos über Stock und Stein. Vier Fahrprogramme und eine Lock-Funktion für den Allradantrieb, bei dem die Verteilung auf jeweils 50 Prozent pro Achse fixiert wird, eine Getriebeuntersetzung plus eine Bergabfahrhilfe, bieten in Summe alle Anpassungsmöglichkeiten für die meisten Fälle im On- und Offroadbereich.

 

 

Verbrauchstechnisch legte der Jeep Renegade gezügelte Ambitionen an den Tag. So kamen wir im Drittelmix mit 7,5 Litern auf 100 gefahrenen Kilometern aus. Wer durchweg die zügige Fahrweise bevorzugt, muss an die zehn Liter für dieselbe Strecke einkalkulieren. Sparer schaffen hingegen auch eine Sechse vor dem Komma.

 

Tankdeckel
Diesel und AdBlue unter einer Kappe – Das macht sich beim Nachfüllen praktisch bemerkbar.

 

 

Ausstattung, Komfort und Sicherheit

Als Limited, der zweithöchsten Ausbaustufe des Renegade, gab es eine Fülle an Annehmlichkeiten im Testwagen. Da wären beispielsweise das Uconnect 7.0 Multimediasystem – übrigens immer noch im 4:3 Format – mit dem die Vernetzung sowohl per Android Auto als auch per Apple CarPlay reibungslos funktionierte. Auch das Navigationssystem bewies im Praxistest schnelle Berechnungszeiten und eine klare Routenführung. Verkehrsstörungen wurden zeitnah berücksichtigt und die Kartendarstellung gab nie Rätsel auf.

 

Bildschirm Uconnect 7.0
Eine Heerschar an Assistenten mit vielen variierbaren Parametern finden sich im Renegade.

 

Assistenten en masse unterstützen den Renegade-Fahrer und lassen sich zudem ziemlich feingranular justieren und separieren. Eine Warnung ist jedoch nicht abschaltbar: Aktiviert man den Spurhalteassistenten, verlangt der Assistent einen durchgängigen Kontakt zwischen Fahrerhänden und Lenkrad – logisch eigentlich. Doch mitunter interpretiert der Assistent einen in der Realität nicht entstandenen Kontaktverlust und warnt in diesem Fall derart penetrant, dass der Fahrer als Reaktion vor Schreck fast das Lenkrad verreißt.

Den Voll-LED-Scheinwerfern möchten wir an dieser Stelle eine klare Empfehlung aussprechen. Mit einer hervorragenden Ausleuchtung, enormer Helligkeit und Reichweite bilden sie ein Höchstmaß an Sicherheit bei Dunkelheit und schlechter Sicht.

 

LED-Scheinwerfer am Renegade
Dank LED-Emittern leuchtet der Renegade die Fahrbahn stets fulminant aus.

 

Für den guten Ton zeichnete sich im Testfahrzeug eine Beats-Soundanlage verantwortlich. Diese untermalte den Innenraum akustisch mit klarer Bassbetonung und einem ansonsten recht warmen Klangspektrum, dem es aber an Mitten fehlt. Wer gerne Musik beim Fahren konsumiert, sollte dennoch auch hierauf Wert legen.

 

Sitzheizung
Gefroren wird woanders – Im Renegade gibt es zuverlässige Heizvariationen.

 

Zuverlässig, weil schnell und sehr warm, erwiesen sich die Lenkradheizung und die für die vorderen Sitze. Beide Varianten heizten ganzflächig und gleichmäßig ein.

 

Varianten und Preise für den Jeep Renegade

Den markanten Jeep gibt es aktuell in vier Ausstattungsstufen:

  • Sport – So heißt das Einstiegsmodell, welches neben dem Uconnect 5.0 System inklusive DAB+ und Bluetooth Freisprechanlage auch einen Tempomaten, eine Verkehrszeichenerkennung und einen Spurhalteassistenten serienmäßig vorweisen kann. Ab 20.900 Euro beginnt der Renegade-Spaß.
  • Longitude – Eine Stufe darüber gibt’s on top unter anderem Parksensoren hinten, Nebelleuchten mit Abbiegefunktion, eine Dachreeling und USB-Slots im Fond. Diese Version kostet ab 22.400 Euro.
  • Limited – In dieser Ausbauvariante gesellen sich serienmäßig noch LED-Scheinwerfer, das Uconnect 7.0, Parksensoren vorne und diverse Assistenzsysteme hinzu. Mindestens 25.600 Euro werden für diese Variante verlangt.
  • Trailhawk – Als Offroad Spezialist gehören zur Serienausstattung hier ein modifizierter Front- und Heckbereich für maximale Böschungswinkel, das Selec-Terrain Traktionssystem, und ein spezieller Rock-Modus, mit dem auch Felsenklettern funktioniert. 36.100 Euro kostet das Flaggschiff unter den Renegades mindestens.

 

Renegade Limited 2.0 MultiJet
Unser Testwagen rollte als Limited-Variante zu uns.

 

Als Motoren stehen seit 2018 insgesamt sechs Leistungsstufen bereit. Die neu entwickelten Benziner bestehen aus einem 1.0-Liter Dreizylinder T-GDI mit 120 PS sowie einem 1.3-Liter Vierzylinder mit 150 und 180 PS.

Als Dieselmotoren stehen ein 1.6-Liter Vierzylinder MultiJet mit 120 PS und ein 2.0-Liter Vierzylinder MultiJet mit wahlweise 140 oder 170 PS zur Verfügung. Die Motoren werden je nach Ausstattungslinie angeboten. So ist beispielsweise der Trailhawk ausschließlich mit dem großen 170-PS-Diesel kombinierbar. Alle Antriebsvarianten erfüllen die Euro-6d-Temp-Norm.

 

Fazit – Charmant, wie es nur ein Jeep Renegade sein kann

Der Jeep Renegade 4×4 polarisiert auch mit seinem überarbeiteten Design weiterhin, bietet sicher nicht die Perfektion eines deutschen Crossover-Konkurrenten und will keinesfalls als SUV betitelt werden. Er reiht sich perfekt in die Jeep-Riege ein, rückt ein ganzes Stück näher an den Wrangler und das tut dem neuen Renegade gut.

 

Jeep Renegade offroad
Vom Wege abkommen gibt es für einen Jeep ja fast nie. Das gilt auch für diesen hier.

 

Er ist durch und durch ein Jeep – rau, kernig und loyal, auch wenn der Weg einmal steinig ist. Das ist bei der 4×4-Variante wörtlich zu nehmen, auf Wunsch gibt es ihn sogar als Trailhawk, dann sind auch Wege zu meistern, die eigentlich keine sind – „trailrated“- Zeugnis sei Dank.

Das und sein ehrliches Wesen, seine auf das Ursprüngliche heruntergebrochenen Fahrcharakteristika sind die Zutaten für einen exponierten Mitbewerber, der streng genommen keine Konkurrenz zu fürchten hat – vor allem abseits der befestigten Wege. Wer nur die Optik anziehend findet, jedoch vorrangig urban unterwegs ist, sollte mal einen Blick auf die frisch eingeführten Dreizylinder mit Frontantrieb werfen. Diese sind dann sicher auch „urbanrated“.

 

Offroadfahrt
Abtrünnig ist er, aber nur gegenüber seinen Konkurrenten, die man nur bedingt vergleichen kann.

 

Wer mehr Power bevorzugt und gleich den mit 170 PS gesegneten Diesel wählt, erhält neben noch mehr Fahrspaß auch ein Fahrzeug, welches für alle Fahrwege gewappnet sein dürfte.

 

Text / Fotos: NewCarz

Kamera: Canon EOS 6D

 

 

 

Technische Daten: Jeep Renegade Limited 2.0 MultiJet 4×4

 

Farbe: Jetset Blue Metallic

 

Länge x Breite x Höhe (m): 4,24 x 1,81 (2,02 mit Außenspiegel) x 1,70

 

Radstand (mm): 2.570

 

Motor: Vierzylinder Commonrail Turbodiesel

 

Leistung: 103 kW (140 PS) bei 3.750 rpm

 

Hubraum: 1.956 ccm

 

Max. Drehmoment: 350 Nm bei 1.750 rpm

 

Getriebe: 9-Gang-Automatik

 

Antrieb: Allrad inklusive Getriebeuntersetzung

 

Durchschnittsverbrauch (NEFZ): 6,4 L/100 km

 

Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 7,5 L/100 km

 

CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 190 g/km

 

Abgasnorm: Euro 6d-Temp

 

Höchstgeschwindigkeit: 182 km/h

 

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,0 Sekunden

 

Leergewicht: 1.540 kg

 

Wendekreis: 11,0 m

 

Böschungswinkel vorn/hinten: 21,0°/32,1°

 

Rampenwinkel: 23,5°

 

Bodenfreiheit: 198 mm

 

Wattiefe: 220 mm

 

Kofferraumvolumen: 351 bis 1.297 Liter

 

Zuladung: 560 kg

 

Anhängelast ungebremst/gebremst in kg: 600/1.500

 

Stützlast: 60 kg

 

Dachlast: 60 kg

 

Kraftstofftank: 55 Liter

 

Ad-Blue-Tank: 13 Liter

 

Kraftstoffart: Diesel

 

Neupreis des Testwagens: ca. 37.940 Euro (Einstiegspreis ab ca. 20.900 Euro)

 

 

 

 

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